Erleuchtung durch positives Denken

Im September 1983 machte sich Nils konsequent an die Umsetzung der Lerntheorie. Er erstellte sich ein Tagesprogramm des spirituellen Übens und hielt sich eisern daran. Den ganzen Tag über kämpfte er mit seinen negativen Gedanken. Oft zweifelte er an sich oder dachte sehr negativ. Gefühle der Wut, der Angst und der Trauer stiegen in ihm auf. Er analysierte die hinter den Gefühlen stehenden Gedanken und überwand sie mit einem hilfreichen Satz. 25 Das positive Denken war eine wirkliche Herausforderung. Es gab viel zu üben. Er musste die negativen Gedanken als negativ erkennen. Er musste positive Gegengedanken finden. Und er musste die positiven Gedanken klug in seinen Geist integrieren. Ein halbes Jahr dauerte der innere Kampf. Es traten große Widerstände gegen den Weg des Glücks auf. Nils hatte keine Lust mehr. Er wollte sich nicht verändern. Sein Verstand riet ihm zur Fortsetzung seiner Übungen und sein Gefühl war dagegen. In dieser Phase brechen viele Menschen den inneren Kampf ab oder setzen ihn nur noch formal fort. Sie üben nur noch so, dass ihr Inneres sich nicht mehr verändern muß. Viele körperlich oder seelisch kranke Menschen beschließen an diesem Punkt lieber ihre Krankheit zu behalten als ihre Psyche zu verändern. Auch wenn die alte Psyche unweise und neurotisch ist, so hat man sich doch an sie gewöhnt. Sie gibt einem Menschen Sicherheit. Sie aufzugeben bedeutet einen großen Sprung in die Ungewissheit. Auch wenn einen Menschen Heilung und inneres Glück erwarten, so fehlt vielen Menschen doch der Mut diesen Sprung zu wagen. Nils wollte seine Depressionen und seine Schlafstörungen loswerden. Sein Verstand sagte ihm klar, dass er auf dem richtigen Weg war. Er ging deshalb konsequent seinen Weg weiter, auch wenn sein inneres Gefühl dagegen aufschrie. Nils hatte das Gefühl einer Selbstauflösung. Er dachte ständig: "Da geht er hin, der alte Nils." Eine tiefe Wehmut erfasste ihn, als ob er eine langjährige Beziehung beenden würde. Zwei Wochen dauerte der intensive Kampf der negativen Gefühle gegen den Verstand. Es war unklar, wer gewinnen würde. Wenn der Leidensdruck nicht so groß gewesen wäre, hätte Nils vielleicht aufgegeben. So aber war er fest entschlossen seinen Weg immer weiter zu gehen, egal was kommen würde. Im Januar 1984 löste sich dann plötzlich sein Ego auf. Er verlor sein Ich-Bewusstsein. Er trat in einen Zustand der Ichlosigkeit ein. Ein tiefer Friede erfüllte ihn. Sein Geist wurde positiv. Nils dachte jetzt plötzlich spontan und von sich selbst aus positiv. Er lebte dauerhaft in einem positiven Bewusstseinszustand. Nils hatte die Erleuchtung erreicht. Er spürte seinen Körper zwar noch, aber ein Ich gab es nicht mehr. Wo vorher seine Identität war, war jetzt Leere. Er empfand die Leere nicht als unangenehm, sondern eher als interessant. Er fühlte sich als unabhängiger Beobachter, der sich selbst und die ganze Welt einfach nur beobachtete. Er konnte zwar noch handeln. Er war mit seinem Körper und seinem Geist verbunden. Aber in seinem Wesenskern war er einfach nur ein freier Beobachter. Bei seiner Erleuchtungserfahrung im Januar 1984 erlebte Nils einen großen inneren Frieden. Aber sein Glück war noch nicht sehr groß. Trotz seiner Ich-Auflösung hatte Nils noch viele Verspannungen in seinem Körper und in seinem Geist. Diese Verspannungen blockierten die große Entfaltung des inneren Glücks. Nils hatte aber das Gefühl, dass diese erste Erleuchtung der wichtigste und schwierigste Durchbruch in seinem Leben war. Alles, was danach käme, würde leichter sein. Und so war es auch. Nils spürte, dass er den größten Sieg auf seinem spirituellen Weg errungen hatte. Es war der schwerste Sieg und der wichtigste Sieg. Nils dachte: "Die vollständige Reinigung und Entwicklung des inneren Glücks ist jetzt nur noch eine Frage der Zeit." Diese Zeit dauerte länger, als er sich das damals gedacht hatte. Aber immerhin war Nils jetzt fest auf dem spirituellen Weg angekommen. 26 Zwei Wochen lebte Nils ohne eine Identität. Dann bildete sich ein neues Ich-Bewusstsein. Nils war innerlich noch zu verspannt, um dauerhaft auf der Stufe der Ichlosigkeit leben zu können. Aber er war jetzt ein neuer Mensch geworden. Er war positiver, friedlicher und liebevoller. In ihm erwachte ein großes Mitgefühl. Er wusste jetzt, wie groß das Leid auf der Welt sein kann. Er hatte den Wunsch, soweit er konnte allen Menschen den Weg des inneren Glücks zu zeigen und sie vor Depressionen zu schützen. In gewisser Weise sah er darin seine zukünftige Lebensaufgabe. Die Schlafstörungen waren verschwunden. In den nächsten zwei Monaten tauchten sie zwar manchmal wieder auf. Ab März erreichte Nils dann einen Zustand der weitgehenden Stabilität. Er hatte zwar noch viele Jahre Probleme mit seinem Schlaf. Aber er konnte grundsätzlich die Dinge meistern. Außerdem löste sich jetzt auf einer tiefen Ebene sein Examensstress. Er träumte, wie er sich auf das erste Examen vorbereitete und wie er im zweiten Examen seine Klausuren schrieb. Er träumte sogar noch von schwierigen Situationen in seiner Schulzeit. Diese Träume waren Lösungsträume. Nach den Träumen waren die Situationen in seinem Geist bereinigt.