Radtour Nagold 2011
Teilnehmer:
Irmi, Wolfgang, Walter, Catherine, Heinz, Trixi, Pit, Ingeborg, Hermann
Zeit:
13. Juni bis 18. Juni 2011 (Pit und Trixi nur bis zum 17. Juni )
Pfingstmontag, 13. Juni – Anreise - Mostbesen
9:00 Uhr – Treffen bei Walter in Waldperlach. Hermann fährt mit schwerem Rucksack und Rad von Zuhause zu Walter – schon mal 10 km Vorleistung
9:15 Uhr – Ammers treffen ein, Fahrräder werden auf den Anhänger verladen, weiter geht es zu den Schonis.
Pit und Trixi warten schon. Die Schonis fahren mit dem eigenen Auto, Irmi steigt wegen gleichmäßiger Aufteilung zu ihnen um.
Zuerst geht es auf der Lindauer Autobahn bis Memmingen und dann weiter nach Ulm. Von dort fahren wir nach einer kurzen „Pieselpause“ auf der vielbefahrenen A8 nach Stuttgart und nach einigen kleinen Stau’s weiter auf der Singener Autobahn bis zur Ausfahrt Herrenberg. Eigentlich wollten wir erst zwei Ausfahrten später die Autobahn verlassen weil ab Herrenberg mit Umleitungen zu rechnen ist. Da wir aber eine LPG Tankstelle für Ammers Autogas-Auto brauchen, fahren wir nach Herrenberg und tanken dort.Der Empfang um 14:15 am Siedlungsweg ist sehr herzlich. Erst werden die Räder in die Garage gebracht und dann wartet schon eine Erdbeer-Bowle in der Laube von Ingeborg auf uns. Kurze Zeit darauf treffen auch Heinz und Catherine ein. Nach „Versorgung“ ihrer Räder essen wir den von Heinzens Bruder Anton aus Norwegen mitgebrachten Lachs zur Bowle. Letzterer passt gut zum Käsegebäck von Ingeborg. Dann begibt sich die fröhliche Runde zum Kaffeetrinken in den oberen Gartenteil wo schon gedeckt ist.
Es folgt ein Briefing für alle, wie die Zimmer verteilt werden und wie mit Katzen umgegangen werden soll, anschließend Hausbesichtigung. Nachdem sich alle eingerichtet haben, Betten bezogen usw., starten wir zur ersten, kleinen Fahrradtour zum Mostbesen. Das Wetter sieht nicht sehr beständig aus und so nehmen wir Regenkleidung mit. Auf der Fahrt werden immer die steilen Wege nach links oben von den Voranfahrenden bevorzugt, was bei ihnen eine Umkehr zufolge hat, wenn Ingeborg als Wegkundige den Pulk einholt. So bleiben wir weitgehend am Talgrund und erreichen gegen halbfünf den Mostbesen. Zeitweise kommt jetzt die Sonne raus. So bleiben wir im Freien und der ausreichend große Tisch füllt sich nach und nach mit Mostbowle, Zwiebel- und Rahmkuchen. Der Wirt hat zu tun, unsere Bestellungen halten ihn auf Trab. Die Mostbowle mit den frischen Apfelstückchen schmeckt allen recht gut, ist nur nicht in ausreichender Menge verfügbar. Gleichzeitig mit der abtauchenden Sonne machen auch wir uns auf den Rückweg und werden von Ingeborg in einer Minnistadtführung durch Nagold geleitet. Fußgängerzone, Brunnen, Vorstadtplatz und als letztes bekommen wir etwas außerhalb einen ungeöffneten Keltengrabhügel zu sehen.
Hermann, der die kleine Tour mit dem Stadtrad von Ingeborgs Schwester gemacht hat, leiht sich bei Kurt - einen lieben Freund – für den nächsten Tag ein gutes Rad, muss es aber noch abholen. Er und andere haben noch an den Rädern zu tun, damit für den nächsten Tag alles vorbereitet ist. Anschließend sitzen wir gemütlich vor dem Hauseingang in Ingeborgs Laube und lassen uns den steirischen Muskateller schmecken. So findet der erste Abend einen gemütlichen Ausklang.
