Wie können zwei sich scheinbar widersprechende Wahrheiten gleichzeitig im selben Raum existieren?
Es ist wichtig, dass du über die göttliche Dichotomie Bescheid weißt und sie von Grund auf verstehst, wenn du mit Anstand in unserem Universum leben möchtest.
Die göttliche Dichotomie besagt, dass zwei sich augenscheinlich widersprechende Wahrheiten gleichzeitig im selben Raum existieren können.
Das ist für die Menschen nur schwer zu akzeptieren. Sie haben gerne Ordnung, und alles, was nicht in ihr Bild passt, wird automatisch abgelehnt. Deshalb wird, wenn zwei Realitäten anscheinend im Widerspruch zueinander stehen, sofort angenommen, dass die eine davon unrichtig, falsch, unwahr sein muss. Es bedarf einer ziemlich großen Reife, um zu erkennen und zu akzeptieren, dass tatsächlich beide wahr sein können.
Doch im Reich des Absoluten ist es - im Gegensatz zum Reich des Relativen, indem du lebst - sehr klar, dass die eine Wahrheit, die Alles-was-Ist ist, zuweilen einen Effekt erzeugt, der sich, unter relativen Bedingungen betrachtet, wie ein Widerspruch ausnimmt.
Das nennt man eine göttliche Dichotomie, und sie ist ein sehr realer Bestandteil der menschlichen Erfahrung. Es ist praktisch unmöglich, ein Leben in Anstand zu führen, wenn das nicht akzeptiert wird. Dann ist man immer am Grummeln, ist wütend, schlägt um sich, strebt vergebens nach „Gerechtigkeit“. Oder man versucht allen Ernstes, gegensätzliche Kräfte miteinander in Einklang zu bringen, die für solches nie gedacht waren, sondern gerade aufgrund der zwischen ihnen bestehenden Spannung genau den gewünschten Effekt erzeugen.
In der Tat wird das Reich des Relativen von genau solchen Spannungen zusammengehalten. Als Beispiel kann dir die Spannung zwischen Gut und Böse dienen. In der letzten Wirklichkeit gibt es kein Gut und Böse. Im Reich der Liebe gibt es nur die Liebe. Doch ihr habt im Reich des Relativen die Erfahrung erschaffen, die ihr das „Böse“ nennt, und das aus einem sehr vernünftigen Grund. Ihr
wolltet die Liebe erfahren und nicht nur wissen, dass die Liebe Alles-was-Ist ist, und ihr könnt nicht etwas erfahren, wenn es nichts anderes gibt als dieses. Also habt ihr in eurer Realität eine Polarität von Gut und Böse erschaffen (und tut das weiterhin jeden Tag) und benutzt das eine, um das andere zu erfahren.
Und somit haben wir hier eine göttliche Dichotomie - zwei sich anscheinend widersprechende, gleichzeitig am selben Ort existierende Wahrheiten, nämlich:
Es gibt so etwas wie Gut und Böse.
Es gibt nur die Liebe.
Die größte Dichotomie
Es gibt nur ein Wesen und damit nur eine Seele. Gleichzeitig existieren viele Seelen in dem einen Wesen.
Und so funktioniert die Dichotomie: Es wurde dir gerade erklärt, dass es keine Trennung zwischen den Seelen gibt. Die Seele ist die Lebensenergie, die in allen und um alle physischen Objekte herum existiert. In gewissem Sinn ist sie das, was alle physischen Objekte in sich zusammenhält. Die „Seele Gottes“ schafft den Zusammenhalt im Universum, die „Seele des Menschen“ schafft den Zusammenhalt in jedem einzelnen menschlichen Körper.
Der Körper ist kein Gefäß, keine „Herberge“ für die Seele; die Seele ist ein Gefäß für den Körper. Doch es gibt keine „Trennungslinie“ zwischen den Seelen - es gibt keinen Ort, wo die eine Seele endet und die andere beginnt. Und so birgt in Wirklichkeit eine Seele alle Körper in sich.
Doch diese eine Seele „fühlt sich wie“ ein Haufen von individuellen Seelen.
Wärend es in Wirklichkeit keine Trennung zwischen den Seelen gibt, ist es doch richtig, dass der Stoff, aus dem die eine Seele gemacht ist, sich in der physischen Realität in unterschiedlichen Geschwindigkeiten manifestiert und unterschiedliche Grade von Dichte erzeugt. Alles Leben ist Schwingung. Was ihr Leben nennt (du könntest es ebenso gut auch Gott nennen), ist reine Energie. Diese Energie befindet sich ständig, immer, in Schwingung. Sie bewegt sich in Wellen. Die Wellen schwingen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und erzeugen unterschiedliche Grade von Dichte oder Licht.
