Luzidität kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Klarheit (Lux = Licht).
In der Hirnforschung bezeichnet man mit diesem Begriff eine Achse der Orientierung und des Bewusstseins. Diese besteht aus der Kenntnis
a) des eigenen Namens, Alters usw.
b) des Ortes an dem man sich befindet
c) der eigenen Situation/des eigenen Zustandes
d) der Zeit.
Die Kenntnis dieser Punkte hängt selbstverständlich von sensorischen Fähigkeiten und dem Gedächtnis ab.
Auf dieser Seite geht es aber speziell um Luzidität in Träumen.Normalerweise nimmt man, während man träumt alles was passiert einfach hin und glaubt, dass das was geschieht die Realität ist. Man bemerkt nichts ungewöhnliches. Beim Aufwachen jedoch wird einem schnell klar, wenn man sich an seinen Traum erinnert, dass es einige unlogische, oder unstimmige Punkte gibt, die einem hätten auffallen müssen, während sie geschehen sind.
Außerdem sind Traumbilder oft unscharf, oder unklar.
Soviel zu den "normalen" Träumen.
In einem luziden Traum bemerkt man das alles. Man ist sich außerdem darüber im klaren, dass man gerade schläft und dass alles, was man sieht, hört und riecht eine Illusion ist, die ausschließlich im eigenen Gehirn stattfindet. Das befähigt den Träumer wiederum dazu in das Geschehen einzugreifen und die Traumwelt selber zu gestalten.
Es gibt jedoch verschiedene Grade der Luzidität:
Prä-Luzid
Diesen Zustand hatten wohl die meisten Menschen schon einmal.
Man bemerkt zwar, dass irgendetwas nicht stimmt, kann es aber nicht genau benennen. Erst beim Aufwachen fällt einem auf, was es war und man fragt sich, warum es einem nicht sofort klar war.
Niedrige Luzidität
Bei niedriger Luzidität kann es in kurzen Abschnitten zu bewusstem Handeln kommen. Man bemerkt dabei unter Umständen auch, dass man träumt, gerät in der Regel jedoch schnell wieder in den normalen Traumverlauf zurück ohne das mitzubekommen.
Hohe Luzidität
Ein Träumer mit hoher Luzidität weiß, dass nichts in seinem Traum ihm gefährlich
werden kann, da er in Wirklichkeit in seinem Bett liegt und schläft. Er hat im Gegensatz zum normalen Träumer eine sehr klare, scheinbar unendlich weite Sicht, nimmt Gerüche, Geräusch und Farben viel deutlicher wahr.
Dieser Grad der Luzidität ist sehr aufregend für den Träumer.
Absolute Luzidität
Menschen die absolute Luzidität in Träumen besitzen, sind sich von dem Moment
an in dem sie einschlafen
im klaren, dass sie Träumen. Sie gehen bewusst in die Traumphase herein.
So gut wie alles kann kontrolliert und verändert werden.
Geschichte
Schon in alten Kulturen benutzte man das luzide Träumen zu verschiedenen, teils religiösen, Zwecken.
Schamanen, Yogis, Aboriginies und die Senoi.
Die Aboriginies sind die älteste Kultur, die luzides träumen praktiziert. Wahrscheinlich schon vor 40.000 Jahren haben sie das luzide Träumen beherrscht, denn die für ihre Kultur typische aus bunten Punkten bestehende Kunst ist eine Visualisierung ihrer Träume. Für Aboriginies ist luzides Träumen ein Weg um Geister und Ihre Vorfahren (die Erschaffer der Welt) zu kontaktieren. Dies ist für sie eine andere Welt und sie nennen diese die Traumzeit. Dort befindet sich alles Vergangene und alles Zukünftige zugleich.
Bei dem Volk der Senoi (ein malaysischer Stamm, welcher während des zweiten Weltkriegs unter die Herrschaft der Sowjetunion geriet und seine Kultur aufgeben musste) hatten eine starke Traumkultur. Sie glaubten, dass zwischen Träumen und der Welt der Geister eine Verbindung besteht und dass sie von ihrer Kindheit an sich in ihren Trämen ihren Ängsten stellen müssen und gegen sie kämpfen müssen. Außerdem glaubten sie durch ihre Träume Unheil in der realen Welt abwenden zu können.
Schamanen alter Völker hatten oft die Aufgabe in ihren Träumen Antworten auf wichtige Fragen des Volkes zu finden. Wie genau unterscheidet sich von Volk zu Volk stark.
Auch heutzutage gibt es noch solche Schamanen.
Yogis glauben, dass das bewusste Träumen sehr wichtig ist, wenn man nach dem Tod dem Kreislauf der Wiedergeburt entkommen möchte. Für sie ist die Realität der eigentliche Traum.
Während sich diese Kultur auf ihrem Höhepunkt befand, wurde das tibetische "Buch des Todes" geschrieben. Daher ist das bewusste Träumen bei Yogis auch heute noch wichtig.
Wissenschaftler waren lange Skeptisch, ob Klarträume möglich sind, oder nicht.
Schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert beschäftigte sich Marquis d´Hervey de Saint Denis mit luziden Träumen. Er dokumentierte seine Träume und schrieb später das Buch "Träume und wie man sie verändert". Darin beschrieb er, wie er es über 20 Jahre schaffte sich an seine Träume zu erinnern und in seinen Träumen aufzuwachen und sie zu kontrollieren. Er wurde jedoch zu der Zeit nicht beachtet.
Frederik van Eeden beschrieb 1913 über 350 seiner luziden Träume, die er innerhalb von 14 Jahren hatte. Er prägte in dieser Schrift an die Britische Gemeinschaft für psychologische Forschung auch den Begriff "luzider Traum". Den Artikel auf Englisch kann man hier nachlesen.
Einen empirischen Beweis für luzide Träume erbrachte Stephen LaBerge. Er bewegte seinen Finger im Traum nach einem im Wachzustand festgelegten Muster und verfolgte ihn mit den Augen.
Die Augen des schlafenden LaBerge bewegten sich dann in genau diesem Muster.
LaBerge hat daraufhin eine ganze Reihe von Experimenten durchgeführt und dabei interessante Zusammenhänge zwischen Geschehnissen im Traum und physiologischen Reaktionen feststellen können.
Er ist auch Gründer des Lucidity Institute. Auf dieser (englischen) Seite kann man sich über die verschiedenen Experimente genauer informieren.
Einige Beispiele:
LaBerge fand heraus, dass die Wahrscheinlichkeit einen luziden Traum zu haben in späteren Traumphasen sehr viel wahrscheinlicher ist, als in frühen.
Die Dauer von Träumen wird von vielen weit über der Dauer der Realzeit vermutet. LaBerge fand jedoch heraus, dass die Traumzeit nur unbedeutend länger ist. Dies gelang ihm, indem er luziden Träumern auftrug zehn Sekunden im Traum abzuzählen und zum Anfang und zum Ende dieser Zeit ein Signal zu geben (Augenbewegung).
Auch interessant ist folgendes:
Testpersonen sollten die Bewegung ihres Fingers verfolgen.
1. wach / offene Augen
2. wach / geschlossene Augen
3. träumend / offene Augen
4. träumend / geschlossene Augen
Dabei stellte sich heraus, dass die Augen sich bei 1. und 3. sanft bewegten, bei 2. und 4. ruckartig.
Als luzide Träumer in ihren Träumen absichtlich schnell Atmen, oder die Luft anhalten sollten, konnte das mit 100 %-iger Sicherheit anhand von Hirnströmen, die bei wachen Personen gleich sind vorhergesagt werden.