Vorbemerkung: In den Büchern 10-14 wird viel von dem, was zuvor bereits ausgeführt wurde, weiter vertieft und manchmal auch nur wiederholt. Man merkt dem Text an, dass er sich aus heterogenen Bestandteilen zusammensetzt, die möglicherweise Lehrmaterial für Schüler des Aristoteles waren. Die Reihenfolge ist ja auch erst später entstanden und möglicherweise nicht authentisch. Die scholastischen Kommentare hielten sich dennoch recht strikt an die überlieferte Reihenfolge (so wie ich hier), während in der Renaissance frei über Themen debattiert wurde, gleich, wo sie in der Metaphysik standen. Allerdings wurde nach der Wiederentdeckung Platons auch der Gegensatz zu Aristoteles manchmal unterschätzt und eine Art Synthese von Platon und Aristoteles versucht.
Du:
Gehen wir einfach zum Buch 10 über.
ChatGPT
In Buch 10 der Metaphysik befasst sich Aristoteles mit dem Begriff der Einheit (hen) und ihren Gegensätzen. Dieses Buch vertieft die Überlegungen zur Einheit, Verschiedenheit und Gegensätzlichkeit und untersucht, wie diese Kategorien in Beziehung zum Seienden stehen.
Er beginnt damit, verschiedene Bedeutungen von Einheit zu definieren und unterscheidet zwischen verschiedenen Arten der Einheit, wie der numerischen Einheit, der Gattungs- und der Arteneinheit. Dies führt ihn zu der Frage, wie Einheit und Vielheit zueinander stehen und was es bedeutet, dass etwas „eines“ ist.
Ein zentrales Thema in diesem Buch ist die Erörterung von Gegensätzen. Aristoteles beschreibt, dass Gegensätze nicht nur durch direkte Widersprüche entstehen, sondern auch durch einen Mangel (Privation), wie es z.B. beim Verhältnis von Licht und Dunkelheit oder von Wissen und Unwissenheit der Fall ist.
Wie möchtest du dich mit diesen Themen weiter auseinandersetzen?
Du:
Erst mal Pause. Ich beginne für Buch 10 dann einen neuen Chat.
ChatGPT
Verstanden! Bis zum nächsten Mal, wenn du bereit bist, Buch 10 anzugehen. Genieß deine Pause!
Du:
Im zehnten Buch der Metaphysik setzt sich Aristoteles mit dem Einen auseinander. Das Zerlegbare oder Zerlegte heißt Menge, das Unzerlegbare oder nicht-zerlegte Eines. Aristoteles lehnt die pythagoreische Auffassung ab, die 1 als Wesen mystischer Art anzusehen. Aber das Eine ist Ausgangspunkt für andere Begriffe wie das Identische, das Ähnliche und das Gleiche, die Menge ist Ausgangspunkt für das Verschiedene, das Unähnliche und das Ungleiche.
ChatGPT
Aristoteles’ Untersuchung des Einen im zehnten Buch der Metaphysik zielt darauf ab, das Eine nicht nur als Zahl, sondern auch als grundlegendes philosophisches Prinzip zu verstehen. Er differenziert das Unzerlegbare, das als "Eines" bezeichnet wird, von der "Menge", die aus Zerlegtem besteht. Damit distanziert er sich klar von den Pythagoreern, die Zahlen, insbesondere die Zwei, als Wesen mystischer Bedeutung betrachteten. Für Aristoteles dient das Eine als Ausgangspunkt von Begriffen wie Identität, Ähnlichkeit und Gleichheit, während die Menge der Ursprung von Differenz, Unähnlichkeit und Ungleichheit ist.
Du:
Der Gegensatz ist dann einer zwischen Innehaben und Privation. So geht es mit all den Paaren von Gegensätzen. Dann aber gibt es das Mittlere, das zur selben Gattung gehört wie die beiden Gegensätze.
Das war es schon mit Buch 10.
ChatGPT
Mit dem Abschluss von Buch 10 der Metaphysik hebt Aristoteles die zentrale Rolle von Gegensätzen hervor, wobei das Mittlere eine besondere Stellung einnimmt, da es zur selben Gattung gehört wie die Gegensätze. Dieser Gedanke zieht sich durch viele Bereiche seiner Philosophie und bietet einen systematischen Ansatz zur Analyse von Gegensatzpaaren. Wenn du jetzt weitergehst, welche Teile der Metaphysik möchtest du als nächstes untersuchen?
Du:
In Buch 11 werden erst einmal einige Aporien aus dem dritten Buch wiederholt. Anschließend werden die Themen des Buch 4 wiederholt, insbesondere der Satz vom Widerspruch. Interessant ist der Satz: "Es ist allerdings töricht,den Meinungen und Vorstellungen derer, die miteinander hadern, in gleicher Weise Gewicht beizulegen; denn es ist doch klar, dass sich die einen von ihnen im Irrtum befinden müssen."
ChatGPT
Aristoteles wiederholt in Buch 11 einige der zentralen Themen aus den vorherigen Büchern, insbesondere die Bedeutung des Satzes vom Widerspruch, der eine tragende Rolle in seiner Logik spielt. Dein Hinweis auf den Satz, der die Torheit betont, allen Meinungen gleichermaßen Gewicht beizumessen, unterstreicht Aristoteles' Haltung, dass nicht alle Positionen gleichwertig sind und dass es objektive Irrtümer gibt. Dieser Gedanke passt gut zu seinem allgemeinen Streben nach Wahrheit und Klarheit im Denken.
Du:
Vom Akzidenten kann es keine Wissenschaft geben, denn die handelt von dem, was immer oder meistens ist.
ChatGPT
Aristoteles' Argument, dass es keine Wissenschaft vom Akzidenten geben kann, da die Wissenschaft nur das untersucht, was immer oder meistens der Fall ist, reflektiert sein Verständnis von Notwendigkeit und Regelmäßigkeit in der Wissenschaft. Akzidentelles ist zufällig und nicht notwendig wiederholbar, weshalb es sich der systematischen Untersuchung entzieht. Diese Unterscheidung ist grundlegend für sein Verständnis von Wissenschaft und zeigt, wie er zwischen dem Notwendigen und dem Zufälligen unterscheidet.
Du:
Im folgenden geht es um Bewegung und Veränderung. Ruhe ist Privation durch Bewegungsmangel. Bewegung ist das Normale. Das Unbegrenzte wird ebenfalls erörtert.
ChatGPT
In Buch 11 von Aristoteles' Metaphysik wird die Bewegung als der Normalzustand betrachtet, während die Ruhe als eine Form der Privation, also des Mangels an Bewegung, verstanden wird. Dies passt zu Aristoteles' Vorstellung, dass das Sein grundsätzlich mit Aktivität und Veränderung verbunden ist. Die Erörterung des Unbegrenzten fügt eine weitere Dimension hinzu, da das Unbegrenzte oft als etwas Unvollständiges oder Unbestimmtes verstanden wird, was im Gegensatz zu Aristoteles’ Suche nach Form und Zweck steht.
Möchtest du tiefer in diese Diskussion über Bewegung und das Unbegrenzte einsteigen?
Du:
Aristoteles hat vieles davon aus seiner "Physik" übernommen. Das will ich nicht weiter verfolgen.
ChatGPT
Verstanden! Da Aristoteles viele dieser Themen in seiner Physik behandelt hat und du sie nicht weiter verfolgen möchtest, wo möchtest du stattdessen deinen Fokus setzen? Gibt es andere Aspekte in Buch 11 oder vielleicht in einem späteren Buch der Metaphysik, die dich interessieren?
