Wenn ich mit Meccano schraube, versuche ich meistens, etwas Neues zu schaffen, das es noch nicht gegeben hat. Zum Beispiel die beiden RoboDogs oder den Zweibeiner RoboMan. Aber ab und zu finde ich es auch ganz spannend, mal ein Fahrzeug maßstabgerecht nach Vorbild zu machen. Ich beginne dann immer mit einer Zeichnung entsprechend der Räder, die ich verwenden möchte. Die vorhandenen Reifen bestimmen also die Größe des Modells. So habe ich schon den Mercedes-Benz SSK und den Unimog gebaut. Dabei hatte ich für den Unimog extra sogenannte Ashtray Tires (zu Deutsch: Aschenbecher Reifen) besorgt. Das waren früher Werbemittel der großen Reifenhersteller wie Firestone, Goodyear oder Semperit, um nur einige zu nennen. Diese Reifen sind sehr gut gemachte Repliken von echten Reifen.
Um die Traktorreifen des mittlerweile zerlegten Unimog nicht ungenutzt herumliegen zu lassen, wollte ich mich an einem Traktor versuchen. Auf der Suche nach einem Vorbild für ein Modell stieß ich dann auf die Traktoren der Firma Lanz und entschied ich mich nach einer kurzen Recherche für den „Ackerluft Bulldog D 7506“. Der wurde von 1935-1942 gebaut und verfügte über alle charakteristischen Merkmale eines Lanz Bulldog. Dazu gehören die großen Schwungmassen auf beiden Seiten der Motorhaube und der Glühkopf über der Vorderachse.
Neu war diesmal, dass ich zuerst einen groben Prototyp aus farblich nicht passenden bzw. alten und abgenutzten Teilen gebaut habe. So konnte ich die Proportionen des fertigen Modells vorab beurteilen. Da ich einige Teile auch lackieren musste, konnte ich so vorab schon sehen, welche Teile das sein würden.
Das Getriebe des Traktors ist mein erstes selbstentwickeltes Getriebe. Es besteht aus einem 2-Gang + Rückwärtsgang Getriebe und einem nachfolgenden 2-Gang Getriebe zur weiteren Untersetzung. Die Kraft des Motors wird dabei mittels 38er Ritzeln von der ersten zur zweiten Vorgelegewelle übertragen. Einzige Schwierigkeit war, die Ritzel so anzuordnen, dass die Kraftübertragung auch in alles sechs Gängen gegeben ist. So zum Beispiel auch, wenn die erste Vorgelegewelle ganz links im Rückwärtsgang steht und die zweite ganz rechts im Kriechgang.
Ich begann mit einer maßstabgetreuen Zeichnung entsprechend der 16 cm großen Hinterräder.
Zu meiner großen Freude passten auch das Vorderrad, die Schwungmassenabdeckung und das Lenkrad genau zum Maßstab der Hinterräder.
Nun konnte ich beginnen, einen seitlichen Rahmen entsprechend der Zeichnung auszulegen und mir ein quer liegendes Getriebe auszudenken. Wichtig war mir dabei, dass ich im Halbzollmaß bleiben würde, um ein leichtgängiges und stabiles Getriebe zu bekommen.
Ich hatte Schwierigkeiten, die vertikal verlaufende Lenkstange an den Getriebewellen vorbei nach unten zu bekommen. Da war nur wenig Platz. Auch die Verwendung von Schnecke und schrägverzahntem Zahnrad beim Lenkgetriebe hatte nicht funktioniert.
Im Bild links ist bereits das Differenzial zu erkennen. Es ist so konstruiert, dass es ein Teil des Getriebes ist: Die 75 und 95 Zähne Zahnräder auf beiden Seiten des Differenzials schalten zusammen mit der zweiten Vorgelegewelle das Zweiganggetriebe.
Ein erster Prototyp aus alten und farblich nicht passenden Teilen, um die Proportionen zu überprüfen. Auf diesem Bild sieht man, dass es noch keine konstruktive Verbindung zwischen Getriebeblock und Vorderachse gibt. Dies war einer der am schwersten umzusetzenden Teile des Traktors.
Prototyp der blattgefederten Vorderachse. Hier Blick von vorne. Ich habe sie anschließend wieder zerlegt, um die Einzelteile zu lackieren.
Fertig lackierte und montierte Vorderachse von vorne gesehen. Die Querblattfeder ist drehbar am Chassis gelagert. Der Querträger, die eigentliche Achse, ist mittels kurzer Zugstreben an der Blattfeder befestigt und windet sich frei schwebend im Bogen hinter dem Lager der Blattfeder herum. Die rechte Zugstrebe ist fest mit dem Querträger verschraubt. Die linke Zugstrebe ist drehbar gelagert und gleicht so die Längendifferenz der Blattfeder beim Einfedern aus.
Die Vorderachse von hinten gesehen. Hier nun links im Bild ist die Dreieckplatte zu erkennen, die die linke Zugstrebe in ihrer Position fixiert. Die Enden der Spurstange sind etwas abgewinkelt, damit sie später bei vollem Lenkeinschlag nicht mit den Deichseln kollidieren. Die Deichseln werden mittels "Threaded Couplings" an den beiden Schraubenenden befestigt.