13. Juni – Dienstag Pforzheim Tour
Um 7:00 Uhr wecken, um 8:00 soll es Frühstück geben. Hermann holt Brötchen. Die Sesam-Laugencroissant sind besonders lecker. Aber auch Salzstangerl für Pit, selten die gewünschten Mohnsemmeln für Trixi und andere herzhafte Stückchen bilden die Basis für das leckere, ausgiebige Frühstück.
Um 9:00 geht es dann tatsächlich pünktlich wie geplant los. Erst durch die Stadt, dann dem Nagold-Fluß entlang bis Kentheim. Dort wartet ein besonderer kultureller Leckerbissen auf uns. Eine der ältesten Kirchen im Nordschwarzwald mit zum Teil gut sichtbaren Fresken. Leider liegt die Kirche direkt an der Hauptstraße und zu allem Überfluss wird da auch noch gebohrt und gehämmert, Löcher gegraben und neuer Asphalt aufgebracht. So hat Eckhart große Mühe, sich im Kirchengarten mit lauter Stimme uns verständlich zu machen. Eckhart ist der Mann der Cousine von Ingeborg. Er ist im Heimatverein und hat auch als ehemaliger Rektor des Gymnasiums das Zeug dazu, uns die „Kunstwerke“ nahe zu bringen.
Dass Ingeborg sich vertan und Kentheim weit nach Calw angesiedelt hat, spielt keine Rolle. Eckhart hat aus unserer Abfahrtszeit die richtigen Schlüsse gezogen und war rechtzeitig vor Ort. Wir bekommen die gesamte Siedlungsgeschichte bis zur Neuzeit zu hören. Natürlich wird auch die Kirche als solche und dann später, als wir eintreten, der Innenraum ausgiebig erklärt. Fresken, denen man nur einen „halben“ Blick würdigen würde, erhalten durch Eckharts Erklärung tiefe Bedeutung und sind sehr interessant. Mittlerweile hat im Kirchengarten ein Bauarbeiter durch seine Grabung einige Knochen freigelegt und wartet jetzt wohl auf den amtlichen Denkmalpfleger, der die Grabung abbrechen wird. Nachdem sich Eckhart verabschiedet hat – er musste als nächstes eine Grabrede in Tübingen für einen verstorbenen Kollegen halten – setzen wir uns gemütlich in den hinteren Teil des Kirchgartens und essen von der mitgebrachten Brotzeit.
Bei noch schönem Wetter – obwohl von allen Seiten große Wolkenansammlung mit Regen drohen – erreichen wir Calw. Vorbei an einer Baustelle in der Fußgängerzone fahren wir auf die Nagoldbrücke, wo auf uns schon Hermann Hesse als Metallfigur wartet und für ein Gruppenfoto bereit ist. Da alle drauf sein sollen wird ein Passant gebeten, uns zu fotografieren. Was wir nicht bemerken ist das Fehlen von Walter, der dringend Obsteinkäufe tätigen musste und den Anschluss verloren hat. Erst später, als wir an einem Platz am Nagoldufer für gute Zwecke in Guatemala einen lauwarmen Kaffee kaufen, wird sein Fehlen bemerkt. Über SMS haben wir uns aber dann bald wieder gefunden. Nach dieser angenehmen Pause geht es weiter der Nagold entlang abwärts. Eckhart hat uns nicht nur die Kirche in Kentheim nahe gebracht sondern auch , wie schon Ingeborg am Vorabend, Kloster Hirsau, wenige Kilometer nach Calw, erläutert. Ein Rundgang durch das weitläufige Gelände überzeugte uns von der damaligen Bedeutung dieses geschichtsträchtigen Ortes.
