Vergleicht man die Charakterblätter von Shadowrun und Fate Core miteinander fällt schnell auf, dass letzteres weit weniger Informationen zu enthalten scheint - zumindest gibt es weniger Angaben. Trotzdem muss nichts wesentliches fehlen, wenn man die Charakteraspekte entsprechend wählt. Diese können zum Beispiel folgende Informationen enthalten.
Teiles eines Charakterkonzeptes bei Shadowrun ist im Grunde immer die archetypische Rolle, die mit einem knackigen Begriff Können und Stärken beinhaltet und darüber hinaus auch noch etwas Hintergrund transportieren kann. Typische Rollen wären Straßensamurai, Kopfgeldjäger, Drohnenrigger, Schmuggler, ehemalige Lohnmagierin, Pistolenadept, Leibwächter, Technomancer, magischer Ermittler, Decker, Kampfmagier und so weiter.
Eine Rolle zu wählen bedeutet, dass diese der Spielrunde grob bekannt ist und im Bedarfsfall auch, dass es zu dieser Rolle in einem Shadowrunbuch eine Beschreibung gibt. Aus dieser ergeben sich dann Möglichkeiten, einen entsprechenden Rollenaspekt (der das Konzept sein sollte, aber nicht muss) einzusetzen oder zu reizen. Wählt man eine ungewöhnliche oder neu erdachte Rolle, sollte man sich die Mühe machen, ein paar Dinge über diese zu definieren.
Jede Unterart der Metamenschheit hat ihre eigenen Stärken und Schwächen - ob begründet oder eher eine stereotype Vorverurteilung sei mal dahingestellt. Damit diese ins Spiel einfließen, sollte sich ein Aspekt mit dem Metatypus beschäftigen. Auch hier empfiehlt es sich, diesen zum Teil des Charakterkonzepts zu machen.
Nicht immer ist an der Rolle zu erkennen, ob ein Runner erwacht ist und damit Zugang zu magischen Fähigkeiten hat. Dann kann man entweder "erwachter" (oder "magischer" oder etwas ähnliches) vor die Rolle schreiben, oder in einem anderen Aspekt darauf hinweisen. So könnte ein Konzept Erwachte orkische Schmugglerin lauten oder die Orkische Schmugglerin den Aspekt Spät entdeckte hermetische Magie haben.
Warum ist ein Runner eigentlich ein Runner? Die Motivation eines Runners zu kennen liefert nicht nur einen Einblick in den Charakter sondern natürlich auch weitere Optionen, die in einen Run einfließen können. Darin können Überzeugungen des Runners einfließen lassen, wie z.B. Im Zweifel für den Underdog! oder Ich bin mein eigener Herr. Oder etwas Hintergrund, wie bei Der einzige Weg den Barrens zu entkommen. Der Aspekt muss nicht alles erklären, aber wenn man sich vorstellt, dass das die Antwort des Runners auf die Frage wäre “Warum machst Du das eigentlich?” bleibt der Spielrunde ausreichend Platz für Interpretationen.
Wer in einem Megasprawl lebt und arbeitet und sich dabei nicht in der beschützenden wie alles kontrollierenden Obhut eines Konzerns befindet, ist dem beständigen Kampf um die Reste oder dem eigenen Überleben ausgesetzt. Da bleiben Narben nicht aus, und die können ebenfalls Teil der Geschichte sein. Der Trauma-Aspekt kann sich auf vergangene Ereignisse beziehen, wie Von Ganggewalt gezeichnet oder Und dann nahm er unsere Kinder mit und wechselte die Seiten. Oder auch anhaltende Probleme wie Starke Sonnenlichtallergie oder Kommt nicht von den Drogen los. Hier bietet sich Potential für den Kampf mit den eigenen Dämonen, wenn diese Aspekte zum Teil der Runs werden.
Leistungssteigernde Implantate oder auch die billige Ersatzgliedmaße gehören einfach zu Shadowrun. Deshalb gibt es auch die entsprechende Ressourcenkategorie. Außerdem können Implantate auch bereits erzählerischer Teil von Fertigkeiten sein oder als Edge eingeführt werden. Mit Hilfe eines Aspektes kann selbst diesen eine weitere Dimension verliehen werden, z.B. durch das Dilemma Billige Second-Hand-Implantate haben oder Meinen Cyberarm verdanke ich einer unglücklichen Begegnung mit den Ancients.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Informationen über einen Runner, die man in Charakteraspekte gießen könnte. Dazu können Dinge wie Connections, Herkunft/Ethnie, Religion, Ausbildung/Spezialisierung, Ausrüstung, Hobbys oder einfach die Dinge gehören, die in den Regelwerken von Shadowrun als Vor- oder Nachteile aufgeführt sind. Aber am Ende hat man nur 5 Aspekte zur Verfügung und es empfiehlt sich nicht immer, jeden Aspekt mit einer Kombination aus mehreren dieser Dinge zu erstellen. Das bedeutet nicht, dass sie nicht dennoch Teil des Runners sind und jederzeit von dem Spieler oder der Spielrunde auf die eine oder andere Weise ins Spiel gebracht werden können. Von dem Konzept einmal abgesehen, sind Charakteraspekte nicht in Stein gemeißelt und wenn ein Spieler den Schwerpunkt der Erzählung in Bezug auf seinen Runner verändern will, kann er nach jeder Spielsitzung einen Aspekt tauschen.
Mehr Informationen zu Charakteraspekten findet sich im deutschen Fate Core-SRD.
Die Charaktererschaffung gliedert sich in folgende Teile:
Charakteraspekte - Dabei werden die archetypischen Merkmale der Runner:innen auf EDGERUNNER übertragen.
Edgepunkte - Die Edgepunkte erhält man durch die Erholungsrate und je nach Stil einer Kampagne startet man mit viel oder ganz viel.
Fertigkeiten und Ressourcen - EDGERUNNER verwendet das sogenannte „Zwei-Spalten-Fate“, bei dem zwei Werte miteinander kombiniert werden. Hier sind das Fertigkeiten und Ressourcen.
Edges - Typisch für Fate, hier im Gewand von Bodytech, Zaubern, Ausrüstung oder anderen Talenten.
Lebensstil - Die Verwaltung von Lebensstil und Credstick als eine Art Minispiel.
Stress und Konsequenzen - Gegenüber Shadowrun oder dem Vorschlag von Fate Core eine etwas andere, einfachere Variante.
Charakterentwicklung - Alles zu Meilensteinen und der Entwicklung von Runner:innen.