Gedanken fließen zur Erinnerung an
Tristram Shandy
Entfernung von und Annäherung an Tristram Shandy - der Gedankenfluss
ACHTUNG: wer nie „Tristram Shandy“ von Laurence Sterne gelesen hat, sollte sich diesen Text nicht antun. Sterne hat es immerhin geschafft einen einzigen Satz über mehrere Hundert Seiten zu strecken. Hier sind es nur vier Seiten.
Wer den „Tristram Shandy“ komplett gelesen hat, soll sich melden, bei wem auch immer, denn jeder kommt infrage, der diesen Anspruch ebenfalls erhebt, sozusagen als Teil einer peer group, die allein darüber verfügen kann, ob es zu einer Anerkennung als Mitglied der Lesergemeinde von Laurence Sterne kommen kann oder nicht, vor allem auch deshalb, weil ja diese Anerkennung auch impliziert, dass der Leser jedes Wort, das der Autor in voller Absicht, die man zwar jedem Autor unterstellt, die aber für Sterne in besonderem Maße gilt, genau an der Stelle eingesetzt hat, wo das Wort einen ganzen Hof von Konnotationen mit sich trägt, wie ein Baum Früchte trägt, also jedenfalls so, dass der Leser jedes dieser Worte auch in vollem Umfang, und das schließt auch alle Assoziationen ein, die dem einen oder dem anderen, jedem nach Maßgabe seiner eigenen biografischen Vorgeschichte, die nicht nur Ereignisse der Umwelt, die auf den jeweiligen Menschen einwirken, umfassen, sondern auch Ereignisse quasi im Inneres eines jeden, wodurch jeder individuell von anderen unterschieden ist, wo es aber doch einen Gleichklang geben kann, wenn die Geister - wie man sagen könnte - sich nicht scheiden, sondern zusammen in Syntonie schwingen, und auch der historischen Umstände der jeweiligen Zeit, die für das Individuum auch als dessen je-meinige erfahren wird, was sich in Erlebnissen ausdrückt, die in den historischen Zusammenhang eingebettet werden, sei es als distinkte Episoden eher ephemeren Charakters, sei es als ein Fluss von Ereignissen, die miteinander zusammenhängen und logisch oder zumindest empirisch aufeinander folgen und damit den Eindruck der Folgerichtigkeit erwecken, Umstände, die natürlich für sich selbst wieder zwar Umwelt für das gesellschaftliche System sind, aber zugleich auch wieder in das System zurückwirken, wodurch im Sinne der Kybernetik Rückkopplungsprozesse ausgelöst werden, so dass je nach Anfangsbedingungen und den möglicherweise veränderlichen Randbedingungen die Phänomene nach und nach abklingen, mit der Zeit geradezu der Vergessenheit anheimfallen, was in schmerzlicher Weise ja in dem Ausdruck „sic transit gloria mundi“ zum Ausdruck kommt, ein Spruch übrigens, der beim Leichenzug von Papst Johannes XIII., dem Reformpapst, der das II.Vatikanische Konzil einberufen hatte, welches seine Nachfolger allerdings nicht ganz im Sinne des Initiators zum Ende brachten, wodurch manche Reform der katholischen Kirche auf halbem Wege stehenblieb und damit auch für reaktionäre Rückabwicklung empfindlich wurde, die dann auch jede Reform des Zölibats vorerst unmöglich machte, wodurch die Gewissensnot vieler Priester noch verstärkt wurde, wenn diese ihre sexuellen Gefühle, die ja in allen Formen vorkommen, als heterosexuelle Triebe, aber auch durch – vielleicht sogar stärker als in der Normalbevölkerung vertretenen - homosexuellen Neigungen und möglicherweise auch anderen Zwischenformen der sexuellen Identität, nicht ausleben können und somit in irgendeiner Form sublimieren, meistens zwar in Formen der Selbstbefriedigung und auch der Selbstkasteiung, manchmal in extremer Weise, die in manchen Orden, wie zum Beispiel dem Opus Dei sogar zu einer moralischen Verpflichtung stilisiert wurden, was auch eine starke innere Disziplin und einen inneren Zusammenhalt zur Folge hatte, die es dem Opus Dei erleichterte, Machtpositionen zu erlangen und zu behaupten , die