Nachhaltigkeit als Reiseziel
Alyssa Leisi, Jasmine VenetzDonnerstag, 06.07.2023Nachhaltigkeit als Reiseziel
Alyssa Leisi, Jasmine VenetzDonnerstag, 06.07.2023Schon bald stehen die Sommerferien an, da ergibt es sich doch, zu untersuchen, welche Aspekte der Tourismus in der Schweiz auf die Nachhaltigkeit hat. Dies erfahren die Schüler*innen im Kurs «Nachhaltiger Tourismus in der Schweiz» in der BNE-Woche des gymo.
Flughafen Zürich (Bild: zvg. Kursteilnehmer*in)
Die Kursteilnehmer*innen erhalten die Gelegenheit, die Effekte des Tourismus auf Natur, Umwelt und Gesellschaft zu untersuchen. Die Kursausschreibung verspricht einerseits Theorie, aber auch viele Exkursionen. Der Fokus liegt dabei vor allem auf Transportunternehmen und der Hotellerie. Die Schüler*innen analysieren die Nachhaltigkeit des Tourismus und erlangen ein Bewusstsein für die Auswirkungen von Reisen. Ausserdem erarbeiten sie sich Werkzeuge, um sich richtig zu informieren und lernen, was es mit verschiedenen Labels auf sich hat.
Das Reiseprogramm für die Woche
Frau Jakob, eine der Kursleiterinnen, berichtet über die Wochenplanung: «In den Medien sind die negativen Effekte des Tourismus ein grosses Thema und es kommt die Frage auf, ob man überhaupt noch reisen sollte.» Passend dazu habe die Woche der Teilnehmer*innen des Kurses mit dem Lesen eines Interviews einer Expertin begonnen, in dem genau diese Frage behandelt werde. Der Montag sei allgemein eher kopflastig gewesen, erzählen die Schüler*innen. Sie hätten sich damit befasst, wie man sich richtig über die Nachhaltigkeit von Unternehmen informieren könne.
Was steckt genau hinter den Labels, die zeigen sollen, wie nachhaltig ein Unternehmen ist? Manche Labels besässen nämlich drei Stufen, erklärt Frau Jakob. Wenn sich bloss ein Strich unterhalb des Labels befinde, bedeute das, dass sich die Firma irgendeinmal schon bereiterklärt habe, sich Gedanken zu machen, ob sie eventuell etwas für die Nachhaltigkeit machen wollten. Ausserdem seien viele Labels nicht zertifiziert. Wenn man sich nicht richtig informiere, drohe die Gefahr, von den Labels geblendet zu werden, führt Frau Jakob weiter aus. Genau dies solle mit diesem Kurs verhindert werden.
Am Dienstag habe die Gruppe einen Ausflug nach Zürich unternommen, wo die Schüler*innen eine Führung am Bahnhof und am Flughafen erhalten hätten. Die Auswertung der Eindrücke des Vortags begannen gleich am Mittwochmorgen. In drei Teams erstellten die Schüler*innen ein Mindmap zum Ordnen ihrer Gedanken. Sie stellten sich Fragen zum Bahnhof und Flughafen: Was ist an diesen Orten bereits nachhaltig? Was widerspricht der Nachhaltigkeit? Was sind Entwicklungen in Richtung Nachhaltigkeit, die bereits im Gange sind?
Etwas, was an beiden Orten stark der Nachhaltigkeit widerspricht, sind die riesigen Konsumtempel mit «Duty Free» und Läden, die an jedem Tag im Jahr geöffnet sind. In Planung stehen natürlich noch viele Verbesserungen, jedoch gab die Exkursion den Schüler*innen einen tiefgründigeren Eindruck davon, wo die Schweiz in Richtung nachhaltigerem Tourismus steht. Den Nachmittag verbringen die Kursteilnehmer*innen in Basel, wo sie ein Bio-Hotel besichtigen und einen Experten von «fairunterwegs» treffen. Dabei handelt es sich um eine Gesellschaft, die zum Beispiel Hotels empfiehlt, die wirklich nachhaltig geführt werden. Der Experte erklärt auch, welche Labels tatsächlich etwas hergäben.
Der Donnerstag sei für die Auswertung und Reflexion der gesamten Woche eingeplant, erläutert Frau Jakob schliesslich. Zum Schluss würden die Schüler*innen ihre Resultate auf Stellwänden präsentieren.
Ziel der Reise
Das Ziel des Kurses sei nicht, dass jemand nach dieser Woche mit einem schlechten Gewissen in die Ferien gehe, aber dass man sich überlege, dass man ein Teil davon sei und dass man die Möglichkeiten kenne, wie man sich informieren könne. Wovor man sich in Acht nehmen solle, seien die Homepages der Firmen selbst, auf denen es schlussendlich bei allen darum gehe, sich in ein gutes Licht zu rücken und sich zu verkaufen. Das sei sehr ernüchternd und man wisse kaum, wem man noch trauen könne, meint Frau Jakob. Durch den Kurs würden den Schüler*innen jedoch Hilfestellungen für die Zukunft, wie die Labels und die «fairunterwegs»-Webseite, mitgegeben.
