Wespen Nester und Umsiedelung

Die Situation

In den Sommermonaten, wenn die Wespenpopulation ihren Höhepunkt erreicht hat, bis gegen Ende des Sommers, wenn die Wespennester so langsam beginnen sich aufzulösen, erhalten die Imker nahezu täglich Anrufe von besorgten Mitbürgern mit der Bitte, die Wespennester zu entfernen.

Durch das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) sind grundsätzlich alle Tiere vor Zerstörung der Nester, Belästigung und Tötung der Tiere geschützt. Bestimmte Arten stehen unter besonderem Schutz, was durch die Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) geregelt wird.

Im Folgenden möchten wir Ihnen die aktuelle Situation erläutern, d.h. darf man die Nester überhaupt entfernen, wer darf das, wer siedelt um oder was kann man sonst noch unternehmen?

Wespen, die sich bei Ihnen am Kaffee- oder Frühstückstisch zeigen, sind ausschließlich die deutsche und die gemeine Wespe. Neben allen anderen Wespenarten (einschl. der einheimischen Hornisse - sie steht unter besonderem Schutz, siehe BArtSchV, §1 Anlage 1), sind diese beiden Arten seit einigen Jahren unter allgemeinen Schutz gestellt (siehe Bundesnaturschutzgesetz BNatSchG, z.B. § 39 Abs. 1 Nr. 1 bis 3).

D.h. die Zerstörung der Nester können Ordnungsstrafen in bis fünfstelliger Höhe nach sich ziehen. Selbst wenn im Handel spezielle Gifte angeboten werden, darf man sie nicht anwenden!

Weiterhin sieht man recht oft die Feldwespe, diese ist absolut harmlos, kann zwar auch stechen, ist aber nicht aggressiv und kommt höchsten mit uns in Kontakt, wenn sie an heißen Tagen Wasser holt. An unsere Tische kommt die Feldwespe nicht! Ihr Nest ist auch nicht mit einer Kugel verhüllt, sondern offen, sodass man die Wabe mit der weißlichen Brut sehen kann. Wenn diese Wespen in unserer Nähe fliegen, erkennt man sie daran, dass sie beim Fliegen die Füße nach unten hängen lassen. Außerdem haben wir diese schon beobachtet, wie sie die Raupen des Buchsbaumzünslers zerlegte.

Wer darf Nester entfernen?

Grundsätzlich dürfen Wespennester nur in Ausnahmefällen entfernt bzw. umgesiedelt werden (siehe oben, Bundesnaturschutzgesetz).

Nester entfernen, bzw. das Umsiedeln von Nester darf nur von Personen durchgeführt werden, die

  • eine entsprechende Ausbildung nachweisen können (z.B. durch TÜV, zum Nachweis der Sachkunde gegenüber den zuständigen Behörden)

und

  • von Amts wegen dazu bestellt/berufen wurden

Die Zuständigkeit für den Vollzug dieser Naturschutzgesetze liegt bei der unteren Naturschutzbehörde. Und nur diese Behörde kennt die 'Wespenumsiedler' und kann Genehmigungen erteilen. Selbst wenn Sie dort die Auskunft bekommen sollten, dass nur die einheimische Hornisse geschützt sei, die Deutsche- und Gemeine Wespe aber nicht - das ist definitiv falsch!!! Auch kann mal schon die Auskunft von der "unteren Naturschutzbehörde" kommen, dass die "obere Naturschutzbehörde" zuständig sei. Das zeigt doch, dass dieses relativ neue Gesetz die deutschen Amtsstuben noch nicht ganz durchdrungen hat.

Daraus folgt, dass wir Imker, die wir mit den Wespen umgehen könnten,

in dieser Sache nichts mehr unternehmen dürfen.

Wir müssen Sie leider an diese Behörde verweisen, weil Sie bei uns Imker

sicherlich niemanden mehr finden werden, der die Wespennester entfernt

bzw. umsiedelt. Alleine schon weil keiner der Hobbyimker diese spezielle

Ausbildung besitzt.


Die Umsiedelung solcher Nester ist ein recht aufwändiger und zeitintensiver Prozess, der einiges an speziellem Equipment (spezieller Sauger, Boxen etc.) erfordert. Außerdem gibt es keine Gebührenregelung, d.h. der vom Amt bestellte Wespenumsiedler wird mit Ihnen eine entsprechende Gebühr verhandeln müssen.

Wir sind bei uns im Verein sehr viele Imker, doch niemand wurde von der unteren Naturschutzbehörde dafür bestellt. Zumal wir alle Hobbyimker sind und die aufwändige Umsiedelung eines Wespennestes doch sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und wir im Sommer fast täglich ausrücken müssten, hat sich dafür wohl niemand bereit erklärt. Zudem kennen wir keinen Imker, der solch eine spezielle Ausbildung durchlaufen hat.

Selbst Kammerjäger benötigen von dieser Behörde die entsprechende Erlaubnis (zur Abtötung/Umsiedelung), das sollten Sie im Fall der Fälle mit diesen abklären. Typischerweise müssen Sie selbst sich um die Genehmigung bemühen. Wenn Sie dann von der Verwaltung eine Genehmigung zur Umsiedlung der Wespen oder Hornissen erhalten haben, werden Sie vermutlich niemanden finden, der dies erledigen kann, sofern Ihnen von der Behörde niemand genannt wurde. Ein Kammerjäger könnte gegen guten Geld die Insekten vernichten und ggfs. auch umsiedeln. Im Übrigen ist es vermutlich nicht möglich, ein Nest als ganzes aus einem Rollladenkasten umzusiedeln.

Einzig die vor kurzem eingewanderte Asiatische Hornisse (Vespa velutina) darf man bekämpfen, sie steht auf der Unionsliste für eingewanderte Insekten. Siehe hier, im Dokument nach "Vespa velutina" suchen.

Alternative

belassen Sie die Nester doch einfach, denn im Herbst bei den ersten Frösten sterben alle Wespen. Schon Wochen vorher beginnen sich die Nester aufzulösen und die Wespen vagabundieren noch bis zum ersten Frost. Aber mit den ersten Frostnächten sind sie alle verschwunden. Lediglich ein paar Königinnen überleben in Ritzen für das nächste Jahr. Danach können sie alle Öffnungen zustopfen.

Wenn Sie das Nest dann noch belassen, können Sie es als Anschauungsobjekt nutzen und können sich sicher sein, dass in dieses Nest nie mehr eine Wespe einziehen wird, denn sie bauen ihr Nest immer von Grund auf neu. Entfernen Sie dieses leere Nest, kann sich an derselben Stelle im nächsten Jahr erneut ein Volk entwickeln.

Auch sollten Sie beachten, dass es sich hierbei um Nützlinge handelt und ein einziges Wespenvolk im Sommer täglich 500gr bis 1000gr Insekten wie z.B. Blattläuse vertilgen kann, alleine schon aus diesem Grunde sollte man die Wespen nicht vernichten.

Wir hoffen Ihnen hiermit etwas Hintergrund Informationen gegeben zu haben und hoffen darauf, dass Sie sich mit den Wespen arrangieren können.



Ergänzende, interessante Informationen:

Wespe töten – Droht ein Bußgeld oder ist das erlaubt?
Aktion Wespenschutz, sehr informationshaltige Webseite