Zitate kommentiert von Nils Horn (Buddhismus Grundwissen)
Zitat des Dalai Lama: "Das Bewusstsein wird immer da sein. Das Körperbewusstsein wird aufhören zu existieren, wenn unser Körper stirbt. Aber das grundlegende höchste Bewusstsein wird immer existieren. Es besitzt keinen Anfang und kein Ende. Dieses Bewusstsein wird andauern. Wenn wir die Buddhaschaft erreichen, wird dieses Bewusstsein zum Allwissen erleuchtet."
Nils: Das höchste grundlegende Bewusstsein kann man Gott nennen. Wir verwirklichen es in der Erleuchtung. Dann sind wir eins mit Gott. Dann sind wir eine Gottheit. Wir leben im Licht, haben das Licht in uns und sind das Licht. Wir leben im Frieden, im Glück und in der Liebe. Wir erlangen die Allwissenheit, Allgegenwart und Allmacht. Wir können allen Wesen optimal auf dem spirituellen Weg helfen. Und wir leben ewig.
Dalai Lama: "Wer ohne jegliche spirituelle Ausrichtung ist, dessen Geist wird leichter von negativen Emotionen überwältigt."
Nils: Unser spiritueller Weg gibt uns Halt in unserem Leben. Wer positiv denkt, ist glücklicher. Wir haben positive Ziele, die uns Optimismus und Hoffnung geben. Letztlich wachsen wir alle ins Licht, in eine gute Zukunft.
Dalai Lama: "Alles, was die Menschen an Gutem verwirklicht haben, ist auf eine positive geistige Einstellung zurückzuführen."
Nils: Positives Denken ist wichtig. Es führt zu positiven Gefühlen, positiven Taten und einem glücklichen Leben. Wir sollten jeden Tag das positive Denken pflegen.
Dalai Lama: "Der Friede und die Glückseligkeit des Nirvana ist ein Zustand des völligen Freiseins von Leid. Der spirituelle Weg führt zu Ruhe, Gelassenheit und Glück."
Nils: Erleuchtung ist ein Zustand aus innerem Frieden, Glück, Liebe und Einheitsbewusstsein. Je mehr wir unseren spirituellen Weg gehen, desto mehr nähern wir uns diesem Zustand an. Bis wir eines Tages ein glücklicher Buddha sind und die Welt mit unserem Licht erhellen.
Dalai Lama: ′′ Ich bin ein alter Mann, der in seinem Leben mit allen möglichen Schwierigkeiten konfrontiert ist, aber ich habe nie aufgegeben."
Nils: Wenn wir auf dem spirituellen Weg niemals aufgeben, werden wir eines Tages ein Buddha sein. Wir werden Frieden, Liebe, Kraft und Glück in uns spüren. Wir werden ein Licht für die Welt sein.
Dalai Lama: "Das Ziel des Lebens ist Glück. Glück wird mehr durch den geistigen Zustand bestimmt als durch äußere Bedingungen. Glück kann durch die systematische Schulung unseres Herzens und unseres Geistes erreicht werden. Der Schlüssel zum Glück liegt in unseren Händen. Alle Stufen des Weges können Schritt für Schritt erreicht werden."
Nils: Der buddhistische Weg ist ein Weg der Geistesschulung und der Meditation. Die tägliche Meditation bringt uns zum inneren Frieden. Mit dem Vorbild-Yoga (Gottheiten-Yoga) können wir uns darauf ausrichten ein Buddha (Bodhisattva) zu sein. Wir können die Energien von Liebe, Frieden, Glück, Kraft und Freude in uns erwecken. Wenn wir das jeden Tag tun, werden wir ein glückliches Leben erhalten.
Dalai Lama: "Bei der Wahrheitssuche sollte man nicht blindlings glauben, was jemand sagt. Man sollte jede spirituelle Lehre kritisch überprüfen. Man sollte sich zuerst gründlich informieren, bevor man einer spirituellen Gruppe folgt."
Nils: Es gibt viel Missbrauch in den Religionen. Wie können wir uns davor schützen? Zum Ersten sollten wir uns gründlich informieren. Wir sollten spüren, ob ein spiritueller Lehrer Wahrheit, Liebe und Frieden ausstrahlt. Wir sollten überprüfen, ob eine spirituelle Lehre unseren eigenen Erfahrungen und unserem Verstand entspricht. Letztlich wird uns nur unsere eigene Weisheit davor schützen falschen spirituellen Wegen zu folgen. Wir sollten unseren Verstand nicht an der Tür der Spiritualität abgeben. Wir sollten immer auf unser Herz und unseren Verstand hören. Ein wahrer spiritueller Lehrer führt uns nicht in die Abhängigkeit, sondern zu uns selbst. Er strebt nicht nach Macht, Geld oder Sex, sondern stärkt unseren inneren Frieden, unser Glück und die Liebe zu allen Wesen. Er lehrt nicht Haß und Kampf, sondern Liebe und Harmonie.
