Kleiner Aufwand, grosse Wirkung
Anouk Herrmann, Natalia Fortunska, Keshani RaveendranMittwoch, 05.07.2023Kleiner Aufwand, grosse Wirkung
Anouk Herrmann, Natalia Fortunska, Keshani RaveendranMittwoch, 05.07.2023Immer wieder landen Produkte im Abfall, die nur geringe Mängel aufweisen und mit relativ geringem Aufwand repariert werden könnten. In vielen Fällen wird eine Reparatur wegen zu hohen Kosten nicht in Betracht gezogen oder ist laut Hersteller nicht möglich. Aber trotzdem sind um die zwei Drittel der Produkte, die entsorgt werden sollen, oftmals gar nicht defekt oder reparierbar. Konsumentinnen und Konsumenten ersetzen und entsorgen Produkte meistens, weil sie es attraktiver finden, ein neues Gerät zu besitzen oder weil sie sich nicht getrauen, es zu reparieren.
«Meistens wirft man Geräte weg, wenn sie kaputt sind, ohne zu schauen, wie man sie reparieren kann», erzählt Christian Joos, einer der drei Kursleiter in der Reparaturwerkstatt der BNE-Woche am gymo. Der Kurs beschäftigt sich mit der Reparatur von verschiedenen Geräten wie Handys, Spielkonsolen oder Fahrrädern. Der Reparatur-Workshop wurde in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil bekamen Schüler des Kurses die Aufgabe, defekte Geräte, Spielzeuge oder andere Dinge von zu Hause in den Kurs mitzubringen, um zu sehen, ob diese überhaupt repariert werden können. Erstaunlicherweise konnten etwa drei Viertel aller mitgebrachter Geräte, wie zum Beispiel ein Handydisplay oder ein Spielzeugauto repariert und zusätzlich verbessert werden. Das bereite natürlich manchmal Schwierigkeiten, da man in Bereichen wie der IT eingeschränkt sei, erklärt Herr Joos. Im zweiten Teil der Woche konnten sich die Schüler mit ihren eigenen Fahrrädern beschäftigen und herausfinden, was sie alles selbst zu Hause reparieren können, ohne dafür extra Geld bei einem Fahrradmechaniker ausgeben zu müssen. «Man kann fast alles am Fahrrad selbst machen», erwähnt Christian Joos.
Wieso wählen Schüler diesen Kurs?
Haushaltsgeräte, Handys, Spielzeuge und sehr viele weitere Gegenstände, welche die Schüler zuhause haben, konnten sie in der BNE-Woche mit in die Schule bringen und selbst reparieren. Dabei fiel ihnen schnell auf, wie viele Dinge man selbst reparieren kann. Die meisten Schüler wählten diesen Kurs, weil er ihnen am interessantesten erschien. Ziel der Schüler ist es die Schäden der Geräte möglichst gut zu beheben. Mehr als die Hälfte der Gegenstände, die sie mitgebracht haben, konnten die Schüler erfolgreich flicken. «Ich finde es gut, dass man die Fahrräder hier selbst repariert, weil es wichtig für unsere Zukunft und für die Nachhaltigkeit ist», argumentiert ein Kursmitglied.
Reparatur eines Spielzeugautos (Bild: Christian Joos)
Ziele und Höhepunkte
Martin Kohler erklärt, was sie den Jugendlichen mitgeben wollen, und gibt uns einen Einblick in die Highlights dieser Woche. «Das Ziel ist es, den Jugendlichen mit auf den Weg zu geben, dass man über den eigenen Konsum nachdenkt», sagt Herr Kohler. Man solle ein kaputtes Gerät nicht einfach in den Elektroschrott werfen, sondern überlegen, ob man es nicht selbst reparieren könne. So könne man Ersatzgeräte vermeiden. Am Montag gab es eine Einführung zum Thema Recycling in einem Entwicklungsland, zum Beispiel Ghana in Afrika. Dort gibt es die grösste illegale Mülldeponie, wo alles verbrannt wird und so die wichtigen Metalle gewonnen und weiterverkauft werden. Die Schüler konnten dann den Vergleich zu einem hochentwickelten Land, der Schweiz, machen. Am Dienstagnachmittag besuchten sie die Firma Zimmerli AG. Diese Firma recycelt Kühlschränke und andere Elektrogeräte und gewinnt so Wertstoffe zurück. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren, dass zwei Drittel der Geräte, die abgegeben werden, eigentlich noch brauchbar wären. Diese Geräte sind nicht defekt, sondern werden einfach ersetzt. Herr Kohler ist überzeugt: «Ein kleiner Beitrag zur Nachhaltigkeit könnte sein, dass man nicht ein billiges Gerät kauft, das nach kurzer Zeit wieder kaputt geht, sondern versucht, es mit einer kleinen Reparatur länger zu nutzen».
Der 3D-Drucker (Herstellung von fehlenden Ersatzteilen für defekte Gegenstände), (Bild: Christian Joos)
Ein voller Erfolg
«Vor dieser Woche war nicht klar, was wir alles machen können und ob wir die Sachen überhaupt reparieren können», erwähnt Herr Kohler. Die Woche war jedoch sehr erfolgreich. Die Schüler konnten viele Dinge, die kaputt waren, reparieren und wieder funktionstüchtig machen. Sie reparierten zum Beispiel eine Pfeffermühle, andere Küchengeräte und einen Heissluftfön. Etwas Besonderes war, dass sie einen 3D-Drucker benutzt haben, um Ersatzteile für ein Modellflugzeug herzustellen. Dass dieser Kurs ein so grosser Erfolg werden würde, hatten die Lehrpersonen nicht erwartet.