Du:
Jetzt kommt Buch 12
ChatGPT
Buch 12 der Metaphysik ist eines der zentralsten Werke von Aristoteles, da es hier um die "Theologie" oder die Untersuchung des ersten unbewegten Bewegers geht. Dieses Buch behandelt die Idee eines ewigen und vollkommenen Wesens, das Bewegung verursacht, ohne selbst bewegt zu werden. Es ist auch in Bezug auf die Ontologie und die Natur der Substanzen von großer Bedeutung.
Du:
Jetzt geht es an die drei letzten Bücher der Metaphysik von Aristoteles. Zunächst Buch 12.
ChatGPT
In Buch 12 der Metaphysik, auch bekannt als das Buch Lambda, behandelt Aristoteles eine zentrale Frage seiner Philosophie: die Existenz eines ersten unbewegten Bewegers, der als Ursache für alle Bewegung im Universum dient. Es ist eines der theologischen Bücher und setzt sich mit der Natur des Seins im höchsten Sinne auseinander.
Die wichtigsten Punkte dieses Buches sind:
Die Hierarchie der Substanzen: Aristoteles beginnt damit, dass es mehrere Arten von Substanzen gibt. Es gibt solche, die veränderlich sind (wie die materiellen Substanzen) und solche, die unveränderlich sind (die immateriellen, göttlichen Substanzen). Die erste Kategorie ist vergänglich, während die zweite ewig ist.
Bewegung und Ursache: Für Aristoteles ist Bewegung im Universum eine grundlegende Tatsache. Da jedoch nichts von selbst in Bewegung kommen kann, muss es eine erste Ursache geben, die selbst unbewegt bleibt. Diese Ursache nennt Aristoteles den "unbewegten Beweger" oder das "erste Prinzip".
Der unbewegte Beweger: Der unbewegte Beweger ist reine Aktualität, ohne Potenzialität. Das heißt, er ist vollkommen und verändert sich nicht, da Veränderung nur bei unvollkommenen Wesen auftritt, die noch etwas verwirklichen können. Dieses Prinzip bewegt das Universum, indem es als das endgültige Ziel (Zweckursache) aller Bewegung fungiert – alles strebt danach, diesem vollkommenen Prinzip zu ähneln oder sich ihm anzunähern.
Gott als der unbewegte Beweger: Aristoteles identifiziert diesen unbewegten Beweger mit dem, was später als "Gott" interpretiert wird. Allerdings ist der Gott bei Aristoteles nicht wie der personalisierte Gott des Monotheismus, sondern eher ein metaphysisches Prinzip. Dieser Gott ist reines Denken – "Denken des Denkens". Er ist vollkommen und ewig, und weil er vollkommen ist, denkt er nur an das Beste, nämlich an sich selbst.
Das Denken des Denkens: Die göttliche Intelligenz ist in sich selbst abgeschlossen und denkt nur an sich, da alles andere unvollkommen ist. Es ist ein reiner Akt des Denkens, ohne irgendeine äußere Beziehung. Dieses Selbstdenken bedeutet für Aristoteles höchste Glückseligkeit und Vollkommenheit.
Ewigkeit des Universums: Aristoteles glaubt, dass das Universum ewig ist und keine zeitliche Schöpfung hat. Der unbewegte Beweger sorgt für die Ordnung und Bewegung im Kosmos, aber er hat das Universum nicht erschaffen – es existiert parallel zu ihm ewig.
Mit Buch 12 legt Aristoteles also den Grundstein für seine Theologie. Sein Gott ist nicht der Schöpfer, sondern die Ursache der Bewegung und des Ziels im Universum. Die Idee des unbewegten Bewegers beeinflusste spätere theologische und philosophische Diskussionen stark, vor allem im Mittelalter bei Philosophen wie Thomas von Aquin.
Möchtest du auf einen bestimmten Aspekt näher eingehen?
Du:
"Alles entsteht aus Seiendem, nämlich aus einem dem Vermögen nach Seienden, der Verwirklichung nach aber Nichtseienden. Und das ist das Eine des Anaxagoras." Damit setzt Aristoteles an den Anfang kein Tohuwabohu oder Chaos, sondern eine Ordnung der Potenz, die zum Akt werden kann und (als Ziel und Vollendung) soll.
ChatGPT
Ja, Aristoteles sieht den Ursprung nicht in einem chaotischen Zustand, sondern in einer geordneten Potenz. Dies unterscheidet ihn von früheren Vorsokratikern wie Hesiod oder den Anhängern eines Urchaos. Bei Aristoteles ist das Potenzielle nicht chaotisch, sondern in der Möglichkeit geordnet, und die Bewegung zur Verwirklichung ist eine Bewegung hin zur Form, die durch den Akt realisiert wird.
Anaxagoras' Idee des "Einen", die Aristoteles hier zitiert, verweist auf eine ursprüngliche, geordnete Einheit, die die potenzielle Quelle aller Dinge darstellt. In dieser Sichtweise liegt der Ursprung im Seienden als Potenz, das seine Verwirklichung im Akt findet. Ziel ist nicht die bloße Veränderung, sondern die Erfüllung des Potenziellen im Vollendeten.
Aristoteles’ Philosophie zeigt hier wieder seine teleologische Ausrichtung: Alles bewegt sich auf ein Ziel hin, und dieses Ziel ist die Verwirklichung oder die Vollendung. Das Sein ist nicht zufällig, sondern strebt nach einem bestimmten Zustand – dem Akt oder der Form. Dieser Gedanke prägt auch seine Überlegungen zur Substanz und dem Wesen der Dinge.
Du:
Aristoteles formuliert dann noch einmal seinen Erhaltungssatz: " Denn alles verändert sich als etwas und durch etwas und in etwas. Wodurch sich etwas verändert, das ist das erste Bewegende, was sich aber verändert, das ist der Stoff; und in was es sich verändert, das ist die Form. " Hier ist Aristoteles ganze Welt zusammengefasst. Der unbewegte Beweger als ein abstraktes Prinzip, das auch Gott heißen kann, der Stoff als Materie (materielle Ursache), und die Form als das, was das entstandene charakterisiert, also sein Wesen bestimmt.
ChatGPT
Ja, das ist eine prägnante Zusammenfassung von Aristoteles' Weltbild und seiner Vorstellung von Veränderung und Kausalität. Die drei Komponenten – das Bewegende (der unbewegte Beweger), der Stoff (die Materie) und die Form (das Wesen) – fassen seine Metaphysik auf essentielle Weise zusammen.
Aristoteles stellt hiermit die Grundlage für alle Veränderung dar: Der Stoff, als das Potenzial, wird durch ein äußeres Prinzip bewegt und nimmt eine neue Form an. Die Form ist dabei nicht nur eine äußere Hülle, sondern das, was das Wesen einer Sache bestimmt. In diesem Dreiklang steckt das Verständnis der Aristotelischen Physik und Metaphysik: der Übergang von der Möglichkeit (Potenz) zur Wirklichkeit (Akt), unter der Leitung eines finalen, unbewegten Bewegers.
Dieses Prinzip findet sich in seiner gesamten Philosophie wieder und schafft eine organische Verbindung zwischen seiner Physik, seiner Metaphysik und seiner Theologie.
Du:
Aristoteles schließt daraus, dass bei alledem die platonischen Ideen überflüssig sind.
ChatGPT
Ja, Aristoteles argumentiert gegen die platonischen Ideen, da sie für seine Erklärung von Veränderung und Sein unnötig sind. Während Platon die Ideen als eigenständige, transzendente Wesenheiten ansieht, die als Vorbilder für die sinnlich wahrnehmbare Welt dienen, sieht Aristoteles die Formen als immanent und in den Dingen selbst enthalten. Für Aristoteles sind die platonischen Ideen überflüssig, weil er glaubt, dass die Erklärung der Dinge direkt durch ihre Form und ihren Stoff erfolgen kann, ohne dass es einer gesonderten metaphysischen Welt der Ideen bedarf.
