1995/96 - Zurück zur PDS

Mitte der 90er Jahre führte mich mein Weg - nach einigen Jahren als Bonner Korrespondent der "Freien Presse" Chemnitz, der damals auflagenstärksten deutschen Regionalzeitung, und einem Zwischenspiel in der Chefredaktion der linken Tageszeitung "Junge Welt" - zurück zur PDS. Ich wurde in Potsdam Mitarbeiter des Parteivorsitzenden und Vorsitzenden der PDS-Fraktion im Landtag Brandenburg - von Prof. Dr. Lothar Bisky. Nach meiner Rolle bei der Gründung der PDS, einigen Büchern und Jahren der parteipolitischen Abstinenz fand dieser Schritt einige Aufmerksamkeit.

Nach einer längeren Zeit der Wiederannäherung an die Partei wurde ich nicht nur wieder Mitglied, sondern zog auf der Historischen Konferenz der PDS im Herbst 1995 für mich Bilanz der seit der Parteigründung vergangenen Jahre:

"Aus der Distanz von sechs Jahren bleibt: Wäre es allein nach mir und meinen politischen Freunden gegangen — ich hätte damals, 1989/90, bei der Transformation von der SED zur PDS fast alles anders gemacht, als es dann wirklich kam, und ich stehe zu diesen Auffassungen auch heute noch. Ich habe es 1990 nicht mehr für möglich gehalten, dass die PDS mit dieser Genesis und mit diesem Ballast an Fehlern den Herausforderungen im vereinten Deutschland einerseits und dem massiven Druck ihrer politischen Gegner andererseits würde standhalten können.

Ich habe dann gelernt, dass in diesem vereinten Deutschland die politische Ablehnungsfront gegen eine linkssozialistische Partei derart stark und groß war, dass die von mir favorisierten anderen Wege auf die Konfrontationssituation Anfang der neunziger Jahre kaum einen mildernden Einfluss gehabt hätten. Ich habe sodann gemerkt, dass die Auseinandersetzung mit den Realitäten und die permanente Emeuerungsbereitschaft der PDS zu einer Partei geführt haben, die den von mir positiv empfundenen Idealen des Herbstes 1989 im großen und ganzen sehr nahe gekommen ist — und näher als alle anderen deutschen Parteien."