Ab den späten 1920er Jahren verfolgte der Archäologe Walter Schmid den Ansatz einer Lokalisierung der antiken keltischen Siedlung Noreia im Bereich um das Neumarkter Hochtal. An diesem Ort trafen 113 v.Chr. römische Truppen auf jene der germanischen Kimbern, Teutonen und Ambronen. Der Überlieferung nach verhinderte nur ein plötzlich aufziehendes Gewitter die vollkommene Niederlage der Römer.
Jenes Schlachtfeld wiederzufinden war in den 1930er Jahren ein Anliegen von nicht nur historischem, sondern auch höchst politischem Interesse. Kaum dass die Germanen in der Geschichtsschreibung auftauchen lehren sie ihre Feinde schon das Fürchten - ein Sujet, das am Vorabend des zweiten Weltkrieges wünschenswerter nicht sein konnte. So dürfte bei den damaligen Forschungen der Wunsch Vater des Gedanken gewesen sein – ein Wunsch, der offenbar so stark war, dass von Schmid eine mittelalterliche Siedlung als jenes Noreia interpretiert und das nahegelegene Dorf St. Margarethen am Silberberg in allgemeiner Begeisterung in Noreia umbenannt wurde. Das tatsächliche Noreia ist nach wie vor verschollen und Gegenstand intensivster Diskussionen.
Somit ist Noreia für uns die (Un)Geschichte par excellence; Ein historischer Ort, der seine realste Ausprägung nicht auf der Landkarte, sondern in den Köpfen der Menschen findet, und ein Paradebeispiel dafür, wie Politik und Gesellschaft Geschichte ge- und missbrauchen können.
Text: S.Scherzer
Wieder einmal: Archäologen am Weg nach "Noreia"
Bild: R. Jöbstl