Wenn man sich mit den chinesischen Wissenschaften beschäftigt, stößt man früher oder später zwangsläufig auf das Yin Yang Symbol. Aber wo kommt es her, wie ist es entstanden?
Dieses Symbol ist keineswegs nur eine schöne Zeichnung, sondern vielmehr eine perfekte Umsetzung einer ausgiebigen Naturbeobachtung. Um den Jahreslauf besser zu verstehen, haben die Chinesen einen langen Stab senkrecht in die Erde gesteckt. Dann haben sie täglich das Ende des Schattens, den der Stab warf, markiert.
Den längsten Schatten gab es zum Zeitpunkt der Winter-Sonnenwende, den kürzesten zur Sommer-Sonnenwende. Nachdem sie nun für ein ganzes Jahr täglich die Länge des Schattens notiert hatten, suchten sie nach einer Methode, Dieses grafisch dar zu stellen. Der chinesische Kalender hat nicht wie bei uns eine Unterteilung in 12 Monate, sondern er ist in 24 Klimaphasen unterteilt. Also nahmen die Chinesen einen Kreis und unterteilten ihn in 24 gleiche Segmente. Jedes Segment unterteilten Sie wiederum in 6 gleiche Teile.
Vom Tag der Sommer-Sonnenwende bis zum Tag der Winter-Sonnenwende trugen sie die Länge des Schattens auf der rechten Seite des Kreises so ein, das der Rand des Kreises dem kürzesten Schatten und der Mittelpunkt dem längsten Schattem entsprach. Für die andere Hälfte des Jahres trugen sie die Schatten auf der linken Hälfte des Kreises ein; der längste Schatten fällt bis auf den Rand, der kürzeste auf den Mittelpunkt. Als sie alle Schatten für das Jahr eingezeichnet hatten, ergab sich das folgende Bild:
Da auch die dunkelste Nacht noch einen Rest von Licht von den Sternen erhält, zeichneten die Chinesen in den dunklen Teil der Grafik einen hellen Punkt. Für die Schatten am Mittag zeichneten sie einen dunklen Punkt in die Mitte der hellen Fläche — fertig war das Yin Yang Symbol in seiner ursprünglichen Form.
Die Lehre von Yin und Yang hat für die Frage nach dem richtigen Handeln eine essenzielle Bedeutung. Der Taoismus lehrt, dass man nicht an einem der beiden Pole festhalten soll, sondern dass beide in ein Gleichgewicht zu bringen sind. Objektiv betrachtet tut man immer nur genau das, was man tut. Aus der subjektiven Sicht geht es jedoch darum, die natürlichen Rhythmen zu erkennen. Diese Rhythmen zeichnen sich durch Wechselseitigkeit aus. Laotse schreibt nicht grundlos, dass man das Männliche kennen müsse und das Weibliche halten solle. Denn das Männliche YANG bedeutet ein Ausstrahlen oder Erblühen des Geistes und das Weibliche YIN bedeutet ein Einsammeln oder Fruchten des Geistes. Beides gehört zusammen und in Wirklichkeit gibt es auch keine Trennung – einzig unser Geist (Ego) trennt die Dinge voneinander. Diese Trennung ist unsere Sicht auf die Welt, damit wir in ihr agieren können, sie ist aber nicht der Weisheit letzter Schluss.
Sein und Nicht-Sein erzeugen einander. Das logische Denken hilft an dieser Stelle nicht weiter, weil es gewöhnt ist, kausale Beziehungen zwischen zwei fassbaren Dingen herzustellen. Das Nicht-Sein gilt als etwas nicht Existierendes und wird darum nicht erfasst. Dabei wird übersehen, dass die Leere die notwendige Bedingung dafür ist, dass etwas entstehen kann. Ein Haus kann nur dort gebaut werden, wo genügend freie Fläche für den Bau vorhanden ist. Die Leere ist damit etwas Schöpferisches. Das Sein entspringt dem Nicht-Sein wie der Ton aus der Stille. Der leere Raum ist dabei immer genauso präsent wie der besetzte bzw. der seiende Raum. Es gibt keine Trennung von Sein und Nicht-Sein. Wir neigen zwar dazu, den leeren Raum zu ignorieren, aber er ist für uns genauso da wie die Luft für die Vögel oder das Wasser für die Fische. Das Sein wiederum bringt das Nicht-Sein zustande. So ist die Wirklichkeit, so wie wir sie erfahren jenes Sein, welches als Gegensatz zu der dahinter stehenden Leere liegt. Wie könnte man sonst von Wahrheit und Wirklichkeit reden, wenn es keine Leere gibt, die es damit zu füllen gilt?