Dalai Lama: "Wir haben ein wunderbares menschliches Gehirn und ein wunderbares menschliches Herz. Wenn wir uns mit beiden verbinden, können wir unsere Probleme lösen. Wir brauchen nur Entschlossenheit und Geduld."
Nils: Wir brauchen Entschlossenheit und Geduld für unseren spirituellen Weg. Um zur Erleuchtung zu gelangen, brauchen wir ein gutes Gespür für uns selbst, einen klaren Verstand und den festen Willen unser Ziel zu erreichen. Und dann sollten wir jeden Tag den Schritt tun, den wir tun können.
Dalai Lama: "Wie lässt sich Mut entwickeln? Sage dir immer wieder: 'Ich werde mutig sein. Ich werde mutig sein.'"
Nils: Wozu brauchen wir Mut? Wir brauchen Mut, um die Probleme in unserem Leben zu lösen. Wir brauchen Mut für unseren spirituellen Weg. Unser Ego zu besiegen erfordert viel Mut. Unseren Mitmenschen auch in schwierigen Situation zu helfen, erfordert ebenfalls Mut. Der spirituelle Weg gibt uns den Mut immer weiter voran zu schreiten. Uns erwartet ein großer Gewinn. Wir werden ein Leben der Liebe, des Friedens und des Glücks erlangen. Dazu müssen wir jeden Tag konsequent an unseren Gedanken arbeiten. Wir müssen die Gedanken, die uns schwächen, überwinden. Wir müssen die Eigenschaft Liebe, Gelassenheit, Klarheit und Mut entwickeln. Vorwärts! Den Mutigen gehört die Zukunft!
Dalai Lama: "Liebe ist die Mitte des menschlichen Lebens. Die Erfahrung der tieferen Natur der Wirklichkeit bewirkt, dass die Liebe unbedingt, grundsätzlich und rein wird."
Nils: Liebe ist alles. Ohne Liebe ist alles nichts. Wird die Liebe umfassend, bringt sie uns zur Erleuchtung. Ein Bodhisattva stellt die Liebe in den Mittelpunkt seines Lebens. Er wünscht eine Welt der Liebe, des Friedens und des allgemeinen Glücks. Er möchte, dass alle Mitmenschen zur Erleuchtung finden. Er verzichtet auf das endgültige Eingehen ins Nirwana, um den Menschen auf der Erde dauerhaft zu helfen und sie vom Leid des Lebens befreien zu können. Je weiter wir uns spirituell entwickeln, um so mehr wachsen in uns die Energien von Frieden, Glück und Liebe.
Dalai Lama: "Zu konservativ ist nicht gut. Zu radikal ist auch nicht gut. So wie in der buddhistischen Lehre des mittleren Weges sollte man einen Mittelweg gehen. Wir sollten Extreme vermeiden und unsere Mitte bewahren."
Nils: Ich nenne das den großen mittleren Weg. Buddha gelangte zur Erleuchtung, in dem er weder zu extrem noch zu locker meditierte. Er fand den Weg, auf dem sich die inneren Blockaden lösten und seine Erleuchtungsenergie zu fließen begann. Genau so sollten wir unser Leben leben. Wir sollten unsere spirituellen Übungen so dosieren, dass wir spirituell wachsen. Aber wir sollten gleichzeitig darauf achten, dass es uns auf unserem Weg körperlich und geistig gut geht. Wir sollten jeden Tag genug Liebe, Freude und Genuss in unser Leben bringen. Wir sollten froh und glücklich unseren spirituellen Weg gehen.
Dalai Lama: "Es gibt ganz einfach Naturgesetze. Wenn wir dagegen verstoßen, werden wir keinen Erfolg haben."
Nils: Der Kosmos ist eine Glücksordnung. Das innere Programm jedes Wesens ist es nach Glück zu streben und Leid zu vermeiden. Wenn wir uns an die Gesetze des inneren Glück halten, werden wir glücklich werden. Das höchste Glück ist in der Erleuchtung zu finden. Auch hierfür gibt es bestimmte Regeln. Wenn wir nach den Gesetzen der Erleuchtung leben, werden wir eines Tages die Erleuchtung erfahren. Diese Gesetze lauten: Strebe nach innerem Frieden, hafte an nichts an, meditiere, lebe gesund, denke positiv, liebe alle, erkenne die Einheit in allem.