Durch Wälder und Parkanlagen führt unser Weg nagoldabwärts bis zum Bahnhof von Pforzheim. Nach einigen vergeblichen Versuchen gelingt es Walter in letzter Minute vor Abfahrt zwei Gruppentickets á 20,- für den Zug nach Nagold zu lösen. Und in letzter Sekunde steigen wir ein. Leider ist ab Bad Liebenzell bis Bad Tainach ein Schienenersatzverkehr mittels Bus eingerichtet, ohne Fahrradtransport. So radeln wir diese Strecke bei einigen wenigen Regentröpfchen wieder retour, Wolfgang und Walter kommen für den letzten Abschnitt ganz ohne Zug aus, strampeln bis Nagold. Unser Treffpunkt ist das Bahnhöfle in Nagold. Mostbowle, diesmal mit Annanas, schmeckt uns nach der langen Fahrt besonders. Wolfgang und Walter kommen deutlich später weil sie noch einige Runden in den diversen Kreisverkehren von Nagold drehen, bis die 100 Tageskilometer für sie voll sind. Die Bahnhofwirtschaft erweist sich fast als Gourmet-Restaurant mit günstigen Preisen. Maultaschen und Salate werden von unserer Mannschaft bevorzugt bestellt.
Die letzten Kilometer zum Siedlungsweg durch die Stadt beschließen diese schöne Tagestour. Nun geht es darum, wer zuerst duschen kann. Jeden drängt es danach, nur Irmi und Hermann überlegen es sich. Das Recht auf eigene Identität und Geruch ist eigentlich ein Grundrecht bei uns. Wolfgang duscht auch sein Fahrrad, das auf den letzten Wegkilometern einiges an Schmutz abbekommen hat, da es kurz vor unserer Ankunft sehr heftig in Nagold regnete. Hermann bringt sein Leihrad zu Kurt zurück.
Den Abend verbringen wir in der Laube und besprechen die Tour der nächsten Tage, die uns zum Wasserschloss Glatt und zum Atomkeller nach Haigerloch bringen soll. Heinz referiert über Atomphysik, Wolf spricht über geschichtliches dazu.
Nach 74 km Radfahren in 5 Strampelstunden und 400 Höhenmetern gehen wir müde ins Bett.
14, Juni, Mittwoch – Schloss Glatt
Heute müssen wir uns beim Frühstück nicht beeilen, die Tagesstrecke soll kleiner sein. Bäcker Ziegler hat gutes Frühstücksgebäck für Hermann vorbereitet, der sich wieder auf den Weg macht. Walter will sich auch nützlich machen, geht auf den Nagolder Wochenmarkt zum Salatkaufen. Er bringt auch verschiedenes Obst mit, Kirschen zu rekordverdächtigen Preisen.
Kurz vor zehn geht es dann los, diesmal in eine andere Richtung. Vom Siedlungsweg über zwei Kreisverkehre geht es durch die Viaduktbögen von Nagold. Das Wetter ist wieder toll und soll es auch bis zum Abend bleiben. Erste Rast hinter Altheim an einem Teich mit großen Fischen, die die teuren Kirschen von Walter überhaupt nicht mögen. Dann geht es in steiler Abfahrt durchs Dießener Tal hinunter ins Neckartal, auf halber Höhe nochmals eine Rast bei einer Quelle und Kneipanlage.
Einige Kilometer Neckartalradweg bringen uns schnell dem Neckar entlang bis zur Flussmündung des Glatt-Flusses. Von da aus sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Wasserschloss. Zuerst verschnaufen wir im Schlosspark im Schatten gewaltiger Linden, die in voller Blüte stehen und ein stetiges Summen von den fleißigen Bienen ist zu hören. Dann findet eine Restaurantbesichtigung statt, zuerst die Kuchenstücke, deren Größe alle beeindruckt, dann die verschiedenen, geschmackvoll eingerichteten Räume. Wir nehmen unter einem Schirm im Gastgarten im Schlosspark Platz. Ein großer Sonnenschirm schützt uns vom Regen, der es sich aber dann doch überlegt und es trocken bleiben lässt. Um zwei öffnet das Schlossmuseum und fast alle sehen sich die Ausstellung an, nur Pit und Hermann üben Verzicht.