bei dem Übergang des Franco-Regimes von einem faschistischen, von der Falange-Partei hegemonial beherrschten Regime, das allerdings nie etwas am persönlichen Regime Francisco Francos änderte, zu einem eher klerikalen Regime, das sich nach und nach der Veränderung des Klimas im Vatikan anpasste, das in einem demokratischen Europa nicht länger die autokratischer Erscheinungsform des Pontifikats von Pius XII. beibehalten konnte, eine Rolle spielte, während andere Orden die innere Disziplin nicht so stark betonten, ja sogar eine gewisse Nachlässigkeit zuließen, wenn es nicht gerade um zentrale Dogmen des katholischen Glaubens ging, und so manchem, der seine triebhaften Neigungen nicht zu unterdrücken fähig war, keinen Ausweg in kircherechtlich zulässige Beziehungen eröffnete, so dass der Missbrauch von Minderjährigen, die den zölibatären Priestern anvertraut waren, offenbar vermehrt vorkam, wobei zuzugeben ist, dass in gesellschaftlichen Kreisen, die keineswegs durch starke religiöse Bindungen oder gar eine zölibatäre Lebensweise geprägt sind, ebenfalls massive Verletzungen vorkamen, die in fast allen Ländern der Welt unter Strafe stehen, die aber von denen, die, sei es als profane Behörden, sei es als kirchliche Aufsichtsgremien, vor allem also den Bischöfen, eher vertuscht als aufgeklärt wurden, indem die Täter versetzt wurden ohne die neuen Schützlinge über fatale Neigungen der Priester aufzuklären, die vor allem auch nach der Wahl von Johannes Paul II. mit der Wendung ins Politische eine lange Unterbrechung der Reformdynamik herbeiführte, wodurch harte interne Auseinandersetzungen innerhalb der katholischen Kirche verdeckt wurden, um zunächst alle Kräfte zu sammeln, um die Länder die viele Jahre unter sowjetischer, kommunistischer Herrschaft – wobei einige die Bezeichnung „kommunistisch“ für die Volksdemokratien Osteuropas bestritten, teils von links aus Sicht radikaler Maoisten ganz im Sinne der Ehefrau von Mao Tse Tung, die später als Anführerin der „Viererbande“ entmachtet und verurteilt wurde, die es ja geschafft hatte, die traditionelle Form der Pekingoper durch revolutionäre Inszenierungen zu ersetzen, in denen patriotische und revolutionäre Lieder zweifelhafter musikalischer Qualität zu Elementen des Agitationstheaters, das seinerseits ja auch in Europa zeitweise zur Mode wurde, die Tradition des epischen Theaters von Berthold Brecht aufnehmend, der sich allerdings im Grabe umdrehen müsste, wenn er die schlechte Agitation gesehen hätte, die so gar nichts mit seiner Doktrin zu tun hatte, die auf klare Sprache, aber nicht auf billige Propaganda setzte, obwohl es Brecht keineswegs fremd war, in subtilerer oder auch manchmal weniger subtiler Form Propaganda in seine Stücke einzuschmuggeln, die aber gerade dazu geführt haben, dass diese Stücke inzwischen kaum noch verstanden und folglich auch kaum noch gespielt werden – gestanden hatten, teils von rechts, wo sozialdemokratische Ideen eindrangen und ein „Kommunismus mit menschlichem Antlitz“ gefordert wurde, in ihrem Drang nach Freiheit von dem Sowjetsystem, das intern durch Zynismus und Korruption längst geschwächt war und auch wirtschaftlich unter Leonid Iljitsch Breshnew eine Zeit der Stagnation erlebte, wobei umstritten ist, ob der wirtschaftliche Zusammenbruch des kommunistischen Systems eher darauf zurückzuführen ist, dass Ronald Reagan es „an die Wand rüstete“ und zugleich auch dem Expansionsdrang der Sowjets weltweit entgegentrat, ganz besonders auch in Zentralamerika, wo die Sandinisten zwar den Diktator Somoza gestürzt hatten, aber unter Führung von Daniel Ortega, der formal mit den anderen acht Comandantes de la Revolución gleichberechtigt, tatsächlich aber ein primus inter pares war, der offen von Kubas Führer Fidel