Tantra-Yoga

Auf die Frage, ob man als Yogi (Philosoph) heiraten soll oder nicht, antwortete Sokrates: „Wie du es machst, du wirst es bedauern." Ohne eine Beziehung zu leben ist schwierig. Und mit einer Beziehung zu leben ist auch schwierig. Der Weise konzentriert sich auf das innere Glück und erhebt sich so über alle äußeren Widrigkeiten.

 Am 18.2.2003 erschien Swami Sivananda Nils im Traum und weihte ihn in den Weg des Tantra-Yoga ein. Im Traum tanzte Nils mit seinen Leuten auf dem Eis. Das Eis war dünn und brüchig. Aber Nils war vorsichtig. Er brach mit seinen Leuten nicht ein. Er ging nicht auf dem Weg des Tantra-Yoga unter. Das oberste Ziel im Tantra-Yoga ist die Erleuchtung beider Partner durch die kluge Verbindung von Spiritualität und Sexualität. Wenn ein Partner stärker ist als der andere, dann hilft er dem anderen auf dem spirituellen Weg. Wenn beide Partner gleich stark sind, gehen sie Hand in Hand ins Licht. Meistens werden sich die Partner ergänzen. Der eine Partner hat bestimmte positive Eigenschaften und der andere hat andere Eigenschaften. Der eine Partner hat zum Beispiel viel Kraft und Selbstdisziplin. Und der andere Partner besitzt viel Liebe. Sie gelangen ins Licht, wenn sie gut zusammenarbeiten. Tantra-Yoga lehrt die fünf großen Genüsse Sex (Maithuna), Fleisch (Mamsa), Fisch (Matsya), Wein (Madya) und Mudra (Yogaübungen, inneres Glück). Im Westen wird Tantra-Yoga normalerweise als der spirituelle Weg verstanden, auf dem die Sexualität und auch der Genuss von Fleisch erlaubt sind. Im traditionellen indischen Yoga sind das Essen von Fleisch und Fisch und das Trinken von Alkohol verboten. Indische Yogis sind normalerweise Vegetarier. Nils selbst isst kein Fleisch. Er macht eine Ausnahme, wenn er essen geht oder eingeladen wird. Seinen Leuten empfiehlt er ebenfalls auf Fleisch und Fisch zu verzichten oder es höchstens einmal in der Woche zu essen. Alkohol sollte möglichst vermieden oder nur in kleinen Dosierungen getrunken werden. Das Thema "Sex" ist im gesamten Bereich der Spiritualität umstritten. Es gibt die Befürworter der Sexualität, die Gegner der Sexualität und die Anhänger einer Mittelposition. Eine Mittelposition wäre 59 es zum Beispiel, wenn ein Yogi eine Beziehung hat, aber den äußeren Genuss nur in einem bestimmten Maß lebt. Eine Mittelposition ist es auch, wenn ein Yogi in seinem Leben zwischen Zeiten in einer Beziehung und Zeiten des Meditierens in der Einsamkeit wechselt. In Indien gibt es die Lehre von den vier Lebensstadien. Das erste Stadium ist die Kindheit und die Jugend. Hier sollte grundsätzlich keine Sexualität gelebt werden. Sex zwischen Jugendlichen führt zu vielen Verwirrungen, Leid, unerwünschten Kindern und der Blockierung des Herzchakras. Sexualität positiv zu leben ist eine große Kunst. Sie sollte nur in einem sicheren und verantwortungsvollen Rahmen stattfinden. In Indien beginnt die Sexualität nach der Heirat. Das ist die zweite Lebensstufe. Jetzt stehen der Beruf und die Familie im Mittelpunkt des Lebens. Die damit verbundenen Bedürfnisse werden bis zum Alter von 60 Jahren ausreichend gelebt. Dann beginnt der Rückzug von der Welt. Die dritte Phase des Lebens nach der traditionellen indischen Vorstellung ist das intensive spirituelle Üben. Diese Phase beginnt grundsätzlich im Alter von 60 Jahren. In Einzelfällen kann ein Mensch aber auch früher in seinem Leben mit dem spirituellen Üben beginnen. Mit der spirituellen Selbstverwirklichung tritt man dann in die vierte Phase ein. Man lebt im Licht (Sat-Chid-Ananda) und wird nach seinem Tod in eine höhere Lichtdimension (ins Paradies) gelangen. Man hat die Zeit seines Lebens optimal genutzt. Man hat sein Leben optimal gelebt. Bei diesem traditionellen indischen Weg der vier Lebensstufen können die weltlichen Bedürfnisse ausreichend gelebt werden. Alles hat seine Zeit und sein richtiges Maß. Das ganze Leben bewegt sich in einer harmonischen spirituellen Ordnung. Die vier