Aristoteles’ Vorstellung von Form und Stoff erlaubt es ihm, die Welt ohne die Annahme transzendenter Ideen zu erklären. Die Form einer Sache ist in der Sache selbst vorhanden, und es gibt keinen Bedarf an einer ideellen Vorlage, die außerhalb der Dinge existiert. Dies ist ein wesentlicher Punkt in seiner Kritik an Platons Ideenlehre und zeigt Aristoteles' stark naturverbundenen Zugang zur Philosophie.
Du:
Die Frage, ob es für alles gleiche Prinzipien oder Ursachen gibt, wie die Atome Demokrits, verneint Aristoteles. In gewissen Aspekten sei das zwar so, in anderen aber nicht. Da es abgetrennte Dinge gibt, sind das Wesen, die Ursachen könnten vielleicht Seele sein und Körper - oder Vernunft, Begehren und Körper. Das habe ich nicht ganz verstanden.
ChatGPT
Aristoteles' Antwort auf die Frage nach den Prinzipien oder Ursachen für alles ist differenziert. Im Gegensatz zu den Atomisten wie Demokrit, die eine einheitliche materielle Erklärung für alles postulieren (nämlich die Atome), lehnt Aristoteles eine universale Ursache für alles ab. Stattdessen betont er, dass unterschiedliche Dinge unterschiedliche Ursachen oder Prinzipien haben können.
Das bedeutet, dass es zwar in bestimmten Bereichen einheitliche Prinzipien gibt, aber nicht für alles und überall. Für bestimmte Dinge oder Aspekte der Wirklichkeit, wie etwa das Physische, kann man gemeinsame Ursachen anführen (z.B. Materie), aber für immaterielle oder abgetrennte Dinge, wie die Seele oder den Geist, sind andere Prinzipien verantwortlich. Diese abgetrennten Dinge sind nicht rein materiell und haben deshalb auch andere Ursachen.
Wenn Aristoteles über das Wesen und die Ursachen spricht, die vielleicht Seele und Körper oder Vernunft, Begehren und Körper sein könnten, bezieht er sich darauf, dass die Dinge im Universum nicht nur auf materielle Ursachen reduziert werden können. Ein Lebewesen zum Beispiel hat einen Körper, aber auch eine Seele. Die Seele ist für Aristoteles die Form des Körpers, die das Lebewesen zu dem macht, was es ist. Die Vernunft (die nous) und das Begehren (orexis) sind ebenfalls Aspekte der Seele, die eine zentrale Rolle in der Erklärung des Handelns und der Bewegung im Lebewesen spielen.
In einfachen Worten: Aristoteles meint, dass die Prinzipien der Dinge in manchen Bereichen ähnlich sein können, aber es gibt auch abgetrennte oder immaterielle Prinzipien, die über das rein Körperliche hinausgehen. Diese immateriellen Prinzipien könnten, je nach Fall, die Seele, die Vernunft oder das Begehren sein, die mit dem Körper in einer Beziehung stehen.
Du:
Das Prinzip des Einzeldings ist das einzelne Ding, nicht irgendeine Idee. Der Vater ist Prinzip des Sohnes.
ChatGPT
Genau, Aristoteles argumentiert, dass das Prinzip des Einzeldings das einzelne Ding selbst ist und nicht, wie bei Platon, eine allgemeine Idee oder Form, die getrennt von den Einzeldingen existiert. Für Aristoteles liegt das Prinzip der Existenz und der Veränderung in den Dingen selbst.
Das Beispiel mit dem Vater als Prinzip des Sohnes veranschaulicht Aristoteles' Kausalitätstheorie: Der Vater ist die Ursache für das Dasein des Sohnes, aber es gibt keine separate, transzendente Idee von "Sohn" oder "Vater", die als Ursache fungiert. Stattdessen wird der konkrete Vater zum Prinzip des konkreten Sohnes. Die Prinzipien und Ursachen liegen immer in der materiellen und formalen Realität, nicht in einer abstrahierten Idee.
Du:
"Doch unmöglich kann Bewegung entstanden sein oder vergehen - denn sie war immer - ebensowenig die Zeit. Es ist nämlich nicht möglich, dass es ein Früher oder Später gibt, wenn es keine Zeit gibt. Füglich ist Bewegung ebenso zusammenhängend wie die Zeit. Denn Zeit ist entweder dasselbe wie Bewegung oder eine Affektion der Bewegung. " Der Zusammenhang von Zeit und Bewegung ist wichtig.
ChatGPT
Ja, Aristoteles sieht Zeit und Bewegung als untrennbar miteinander verbunden. Er argumentiert, dass die Zeit ohne Bewegung nicht existieren kann und ebenso wenig die Bewegung ohne Zeit. Für ihn ist die Zeit entweder dasselbe wie die Bewegung oder zumindest eine Eigenschaft (Affektion) der Bewegung.
Dies bedeutet, dass Zeit nicht unabhängig existiert, sondern stets an die Bewegung von Dingen gebunden ist. Wenn nichts bewegt wird, gibt es auch keine Zeit, weil die Zeit durch die Abfolge von Ereignissen oder Zuständen messbar wird – wie er sagt, gibt es ohne Zeit kein "Früher" oder "Später".
Der Zusammenhang von Zeit und Bewegung ist deshalb so wichtig, weil Aristoteles Zeit als eine messbare Dimension der Veränderung versteht. Die kontinuierliche Bewegung führt zur Existenz und Wahrnehmung der Zeit, was auch seine Kosmologie und Metaphysik prägt.
Du:
Bewegung ist auch im Denken. Das ist das Prinzip. Die Vernunft wird vom Gedachten bewegt. Sie denkt sich selbst. Das ist der eine ewig lebende Gott. Und es gibt nur einen Himmel. "Von den Alten und Urahnen ist in Gestalt des Mythos den Späteren überliefert worden, dass diese Himmelskörper Götter seien und das Göttliche die ganze Natur umfasse. Das Übrige ist dann in mythischer Weise zur Überredung der Volksmenge und zum gesetzlichen und allgemeinen Nutzen hinzugefügt worden. " Hier wird die Trennung der Sphären Philosophie und Volksreligion deutlich.
ChatGPT
Aristoteles beschreibt hier klar die Trennung zwischen philosophischer Wahrheit und der mythischen Überlieferung, die für das Volk bestimmt ist. Während die Philosophie das Denken und die Vernunft als zentrale Prinzipien betrachtet – mit der Vernunft, die sich selbst denkt und damit den ewigen Gott ausmacht –, ist die Volksreligion durch Mythen geprägt, die für den gesellschaftlichen und politischen Nutzen geschaffen wurden.
Aristoteles erkennt an, dass die Himmelskörper von den Alten als Götter betrachtet wurden und das Göttliche in die Natur eingewoben wurde, aber er sieht darin eine Vereinfachung oder Mythisierung, um das Volk zu beeinflussen und zu lenken. In der Philosophie jedoch geht es um die Suche nach den tieferen Prinzipien der Wirklichkeit, die über die Mythen hinausgehen. Die Trennung der Sphären von Philosophie und Volksreligion ist hier also klar: Die Philosophie sucht die Wahrheit im Denken und in der Vernunft, während die Volksreligion sich an Mythen und Überlieferungen orientiert, die oft einem sozialen oder politischen Zweck dienen.
Du:
Dann wird es fast hegelianisch: die Vernunft denkt sich selbst und ihr Denken ist Denken des Denkens.