Die Rückfahrt erfolgt zuerst auf gleicher Strecke, den Rest des Weges bis Horb kennen wir noch nicht. Wieder ist – diesmal aber schneller – das Kulturbahn Gruppenticket dem Automaten entlockt. Als wir außen um den Bahnhof herumfahren, ist der Zug zur Abfahrt auf Bahnsteig eins bereit und wie schon am Vortag steigen wir in letzter Sekunde ein. Diesmal enthalten sich Irmi, Wolfgang, Walter und Pit der Bahnfahrt und fahren die letzen zwanzig Kilometer nach Nagold mit dem Rad. Letzterer mit dem Pedilek von Trixi. Leider ist die Stromladung nicht ganz ausreichend und Pit muss zumindest einen Teil der Strecke ohne Verstärkung durch den Elektromotor selbst strampeln.
Die Bahnfahrer werden für ihre Faulheit belohnt und bekommen von Heinz eine Runde Ananasbowle in der schon bekannten Bahnhofwirtschaft gestiftet. Auf der Rückfahrt vom Bahnhof zum Siedlungsweg erweist sich Heinz weiter freigiebig und spendiert Catherine einen schönen Fahrradhelm, einen sehr Schönen.
Zuhause angekommen, tauchen auch gleich die Radler, die die Strecke von Horb mit Muskelkraft zurückgelegt haben auf und die Duschreihenfolge wird ausgehandelt. Walter hat keine Problem, er benutzt grundsätzlich die Freidusche. Im Garten baut Pit schon seinen mitgebrachten super Kugelgrill auf und Brigitte, eine Freundin von Ingeborg, bringt eine riesige Schüssel mit Kartoffelsalat vorbei. Nachdem der Fleischeinkauf schon am Morgen stattfand, konnte Pit gleich mit dem Grillen beginnen während die anderen für Getränke sorgen und alles auf der Gartentischgarnitur im oberen Teil des Gartens aufbauen. Helga, eine weitere Freundin von Ingeborg ist auch eingeladen und erscheint rechtzeitig. Die Fleischstücke sind zart, Lamm-, Rind- und Schweinefleisch schmecken allen, einige Würste runden die Palette ab.
Kurz nach 10 gehen dann alle müde zu Bett, auch wenn die Strecke diesmal nur 45 Kilometer in dreieinhalb Stunden rein Fahrtzeit war, allerdings mit 475 Höhenmetern schon steiler als am Vortag.
16. Juni – Donnerstag – Haigerloch
Heute geht es wieder etwas früher los, nach ausgiebigem Frühstück sitzen wir schon um 8:50 in den Sätteln, Trixi mit einem unaufgeladenen Akku. Wie schon gestern durch die Viaduktbögen und dann neu über die Bahnlinie die alte Vollmaringer Waldstraße hinauf in die schöne Hochebene mit Getreidefeldern und großen Flächen mit Mohnblumen.
Bei der eingerüsteten Kirche in Vollmaringen treffen wir uns mit einer weiteren Freundin von Ingeborg, mit Irmgard, ebenfalls Lehrerin, aber noch aktiv. Dann geht es bei Weitingen hinunter ins Neckartal und nach Überquerung des Neckars am Talgrund die Eyach hinauf. Die große Straße ist wenig befahren und führt uns direkt in den Ort Haigerloch, wo wir gleich den Atomkeller ansteuern. Für 11:00 hatten wir die Besichtigung geplant. Uns kommt aber ein Bus voller Leute zuvor, die das kleine Museum restlos ausfüllen. So besteigen wir den Schlossberg, besichtigen oben den Schlosshof und die Kirche und sind um halbzwölf fast allein im Atomkeller und können uns der Ausstellung widmen. Wie die Weltgeschichte wohl anders geschrieben wäre wenn damals …. Es geht den steilen Berg auf der anderen Seite zu dem Restaurant, in dem Ingeborg auf der Terrasse mit herrlichem Ausblick einen Tisch für uns alle reserviert hat. Größtenteils wird aus dem begrenzten Angebot die Maultaschensuppe gewählt. Eine gute Entscheidung, sie schmeckte hervorragend. Nach der Mittagsrast geht es zuerst wieder steil durch Haigerloch hinab, dann moderat auf der Bundesstraße abwärts bis Bad Immnau.
