Die in der Mauer des Oberen Hofes von Schloss Seggau eingelassenen Römersteine stammen aus Flavia Solva. Sie wurden bereits in der Spätantike, sowie im 11./12. Jhd. n.Chr. abgetragen und für den Bau von Befestigungsanlagen verwendet. Als der baufällige alte Bergfried von Schloss Seggau 1816-1831 abgerissen wurde, kamen zahlreiche römische Grabstelen und Weihinschriften zum Vorschein.
Ein Teil dieser Inschriftensteine wurden in der Mauer, an die der Bergfried angeschlossen hatte, eingelassen und verwandelten so die Fassade in ein beeindruckendes öffentlich zugängliches Lapidarium. Insgesamt sind heute 102 Römersteine auf der Westfassade und dem dahinterliegenden Gang zu sehen. Diejenigen Steine, die nicht eingemauert wurden, kamen ins Lapidarium des Joanneums, oder wurden verkauft. Vermutlich kam auf diesem Wege der Altar mit Darstellung eines Mädchens nach Schloss Holte-Stukenbrock (DE).
Auf einem der heute im Lapidarium des Joanneums ausgestellten Steine fand sich die Nennung von Flavia Solva (abgekürzt: FL SOLVA), wodurch im Jahre 1848 im Leibnitzer Feld die antike Siedlung als Municipium Flavia Solva identifiziert werden konnte.
T(ito) Attio C(ai) fil(io) / Tutori / praef(ecto) alae I Bata/vor(um) miliar(iae) / praef(ecto) alae I Tung(rorum) / Frontonian(ae) / trib(uno) mil(itum) leg(ionis) II ad(iutricis) p(iae) f(idelis) / praef(ecto) coh(ortis) I B(a)etas(iorum) c(ivium) R(omanorum) / dec(urioni) Fl(avia) Solva / Sedatius Quietus
Dem Titus Attius Tutor, Sohn des Gaius, dem Präfekten der 1. Reitereinheit der Bataver mit 1000 Mann, dem Präfekten der 1. Reitereinheit der Tungrer mit dem Beinamen Frontoniana, dem Militärtribunen der Legio II. Adiutrix, der Pflichtgetreuen, dem Präfekten der 1. Kohorte römischer Bürger der Baetasii, dem Ratsherrn von Flavia Solva (hat) Sedatius Quietus (dieses Monument gesetzt).
Text: M. Marbler