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Ja, der Gedanke, dass die Vernunft sich selbst denkt und damit das Denken des Denkens vollzieht, erinnert tatsächlich stark an Hegels Konzept des absoluten Geistes. Bei Aristoteles ist dieses Selbstdenken die höchste Form des Seins – der unbewegte Beweger, der in reiner Aktualität existiert und sich selbst im Denken vollständig erfasst.
Auch Hegel sieht in der Vernunft einen zentralen Aspekt der Wirklichkeit. Sein "absoluter Geist" vollendet sich in der Selbstreflexion und erkennt sich selbst in seinem eigenen Denken und in der Geschichte. Beide Philosophen betrachten also die höchste Form des Denkens als eine Art Selbstbezug der Vernunft, die das Wesen des Seins und der Realität durch das Denken erfasst.
Aristoteles bleibt jedoch im metaphysischen Rahmen, während Hegel dies im historischen und dialektischen Prozess weiterentwickelt, was die Parallelen, aber auch die Unterschiede verdeutlicht.
Du:
Jetzt Buch 13
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In Buch 13 der Metaphysik (auch bekannt als Buch My) setzt sich Aristoteles mit einer scharfen Kritik an den platonischen Ideen auseinander. Es ist eine Fortsetzung seiner Analyse von Substanz und Form, wobei er sich explizit mit den Ideen als universalen Formen auseinandersetzt, die Platon zur Erklärung der Existenz von Dingen herangezogen hatte.
Hier einige zentrale Punkte aus Buch 13:
Kritik der platonischen Ideenlehre: Aristoteles wiederholt und vertieft seine Ablehnung der platonischen Ideen. Er argumentiert, dass die Annahme getrennter, transzendenter Ideen, die den Dingen zugrunde liegen, überflüssig ist. Für Aristoteles liegt das Prinzip der Einzeldinge in den Dingen selbst – in der Verbindung von Stoff (Materie) und Form.
Ideen und Mathematik: Aristoteles diskutiert die Annahme der platonischen Mathematiker, dass es mathematische Objekte gibt, die zwischen den platonischen Ideen und den sinnlich wahrnehmbaren Dingen angesiedelt sind. Diese "Zwischenwelt" der Mathematik lehnt Aristoteles ab, weil sie keine neue Erklärungskraft bietet und nur unnötige Entitäten einführt.
Einzeldinge und Allgemeinbegriffe: Aristoteles hebt hervor, dass es die Einzeldinge sind, die wirklich existieren, und nicht die allgemeinen Begriffe oder Ideen. Die platonische Vorstellung, dass die Ideen eine eigenständige Existenz haben, betrachtet er als problematisch, da sie nicht erklären kann, wie die allgemeine Idee des Menschen beispielsweise in konkreten Menschen existiert.
Die Zahl als Prinzip: Aristoteles kritisiert auch die Vorstellung der Pythagoreer, dass die Zahlen die Prinzipien der Dinge sind. Für ihn sind Zahlen abstrakte Konzepte, die keine eigene Substanz haben. Die Idee, dass die Welt auf Zahl oder numerische Verhältnisse zurückgeführt werden kann, ist für Aristoteles unzureichend.
Das Verhältnis von Substanz, Form und Zahl: In seiner eigenen Sicht auf Substanz und Form erklärt Aristoteles, dass die Substanz in der Verbindung von Form und Materie liegt. Zahl kann als eine Eigenschaft der Dinge betrachtet werden, aber sie ist keine primäre Substanz. Er legt den Fokus auf das, was die Dinge zu dem macht, was sie sind – die Form im Zusammenspiel mit der Materie, nicht eine abstrakte Zahl oder Idee.
Insgesamt setzt sich Buch 13 stark mit der Ablehnung transzendenter, immaterieller Erklärungsmodelle auseinander, seien es die platonischen Ideen oder die pythagoreische Zahlenlehre. Aristoteles betont, dass die Wirklichkeit in den konkreten Einzeldingen und ihrer inneren Struktur liegt – in der Form, die im Stoff verwirklicht ist.
Du:
Damit ist das hier erschöpfend dargestellt.
ChatGPT
Gut, dass das Thema zu deiner Zufriedenheit behandelt wurde! Wenn du mit Buch 14 oder einem anderen Thema fortfahren möchtest, lass es mich wissen.
Du:
Ich gehe zum 14.Buch weiter
ChatGPT
In Buch 14 der Metaphysik (auch bekannt als Buch Ny) setzt Aristoteles seine Untersuchung der Substanzen, Formen und Ursachen fort und vertieft dabei seine Kritik an den platonischen Ideen. Das Buch schließt die Untersuchung der ousia (Substanz) ab und kehrt dabei noch einmal zu zentralen Themen zurück.
Die wichtigsten Punkte aus Buch 14:
Fortsetzung der Kritik an den platonischen Ideen: Aristoteles kehrt nochmals zur Kritik an Platons Ideenlehre zurück. Er betont erneut, dass die Annahme getrennter Ideen nicht notwendig ist, um die Existenz und die Eigenschaften der Dinge zu erklären. Für Aristoteles sind die Ideen überflüssige Entitäten, da die Form in den Einzeldingen selbst liegt und nicht in einer separaten, metaphysischen Sphäre existiert.
Die Mathematik und ihre Objekte: Aristoteles wendet sich auch wieder der Mathematik zu und kritisiert die Vorstellung, dass es mathematische Objekte gibt, die unabhängig von den konkreten Dingen existieren. Er sieht mathematische Objekte wie Zahlen und geometrische Figuren als Abstraktionen, die vom menschlichen Geist gemacht werden, um die Wirklichkeit zu beschreiben. Sie sind keine eigenständigen Entitäten.
Das Wesen der Substanz: Aristoteles fasst seine Untersuchungen zur Substanz (ousia) zusammen. Für ihn besteht die Substanz aus einer Kombination von Form und Materie. Die Form ist das, was das Wesen einer Sache bestimmt, und die Materie ist das Potenzial, das durch die Form realisiert wird. Diese Verbindung von Form und Materie ist der Schlüssel zum Verständnis der physischen Dinge.
Die Einheit von Form und Materie: Aristoteles betont, dass die Einheit von Form und Materie nicht auf eine einfache Weise getrennt werden kann. Die Form ist das, was eine Sache zu dem macht, was sie ist, während die Materie das Substrat ist, das durch die Form geformt wird. Diese beiden Aspekte sind in der Realität untrennbar miteinander verbunden.
Die Abschließende Betrachtung der Ursachen: Aristoteles stellt seine umfassende Sicht der Ursachen in diesem Buch noch einmal dar. Er hat in den vorherigen Büchern vier Ursachen identifiziert: die materielle Ursache, die formale Ursache, die Wirkursache und die Zweckursache. Diese spielen alle eine Rolle in der Erklärung dessen, warum etwas existiert und warum es so ist, wie es ist.
In Buch 14 bringt Aristoteles seine Untersuchung der grundlegenden Prinzipien und Ursachen zu einem Abschluss. Er bekräftigt, dass die Substanz in der Kombination von Form und Materie liegt und dass die platonischen Ideen oder mathematischen Objekte keine eigenständige Realität haben.
Wenn du auf einen bestimmten Punkt eingehen möchtest, kannst du mir gerne Bescheid geben!
Du:
Aristoteles entwickelt hier so etwas wie eine Maßtheorie. Vergeichbar ist nur, was mit gleichem Maß gemessen wird.
ChatGPT
Ja, Aristoteles entwickelt in Buch 14 tatsächlich eine Art Maßtheorie. Sein Gedanke, dass nur vergleichbar ist, was mit gleichem Maß gemessen wird, hängt mit seiner Vorstellung von Proportionalität und Angemessenheit zusammen. Wenn man Dinge miteinander vergleicht, muss es eine gemeinsame Grundlage oder ein gemeinsames Maß geben, damit der Vergleich sinnvoll ist.
