Fast alle Spiele, die man auf dieser Website herunterladen und ausdrucken kann, sind als Legespiele -- oder genauer: als Lottospiele -- konzipiert. Als Beispiel nehmen wir das Spiel Raum - 9 Präpositionen (Objekte gleich). (Am besten vor dem Weiterlesen dieses Spiel herunterladen und ausdrucken und es dann als Orientierungshilfe fürs Weiterlesen benützen.)
In diesem Spiel finden sich drei Lottokarten mit ungefähr folgendem Inhalt:
Lottokarte 1
Der Bär ist im Haus.
Der Bär ist vor dem Haus..
Der Bär ist hinter dem Haus.
Lottokarte 2
Der Bär ist auf dem Haus.
Der Bär ist am Haus. [Zum Beispiel einen Plüschhund über die Kiste halten.]
Der Bär ist unter dem Haus.
Lottokarte 3
Der Bär ist neben dem Haus.
Der Bär ist zwischen den Häusern.
Der Bär ist über dem Haus.
Sobald das Spiel ausgedruckt und Teile davon zugeschnitten sind (so wie im Spiel beschrieben), kann das Lottospiel beginnen.
Nehmen wir an, es spielen ein Junge mit Förderbedarf in diesem Sprachbereich, seine etwas ältere Schwester (ohne Förderbedarf) und die Mutter. Das Kind versteht die lokalen Präpositionen natürlich noch nicht (sonst wäre ja der Einsatz des Spiels gar nicht angezeigt). Deshalb ist während jedes neuen Spiels zu Beginn eine Kennenlernphase angezeigt – eine Phase, in der man dem Kind viel vorsprechen, vorzeigen und erklären muss.
Jeder Spieler erhält nun eine Lottokarte (z.B. Kind mit Förderbedarf: Lottokarte 1, Kind ohne Förderbedarf: Lottokarte 2, Mutter: Lottokarte 3. iDe Legekärtchen werden mit der Vorderseite nach unten und gut durchmischt in der Mitte der Spieler hingelegt. Stellen wir uns nun vor, dass das Kind mit Förderbedarf an der Reihe ist (Lottokarte, im, vor, hinter) an der Reihe ist und das im-Piktogramm aufdeckt. Dazu kann die Mutter z.B. sagen (= Kennenlernphase):
„Du hast einen Treffer! Schau mal, auf deinem Legekärtchen ist der Ball in Kiste; und hier ist der Bär im Haus.. Möchtest du dein Kärtchen selbst ins Feld legen? Da du einen Treffer gehabt hast, darfst du gleich noch einmal ein Kärtchen umdrehen. Was hast du da? unter! Leider kein Treffer mehr. Dieses Kärtchen kannst du wieder umdrehen.“
Dann ist die nächste Spielerin dran – nehmen wir an, es ist die Schwester. Sie hat Lottokarte 2 (auf, am, unter). Sie hat sich gemerkt, wo das unter-Kärtchen ist und kann dieses nun umdrehen. Dann ist sie nochmals dran (bis sie nicht mehr legen kann und ein aufgedecktes Kärtchen wieder zudecken muss). Dann ist Spielerin 3, der Mutter, dran. Gewonnen hat, wer zuerst die drei Felder in seiner Lottokarte voll hat.
Wichtig ist auch, dass das Kind nicht zu sehr merkt, dass es um das Einüben dieser Strukturen geht (sonst verkrampft es sich nur und lernt dadurch schlechter). Es findet also kein "Einpauken" statt. Für das Kind kann z.B. durchaus im Vordergrund stehen, dass es das Spiel gewinnen möchte. Die erwachsenen Personen können das Spiel aber nützen, um dem Kind die Struktur verbal immer wieder anzubieten ("Schau, der Bär ist im Haus. Ja, was macht der den im Haus? Will der raus. Oder will er im Haus bleiben?" usw.). Ich nenne das das Hintergrundsprinzip -- die sprachliche Struktur wird zwar immer wieder eingebracht; für das Kind steht aber etwas Anderes (Lustbetontes) im Vordergrund.
Mit der Zeit wird man in der Regel merken, dass das Kind die lokalen Präpositionen immer mehr versteht und somit die Legekärtchen allmählich selbst zuordnen kann (in der Regel verstehen die Kinder visuelle Symbolbilder wie hier die Kisten-Ball-Bilder schneller als die entpsrechenden lautsprachlichen Ausdrücke). Es findet also in der Regel ein allmählicher Übergang von der Kennenlernphase zur Ausdrucksphase statt. Vielleicht kann das Kind – je nach Entwicklungsstand der lautsprachlichen Fertigkeiten – die Präpositionen auch schon bald auditiv verstehen bzw. aussprechen. Wenn man nach einiger Zeit das Gefühl hat, dass das Kind langsam alle lokalen Präpositionen in der Lautsprache versteht und auch begriffen hat, kann man das Kind dann z.B. durch Abfragen testen. Wichtig bei einem solchen „Test“ ist, dass man die in Frage stehenden Begriffe (in diesem Fall also die lokalen Präpositionen) in einem anderen Kontext testet, als man sie im VVT-Spiel eingeübt hat. Will man in unserem Beispiel z.B. testen, ob das Kind /unter versteht, würde man das in unserem Beispiel nicht mit dem Bären unter dem Haus tun (weil das ja schon Bestandteil des Spiels war), sondern in einem möglichst neuen Kontext. Zum Beispiel könnte man einen Ball nehmen und das Kind fragen: „Kannst du das mal vorzeigen: Der Ball liegt unter dem Tisch?"
Es spricht natürlich nichts dagegen, die oben beschriebenen Lotto-Spielregeln nach Belieben abzuändern, solange dadurch immer noch die Einübungswörter zum Zug kommen. Zum Beispiel kann jedes gewendete Kärtchen auch sofort gelegt werden: Wenn z.B. Spieler 2 ein Kärtchen aufdeckt, das Spieler 3 braucht, erhält einfach Spieler 3 das Kärtchen, statt dass Spieler 2 das Kärtchen wieder zudeckt (und jeder deckt nur einmal pro Runde auf, gleichgültig, ob man für sich einen Treffer aufgedeckt hat). Diese Lottospielform ist eine der einfachsten Lotto-Spielweisen und ist eine Spielart, welche die Kleinkinder oft mögen.
Wo möglich und sinnvoll, sollte bei einem Thema zum Legespiel auch noch die Ausagier-Spielform hinzukommen. Ferner gibt es auch noch die Möglichkeit der Memo-Spielform. Die Memo-Spielform findet sich bei den herunterladbaren Spielen aber nur im Spiel Gegensätze. Die Gegensatzpaare bilden dann einfach das Memo-Paar (und ansonsten wie ein normales Memo spielen).
Zudem gibt es auch natürlich auch noch die (sehr empfehlenswerte) Möglichkeit, die Themen der VVT-Spiele gelegentlich auch noch (nebst den Spielen) in den sprachlichen Alltag zu integrieren.