Flughafen Zürich (Bild: zvg. Kursteilnehmer*in)
In kleinen Interviews erzählen Schüler*innen von ihren Erfahrungen im Kurs.
Welchen Eindruck vom Kurs hast du bis jetzt?
Schülerin A: «Bisher hat mir der Kurs gut gefallen. Anfangs habe ich mir etwas anderes unter nachhaltigem Tourismus in der Schweiz vorgestellt. Ich dachte, dass wir es spezifischer analysieren. Die Führungen basierten mehr auf historischem Hintergrund als auf dem Thema Nachhaltigkeit, diesen Teil mussten wir selbst bearbeiten und analysieren.»
Schülerin B: «Wir haben bestimmt schon viel über das Thema Nachhaltigkeit angeschaut. Ich dachte, dass es vielleicht ein bisschen langweiliger werden würde, aber ich bin bis jetzt positiv überrascht.»
Was hat dir sehr gefallen?
A: «Die Führungen waren sehr spannend, obwohl der Bezug zum nachhaltigen Thema gefehlt hat.»
B: «Gestern haben wir zwei Exkursionen gemacht, wir haben den Bahnhof in Zürich angeschaut und den Flughafen. Das war das Highlight bis jetzt.»
Was hat dir nicht gefallen?
A: «Dass ich andere Erwartungen an den Kurs hatte, aber sonst finde ich es eigentlich okay.»
B: «Am Montag haben wir alles eher Theorielastige angeschaut, was Nachhaltigkeit überhaupt heisst. Das war teilweise eher Repetition und nicht so nice.»
Was wird dir am meisten bleiben aus dem Kurs?
A: «Mir wird durchaus bleiben, dass es nachhaltige Aspekte gibt, sowie am Bahnhof, als auch am Flughafen, obwohl ich das nicht erwartet habe. Aber auch die Arbeitsbedingungen haben mich erstaunt, da diese teilweise eher schlecht waren, obwohl es in der Schweiz oft heisst, dass es gute Arbeitsbedingungen sind.»
B: «Ich denke vor allem, dass man einen Flughafen und auch das eigene Reisen und Verhalten aus einer anderen Perspektive betrachten kann und man sich so auch bewusster wird, was man ändern könnte oder bis jetzt nicht so gut macht.»
Wie hat der Kurs deine Sicht auf den Tourismus in der Schweiz verändert?
A: «Er hat meine Sicht nicht gross verändert. Am Flughafen hat es mich einmal mehr erstaunt, wie viele Leute es dort hat […]»
B: «Ich habe bestimmt Neues darüber gelernt, inwiefern Nachhaltigkeit auch in der Schweiz ein Thema ist und dass sie mehr verbreitet ist, als man vielleicht denkt, aber auch, dass gerade gewisse Labels, die auch in der Schweiz verwendet werden, die sich unter Nachhaltigkeit präsentieren, nicht unbedingt nachhaltig sind. Es gibt auch viele Widersprüche und läuft im Hintergrund meistens ein bisschen anders ab.»
Hast du bereits nachhaltig in diesem Sinne gehandelt?
A: «[…]die Konsumgüter, die dort angeboten werden, dass man vielleicht auch mal verzichten kann, weil es alles Importe sind und das widerspricht der Nachhaltigkeit. Sonst reise ich generell lieber mit dem Zug […]»
B: «Ich denke, ich habe bestimmt auch schon nachhaltig gehandelt, z.B., wenn man in die Ferien geht, ob man vielleicht fliegen möchte oder mit einem Car fahren. Aber es ist nicht so, dass ich mein ganzes Leben danach richte. Ich denke, ich sollte mir auch in Zukunft bewusster werden, inwiefern man Kleinigkeiten ändern könnte, um danach nachhaltiger zu werden.»
Was kannst du Aussenstehenden mitgeben?
A: «Nachhaltiger Tourismus ist nicht definiert, aber man kann nachhaltiger reisen. Zu den Konsumgütern am Bahnhof und Flughafen gibt es meiner Meinung nach so viele Möglichkeiten, etwas zu kaufen und dies könnte reduziert werden.»
B: «Ich denke auf jeden Fall, dass für Nachhaltigkeit schon kleine Veränderungen im eigenen Leben reichen und auch, dass Nachhaltigkeit nicht nur die Umwelt betrifft. Ausserdem kann ich mitgeben, dass es die 17 Nachhaltigkeitsziele gibt und dass das Ganze viel umfangreichender ist. Nur, weil ein Label irgendwo steht und sagt, dass es nachhaltig sei, soll man sich davon nicht blenden lassen, sondern das Ganze ein bisschen tiefgründiger betrachten.»
Flughafen Zürich (Bild: zvg. Kursteilnehmer*in)