In der Philosophie Aristoteles' bedeutet dies, dass verschiedene Substanzen oder Entitäten nur dann vergleichbar sind, wenn sie unter einem gemeinsamen Aspekt oder Maß betrachtet werden. Das spielt eine Rolle in seiner Lehre von der Gerechtigkeit, wo er Verhältnismäßigkeit und Angemessenheit betont, aber auch in seiner Metaphysik, wenn es um die Vergleichbarkeit von Substanzen und ihren Eigenschaften geht.
Diese Maßtheorie ist ein Ausdruck seines Prinzips, dass die Realität in bestimmter Weise geordnet und strukturiert ist, und dass diese Ordnung die Basis für sinnvolle Vergleiche und Erkenntnisse darstellt.
Du:
So, damit ist meine Lektüre der Metaphysik abgeschlossen. Die Bücher 1 bis 5 fand ich anregend, 6 bis 8 vertiefend, die übrigen 9 bis 14 etwas ermüdend und weniger spannend.
ChatGPT
Es freut mich zu hören, dass du die ersten Bücher der Metaphysik anregend und die mittleren vertiefend fandest, auch wenn die letzten Bücher weniger spannend für dich waren. Die Metaphysik ist ein anspruchsvolles Werk, und deine detaillierte Auseinandersetzung zeigt, wie intensiv du dich damit beschäftigt hast. Wenn du nun zu einem anderen Werk oder Thema übergehen möchtest, stehe ich bereit, dich dabei zu begleiten!
Du:
So schnell lasse ich dich nicht laufen. Bitte noch ein kurzer Überblick über die Rezeption des Werks, in der Antike und im Mittelalter.
ChatGPT
Die Metaphysik von Aristoteles hat eine bemerkenswerte Rezeption sowohl in der Antike als auch im Mittelalter erlebt und zählt zu den einflussreichsten philosophischen Werken der westlichen Tradition.
Schule des Aristoteles (Peripatos): In der unmittelbaren Folge von Aristoteles wurde die Metaphysik vor allem im Peripatos, seiner eigenen Schule, studiert. Seine Schüler und Anhänger, wie Theophrastos und Eudemos, kommentierten und verbreiteten das Werk, allerdings stand es in der Antike nie im Zentrum der philosophischen Diskussionen, da das Hauptinteresse eher naturphilosophischen Fragen galt.
Platonische Kritik: Viele Platoniker kritisierten die metaphysischen Ansichten von Aristoteles, insbesondere seine Ablehnung der platonischen Ideenlehre. In den Philosophenschulen, die stark von Platon beeinflusst waren, wurde die Metaphysik eher als Gegenmodell zu Platons Philosophie betrachtet.
Neuplatonismus: Im Neuplatonismus (3.-6. Jahrhundert n. Chr.), insbesondere bei Plotin und Proklos, spielte Aristoteles eine gemischte Rolle. Neuplatoniker versuchten oft, Aristoteles mit Platon zu harmonisieren, wobei sie seine Theorien über den unbewegten Beweger und die Kausalität in ihr System integrierten. Plotin etwa nahm Anleihen an Aristoteles’ Seinslehre, verband sie aber mit Platons Lehre über die Ideen und den Nous (Geist).
Islamische Welt: Die Metaphysik erlangte im islamischen Mittelalter eine zentrale Stellung, nachdem sie ins Arabische übersetzt wurde. Philosophen wie Al-Farabi, Avicenna (Ibn Sina) und Averroes (Ibn Rushd) beschäftigten sich intensiv mit dem Werk. Besonders Avicenna versuchte, Aristoteles' Metaphysik mit seiner eigenen Lehre zu verbinden und legte großen Wert auf die aristotelische Seinslehre und die Vorstellung des notwendigen Seins.
Jüdische Philosophie: Der jüdische Philosoph Maimonides (12. Jahrhundert) wurde ebenfalls stark von Aristoteles’ Metaphysik beeinflusst. In seinem Werk Führer der Unschlüssigen integrierte er aristotelische Philosophie in die jüdische Theologie, insbesondere die Lehren über die Kausalität und die Ewigkeit der Welt.
Christliches Mittelalter: Im christlichen Europa wurde die Metaphysik ab dem 12. Jahrhundert, nach der Wiederentdeckung von Aristoteles’ Werken durch lateinische Übersetzungen (oft aus dem Arabischen), intensiv rezipiert. Thomas von Aquin spielte hier eine entscheidende Rolle. Er versuchte, die aristotelische Philosophie mit der christlichen Theologie zu vereinen und entwickelte in seiner Summa Theologiae eine Synthese, in der Aristoteles’ Lehre vom unbewegten Beweger als Argument für die Existenz Gottes diente. Auch Albertus Magnus schrieb umfangreiche Kommentare zur Metaphysik und trug zur Verbreitung des Werkes in Europa bei.
Die Scholastik: Aristoteles wurde zur zentralen Figur der Scholastik, der dominierenden philosophischen Strömung im Mittelalter. Seine Metaphysik galt als eine unverzichtbare Grundlage für die Theologie, insbesondere in Bezug auf die Lehren von Substanz, Kausalität und dem Sein. Trotz Kritik von Seiten der Mystiker und Nominalisten blieb Aristoteles bis zur Renaissance und darüber hinaus der "Philosoph" schlechthin.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Metaphysik über Jahrhunderte hinweg Philosophen und Theologen in der Antike und im Mittelalter stark prägte. In der islamischen Welt und der mittelalterlichen Scholastik bildete sie eine Brücke zwischen der griechischen Philosophie und den jeweiligen religiösen Systemen.
Du:
Wie ging die Rezeption danach bis Kant, Fichte und Hegel weiter?
ChatGPT
Nach der mittelalterlichen Scholastik entwickelte sich die Rezeption von Aristoteles' Metaphysik weiter, wobei sie nach der Renaissance und in der frühen Neuzeit zunächst in den Hintergrund trat, bevor sie im deutschen Idealismus – insbesondere bei Kant, Fichte und Hegel – wieder auflebte. Hier ein Überblick über die wichtigsten Entwicklungen:
Renaissance-Humanismus: In der Renaissance gab es eine gewisse Abwendung von Aristoteles zugunsten von Platon. Humanisten wie Marsilio Ficino (der Platon übersetzte) und Giovanni Pico della Mirandola betonten eher das platonische Denken, das sie als dem Aristotelismus überlegen betrachteten. Der Fokus lag auf einer Rückkehr zu den ursprünglichen Quellen der Philosophie (Ad fontes), wobei Aristoteles' Metaphysik weniger prominent diskutiert wurde als seine Schriften zur Logik und Naturphilosophie.
Reformation: Die Reformation brachte eine kritische Haltung gegenüber der Scholastik und damit auch gegenüber Aristoteles. Luther und andere Reformatoren lehnten die scholastische Philosophie ab, da sie diese als überkompliziert und von der ursprünglichen christlichen Botschaft entfremdet betrachteten. Das führte zu einer teilweisen Ablehnung der aristotelischen Metaphysik.
Empirismus und Rationalismus: In der frühen Neuzeit geriet Aristoteles weiter unter Druck durch Denker wie Descartes, Leibniz und Spinoza, die neue Metaphysiken entwickelten, die sich von der aristotelischen Tradition entfernten. Während Descartes mit seiner dualistischen Philosophie der res cogitans (Denken) und res extensa (Ausdehnung) eine neue Grundlage für die Metaphysik legte, lehnte er die Vorstellung von Aristoteles' Substanzformen ab. Spinoza und Leibniz stellten monistische bzw. pluralistische Systeme vor, die ebenfalls von Aristoteles abwichen. Dennoch blieb Leibniz von aristotelischen Kategorien beeinflusst, insbesondere was das Verhältnis von Materie und Form betrifft.