Dalai Lama: "Negative Gedanken entstehen ohne Unterlass und mit größter Leichtigkeit, heilsame Gedanken hingegen nur selten."
Nils: Positives Denken ist eine wichtige Übung auf dem spirituellen Weg. Wir sollten uns vorstellen, dass wir ein Buddha sind. Wir sollten denken wie ein Buddha, reden wie ein Buddha und handeln wie ein Buddha. Dann werden wir ein Buddha. Wenn wir Gedanken der Liebe, der Gelassenheit und des Glücks pflegen, dann entwickeln sich diese Eigenschaften in uns. Dann erhalten wir ein Leben der Liebe, des Friedens und des Glücks.
Dalai Lama: "Es gibt zwei Arten von Religionen. Der Buddhismus ist eine Religion ohne persönlichen Gott. Im Buddhismus steht nicht Gott, sondern die Erleuchtung im Mittelpunkt. Das Christentum glaubt an einen persönlichen Schöpfer der Welt. Aber alle Religionen stimmen darin überein, dass Liebe und Mitgefühl die Menschen besser machen.
Nils: Aus meiner Sicht geht es bei allen Religionen um die Erleuchtung. Aber es gibt verschiedene Wege zur Erleuchtung. Der Glaube an einen persönlichen Gott ist für manche Menschen hilfreich. Es ist ähnlich wie der Glaube an einen erleuchteten Meister, der einem mit seiner Energie auf dem spirituellen Weg hilft. Viele Menschen glauben lieber an sich selbst und an die eigene Kraft. Auch im Buddhismus gibt es verschiedene Wege. Im Amitabha-Buddhismus vertrauen wir hauptsächlich auf die Kraft Amitabhas (also eines erleuchteten Meisters). Buddha lehrte eher den Weg der eigenen Kraft und der Selbstrettung. Ich persönlich brauche beide Wege. Meistens gehe ich den Weg der eigenen Kraft, aber manchmal hilft mir nur der Glaube an die Kraft meiner Meister (Buddhas, des Dalai Lamas, Amitabhas).
Dalai Lama: "Glücklichsein ist eine der besten Methoden, um gesund zu werden und es auch zu bleiben."
Nils: Die fünf wichtigsten Methoden, um glücklich und gesund zu bleiben, sind 1. gesunde Ernährung 2. regelmäßig Sport (Yoga, Gehen) 3. regelmäßige Meditation (Stress vermeiden) 4. Schadstoffe vermeiden (Rauchen, Alkohol, Drogen) 5. positives Denken. Dadurch können wir unser Leben um durchschnittlich 14 Jahre verlängern. Mögen wir alle gesund und glücklich leben. Ein wenig Selbstdisziplin bewirkt einen großen Effekt.
Dalai Lama: "Wenn wir regelmäßig meditieren, erleben wir eine tiefe innere Wandlung."
Nils: Meditation ist ein Weg zur Beruhigung des Geistes, zur inneren Heilung und zur Erleuchtung. Die einfachste Meditation ist die Zahlen-Meditation. Wir zählen die Zahlen von 1 bis 20 im Kopf, im Brustkorb, im Bauch, in den Beinen und unter den Füßen. Es ist gut die Zahlen beim Zählen zu visualisieren und sie sich real in den entsprechenden Körperteilen vorzustellen. Zum Abschluss können wir noch die Zahlen im ganzen Kosmos um uns herum zählen. Danach verweilen wir einige Zeit einfach in der Ruhe der Meditation.
Ich praktiziere eine Zweistufen-Meditation. Zuerst aktiviere ich mit Visualisierungen (Gottheiten-Yoga, Guru-Yoga), Mantren und Atemtechniken meine Kundalini-Energie. Ich lade meinen Körper mit Energie auf. Dann komme ich zur Ruhe und die Meditation entwickelt sich von alleine weiter. Negative Gefühle lösen sich auf und es entstehen Frieden und inneres Glück.
Wie lange wir meditieren, hängt von unseren Möglichkeiten und Fähigkeiten ab. Anfänger sollten 20 Minuten am Tag meditieren. Wichtig ist es immer genau zu spüren, Welche und wie lange eine Meditation uns gut tut. Wir können auf den Atem meditieren, ein Mantra denken, den Körper durchspüren oder einfach nur unsere Gedanken stoppen. Wenn wir sehr unruhig sind, ist es gut, sich ruhig hinzusetzen und den Geist und die Gefühle zu beobachten. Wir betrachten was in uns ist und was unsere Ziele sind. So besinnen wir uns jeden Tag immer wieder auf uns selbst und unseren spirituellen Weg.
