Depressionen bei Kindern und Jugendlichen

Zwei Prozent der Kinder und bis zu neun Prozent der Jugendlichen in der BRD leiden nach Einschätzung von Experten an leichten bis schweren Formen von Depressionen, wobei diese viel zu selten diagnostiziert und kompetent behandelt werden. Das ist insofern kritisch, da die meisten Depressionen Erwachsener ihren Ursprung im Kindes- und Jugendalter haben. Das Thema wird nach Ansicht von Experten in der Öffentlichkeit vernachlässigt, da eine Depression nicht so auffällt wie etwa, wenn jemand aggressiv wird oder an Gewicht verliert, wenn aggressive Kinder, die in Raufereien verwickelt werden, oder wie hyperaktive Kinder, die den Unterricht stören. Stille Kinder geben oberflächlich betrachtet ihrer Umgebung keinen Anlass zur Sorge, wobei vor allem Heranwachsenden über ihre Traurigkeit und Ängste schweigen. Allerdings „somatisieren“ vor allem Kinder häufig, d.h., sie klagen über körperliche Beschwerden wie Bauch- und Kopfweh, weinen oft und haben keinen Spaß mehr, wirken energielos und antriebslos und klagen über mangelnden Appetit. Bei Jugendlichen mehren sich solche Symptome, denn Knaben und Mädchen können sich nicht mehr konzentrieren, fühlen sich wertlos, nichts scheint interessant. Einmal sind sie traurig, einmal gereizt, sie nehmen ab und schlafen schlecht. Oft führt die Depression bei Jugendlichen zu Selbstverletzungen oder sogar Selbsttötung, wobei 40 bis 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die sich umbringen oder oder einen Selbstmordversuch begehen, depressiv sind. Viele Eltern wissen über die Suizidversuche ihrer Kinder nicht Bescheid, im Gegenteil erkennen diese hinter Unlust und vermeintlicher Faulheit nicht die eigentliche Erkrankung ihrer Kinder. Depressive Symptome erkennen selbst Fachleute häufig nicht auf Anhieb, denn sie gehen oft einher mit anderen Erkrankungen wie Ess- oder Angststörungen, Hyperaktivität oder Schizophrenie. Depression ist nicht eine Laune oder Böswilligkeit, sondern es ist eine Krankheit, die über einen kommt und man daran keine Schuld trägt. Bei einer rechtzeitigen Behandlung depressiver Störungen lassen die Symptome oft schon innerhalb des ersten Jahres nach, allerdings kann eine Depression wiederkehren. Eine frühzeitige Behandlung ist notwendig, denn je länger man wartet, umso höher ist das Risiko, dass die Krankheit zu einer chronischen Depression wird.

Quelle: http://www.morgenpost.de/web-wissen/article1201546/Depressionen-bei-Kindern-werden-zu-oft-ignoriert.html (09-11-05)