Wie die westlichen Wissenschaftler haben auch die chinesischen einen Hang zur schönen Form und Symmetrie. Daher wurde die ursprüngliche Form nach und nach immer symmetrischer und die jetzige Variante lässt sich aus drei Kreisen konstruieren. Dies ist zwar mathematisch nicht mehr ganz korrekt, sieht aber gut aus und ist einfach zu zeichnen.
Yin und Yang — was ist das?
Was bedeutet es?
Warum ist es so wichtig?
Diese Fragen beantworten die Chinesen mit der Zeichnung oben.
Das Ganze ist ein geschlossener Kreis. Das heißt, alles spielt sich innerhalb ab, es geht nicht um einen Vergleich zweier Dinge, sondern um die Betrachtung dessen, was innen ist.
Dieser Kreis ist unterteilt in zwei gleich große Teilflächen, eine weiße (Yang, Bewegung) und eine schwarze (Yin, Ruhe). Diese zwei Flächen stellen die beiden entgegengesetzten Potentiale in jeder Sache dar.
Die beiden Flächen scheinen sich zu umfließen. Dies zeigt, dass dieser Zustand nicht statisch ist, sondern in ständiger Veränderung.
In der schwarzen Fläche ist ein weißer Punkt, in der weißen Fläche ein schwarzer. Dies zeigt, dass es keine 100%igen Zustände von Yin und Yang gibt. In jedem Yin ist noch ein wenig Yang, in jedem Yang noch ein wenig Yin.
Dort, wo der eine Part breiter wird, schrumpft der andere. Yin und Yang sind in einem Verhältnis der Abhängigkeit zu einander. Wird der Eine größer, muss der Andere kleiner werden.
Yin-Yang und die Fünf Elemente sind die wichtigsten Theorien der TCM. Die Theorie von Yin-Yang besagt, dass sich alle Dinge in zwei Polaritäten teilen lassen in Yin und Yang. Alle Erscheinungen und Veränderungen des Lebens und alle Naturphänomene lassen sich aus dem wechselseitigen Zusammenspiel von Yin und Yang ableiten; Die Fünf Elemente nämlich Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser werden gleichsam als Synonyme für alle Erscheinungen in und um uns verwendet. Diese fünf Dinge werden in verschiedene Beziehungen zueinander gesetzt und mit ihnen alle Dinge, die ihnen in der Lehre der Entsprechungen zugeordnet sind.
Die Theorien von Yin-Yang und den Fünf Elementen waren zwei Arten der Naturanschauung im alten China. Sie beinhalteten ein einfaches Konzept von Materialismus und Dialektik und förderten aktiv die Naturwissenschaft in China. Die alten Ärzte wandten diese beiden Theorien auf ihren Gebieten an, welche die Bildung und Entwicklung des theoretischen Systems der traditionellen chinesischen Medizin stark beeinflussten und die klinische Arbeit bis in die Gegenwart bestimmten.
Yin-Yang
Die Theorie von Yin und Yang beinhaltet, dass jedes Objekt oder Phänomen im Universum aus zwei gegensätzlichen Aspekten besteht, nämlich Yin und Yang. Diese beiden Aspekte befinden sich gleichzeitig sowohl im Gegensatz zueinander als auch in gegenseitiger Abhängigkeit voneinander z.B. Tag und Nacht, Hitze und Kälte, Ruhe und Bewegung usw. Die Beziehung zwischen Yin und Yang ist das umfassende Gesetz der materiellen Welt und das Prinzip und die Quelle der Existenz aller Dinge. Die Theorie von Yin-Yang erklärt hauptsächlich die Gegensätzlichkeit, die gegenseitige Abhängigkeit, den wechselseitigen Verbrauch und die wechselseitige Umwandlung von Yin und Yang. Diese Zusammenhänge zwischen Yin und Yang werden in der traditionellen chinesischen Medizin sehr weitgehend dazu gebraucht, die Physiologie und Pathologie des menschlichen Körpers zu erklären und bei der klinischen Arbeit der Diagnose und der Behandlung als Richtlinie zu dienen.
1. Die Gegensätzlichkeit von Yin und Yang
Yin und Yang sind entgegengesetzte Stadien, entweder eines Zykluses oder von Aggregationszuständen. Nichts in der natürlichen Welt entkommt dieser Gegensätzlichkeit. Es ist dieser aller innerste Widerspruch, der die treibende Kraft jeglichen Wechsels, jeder Entwicklung und jeden Verfalls der Dinge liefert. Der Gegensatz ist relativ, nicht absolut. So ist der Frühling Yang in Relation zum Winter, jedoch Yin im Vergleich zum Sommer.