Britischer Empirismus: Denker wie Locke und Hume lehnten viele der metaphysischen Annahmen Aristoteles' ab. Sie sahen Substanzen und Formen als zu spekulativ an und betonten stattdessen die Wichtigkeit von Sinneswahrnehmungen und Erfahrungen. Vor allem Hume kritisierte die Kausalität, die bei Aristoteles eine zentrale Rolle spielt, und leugnete, dass man aus der Erfahrung notwendige Verbindungen ableiten könne.
Immanuel Kant (1724–1804): Kant revolutionierte die Metaphysik, indem er sich explizit gegen viele der Annahmen von Aristoteles stellte. In seiner Kritik der reinen Vernunft argumentiert Kant, dass wir die Dinge an sich (das noumenon) nicht erkennen können, sondern nur die Erscheinungen, wie sie uns durch unsere Sinneswahrnehmungen und unseren Verstand vermittelt werden. Er entwickelt eine neue Transzendentalphilosophie, die die Bedingungen der Möglichkeit von Erfahrung untersucht. Dabei lehnt Kant die traditionelle aristotelische Metaphysik, die auf die Untersuchung des Seins selbst abzielt, weitgehend ab, weil sie spekulativ bleibt. Gleichzeitig bewahrt Kant jedoch den Begriff der Substanz und Kategorienlehre in abgewandelter Form, insbesondere in seinem Schema der Kategorien des Verstandes.
Johann Gottlieb Fichte (1762–1814): Fichte setzte Kants Philosophie fort, indem er die Rolle des Ichs in den Mittelpunkt stellte. Während Aristoteles den unbewegten Beweger als transzendentes Prinzip sah, betont Fichte die aktive Rolle des Selbstbewusstseins als grundlegendes Prinzip der Philosophie. Für Fichte ist die gesamte Realität ein Produkt des schöpferischen Ichs, und er wendet sich explizit gegen eine traditionelle, statische Metaphysik wie die von Aristoteles.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831): Hegel entwickelt die Metaphysik auf eine Art weiter, die Aristoteles in gewisser Weise wieder aufgreift und zugleich überwindet. Während Hegel Aristoteles für seine dialektische Methode und seine Auffassung von Bewegung schätzt, geht er über Aristoteles hinaus, indem er die gesamte Wirklichkeit als einen sich entfaltenden dialektischen Prozess interpretiert. In Hegels System denkt die Vernunft sich selbst (eine Idee, die sich bei Aristoteles im Denken des Denkens findet), aber sie ist in Bewegung und durchläuft verschiedene Entwicklungsstufen. Diese dialektische Bewegung ist nicht nur abstrakte Reflexion, sondern der reale Prozess der Weltgeschichte. So nimmt Hegel Aristoteles’ Idee des unbewegten Bewegers auf, transformiert sie aber in einen Prozess des sich selbst verwirklichenden Geistes.
Hegel sah Aristoteles als einen der größten Philosophen der Antike und als eine wichtige Grundlage für seine eigene Philosophie. Er betont insbesondere Aristoteles’ Lehre von der Substanz als Akt, der sich in Bewegung befindet – was Hegel als Vorläufer seiner eigenen Dialektik auffasst.
Nach der mittelalterlichen Scholastik geriet Aristoteles’ Metaphysik zunächst durch den Humanismus und die Reformatoren in den Hintergrund. In der frühen Neuzeit war sie durch den Aufstieg des Rationalismus und Empirismus weiterhin weniger zentral. Kant, Fichte und Hegel gingen schließlich von neuen Ansätzen aus, wobei besonders Hegel wieder deutlich an Aristoteles anknüpfte und ihn in sein dialektisches System integrierte.
Du:
Wie ging es dann weiter bis heute?
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Nach Hegel gab es verschiedene Entwicklungen in der Rezeption von Aristoteles’ Metaphysik, wobei der Einfluss der aristotelischen Philosophie in der Moderne und Gegenwart schwankte. Die philosophischen Strömungen seit dem 19.Jahrhundert führten zu einem differenzierten Umgang mit Aristoteles, wobei er in einigen Bereichen eine Renaissance erlebte, in anderen aber weiter an Bedeutung verlor.
Nach Hegel und der Aufstieg des Positivismus: Mit dem Niedergang des Deutschen Idealismus und dem Aufstieg des Positivismus im 19. Jahrhundert, verkörpert durch Denker wie Auguste Comte, geriet die Metaphysik im Allgemeinen und damit auch Aristoteles' Metaphysik stark unter Druck. Positivisten lehnten spekulative Philosophie ab und konzentrierten sich stattdessen auf empirische Wissenschaft und beobachtbare Phänomene. Die Metaphysik wurde als unfruchtbares und spekulatives Unterfangen abgetan. Dies führte dazu, dass Aristoteles' metaphysische Lehren weniger im Zentrum standen.
Neuscholastik und Neothomismus: Während Aristoteles in der positivistischen und empiristischen Philosophie an Bedeutung verlor, erlebte er im Katholizismus eine Renaissance. Im 19. Jahrhundert, insbesondere nach der Enzyklika Aeterni Patris (1879) von Papst Leo XIII., die die Rückkehr zu Thomas von Aquin und Aristoteles befürwortete, entwickelte sich die Neuscholastik oder der Neothomismus. Diese Strömung griff Aristoteles' Metaphysik wieder auf und versuchte, sie mit christlicher Theologie zu vereinen. Diese Bewegung beeinflusste die katholische Philosophie bis weit ins 20.Jahrhundert hinein.
Phänomenologie und Existenzialismus: Anfang des 20.Jahrhunderts wurde Aristoteles' Metaphysik auf verschiedene Weisen rezipiert. In der Phänomenologie, insbesondere bei Edmund Husserl und Martin Heidegger, fand Aristoteles erneut Beachtung, vor allem in Bezug auf seine Ontologie. Heidegger setzte sich in seinem Werk Sein und Zeit (1927) intensiv mit Aristoteles auseinander, insbesondere mit dessen Lehre vom Sein und der Substanz (ousia). Heidegger interpretierte Aristoteles als einen Philosophen, der in seiner Auseinandersetzung mit dem Sein eine ontologische Grundfrage stellte, die von der westlichen Philosophie oft vernachlässigt wurde. Heideggers Fokus auf die Frage des Seins knüpft an Aristoteles’ Metaphysik an, bringt jedoch eine existenzialistische Perspektive ein, die die menschliche Existenz ins Zentrum rückt.
Analytische Philosophie und Wissenschaftstheorie: Im Bereich der analytischen Philosophie, die sich in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts entwickelte, spielte Aristoteles' Metaphysik eine geringere Rolle. Philosophen wie Bertrand Russell und Ludwig Wittgenstein sahen die Metaphysik – auch die von Aristoteles – als spekulativ und unwissenschaftlich an. Die analytische Philosophie richtete sich mehr auf Logik, Sprache und die Wissenschaftstheorie aus und behandelte metaphysische Fragen oft skeptisch. Dennoch beeinflusste Aristoteles' Kategorientheorie und Logik die analytische Tradition, etwa durch Diskussionen über Substanz, Prädikation und die Logik der Sprache.
Naturphilosophie und Ökologie: In der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts kam es im Zuge der Ökologiebewegung und des neuen Interesses an Naturphilosophie zu einer neuen Rezeption von Aristoteles, vor allem seiner Lehren über Natur und Kausalität. Aristoteles' Vorstellung von der Zweckursache (Teleologie) wurde in Debatten über Naturprozesse und ökologische Zusammenhänge herangezogen. Philosophen wie Hans Jonas verbanden aristotelische Gedanken mit modernen Fragen der Ethik und Ökologie, indem sie die Vorstellung des "Lebens" als Zweck in die Diskussion einführten.