Lass mich das anhand des Beispiels von der Luft in deinem Wohnzimmer und Esszimmer erklären. Es gibt keine spezielle Stelle, wo die Luft des Wohnzimmers aufhört und die des Esszimmers anfängt. Und das stimmt. Doch es gibt einen Ort, wo die Luft des Wohnzimmers weniger dicht wird. Das heißt, sie verflüchtigt sich, sie wird dünner. Und dasselbe gilt für die Luft des Esszimmers. Je weiter du dich vom Esszimmer entfernst, desto schwächer nimmst du den Essensgeruch wahr!
Nun, die Luft im Haus ist dieselbe Luft. Es gibt keine „gesonderte Luft“ im Esszimmer. Doch scheint sie eine andere zu sein, weil sie beispielsweise anders riecht.
Weil die Luft andere Merkmale angenommen hat, scheint sie eine andersartige Luft zu sein. Aber das ist sie nicht. Es ist immer dieselbe Luft, die nur anders zu sein scheint. Im Wohnzimmer riechst du den Kamin, im Esszimmer das Essen. Du kannst auch in ein Zimmer kommen und sagen: „Hier ist es aber stickig. Lassen wir mal frische Luft rein“, so als gäbe es gar keine Luft im Zimmer. Aber es ist natürlich eine Menge Luft da, du willst nur deren Merkmale oder Eigenschaften verändern.
Also lässt du Luft von außen herein. Doch auch das ist dieselbe Luft. Es gibt nur eine Luft, die sich in, um und durch alles bewegt.
Die Lebensenergie - was wir die „Seele Gottes“ nennen wollen - nimmt, wie die Luft in deinem Haus, unterschiedliche Merkmale und Eigenschaften an, während sie die verschiedenen physischen Objekte umgibt. Tatsächlich verbindet sich diese Energie in einer ganz bestimmten Weise, um diese Objekte zu gestalten.
Wenn sich Energieteilchen miteinander vereinen, um physische Materie zu bilden, nehmen sie eine hohe Dichte an. Zusammengedrückt, zusammengedrängt fangen sie an, wie einzelne Einheiten auszusehen und sich auch so anzufühlen. Das heißt, sie scheinen von all der anderen Energie „getrennt“ und „anders“ als sie zu sein. Doch es ist immer dieselbe Energie, die sich
unterschiedlich verhält.
Und es ist dieses unterschiedliche Verhalten, das es Allem-was-Ist ermöglicht, sich als Das-was-viele-Ist zu manifestieren.
Das-was-Ist könnte sich ohne diese Fähigkeit, sich verschieden zu entwickeln, nicht selbst als Was-Ist erfahren. Also spaltete sich Das- was-Ist in Das-was-dies-Ist und Das-was-jenes- Ist auf.
Die „Energieklumpen“, die sich zu einzelnen Einheiten verbunden haben und in sich physische Wesen enthalten, sind das, was ihr „Seelen“ nennt. Wir sprechen hier von den Teilen von mir, die zu euch allen geworden sind. Von daher die göttliche Dichotomie:
Es gibt nur einen von uns. Es gibt viele von uns.
Nun, ich sagte schon, dass diese sich verbindende Energie eine hohe Dichte erlangt. Aber je weiter man sich von dem Konzentrationspunkt entfernt, desto zerstreuter wird die Energie. Die „Luft wird dünner“. Die Aura verflüchtigt sich. Die Energie verschwindet nie ganz, denn das kann sie nicht. Sie ist der Stoff, aus dem alles gemacht ist. Sie ist Alles- was-da-Ist. Doch sie kann sehr, sehr schwach, sehr subtil werden - fast „nicht vorhanden“ sein.
Dann kann sie sich an einem anderen Ort wieder verbinden, ein weiteres Mal „zusammenklumpen“, um das zu bilden, was ihr Materie nennt und was wie eine einzelne Einheit „aussieht“. Nun erscheinen die beiden Einheiten getrennt voneinander, aber in Wahrheit existiert gar keine Trennung.
Das ist in sehr, sehr einfachen und schlichten Worten ausgedrückt die Erklärung dessen, was sich hinter dem ganzen physischen Universum verbirgt.