Dalai Lama: "Das Ziel unseres Lebens ist das Glück aller. Echtes Mitgefühl erzeugt ein spontanes Bedürfnis sich für das Wohl anderer einzusetzen."
Nils: Die Erde ist ein zusammenhängendes Ökosystem. Wir hängen körperlich, geistig und energetisch alle zusammen. Wir sind eine Familie. Wir sollten gut für uns selbst, für unsere Mitwesen und für die ganze Welt sorgen. Der beste Glücksweg ist der Weg der Erleuchtung verbunden mit dem Weg der Liebe. Dieser Weg bringt uns spirituell am schnellsten voran. Auf ihm erreichen wir das größte Glück. Je mehr Menschen diesen Weg gehen, desto besser wird es der Welt gehen. Mögen wir alle Buddhas und Bodhisattvas werden. Mögen wir alle dauerhaft im Licht und in der Liebe leben.
Dalai Lama: "Wer mit sich im Reinen ist, ist ein glücklicher Mensch."
Nils: Was bedeutet es mit sich im Reinen zu sein? Innere Reinheit ist ein Ausdruck für innere Harmonie. Die Dinge sind in Harmonie. Ein Mensch ist mit sich, seinen Zielen und seinem Leben in Harmonie. Er ist nicht zerrissen von Wünschen, Schuldgefühlen und äußeren Anhaftungen. Er tut das, was er für richtig hält. Er geht den Weg seiner Wahrheit, Weisheit und Richtigkeit. Er ist im Einklang mit seinem Gefühl und seinem Verstand. Es ist egal, ob wir groß oder klein, schwach oder stark, arm oder reich sind. Wichtig ist nur, dass wir mit uns selbst im Reinen sind. Und wenn wir nicht mit uns im Reinen sind, dann sollten wir alles tun, um unseren Weg der Reinheit, Richtigkeit und inneren Harmonie zu finden.
Dalai Lama: "Es ist wichtig einen Sinn für universelle Verantwortung zu entwickeln. Der Gedanke, andere zu beschützen und zu lieben, muss uns zur Gewohnheit werden."
Nils: Der erleuchtete Meister Atisha lehrte es, sich mit seinen Mitwesen zu identifizieren. Wenn wir uns gedanklich in unsere Mitmenschen versetzen, dann möchten wir ihr Leid überwinden und allgemeines Glück erzeugen. Durch den Weg des Mitgefühls (Tonglen) gelangen wir in ein Einheitsbewusstsein. Es ist ein guter Weg in die Liebe, ins Glück und zur Erleuchtung. Konzentriere dich mehr auf das Glück deiner Mitmenschen als dich mit deinem eigenen Leid zu beschäftigen. Gehe mit den beiden Beinen Gleichmut und umfassende Liebe ins Licht. Was kannst du heute für das Glück deiner Mitwesen tun?
Dalai Lama: "Die Quelle für das Glücklichsein ist ein mitfühlendes und liebendes Herz."
Nils: Die Liebe macht unser Leben glücklich. Im Leben gibt es Freude und Leid. Wir sollten allen Menschen Glück, Liebe und Freude wünschen. Und wir sollten einander bei Leid helfen und es gemeinsam tragen. So entsteht eine glückliche Welt. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Mögen alle Wesen glücklich sein. Möge es eine glückliche Welt geben. Mögen wir alle in ein erleuchtetes Einheitsbewusstsein gelangen und Liebe in unserem Herzen spüren.
Dalai Lama: "Es ist legitim Schmerz vermeiden zu wollen."
Nils: Das ist ein großer und wichtiger Satz des Dalai Lama. Wir sollten Schmerz vermeiden soweit es geht. Manche Dinge müssen wir annehmen, weil wir sie nicht verändern können. Aber vieles können wir verändern. Wir können für äußere Verhältnisse sorgen, die uns gut tun. Wir können innerlich das Leid des Lebens akzeptieren und es durch Meditation und positives Denken transzendieren, soweit es uns möglich ist. Ein Buddha lebt im inneren Frieden und Glück. In einer Welt des Leidens lebt er in einer Ebene des Lichts. Er hat das Licht in sich und sendet das Licht in die Welt. Sein Weg der Liebe lässt ihn das Leid im Leben vergessen.
Dalai Lama. Art by Venerable Tashi Norbu
Tod, Erleuchtung und Auferstehung von Mingyur Rinpoche
Yongey Mingyur Rinpoche (*1975) ist ein tibetischer Lehrer und Meister der Karma Kagyu und Nyingma Linien des tibetischen Buddhismus. Er hat zwei Bestseller-Bücher verfasst und beaufsichtigt die Tergar Meditation Community, ein internationales Netzwerk buddhistischer Meditationszentren. Im Alter von zwanzig Jahren wurde Mingyur Rinpoche der Abt von Sherab Ling.
