Flavia Solva liegt im Leibnitzer Feld, im Gebiet der Marktgemeinde Wagna. Die erste Hauptstadt der Steiermark erstreckte sich zur Zeit ihrer Blüte über rund 20 ha. Ihr religiöses Zentrum lag auf dem rund 3,5 km entfernten Frauenberg.
Eine Vorgängersiedlung der späteren Municipiums wurde unter Kaiser Augustus (27 v.Chr.-14 n.Chr.) angelegt. Sie bestand aus Holzhäusern und lag nahe am Murufer.
Im Zuge der Reformierung der Rhein- und Donaugrenzen unter Kaiser Vespasian (69-79 n.Chr.) wurde an der Stelle dieser Siedlung als Verwaltungszentrum für das südöstliche Noricum das Municipium Flavia Solva gegründet.
Auf einem kleinen Teil des Gebiets der antiken Stadt befindet sich die vom Universalmuseum Joanneum und der Marktgemeinde Wagna betreute archäologische Stätte Flavia Solva. Sie umfasst ein Freigelände mit verlegten Stahlprofilen, die die Umrisse der Wohnviertel der antiken Stadt markieren, und den konservierten und restaurierten Teil eines dieser Wohnviertel, der so genannten Insula XXII. Über den freigelegten antiken Grundmauern wurde 2004 ein Gebäude errichtet, das als umgehbare Vitrine und „Schaufenster in die Römerzeit“ Funde aus Flavia Solva zeigt.
Plan von Flavia Solva und Wagna. Hervorgehoben ist die freigelegte Insula XXII der antiken Stadt.
Anhand der Ausgrabungen vor Ort werden werden in der Besiedlungsgeschichte zwei Mauerphasen angenommen, die in das 2. bzw. 3. Jh. n.Chr. datiert werden. Die Stadt wurde in der Spätantike von den Umwälzungen und Bedrohungen der Völkerwanderung betroffen. Zwar fehlen Zerstörungsbefunde für diese Epoche, dennoch lässt sich ab 400 n.Chr. der Beginn der Abwanderung aus der Stadt und eine Neubesiedelung des Frauenbergs nachweisen. Im späten 5. Jh. n.Chr. wurde dann auch die Siedlung auf dem Frauenberg aufgegeben.
Zeichnerische Darstellung von Flavia Solva mit dem Frauenberg und dem spätantiken Wehrturm Seggauberg im Hintergrund
(Zeichnung: Prof. Gert Christian).
Text: W. Kumpitsch
Video: L. Spielhofer