Lehrer werden

1. Entwicklungsverlauf

Berufliche Entwicklung ist der „Erwerb berufsrelevanter Kompetenzen und Fähigkeiten, die Ausbildung von pädagogischen Einstellungen und Werthaltungen als Grundlagen der eigenen berufsbezogenen Identität im lebensgeschichtlichen Verlauf von Ausbildung und Berufstätigkeit.“ (S. 157)

a. Unterschiede Mann/Frau (S. 158, 165)

Die berufliche Entwicklung verläuft bei Männern anders als bei Frauen. Bei Männern steht der Beruf an erster Stelle, das Privatleben wird untergeordnet. Bei Frauen, im Gegensatz dazu, sind „private und berufliche Laufbahnentwicklung […] stärker miteinander verzahnt (S. 158)“. Ihre Karriere wird durch Familienplanung unterbrochen, während Männer ihre Karriere wie eplant durchziehen. Ein weiterer Unterschied stellt die Belastbarkeit dar. Die Frauen, das scheinbar schwache Geschlecht, weisen eine höhere Belastbarkeit auf, als Männer.

b. Wie definiert sich berufliche Entwicklung (S. 158)

Die berufliche Entwicklung definiert sich einerseits durch die Haltung des Subjekts (Belastbarkeit, Erwartungen, Engagement,…), andererseits durch das Berufsbild selbst, das einem großen Wandel unterliegt (Kooperationen der Lehrkräfte, Förderung der Entwicklung der Schule,…).

c. Konstanzer Wanne (S. 159, 162f)

Der Begriff der Konstanzer Wanne beschreibt die unterschiedlichen Einstellungen der Lehrpersonen zu ihrem Beruf im Laufe ihrer Karriere. Während ihre Haltung beim Berufseinstieg noch „liberal und reformorientiert (vgl. S. 159)“ ist, ändert sie sich bereits in den ersten beiden Berufsjahren ins Altmodische. Erst im Laufe der Zeit, nehmen Lehrpersonen ihre ursprünglche Haltung wieder an.

2. Entwicklungsaufgaben

Die beruflichen Entwicklungsaufgaben umfassen die „erfolgreiche Bewältigung beruflicher Kernaufgaben“ (Terhart zit. nach Messner & Reusser, S. 158), „die Gestaltung des Unterrichts und des Klassenmanagements, die Kommunikation und Kooperation im Lehrerkollegium und mit den Eltern, die Übernahme spezifischer Funktionen usw.“ (S. 158).

3. Berufsbiografische Ansätze

a. Stufenmodell des Lehren lernens nach Fuller und Brown (S. 159f)

Dieses Modell umfasst drei Stufen und soll die Entwicklung von Lehrpersonen zeigen. Die erste Stufe befasst sich mit dem Berufseinstieg und den damit verbunden Problemen und Unsicherheiten. Die zweite Stufe ist durch eine „berufliche Stabilisierung“ (S. 160) gekennzeichnet, die dritte Stufe durch Routine.

b. Phasenmodell nach Huberman (160f)

Dieses Modell gliedert die Entwicklung nach Berufsjahren. 1-3 BJ = Berufseinstieg; 4-6 BJ = Stabilisierung; 7-18 BJ = Experimente/“Aktivismus“ bzw. Neubewertung/“Selbstzweifel“; 19-30 BJ = Gelassenheit/Distanz bzw. Konservatismus und 31-40 BJ = Disengagement/ Gelassenheit oder Bitterkeit.

c. Einflussfaktoren auf die Biografie (164f)

Die berufliche Entwicklung wird durch das Subjekt selbst gelenkt. Ihre früheren Erfahrungen in der Schule beeinflussen den späteren Berufsverlauf maßgeblich. Man spricht hier von einem so genannten „Selbstlernprozess“ (S. 164).

d. Persönlichkeitsprofil (165f)

Es existieren zwar allgemein anerkannte Richtlinien, was ein Persönlichkeitsprofil einer Lehrperson enthalten soll (zB Kontaktfähigkeit, Selbstständigkeit, Belastbarkeit,…), es gibt jedoch keine eindeutigen Merkmale, die den gleichzeitigen Erfolg im Berufsleben garantieren.

4. Grundausbildung und berufliche Entwicklung von Lehrpersonen (166ff)

Den ersten Schritt der beruflichen Entwicklung stellt die Grundausbildung dar. Im Rahmen dieser Grundausbildung sollen die LehrerInnenanwärter ideal auf ihren Beruf vorbereitet werden. Es gibt jedoch keine Richtlinien, was in diesem Fall ideal ist. Der zweite Schritt ist der Berufseinstieg. Er wird als „Schlüsselphase“ (S. 167) bezeichnet, da sich hier die Einstellungen zum Beruf manifestieren. Gleichzeitig ist der Berufseinstieg auch die schwierigste Phase, da sie von „Überbelastung“ (S. 167) und hohem Arbeitsaufwand gekennzeichnet ist. Hilfreich sind in dieser Phase Kooperationen mit anderen (Jung-) LehrerInnen. Es folgt die eigenverantwortliche Lehrtätigkeit, die durch Weiterbildung gekennzeichnet ist und im besten Fall zur Expertise führt.

Quelle: Messner, H. & Reusser, K. (2000). Die berufliche Entwicklung von Lehrpersonen als lebenslanger Prozess. Online im Internet: www.didac.uzh.ch/public/Publikationen/2000/Messner_Reusser_Berufliche_Entwicklung_

lebenslanger_Prozess.pdf (2008-10-17)