Drei wichtige Ebenen der Sprachstruktur sind: die konzeptuelle, die formale und die phonetisch/phonologische Ebene. Wie gesagt sind die VVT-Spiele vor allem im konzeptuellen Bereich angesiedelt. Es folgt eine kurze Beschreibung und Illustration dieser drei Ebenen.
Die konzeptuelle Ebene
Auf der konzeptuellen Ebene geht es um die Versprachlichung von wichtigen Denkstrukturen, z.B. wie sich räumliches, zeitliches oder kausales Denken versprachlicht. Nehmen wir die räumlichen Präpositionen (Verhältniswörter) "auf" und "über" als Beispiel und betrachten dazu die folgenden zwei Sätze:
Die Fliege ist auf dem Tisch.
Die Fliege ist über dem Tisch.
Konzeptuell geht es bei diesen Präpositionen zuerst einmal darum, dass etwas in Relation zu einem Bezugsobjekt platziert wird. Angelehnt an die Gestalt-Psychologie wird das "Zu-Platzierende" (hier die Fliege) oft Figur genannt; das Bezugsobjekt (hier der Tisch) wird oft Grund genannt. Sowohl auf als auch über beziehen sich auf die Oberseite eines Bezugsobjekts. Soweit die Gemeinsamkeiten; auf "verlangt" nun aber unter anderem, dass die Figur (die Fliege) den Grund (die Oberseite des Tisches) berührt. über hingegen verlangt hingegen genau das Gegenteil: dass die Figur (die Fliege) den Grund (die Oberseite des Tisches) nicht berührt. Eine konzeptuelle Beschreibung beinhaltet somit Beschreibungselemente wie "Berührung", "Oberhalb-Sein" und vieles mehr.
Die formale Ebene
Auf der formalen Beschreibungsebene geht es mehr um die "Bausteine" der Sprache, um das, was Linguisten auf der Wortebene oft Morphologie (Wortbau) und auf der Satzebene oft Syntax (Satzbau) nennen. Zu formalen Beschreibungsebene gehört zum Beispiel in Bezug auf die Wörter auf und über, dass sie eine Nominalphrase verlangen (einen Satzteil mit einen Nomen oder Pronomen drin) oder dass sie von der Nominalphrase einen Fall (Kasus) verlangen (Dativ oder Akkusativ).
Die phonetische/phonologische Ebene
Auf der phonetischen/phonologischen Beschreibungsebene geht es um die Lautstruktur. Bei auf und über ginge es dann z.B. darum, zu beschreiben, aus welchen Lautabfolgen diese Wörter bestehen (Phonetik) und welche Funktionen die Lautelemente haben (Phonologie).
Wie schon gesagt, sind die VVT-Spiele vor allem im konzeptuellen Bereich angesiedelt. Der Hauptgrund ist, dass es für diesen Bereich oft schwierig ist, relevantes Fördermaterial oder relevante Förderkonzepte zu finden. Für Spracherwerbsprobleme auf der formalen Ebene gibt es aber oft schon relevante und griffige Förderkonzepte (z.B. die Entwicklungsproximale Therapie mit ihren Diagnoseverfahren COPROF und ESGRAF). Auch auf der phonetischen/phonologischen Ebene wird durch die Logopädie oft schon erfolgreich interveniert.