BRANO 1
Heiliger Erzengel Michael, beschirme uns im Kampfe gegen die Bosheiten und Nachstellungen des Teufels. Sei Du unsere Schutzwehr; Gott gebiete ihm mit Macht, wir bitten demütig darum. Und Du, Fürst der himmlischen Heerscharen, stürze den Satan und die anderen bösen Geister, die zum Verderben der Seelen in der Welt umherwandern, mit göttlicher Kraft in die Hölle hinab. Amen.
BRANO 2
Gedenke, o gütigste Jungfrau Maria, es ist noch nie gehört worden, dass jemand, der zu dir seine Zuflucht nahm, deinen Beistand anrief und um deine Fürbitte flehte, von dir verlassen worden ist. Von diesem Vertrauen beseelt, nehme ich meine Zuflucht zu dir, o Jungfrau der Jungfrauen, meine Mutter, zu dir komme ich, vor dir stehe ich als ein sündiger Mensch. O Mutter des ewigen Wortes, verschmähe nicht meine Worte, sondern höre sie gnädig an und erhöre mich! Amen.
BRANO 3
Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.
Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter!
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten:
Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron
und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehn.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
BRANO 4
- Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast.
- Jesus, den du, o Jungfrau, zu Elisabet getragen hast.
- Jesus, den du, o Jungfrau, zu Betlehem geboren hast.
- Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast.
- Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast.
- Jesus, der von Johannes getauft worden ist.
- Jesus, der sich bei der Hochzeit in Kana offenbart hat.
- Jesus, der uns das Reich Gottes verkündet hat.
- Jesus, der auf dem Berg verklärt worden ist.
- Jesus, der uns die Eucharistie geschenkt hat.
- Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat.
- Jesus, der für uns gegeißelt worden ist.
- Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist.
- Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat.
- Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist.
- Jesus, der von den Toten auferstanden ist.
- Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist.
- Jesus, der uns den Heiligen Geist gesandt hat.
- Jesus, der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat.
- Jesus, der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat.
BRANO 5
O Himmelskönigin, frohlocke.
Halleluja.
Denn er, den du zu tragen würdig warst,
Halleluja,
ist erstanden, wie er sagte.
Halleluja.
Bitt Gott für uns, Maria.
Halleluja.
Freu dich und frohlocke, Jungfrau Maria.
Halleluja.
Denn der Herr ist wahrhaft auferstanden,
Halleluja.
Lasset uns beten.
Allmächtiger Gott, durch die Auferstehung deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, hast du die Welt mit Jubel erfüllt. Lass uns durch seine jungfräuliche Mutter Maria zur unvergänglichen Osterfreude gelangen.
Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. Amen.
BRANO 6
Sei gegrüßt, o Königin, Mutter der Barmherzigkeit, unser Leben, unsre Wonne und unsre Hoffnung, sei gegrüßt! Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas. Zu dir seufzen wir trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen. Wohlan denn, unsre Fürsprecherin, wende deine barmherzigen Augen uns zu, und nach diesem Elend zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes! O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria!
BRANO 7
Seele Christi, heilige mich! Leib Christi, rette mich! Blut Christi, tränke mich! Wasser der Seite Christi, wasche mich! Leiden Christi, stärke mich! O guter Jesus, erhöre mich! Birg in deinen Wunden mich! Von dir lass nimmer scheiden mich! Vor dem bösen Feind beschütze mich! In meiner Todesstunde rufe mich! Zu dir zu kommen, heiße mich, mit deinen Heiligen zu loben dich in deinem Reiche ewiglich! Amen.
BRANO 8
Dich, Gott, loben wir, dich, Herr, preisen wir.
Dir, dem ewigen Vater, huldigt das Erdenrund.
Dir rufen die Engel alle, dir Himmel und Mächte insgesamt, die Kerubim dir und die Serafim, mit niemals endender Stimme zu:
Heilig, heilig, heilig der Herr, der Gott der Scharen!
Voll sind Himmel und Erde von deiner hohen Herrlichkeit.
Dich preist der glorreiche Chor der Apostel;
dich der Propheten lobwürdige Zahl;
dich der Märtyrer leuchtendes Heer;
dich preist über das Erdenrund
die heilige Kirche;
dich, den Vater unermessbarer Majestät;
deinen wahren und einzigen Sohn;
und den Heiligen Fürsprecher Geist.
Du König der Herrlichkeit, Christus.
Du bist des Vaters allewiger Sohn.
Du hast der Jungfrau Schoß nicht verschmäht,
bist Mensch geworden,
den Menschen zu befreien.
Du hast bezwungen des Todes Stachel
und denen, die glauben,
die Reiche der Himmel aufgetan.
Du sitzest zur Rechten Gottes
in deines Vaters Herrlichkeit.
Als Richter, so glauben wir,
kehrst du einst wieder.
Dich bitten wir denn,
komm deinen Dienern zu Hilfe,
die du erlöst mit kostbarem Blut.
In der ewigen Herrlichkeit
zähle uns deinen Heiligen zu.
Rette dein Volk, o Herr,
und segne dein Erbe;
und führe sie
und erhebe sie bis in Ewigkeit.