Im Juni 2011 verließ Mingyur Rinpoche sein Kloster in Bodhgaya, um eine Periode des ausgedehnten Rückzugs zu beginnen. Rinpoche ging mitten in der Nacht, nahm nichts mit, sondern hinterließ einen Abschiedsbrief. Er verbrachte vier Jahre als wandernder Yogi. Während der ersten Wochen dieses Retreats hatte Rinpoche eine Todeserfahrung, wahrscheinlich aufgrund einer schweren Form von Botulismus. Dies könnte das Ergebnis der Entscheidung gewesen sein, nur die Mahlzeiten zu essen, die ihm kostenlos und verfügbar waren, nachdem er sich das Geld ausgeht. Diese Erfahrung, so Rinpoche, war eine der wichtigsten und transformativsten Erfahrungen seines Lebens.
Bei seiner Krankheit dachte Mingyur am fünften Tag, dass er jetzt sterben würde. Deshalb praktizierte er die Sterbepraxis des tibetischen Buddhismus. Dort wird der Tod als große Möglichkeit angesehen zur Erleuchtung zu kommen. Als erstes akzeptierte er seinen nahenden Tod. Er ließ die Anhaftung an seine Freunde und seine Familie los. Er opferte seinen Körper in das Sterben. Dadurch kam er in die große Annahme. Er wurde geistig sehr ruhig und klar. Mingyur spürte, wie sein Körper immer schwerer wurde. Das war die Auflösung des Erdelements. Sein Mund wurde sehr trocken. Das Wasserelement verließ seinen Körper. Sein Körper wurde kalt. Das Feuerelement löste sich auf. Nur sein Herz blieb warm. Das ist eine Folge der meditativen Konzentration auf das Herzchakra.
Das Luftelement löste sich auf. Er atmete plötzlich nicht mehr in den Körper, sonden in den ganzen Kosmos. Mit der Auflösung der Luft in den Raum wurde sein Körper vollkommen gelähmt. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Die Schädeldecke löste sich auf. Sein Gewahrsam wurde immer klarer. Sein Körper übertrug die sich auflösende Energie auf den Geist. Alle Angst verschwand und es entstand Freude in seinem Geist. Sein Geist wurde glückselig und erweiterte sich, bis er das ganze Universum ausfüllte.
Das Ich-Bewusstsein verschwand. Gewahrsein und Leerheit wurden eins. Das ganze Universum öffnete sich und wurde vollkommen mit dem Bewusstsein vereint. Er war nicht mehr innerhalb des Universums, sondern das Universum war in ihm. Es gab kein getrenntes Ich mehr. Kein innerhalb und außerhalb. Kein Selbst oder Nicht-Selbst. Kein Phänomen existierte getrennt von ihm. Die Lichthaftigkeit des Gewahrseins jenseits von allen Begriffen war sein einziges Bewusstsein. Alles wurde zu Liebe, Leerheit, Glückseligkeit und Ruhe.
Danach kam er in das Leben zurück. Möglicherweise entstand durch die starke Energie der Erleuchtungserfahrung eine innere Heilung. Es war noch nicht Zeit für ihn zu sterben. Sein Lehrauftrag war noch nicht beendet. Er sollte sein Lebenswerk zu Ende bringen. Plötzlich spürte er seinen Körper wieder. Nachdem er vier Jahre lang seinen Rückzug fortgesetzt hatte, kehrte er später in seine Position als Abt zurück.
Zitate aus seinem Buch "Auf dem Weg. Eine Reise zum wahren Sinn des Lebens".
Aus meiner Sicht ist interessant, dass ich während einer Meditation etwas Ähnliches erlebt habe. Wir können aus dieser Erfahrung die wesentlichen Elemente der Erleuchtung herausarbeiten. Erleuchtung entsteht durch die innere Reinigung und damit verbunden durch ein starkes Anwachsen der Energie. Ich nenne es das Erwachen der Kundalini-Energie. Die Kundalini-Energie steigt zum Scheitelchakra auf und verändert dadurch das Bewusstsein. Es entsteht ein Einheitsbewusstsein, die Egolosigkeit, die geistige Verbindung mit allem. Und es taucht das Gefühl von umfassender Ruhe, Liebe, Glückseligkeit und Allgegenwart auf. Man lebt im Licht, ist das Licht und strahlt Licht aus.