Castro, der seinerseits den von den USA unterstützten Diktator Fulgenico Batista gestürzt hatte, sich aber dann unter den Schutz der UdSSR stellte, wahrscheinlich deshalb, weil er nur so hoffen konnte, dass sich ein Vorfall wie der Versuch einer Invasion in der Schweinebucht nicht wiederholte, was auch erklärt, warum er seinen Bedarf nach Schutz noch verstärken wollte, indem er den Sowjets Raketenbasen auf Kuba zur Verfügung stellten, was der damalige Parteiführer der KPdSU, Nikita Chruschtschow, dessen Sohn Sergej Jahrzehnte später als Profdessor an der amerikanischen Harvard-Universität lehrte, als eine Chance begriff, die USA in einer aus seiner Sicht symmetrischen Weise zu bedrohen, indem sowjetische Atomraketen etwa mit gleicher Vorwarnzeit – aber eben auch mit gleicher Wahrscheinlichkeit eines fatalen Irrtums und damit der Auslösung einer atomaren Katastrophe – wie sie für amerikanische auf das Territorium der Sowjetunion von den NATO-Staaten, vor allem der Türkei aus, gerichtete Mittelstreckenraketen galten, die Moskau so erreichen konnten wie nunmehr die von Kuba aus auf die USA gerichteten Raketen Washington erreichen konnte, was Präsident Kennedy zu der Blockade der Seewege nach Kuba für den Transport der Raketen veranlasste, während sich der Präsident gegen die „Falken“ unter seinen Beratern wandte, die eine Bombardierung oder Invasion der Karibikinsel forderten, ein Kalkül, das für Chruschtschow dank der festen Haltung Kennedys nicht aufging, den er noch zuvor bei einem Gipfeltreffen in Wien unterschätzt hatte, so dass Daniel Ortega gemeinsam mit seinem Bruder Humberto, der als Verteidigungsminister Nicaraguas dem Kampf gegen die vom US-Präsidenten Ronald Reagan unterstützten Contra-Rebellen organisierte, die einerseits als „verdeckte Operation“ offen und unverdeckt im US-Senat diskutiert wurden, deren Finanzierung aber vor allem auch durch den Iran-Contra-Deal ermöglicht wurde, der dem Iran, wo kurz zuvor noch angebliche „Studenten“ im Zuge der iranischen Revolution, die den Ayatollah Chomeini an die Macht gebracht hatte, der zuvor schon im Pariser Exil den Sturz des Schahs, der mit eiserner Hand und der Macht seines Geheimdienstes SAVAK regierte, der auch außerhalb des Irans Gegners des Schahs verfolgte, was zu schweren Demontrationen aus Anlass des Schah-Besuchs in Berlin führte, wo am 2.Juni 1968 der Student Benno Ohnsorg von dem Polizisten Kurras erschossen wurde, wobei die Aufklärung des Vorfalls dank erfolgreichen Mauerns der Berliner Behörden, die den Studenten, die schon seit längerer Zeit für Unruhe sorgten und gegen den Vietnamkrieg demonstrierten und „Ho-Ho-Ho-Chi-Minh“ skandierten, womit sie den vietnamesischen kommunistischen Parteichef Ho Chi Minh meinten, der nach Studium in Paris nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht zulassen wollte, dass Frankreich sein Kolonialreich in Indochina erneut aufrichtete, obwohl die Zeit des Kolonialismus längst vorüber war, woraus sich über einen virulenten Antimerikanismus hinaus eine marxistische Kapitalismuskritik vor allem unter der geistigen Führung von Rudi Dutschke entwickelte, der dafür von der mächtigen Springer-Presse und deren Flaggschiff, der BILD-Zeitung denunziert und heftig angegriffen wurde, was einen labilen Menschen wie Bachmann dazu veranlasste, auf Dutschke zu schießen und ihn schwer zu verletzen, wobei die beiden Vorfälle, der Tod Benno Ohnsorgs und die Schüsse auf Rudi Dutschke in Deutschland Unruhen auslösten, die später vor allem von den Medien, wo vieler der 68ger später eine Anstellung fanden, als ein Höhepunkt einer 68ger Reformbewegung stilisiert wurde, die es sicher so nicht war, obwohl die parallel zu den Studentenunruhen laufende Dynamik der gesellschaftlichen Modernisierung