Nun zweigen wir links ab und fahren über schattige Waldwege das Laubertal hoch. Trixis Rad kann nun nur noch ohne elektrischen Zusatzantrieb gefahren werden. Wolfgang kommt wieder helfend zum Einsatz. Am Wegrand gibt es säuerliche Wildkirschen für alle die mögen.
Endlich haben wir nach dem langen Anstieg das Kloster Kirchberg erreicht. Da Ingeborg ihre Kindheit in der Nähe verbracht hat, weiß sie bestens Bescheit und gestaltet für uns eine Führung über Klostergarten, Friedhof, Kreuzgang, Kirche und Babyklappe.
Nun ist es Zeit für den Rückweg, wir wollen wieder zum Zug nach Horb. Angeblich geht es nur noch abwärts! Aber … die ersten Meter muss man noch rauf, bis dann eine lange Abfahrt ins Neckartal beginnt. Wir erreichen auch wieder die Mündung des Glatt-Flusses, dem wir gestern gefolgt sind. Von da ab ist uns der Weg nach Horb bekannt. Obwohl noch die Sonne scheint, gibt Hermann wieder – wie schon den ganzen Tag - seine Starkregenwarnung zum Besten.
Alles scheint gut auszuklingen, als etwa drei Kilometer vor Horb Irmgard mit Ingeborg sich mit den Lenkern verhaken und stürzen. Ingeborg fällt ins Gras am Wegrand, Irmgard auf den harten Asphalt. Ersthelfer Wolfgang und Ingeborg, der nichts passiert ist, stellen einen möglichen Bruch am linken Handgelenk fest. Mittlerweile sind auch dunkle Wolken aufgezogen und Hermann fährt schnellstens in Richtung Horb um ein Taxi für Irmgard zu bestellen. Kurz vor Horb, an einer Kleingartensiedlung am Radweg stehen Autos und Hermann bittet einen, der mit Grillen beschäftigten Männern, um Hilfe. Es ist ein Kroate, der ohne Zögern seinen kleinen Sohn mit in sein Auto packt und den Radweg zur Unfallstelle fährt. Er wird gebeten, Irmgard zum Bahnhof in Horb zu fahren, ist aber sehr fürsorglich und bringt sie direkt ins Krankenhaus in Nagold. Mittlerweile sind alle anderen und das Rad von Irmgard in Horb eingetroffen, die ersten Tropfen fallen. Hermann hat mit dem Wissen von gestern an einem Automaten in Nu zwei Gruppentickets für die Kulturbahn gelöst und man eilt mit den Rädern auf Bansteig 5 – über zahlreiche Treppen unter den Geleisen. Dort angekommen warten wir auf den Zug der nicht kommt. Hermann hat übersehen, dass der normale Fahrplan wegen der Gleisbauarbeiten – vom Vortag schon bekannt – anders fährt. Und zwar eine halbe Stunde später von Gleis 1, ganz am Eingang. Also wieder viele Treppen mit den Fahrrädern und dann in die Bahnhofshalle. Draußen stürmt es so, dass Schirme durch die Luft wirbeln und Blumentöpfe umfallen. Auch hat Regen eingesetzt. Wolfgang und Walter haben nun doch entschieden, dass sie auch mit der Mehrheit mit dem Zug fahren und nicht die Reststrecke nach Nagold wieder mit dem Rad zurücklegen.
