Die Fußball-Weltgeisterschaft

VERÖFFENTLICHT 16. MAI 2020 

In diesen Tagen nimmt die deutsche Bundesliga ihre Saison wieder auf. In den Stadien finden Geisterspiele statt. Das ist ein großer Schritt hin zur Vergeistigung des Fußballs. Die Sturmspitze lässt sich auf dem Weg zum Tor nicht mehr von grölenden Fans anfeuern, sondern das Feuer des Geistes treibt ihn nach vorne. Er ahnt die Angst des Tormanns vor einem Elfmeter. Fern an den Bildschirmen toben die Fans von Be-Geisterung.

Der nächste World-Cup war eigentlich in Katar geplant. Es wird eine Fußballweltgeisterschaft. Noch sind nicht alle Baustellen fertig, noch sind die Arbeitssklaven nicht außer Landes geschickt, da kommen neue Herausforderungen auf die FIFA zu. Wie soll der Weltgeist des Fußballs die Zuschauer in der ganzen Welt erfassen? Sollen die Spieler dafür durch die verschiedenen Stadien geistern? Warum sollen die Spieler jetzt noch der Hitze am Golf ausgesetzt werden.

Bill Gates – ja, genau der – will gemeinsam mit Zuckerberg rechtzeitig „Fußball für Geister 10.0“ auf den Markt bringen. Mit einem schwer zu knackenden Algorithmus wird sichergestellt, dass nur die zugelassenen Fußballprofis ihre jeweiligen Spielzüge in Virtual Reality vollziehen können. Der Chaos Computer Club hat allerdings behauptet, er hätte bereits einen Clone in ein Testspiel eingebracht. Die Zimmerversion ist noch nicht ausgereift, so dass die Spieler mit ihrer vollen Montur bestückt mit einem Satz von Sensoren auf richtige Fußballfelder gehen und dort die Spielzüge vollführen. Nur kann das auch der Bolzplatz von TuS Acker sein – der Rest ist Geist.

Auf ihre virtuellen Bildschirme werden nicht nur die Mitspieler, sondern auch die für 100 Euro pro Platz eingebuchten Fans auf den vollen Rängen sichtbar eingespielt – die Fans können zuhause brüllen – der Weltgeist-Integrator führt sie zur üblichen Stadionkulisse zusammen. Die Schiedsrichter bleiben wirkliche Geister – sie bleiben für die Spieler unsichtbar, sehen aber alles.

An den Spielorten in Katar wird festgehalten – nur die dort fertiggestellten Stadien werden eingespielt. Als schwierigste Programmieraufgabe stellte sich nicht etwa der geistige Ball heraus, wie viele angenommen hatten, sondern der Schmerzsimulator für allfällige Fouls. Bei ersten Tests tat es den Geistern einfach an der falschen Stelle weh. Aber bis zum großen Ereignis werden die besten Geister der Computerspielbranche die Geisterspiele noch weiter perfektionieren.

Tickets für die Fußballweltgeisterschaft gibt es nur im Internet unter www.weltgeist.bull.shit