und Liberalisierung, vor allem der Sexualmoral und der politischen Spielräume, die in dem Diktum von Bundeskanzler Willy Brandt in seiner Regierungserklärung von 1969 gipfelte, das wir „mehr Demokratie wagen“ müssen, tatsäcnhlich das Lebensgefühl der Jugend grundlegend veränderte, Unruhen, die zugleich zur Differenzierung von reformorientierten Kräften in der SPD und zum Teil auch der FDP, die erst noch ihren nationalliberalen Flügel abstoßen musste, und radikalen Kräften, die ihren sichtbarsten Ausdruck in der Welle des Terrorismus der RAF fand, aber die auch viele „klammheimliche Sympathisanten“ hatte, was dann auch zu massiven teils gewaltsamen Demonstrationen vor dem Springer-Verlagshaus im damaligen Westberlin führte, wobei Ho Chi Minhs General Giap in der Schlacht von Dien Bien Phu den französischen Truppen darunter vielen Fremdenlegionären, unter denen sich auch junge Deutsche befanden, von denen manche bei einem Besuch in Frankreich, vor allem in der Gegend um Marseille, wo die Fremdenleghion in Aubagne ein Ausbildungslager hat, durch Überredung und mit Hilfe von Alkohol zur Unterschrift unter eine langjährige Verplfichtung zum Dienst in der Legion überredet wurden, aus der sie sich kaum wieder lösen konnten, auch wenn es einigen gelang sich mit konsularischer Hilfe repatriieren zu lassen, eine entscheidende Niederlage beibrachte, die dann zum Genfer Abkommen führte, wo Vietnam in das kommunistische Nordvietnam und das sich jetzt den USA als neuer Schutzmacht zuwendende Südvietnam geteilt wurde, während der Schah zu dieser Zeit in der Berliner Staatsoper war, wobei die Besetzung der US-Botschaft in Teheran, deren Befreiung nach einer dilettantischen Kommandokation, die Präsident Carter eine zweite Amtszeit kostete, sicher vom Regime Chomeinis unterstützt wurde, zumal die Revolutionsgarden eine Stütze des Regimes waren, so dass die Finanzierung der Contra-Rebellen gegen die Sandinisten indirekt dadurch erfolgte, dass dem Iran Waffen geliefert wurden, obwohl dieser doch als Gegner galt, wobei Ronald Reagan in Nicaragua selbst von der konservativen Opposition und auch von dem einflussreichen Erzbischof von Managua, Kardinal Obando y Bravo unterstützt wurde, was den Einfluss unterschätzt, den die Auflockerung der ideologischen Verkrampftheit durch die KSZE in Helsinki und vor allem der, wenn auch nicht wirklich ernst gemeinten, Anerkennung der im Dritten Korb angesprochenen Menschen- und Bürgerrechte, die von Helsinki-Gruppen in ganz Osteuropa aufgegriffen wurden, wofür beispielhaft die Charta 77 in der Tschechoslowakei steht, die Vaclav Havel, der später zum ersten demokratisch gewählten Präsidenten des Landes wurde, eigentlich Theaterautor, prägte, auf die Erschütterung der kommunistischen Regime hatte, in diesem Drang zu unterstützen und zu fördern, was vor allem im katholischen Polen, dem Heimatland von Papst Johannes Paul II, großen Widerhall fand, was erklärt, dass im Vatikan die Brisanz der Fälle von Kindesmissbracuh durch Priester unterschätzt wurde, von Priestern, die dem aufgebahrten Sarg des Papstes voranschritten, ausgerufen wurde, wobei dazu Weihrauch verbrannt wurde, der den schwindenden Ruhm der Welt symbolisierte, in ähnlicher Weise wie die Vergessenheit auch die Politik prägt, wo nach wenigen Jahren niemand mehr die Namen der Minister weiß, und allenfalls die der Bundeskanzler, aber nicht aller, noch geläufig sind, oder aber sich stabilisieren, oder aber sich aufschaukeln, was zu einer hohen Instabilität der Phänomene führt, Assoziationen also, die jeder Leser nachvollziehen kann, der sich ernsthaft auf den „Tristram Shandy eingelassen hat und damit zu denen gehört, die als Addressaten des Aufrufs zur Meldung als Laurence Sterne Fans in Frage kommen.