Am Bahnhof Nagold steigen wir bei strömenden Regen aus und Irmgards Rad wird an einer Hand von Pit durch die Stadt, über Baustellen und Ampeln gefahren – kein leichter Job! Danach unterliegen alle wieder ausgiebig ihrem Duschzwang - individuelle Körperdüfte sind wohl nicht mehr gefragt.
Um 19:45 brechen wir alle zum Ochsen auf, wo Ingeborg einen Tisch für uns bestellt hat. Der Regen hat aufgehört. Ingeborg wird in ihrer „Stammkneipe“ herzlich begrüßt und ein schöner Tisch ist für uns reserviert. Vorweg gibt es 2 Flammekuchen und Panini für alle. Danach wird je nach Gusto Pizza, Cannelloni oder Fitness-Salat gegessen.
Gegen halbelf sitzen wir wieder in der Laube von Ingeborg und Bourbone Vanille Eis mit Rumtopsaft schmeckt allen bestens. Die Schonis, Catherine und Heinz gehen bald schlafen, der Rest spricht dem Weißwein zu und es wird Mitternacht bei ihnen. Erstaunlich, da ja die Tour über 63 Kilometer lief und mit 650 Höhenmetern mehr Anstiege als in den letzten Tagen waren.
17. Juni, Freitag – Goisern-Tag
Da diesmal keine Radtour anstand, treffen wir uns später am Frühstückstisch. Pit und Trixi haben bereits ihre Sachen gepackt und vor der Laube aufgeschichtet. Nach dem Frühstück verabschieden sie sich herzlich und machen sich auf den Heimweg zu ihrer Riemchenfabrikation, die einige Tage ruhen durfte.
Die anderen treffen sich mit Eckhart bei der Remigiuskirche am Nagolder Friedhof. Eckhart erklärt die Geschichte der Kirche, die im Zusammenhang mit der Kirche in Kentheim zu sehen ist. Auch die Fresken ähneln sich etwas, sind aber doch unterschiedlich. Eckhart freut sich über das Interesse unserer Truppe und führt uns weiter am Keltengrab vorbei zur Nagold, wo wir uns auf der Baustelle der Landesgartenschau 2012 als Landschaftsarchitekten ausgeben um die Baustelle betreten zu dürfen. Wir machen uns einen Eindruck von den Bauarbeiten. Danach verlassen wir das Baugelände über eine Brücke und gehen zur Oberamtei, dem sehr gut erhaltenen Fachwerkbau. Eckhart erzählt wieder geschichtliches und die Bauweise. Dann eine lustige Geschichte über das gleich nebenan stehende Gefängnis.
Danach geht es in die Fußgängerzone zum Optiker Günther, der in einem historischen Gebäude sein Geschäft führt. Mit viel Aufwand und Mühe wurde es integriert und man hat einen Eindruck von dem vor 500 Jahren gebauten Gebäude, das mal Weinpressen enthielt. Eindrucksvoll war auch das Skelett einer eingemauerten Katze, über das die Chefin längere Zeit referiert. Weiter geht es zum alten Kirchturm und zum Stadtbrunnen, selbstverständlich erfolgten fachkundige Erklärungen über diese Anlagen.
Den Abschluss findet Eckharts Führung am Vorstadtplatz, wo wir uns Kaffee und Butterbrezen, die Ammers was „Warmes“ genehmigen.
Auf dem Heimweg treffen wir Irmgard, deren roter Gips gut abgestimmt zu der Farbe ihrer Bluse ein schönes Bild macht. Die Freude über das Wiedersehen ist groß. Eigentlich waren wir eben dabei, einen Blumenstrauß zu kaufen um ihn ihr daheim vorbeizubringen. Das hat sich nun erübrigt. Wir nehmen Irmgard mit in den Siedlungsweg, wo sich alle um den Tisch einfinden und Sekt und Wein getrunken wird.