Nachdem die Vorderachse fertig aufgebaut war, versuchte ich mich an der Konstruktion des Glühkopfes und des unteren Wagenteils. Ich musste einen Übergang vom 3 Loch schmalen vorderen Teil zum 5 Loch breiten Getriebeteil schaffen, was nicht einfach war.
Den fertig lackierten hinteren Getriebeteil habe ich hier mit dem Vorderwagen verbunden und die Räder aufgesteckt, um zu testen, ob der Traktor waagerecht zwischen den Achsen steht.
Blick von oben auf den Traktor. Das Differenzial und der Motor sind schon eingebaut, aber das Getriebe fehlt noch.
Auf diesem Bild sieht man neben dem Differenzial die beiden Vorgelegewellen und das Losrad für den Rückwärtsgang (v.L.n.R).
Fertiges Getriebe von links oben gesehen. Oben links im Bild ist ein 57 Zähne Zahnrad zu erkennen, das die Verbindung zum Motor darstellt. Das 50er Zahnrad links daneben schaltet den 2. Gang.
Fertiges Getriebe von oben gesehen. Die Lenkstange ist hier schon an Ort und Stelle, aber es gibt noch kein Lenkgetriebe.
Nach Fertigstellung des Getriebes ging es weiter mit dem Design der Motorhaube. Dies war ein erster Versuch, den ich aber wieder verworfen hatte.
Chassis von rechts gesehen. Die beiden Lochbänder am Kühler dienen nur als Stütze und wurden später wieder entfernt.
Zu diesem Zeitpunkt war auch das Lenkgetriebe schon eingebaut.
Detailaufnahme der Schaltwellen im Getriebe.
Chassis von links oben gesehen.
Oben: Das Schaltschema der beiden Schalthebel vom Fahrerplatz aus gesehen.
Rechts: Schematische Darstellung des Getriebes. Der Kraftverlauf beginnt oben beim Motor (Grau) und endet unten beim Differenzial (Pink). Gezeigt wird der schnelle Rückwärtsgang (Schaltwellen 1+2 ganz links). Wird die Schaltwelle 1 etwas nach rechts geschoben, ergibt sich der 1. Gang (Weißes Ritzel mit der Nr. 1). Wird die Schaltwelle 1 ganz nach rechts geschoben, ergibt sich der zweite Gang (Weißes Ritzel mit der Nr. 2)
Wird die Schaltwelle 2 nach rechts geschoben, werden die o.g. Gänge weiter untersetzt.
Auf diesem Bild von der Unterseite sieht man links die Vorderachse mit den diagonal angeordneten Deichseln in der Bildmitte. Rechts davon das Lenkgetriebe mit einer 19:57 Übersetzung. Das blaue 4 Loch Flachband dient als Lenkhebel. Eine halbe Lenkradumdrehung reicht aus, um die Räder voll einzuschlagen. Das ist zwar nicht realistisch, bei einem Modell aber wesentlich bequemer.
Die Kombination aus "threaded boss" und "threaded coupling" an der Lenkstange (Bildmitte unten) dient als axial bewegliche Verbindung zwischen Vorderachse und Chassis, damit die Vorderachse frei pendeln kann.
Die Motorhaube, die Bodenplatte und der Sitz sind hier dazugekommen.
Der Sitz ist gefedert, wie beim großen Vorbild. Unter dem "Armaturenbrett" befindet sich ein Mikroschalter zum Einschalten des Motors.
Die drei goldenen 5 Loch Flachbänder sollen den Kühler andeuten, der sich beim Lanz beidseitig der Motorhaube befand. Zwischen Schwungmasse und Hinterachse sieht man ein diagonal verlaufendes "Single Arm Crank" mit Langloch. Dieses Teil fungiert als Mitnehmer und verbindet die Vorgelegewelle (unten) mit dem Schalthebel (oben). Es ist auf der anderen Seite des Traktors ebenfalls vorhanden.
Blick von oben in den Motorraum. Links der Akku mit Steckverbindung zum Motor bzw. Schalter. Der Motorraum ist durch eine entnehmbare Klappe von oben leicht zugänglich, da der Akku separat eingeschaltet und zum Laden entnommen werden muss.
Der Arbeitsplatz des Fahrers. Ich habe den Bereich vor dem Fahrersitz absichtlich offen gelassen, damit das Getriebe sichtbar bleibt.
Traktor von vorne rechts gesehen. Hier sind die Schwungmassen seitlich der Motorhaube fertiggestellt. Sie sind beim Lanz eigentlich von einer Haube verdeckt. Ich wollte aber gerne, dass man die sich drehenden Schwungmassen im Betrieb sehen kann.
Die Schwungmasse auf der linken Seite verfügt auch noch über einen angedeuteten Riemenkasten. Dieser treibt beim originalen Lanz das Lüfterrad an.
Ein Stapel aus verschiedenen Schnurlaufrollen bildet den "Glühkopf" des Traktors.