Neuaristotelismus: Seit den 1970er Jahren hat es in der analytischen Philosophie und der Metaphysik eine Wiederbelebung des Interesses an Aristoteles gegeben. Diese Strömung wird oft als Neuaristotelismus bezeichnet. Philosophische Themen wie Substanz, Kausalität und Teleologie wurden von zeitgenössischen Philosophen wie Hilary Putnam, Martha Nussbaum und Philippa Foot wieder aufgenommen und in den Kontext der modernen Philosophie gebracht. Aristoteles' Ethik, Metaphysik und Naturphilosophie wurden neu interpretiert, um moderne Fragen zu beantworten. Nussbaum hat etwa Aristoteles' Ethik mit modernen ethischen und politischen Theorien verbunden, während Putnam über Aristoteles' Erkenntnistheorie nachdachte.
Metaphysik und analytische Ontologie: In den letzten Jahrzehnten hat es in der analytischen Metaphysik einen Aufschwung gegeben, der Aristoteles' Metaphysik in moderner Form diskutiert. Themen wie Substanz, Eigenschaften, Modalität und Kausalität, die Aristoteles behandelte, sind zu zentralen Diskussionsthemen in der modernen analytischen Metaphysik geworden. Philosophische Debatten über den "ontologischen Realismus" greifen häufig auf aristotelische Kategorien zurück, um zu definieren, was es heißt, etwas "wirklich" zu nennen.
Neo-Aristotelische Ethik: Aristoteles’ Nikomachische Ethik hat auch im Bereich der Ethik ein bedeutendes Revival erlebt. Vor allem im Rahmen der Tugendethik (Virtue Ethics) wurde Aristoteles neu interpretiert und als Alternative zu utilitaristischen und deontologischen Ansätzen verstanden. Philosophen wie Alasdair MacIntyre, Philippa Foot und Rosalind Hursthouse haben in den letzten Jahrzehnten Aristoteles' Ethik aktualisiert und neu kontextualisiert. MacIntyre, etwa in After Virtue (1981), argumentierte, dass Aristoteles’ Tugendethik eine Lösung für die moralische Krise der modernen westlichen Welt bieten könnte.
In den letzten zweihundert Jahren ist Aristoteles’ Metaphysik und sein Denken immer wieder aufgenommen und transformiert worden. Während sie im 19.Jahrhundert von positivistischen und empiristischen Strömungen marginalisiert wurde, erlebte sie im 20. und 21.Jahrhundert in verschiedenen philosophischen Traditionen – etwa in der Phänomenologie, analytischen Metaphysik und Ethik – eine Renaissance. Aristoteles' Denken über Substanz, Kausalität und Teleologie bleibt auch heute relevant und wird in aktuellen Diskussionen über Ontologie, Ethik und Naturphilosophie weiterhin herangezogen.
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Der Wiener Kreis, Popper, Wittgenstein, die Analytische Philosophie- sie alle lehnten Metaphysik als sinnlos ab. Wie standen sie zu Aristoteles?
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Die Denker und Strömungen, die du erwähnst – der Wiener Kreis, Karl Popper, Ludwig Wittgenstein und die Analytische Philosophie – hatten eine grundsätzlich kritische Haltung gegenüber der Metaphysik. Sie sahen sie als sinnlos oder unfruchtbar an, weil metaphysische Aussagen ihrer Ansicht nach nicht empirisch überprüfbar oder logisch analysierbar sind. Dennoch war ihr Verhältnis zu Aristoteles differenzierter, da sie zwar seine Metaphysik ablehnten, aber bestimmte Aspekte seiner Philosophie, insbesondere in der Logik und Wissenschaftstheorie, wertschätzten.
Ablehnung der Metaphysik: Der Wiener Kreis, eine einflussreiche philosophische Strömung des frühen 20. Jahrhunderts, vertrat eine stark empiristische und wissenschaftsorientierte Haltung, bekannt als Logischer Positivismus. Unter den führenden Denkern wie Moritz Schlick, Rudolf Carnap und Otto Neurath wurde jede Form von Metaphysik als sinnlos abgelehnt, weil sie keine empirischen Inhalte habe. Metaphysische Aussagen seien nicht verifizierbar, also weder wahr noch falsch, sondern schlichtweg bedeutungslos.
Aristoteles' Metaphysik: In diesem Sinne wurde auch Aristoteles' Metaphysik als irrelevant für die wissenschaftliche Erkenntnis betrachtet. Die Fragen nach Substanz, Essenz und den Ursachen, die Aristoteles aufwirft, galten als spekulativ und unvereinbar mit den Kriterien der Verifizierbarkeit. Insbesondere Carnap ging gegen jegliche metaphysische Aussagen vor, die er für überflüssig und verwirrend hielt.
Logik und Wissenschaftstheorie: Dennoch hatte der Wiener Kreis Respekt für Aristoteles’ Beiträge zur Logik und Wissenschaftstheorie. Aristoteles' formale Logik, insbesondere der Syllogismus, wurde als ein Vorläufer moderner formaler Systeme betrachtet. Auch Aristoteles' Posterior Analytics, die sich mit wissenschaftlicher Methodologie und der Rolle der Beweisführung beschäftigen, fanden Beachtung, wenn auch aus der Perspektive modernerer Methoden. Hier wurde Aristoteles als wichtiger Vorläufer gesehen, aber letztlich durch moderne Entwicklungen in der Logik (etwa durch Frege und Russell) überholt.
Falsifizierbarkeit statt Verifizierbarkeit: Popper, der sich vom Wiener Kreis distanzierte und die Theorie der Falsifizierbarkeit entwickelte, war ebenfalls ein Kritiker der Metaphysik im Sinne von spekulativen und unüberprüfbaren Theorien. Für Popper mussten wissenschaftliche Theorien falsifizierbar sein, das heißt, sie mussten prinzipiell widerlegbar sein. Er lehnte sowohl den Wiener Kreis als auch den klassischen Empirismus ab, da er das Verifikationsprinzip (nur das, was verifiziert werden kann, ist sinnvoll) für zu restriktiv hielt.
Beurteilung von Aristoteles: Popper respektierte Aristoteles in gewisser Hinsicht als einen großen Wissenschaftler der Antike, der den empirischen Zugang zur Natur und zur Wissenschaft ermöglichte. Popper erkannte, dass Aristoteles in der Wissenschaftstheorie, etwa durch seine Betonung der Kausalität und die systematische Untersuchung der Natur, wichtige Vorarbeiten geleistet hatte. Allerdings sah er Aristoteles’ Metaphysik kritisch, da sie spekulativ sei und keine Möglichkeit der Widerlegung biete. Popper sah das aristotelische System als zu statisch an, insbesondere im Vergleich zu seiner eigenen Philosophie des kritischen Rationalismus, die auf ständiger Prüfung und Verbesserung wissenschaftlicher Theorien basiert.
Frühe Ablehnung der Metaphysik: In Wittgensteins Frühwerk, insbesondere im Tractatus Logico-Philosophicus (1921), lehnte er metaphysische Aussagen als sinnlos ab. Wittgenstein vertrat die Ansicht, dass die Grenzen der Sprache die Grenzen der Welt bestimmen. Alles, was nicht sprachlich fassbar ist, ist für ihn bedeutungslos. Metaphysische Aussagen wie „Das Wesen des Seins“ sind nach dieser frühen Ansicht Wittgensteins Scheinprobleme, die nicht sinnvoll diskutiert werden können, weil sie sich außerhalb der sprachlichen Welt befinden.