Lebensstufen sind ein kluges Lebensmodell, das den Wünschen der meisten Menschen gerecht wird. Es kann auch den Menschen im Westen eine geistige Orientierung bieten. Tantra-Yoga ist auch der Weg der heilenden Beziehungen. Zwei Menschen können sich durch TantraYoga gegenseitig heilen. Dieser Weg ist für die Menschen im Westen sehr wichtig, weil sie innerlich stark verspannt und vielfach krank sind. Der Weg der heilenden Beziehung ist ein großes Geschenk für alle Menschen im Westen. Heilung entsteht, wenn die sexuelle Energie meditativ längere Zeit bewahrt wird. Dann wendet sich die Energie nach innen, löst alle Verspannungen auf, macht beide Partner glücklich und heilt ihre Körper. Durch meditative Konzentration kann die Energie zu den kranken Bereichen gelenkt werden und sie gezielt heilen. Normalerweise wird die Energie sich selbst ihren optimalen Weg der Heilung suchen. Beide Partner brauchen nichts anderes zu tun, als auf die richtige Art Sex miteinander zu haben. Zwei Tantra-Yogis schlafen so miteinander, dass der Samenerguss beim Mann erst am Ende des Liebesspieles nach ein bis zwei Stunden erfolgt. Wie dieses gelingt, dürfen beide selbst herausfinden. Es gibt viele tantrische Techniken. Ein Weg ist es eine halbe Stunde bewegungslos in der sexuellen Vereinigung zu verharren. Dann löst sich die Übererregbarkeit des Mannes normalerweise auf und er kann seinen Samenerguss kontrollieren. Bewegung und Erregung müssen gut miteinander koordiniert werden. Hilfreich ist die Kontrolle sexueller Gedanken. Guter tantrischer Sex beruht auf einer guten Zusammenarbeit von Mann und Frau. Manchmal ist es nützlich über die Sexualität zu reden und den optimalen gemeinsamen Weg herauszufinden. 60 Tantra-Yoga entfaltet nur dann seine heilende Wirkung, wenn er im Rahmen einer positiven Beziehung gelebt wird. Wichtig ist die Verbindung von Tantra-Yoga, Spiritualität, Wahrhaftigkeit und Liebe. Beide Partner müssen weise und sensibel mit der Sexualität umgehen, damit sie auch wirklich zur Heilung und Erleuchtung führt. Die Hauptenergie der Heilung kommt aus der Ruhe, aus den täglichen spirituellen Übungen und aus der umfassenden Liebe. Diese drei Dinge zu bewahren, ist in der hektischen westlichen Welt eine schwierige Aufgabe. Sie gelingt, wenn wir Zeit beim äußeren Genuss einsparen (zu viel reden, zu viel fernsehen) und beim spirituellen Üben vergrößern. Wir sollten so viel Zeit mit spirituellen Übungen am Tag verbringen, dass wir Jahr für Jahr ein Stück im inneren Glück wachsen. In einer zweiten Szene im Tantra-Traum von Swami Shivananda sah Nils sich mit seinen Leuten gemeinsam an einem großen Tisch sitzen und Fleisch essen. Nils aß nur ein kleines Stück. Ein wichtiges Prinzip von Swami Shivananda ist es, im Tantra-Yoga die äußeren Genüsse eher klein zu halten. Wenn man äußere Genüsse zu stark lebt, entstehen im Geist große Anhaftungstendenzen. Wir sollten die äußeren Dinge als kleine Blume und die Spiritualität als große Blume in unserem Leben ansehen. Etwas Freude stärkt das innere Glück, zu viel äußerer Genuss zerstört es. Mit an dem Tisch saß Swami Shivananda. Diese Tatsache bedeutet, dass Nils und auch seine Leute von Swami Shivananda beschützt und geführt werden. Tantra-Yoga darf nur unter der Führung eines erleuchteten Meisters praktiziert werden. Sonst bricht man sehr leicht im Eis ein. Die tägliche Anrufung eines erleuchteten Meisters (Meister-Yoga) ist der wichtigste Schutz im Tantra-Yoga. Wer als Yogi in einer Beziehung lebt, sollte sich jeden Tag morgens und abends mit einem erleuchteten Meister verbinden. Er sollte bei allen Problemen sofort seinen Meister anrufen und dann aus der inneren Stimme (dem Gefühl der Richtigkeit und Weisheit) heraus handeln. Swami Sivananda überreichte Nils im Traum das Bild einer Frau. Er empfahl ihm damit, gleichzeitig als Hatha-Yogi, Karma-Yogi und Tantra-Yogi zu leben. Die passenden Frauen würden zur jeweils richtigen Zeit in sein Leben treten.