Nun ist es an der Zeit uns für den Höhepunkt unserer Radwoche vorzubereiten, unser Konzert im Schloss Salem mit Hubert von Goisern. Dies dauert etwas länger als geplant und als wir mit den Autos von Ammers und Heinz losfahren, muss für letzteren erst eine LPG Gastankstelle gefunden werden, was auch wieder Zeit in Anspruch nimmt. Danach geht es auf die Singener Autobahn und während wir direkt zum Bodensee fahren, müssen Heinz, Caterine und Ingeborg erst Birgit, eine weitere Freundin von Ingeborg, abholen.
Am Bodensee im Haldenhof kommen wir fast gleichzeitig an, da Heinz wohl schneller gefahren ist. Die Gaststätte liegt weit über dem See und man hat einen herrlichen Ausblick. Nachdem wir uns umgesehen haben, besetzen wir den von Ingeborg vorbestellten großen Tisch auf der Gasthausterrasse und essen zu Abend. Erste Regentropfen werden durch Aufstellen eines großen Sonnenschirms abgewehrt.
Nach dem Essen geht es weiter zu dem ca. 20 km entfernten Schloss Salem. Dort leitet man uns mit einem Schild und einer Umleitungstafel erst in die Irre aber nachdem wir Salem umkreist haben, finden wir auch gleich das Schloss und den schon sehr vollen Parkplatz. Leider parken wir weit voneinander, ausgelöst durch einem Parkplatzeinweiser. Nun geht es zum Konzertplatz. Man weist auf einen weiteren Eingang hin, nachdem der erste sehr frequentiert ist. Den nehmen wir, müssen aber dazu fast ganz um das Schloss herumlaufen. Wieder eine Umleitung wie schon vorher mit dem Auto.
Nun setzt etwas Regen ein, noch nicht schlimm, es lässt sich aber erahnen, dass es mehr werden könnte. Ingeborg hat eine große Tasche mit Regenschutz, Sitzkissen usw. mitgenommen. Dies erweist sich im Laufe des Konzertes als ungemein segensreich, denn es regnet uns förmlich ein. Die Sitzreihen sind gefüllt mit „Regenkleidungsmenschen“ und als die Vorgruppe, drei Mädchen mit retoromanischen Gesängen aufhören, beginnt der Regen richtig. Mit dem Starkregen kommt auch der Hubert auf die Bühne und das Konzert geht richtig los. So sehr der Goisern sich auch bemüht, richtige Stimmung kommt erst zum Ende hin auf, als die Lieder fetzig werden und er seine „Evergreens“ zum Besten gibt. Nach einer Zugabe „Hirtermadl“ ist die Stimmung am Höhepunkt, das Konzert allerdings aus. Ein Jodler der Musikanten ohne Instrumente beschließt alles und die Bühne wird dunkel.
Der Regen hat etwas nachgelassen, wir finden unser Auto gleich. Leider ist alles zur Ausfahrt hin „verkeilt“ und so nehmen wir mutig den Weg über eine kleine Böschung auf die Straße, sind gleich auf dem richtigen Weg und in kürzester Zeit dem Chaos entkommen. Heinz hat nicht so viel Glück, es dauert 20 Minuten, bis er loskommt.
Auf der Autobahn setzt hin und wieder so starker Regen ein, dass man nur sehr langsam vorankommt. Auch Nebel gibt es zeitweise. Um eins am Morgen sind wir glücklich daheim angekommen, Heinz 20 Minuten später. Beide Fahrer mussten sich sehr anstrengen und haben ihre Insassen gut nach Hause gebracht. Die Witterung und die späte Stunde haben sie sehr gefordert.
So geht, nachdem wir noch zwei Flaschen Wein geleert und etwas Käse gegessen haben ein außergewöhnlicher Tag sein Ende.
18. Juni – Samstag – Abreisetag
Ausschlafen ist angesagt – um halbzehn gibt es Frühstück. Danach einpacken und die Räder im Anhänger verstauen. Irmi saugt noch die Räume durch.
Dann folgt die herzliche Verabschiedung.
Eine schöne Woche ist zu Ende. Eine Woche, die wohl allen in Erinnerung bleiben wird.