2. Die gegenseitige Abhängigkeit von Yin und Yang
Yin und Yang sind einerseits Gegensätze, können aber andererseits ohne einander nicht existieren. Alles enthält gegensätzliche Kräfte, die einander zwar ausschließlich, aber zur gleichen Zeit voneinander abhängig sind. Ohne Licht gibt es keinen Schatten; und ohne den Begriff des Schattens ist der Begriff des Lichtes sinnlos.
3. Der wechselseitige Verbrauch von Yin und Yang
Yin und Yang stehen in einem dauernden dynamischen Gleichgewicht, das durch die kontinuierliche Abstimmung der relativen Regel von Yin und Yang aufrechterhalten wird. Geraten entweder Yin oder Yang aus dem Gleichgewicht, so beeinflussen sie einander notwendigerweise und ändern ihr Verhältnis zueinander, um ein neues Gleichgewicht zu erreichen.
4. Die wechselseitige Umwandlung von Yin und Yang
Yin und Yang sind nicht statisch, sondern wandeln sich ineinander um. Yin wandelt sich zu Yang und umgekehrt. Wenn es den Punkt seines Extrems erreicht hat, verkehrt es sich in sein Gegenteil. Sommer geht in Winter über, Tag in Nacht, Hitze in Kälte und umgekehrt
Die Anwendung von Yin-Yang auf die Medizin
In der gesamten Physiologie, Psychologie, Diagnostik und Therapie der TCM geht es letztendlich um die Beziehung zwischen Yin und Yang und deren Störungen. Das Ziel jeder Behandlung im Sinne der TCM ist, das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang zu bewahren oder herzustellen. Dabei gilt der wichtige Grundsatz: Immer zuerst Defizite aufzufüllen und dann erst zu reduzieren. Dieser Grundsatz ist deshalb so wichtig, weil Mangel oder Überschuß keineswegs absolut sein müssen, es gibt auch relative Mangel- und Überschußzustände.
Gesundheit bedeutet Gleichgewicht von Yin und Yang.
Ist eines der beiden erheblich schwächer als das andere, dann ist die Balance und damit die Gesundheit gestört.
Eine Verschiebung des Gleichgewichtes kann verschiedene Ursachen haben und es muß nicht jedes Defizit und jeder Überfluß echt sein: Die TCM ist eben eine Medizin der Relationen:
-- echtes Yang-Difizit mit echtem Yin-Überschuß
-- echtes Yang-Difizit bei normalem Yin
-- Defizit von Yang und Yin, aber relativ stärkeres Yang-Difizit
-- echtes Yin-Difizit mit echtem Yang-Überschuß
-- echtes Yin-Difizit bei normalem Yang
-- Difizit von Yin und Yang, aber relativ stärkeres Yin-Defizit
Die Behandlung eines Defizits von Yin und Yang bei relativ größerem Defizit eines Faktors wird naturgemäß anders sein müssen als die Behandlung echter Überschuß-/Mangelzustände.
Yin-Yang und die Körperstruktur
Jeder Teil des Körpers hat einen überwiegenden Yin- oder Yang-Charakter, was in der klinischen Praxis von Bedeutung ist. Die Eigenschaft ist nur relativ. Beispielweise ist der Thorax im Verhältnis zum Abdomen Yang, aber Yin in bezug auf den Kopf.
Wenn man den Körper als Ganzes betrachtet, so gehören die Körperoberfläche und die vier Extremitäten zu Yang, da sie außen liegen. Die Organe Zang-Fu liegen innen und gehören zu Yin. Betrachtet man dagegen die Körperoberfläche und die vier Extremitäten alleine, gehört der Rücken zu Yang, während die Brust und der Bauch zu Yin gehören. Die obere Körperhäfte über der Taille gehört zu Yang, die untere Körperhäfte gehört zu Yin. Der seitliche Anteil der vier Extremitäten gehört zu Yang der mediale Anteil zu Yin. Dementsprechend gehören die Meridiane, die an der Außenseite der Extremitäten verlaufen, zu Yang, während die Meridiane, die an der Innenseite verlaufen, zu Yin gehören. Spricht man alleine von den Organen Zang- Fu, so gehören die Organe Fu zu Yang, dagegen gehören die Organe Zang zu Yin.
Obwohl die Gewebe und Strukturen des menschlichen Körpers und ihrer Funktionen sehr komplex sind, können sie durch die Beziehung von Yin und Yang erklärt werden.