Spätere Sicht auf Aristoteles: In Wittgensteins späterem Werk, vor allem in den Philosophischen Untersuchungen (1953), veränderte sich sein Verhältnis zur Sprache und Philosophie. Er distanzierte sich von der Vorstellung, dass Sprache eine statische Abbildung der Welt sei, und entwickelte die Idee der „Sprachspiele“. Aristoteles spielte in dieser späten Phase Wittgensteins keine zentrale Rolle, doch es gab eine gewisse Ähnlichkeit in der Art und Weise, wie beide Philosophen Sprache als Werkzeug sahen, um die Welt zu ordnen und zu erklären. Wittgenstein hätte vermutlich Aristoteles' philosophische Arbeiten über Logik und Kategorien wertgeschätzt, da sie als Instrumente zur Strukturierung von Wissen und Denken dienen. Die metaphysischen Aspekte wären jedoch weiterhin auf Ablehnung gestoßen.
Ablehnung der klassischen Metaphysik: Die analytische Philosophie, vor allem in ihrer frühen Phase, wurde stark durch den Logischen Positivismus und Wittgenstein geprägt. Die Ablehnung von Metaphysik war eines ihrer Hauptmerkmale. Themen wie Substanz, Essenz und die Ursachenlehre, die Aristoteles in seiner Metaphysik entwickelt, wurden als unfruchtbare Spekulationen angesehen, die keinen Platz in einer klaren, wissenschaftsorientierten Philosophie hatten.
Aristoteles in der Logik und Philosophie der Sprache: Trotz dieser Ablehnung der Metaphysik war die analytische Philosophie von Aristoteles' Logik tief beeinflusst. Insbesondere seine Kategorientheorie und seine Arbeit am Syllogismus spielten eine wichtige Rolle in der Entwicklung der formalen Logik, die von Philosophen wie Frege, Russell und später Quine weiterentwickelt wurde. Auch in der Philosophie der Sprache fand Aristoteles’ Unterscheidung von Subjekt und Prädikat und seine Kategorienlehre Anklang, da sie als frühe Ansätze einer strukturierten Analyse der Sprache und der Ontologie angesehen wurden.
Spätere Entwicklungen in der Analytischen Philosophie: Ab den 1970er Jahren gab es in der analytischen Philosophie eine gewisse Rückkehr zur Metaphysik, wobei Aristoteles wieder stärker rezipiert wurde, vor allem in der Ontologie. Philosophen wie Saul Kripke und David Lewis beschäftigten sich mit Fragen der Modalität, der Notwendigkeit und Möglichkeit, die in gewisser Weise an Aristoteles’ Lehre von der Potenz und dem Akt erinnern. Die moderne analytische Metaphysik untersucht heute wieder intensiv Fragen der Substanz, Identität und Kausalität, die an Aristoteles anknüpfen, jedoch in einem neuen methodischen Rahmen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Wiener Kreis, Popper, Wittgenstein und die frühe analytische Philosophie Aristoteles' Metaphysik überwiegend ablehnten, weil sie diese als spekulativ und empirisch nicht überprüfbar betrachteten. Gleichzeitig wurde Aristoteles' Logik, Wissenschaftstheorie und Kategorientheorie hoch geschätzt und als Vorläufer moderner Logik und Philosophie der Sprache anerkannt. In der späteren Analytischen Philosophie wurde Aristoteles' Metaphysik in Teilen rehabilitiert, insbesondere in Bereichen wie der Ontologie und der Metaphysik der Modalität.
Du:
Wie stehen zeitgenössische Philosophen zu Aristoteles? Gibt es ein Aristoteles-Reservat in der Theologie?
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Zeitgenössische Philosophen stehen Aristoteles unterschiedlich gegenüber, abhängig von ihrer philosophischen Ausrichtung. Hier sind einige der wichtigsten Positionen und Entwicklungen:
Neuaristotelismus: Es gibt eine wachsende Bewegung von Philosophen, die als Neuaristoteliker bezeichnet werden. Diese Denker, wie etwa John McDowell, Philippa Foot und Alasdair MacIntyre, greifen zentrale Ideen aus Aristoteles’ Ethik, Metaphysik und Naturphilosophie auf und versuchen, sie in einen modernen Kontext zu übertragen. Sie betonen insbesondere Aristoteles’ Vorstellung von Tugend, Teleologie und der Rolle des guten Lebens (eudaimonia) als eine Antwort auf moderne moralische und ethische Probleme.
Tugendethik: In der Ethik hat Aristoteles seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Renaissance erlebt, vor allem im Bereich der Tugendethik. Philosophinnen wie Philippa Foot, Rosalind Hursthouse und Martha Nussbaum haben Aristoteles’ Vorstellung von Tugend als Schlüsselkonzept für eine moderne Ethik wiederbelebt. Diese Form der Ethik betont die Entwicklung des Charakters und die Erreichung eines guten Lebens im Gegensatz zu deontologischen oder utilitaristischen Ansätzen.
Ontologie und Metaphysik: In der analytischen Metaphysik wurde Aristoteles wieder stärker rezipiert, insbesondere durch Debatten über Substanz, Modalität und Kausalität. Philosophen wie Kit Fine, David Armstrong und E. J. Lowe haben aristotelische Konzepte in die moderne Metaphysik eingeführt und sie in Diskussionen über die Natur der Wirklichkeit und der Identität von Objekten verwendet.
Naturphilosophie: Auch in der Philosophie der Naturwissenschaften gibt es eine Rückkehr zu aristotelischen Vorstellungen, insbesondere in der Frage nach der Teleologie in biologischen Systemen. Philosophische Diskussionen über Naturgesetze, Kausalität und die Struktur der Realität greifen oft auf aristotelische Konzepte zurück, besonders in Diskussionen über lebende Systeme und deren Zweckmäßigkeit.
In der Theologie gibt es tatsächlich Bereiche, in denen Aristoteles eine bedeutende Rolle spielt. Besonders in der katholischen Theologie hat Aristoteles’ Denken, vermittelt durch Thomas von Aquin, eine anhaltende Bedeutung:
Thomismus: Die Theologie des Thomas von Aquin, die stark von Aristoteles beeinflusst ist, bildet die Grundlage der scholastischen Theologie, die bis heute in katholischen Institutionen gelehrt wird. Thomisten greifen auf Aristoteles’ Metaphysik, Ethik und Naturphilosophie zurück, um theologische Fragestellungen zu bearbeiten, insbesondere in Bezug auf die Existenz Gottes, die Schöpfung, die Natur des Menschen und die moralische Ordnung.
Neuscholastik und Neothomismus: Obwohl die Neuscholastik, die im 19. Jahrhundert aufblühte, heute nicht mehr so dominant ist, gibt es immer noch katholische Theologen, die aristotelisch-thomistische Ansätze vertreten. Vor allem in der Naturrechtsethik und in Diskussionen über das Wesen Gottes und die Schöpfung bleibt Aristoteles’ Denken zentral.
Moderne Theologie: Auch moderne Theologen greifen, wenn auch nicht exklusiv, auf aristotelische Kategorien zurück. In Fragen der natürlichen Theologie – etwa in der Diskussion über Gottes Existenz und die erste Ursache – spielen aristotelische Konzepte wie der "unbewegte Beweger" nach wie vor eine Rolle. In ethischen Debatten wird oft auf Aristoteles’ teleologische Ethik und seine Tugendlehre Bezug genommen.
Aristoteles ist nach wie vor in vielen Bereichen der Philosophie relevant, insbesondere in der Ethik, der Metaphysik und der Naturphilosophie. In der Theologie hat er in der katholischen Tradition, besonders im Thomismus, einen festen Platz, der manchmal als "Reservat" betrachtet werden könnte, in dem seine Lehren aufrechterhalten und weiterentwickelt werden.
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