An jedem Tag benedeien wir dich
und loben in Ewigkeit deinen Namen,
ja, in der ewigen Ewigkeit.
In Gnaden wollest du, Herr,
an diesem Tag uns ohne Schuld bewahren.
Erbarme dich unser, o Herr,
erbarme dich unser.
Lass über uns dein Erbarmen geschehn,
wie wir gehofft auf dich.
Auf dich, o Herr,
habe ich meine Hoffnung gesetzt.
In Ewigkeit werde ich nicht zuschanden.
BRANO 9
Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin. Verschmähe nicht unser Gebet in unsern Nöten, sondern erlöse uns jederzeit von allen Gefahren, o du glorreiche und gebenedeite Jungfrau.
BRANO 10
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
BRANO 11
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
BRANO 12
Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft.
- Und sie empfing vom Heiligen Geist.
Gegrüßet seist du, Maria …
Maria sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn.
- Mir geschehe nach deinem Wort.
Gegrüßet seist du, Maria …
Und das Wort ist Fleisch geworden.
- Und hat unter uns gewohnt.
Gegrüßet seist du, Maria …
Bitte für uns, heilige Gottesmutter.
- Dass wir würdig werden der Verheißungen Christi.
Lasset uns beten.
Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein. Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes, erkannt. Führe uns durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung. Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. Amen.
Ehre sei dem Vater …
BRANO 13
Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels!
Denn er hat sein Volk besucht
und ihm Erlösung geschaffen;
er hat uns einen starken Retter erweckt
im Hause seines Knechtes David.
So hat er verheißen von alters her
durch den Mund seiner heiligen Propheten.
Er hat uns errettet vor unsern Feinden
und aus der Hand aller, die uns hassen;
er hat das Erbarmen mit den Vätern
an uns vollendet
und an seinen heiligen Bund gedacht,
an den Eid,
den er unserm Vater Abraham geschworen hat;
er hat uns geschenkt,
dass wir, aus Feindeshand befreit,
ihm furchtlos dienen
in Heiligkeit und Gerechtigkeit
vor seinem Angesicht all unsre Tage.
Und du, Kind,
wirst Prophet des Höchsten heißen;
denn du wirst dem Herrn vorangehn
und ihm den Weg bereiten.
Du wirst sein Volk
mit der Erfahrung des Heils beschenken
in der Vergebung der Sünden.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes
wird uns besuchen
das aufstrahlende Licht aus der Höhe,
um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen
und im Schatten des Todes
und unsre Schritte zu lenken
auf den Weg des Friedens.
BRANO 14
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.
BRANO 15
Engel Gottes, mein Beschützer, Gott hat dich gesandt, mich zu begleiten. Erleuchte, beschütze, leite und führe mich. Amen.
BRANO 16
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihnen. Lass sie ruhen in Frieden. Amen.
BRANO 17
GEBET VON GRANDMAISON
Heilige Maria, Mutter Gottes, bewahre mir ein kindliches Herz, klar und durchsichtig wie eine Quelle. Gib mir ein einfaches Herz, dem düsteres Grübeln missfällt, ein Herz, das sich freigebig schenkt und am Leide innig teilnimmt, ein treues und edelmütiges Herz, das nichts Gutes vergisst und nichts Schlimmes nachträgt. Mache, dass mein Herz sanftmütig und demütig sei, dass es liebe, ohne Gegenliebe zu verlangen, dass es glücklich sei, in anderen Herzen vor Seinem göttlichen Herzen zurückzutreten. Gib mir ein großes, unbezwingbares Herz, das durch keinen Undank verschlossen und durch keine Gleichgültigkeit müde wird, ein Herz, das sich für die Ehre Christi verzehrt und von Seiner Liebe eine Wunde trägt, die erst im Himmel heilt. Amen.
BRANO 18
HL. THOMAS VON AQUIN (Gedenktag: 28. Januar)
Thomas wurde 1225 auf der Burg Roccasecca in der Nähe der Stadt Aquino geboren. Vierzehnjährig schickten sie ihn zum Studium nach Neapel. Dort lernte er den Orden des hl. Dominikus kennen. Trotz heftigen Widerstandes seiner Familie entschied sich Thomas 1244, in Neapel in den Orden der Predigerbrüder einzutreten. In Köln war Thomas Schüler des hl. Albert des Großen, der seine außergewöhnliche Begabung erkannte. Er stellte alle seine Kräfte in den Dienst der Wahrheit. Thomas formulierte die Idee des Predigerordens so: Contemplari et contemplata aliis tradere – In der Kontemplation leben und anderen die Früchte der Kontemplation weitergeben. Das große Thema des Thomas von Aquin, des Denkers der Scholastik, ist die Frage nach dem Verhältnis von Glaube und Vernunft. Thomas legt im Rahmen seines Hauptwerks Argumente dafür dar, dass der Glaube an die Existenz Gottes nicht vernunftwidrig ist, sich also Glaube und Vernunft nicht widersprechen. Seine „fünf Wege“ legen rationale Gründe für Gottes Existenz dar. Die Argumentationskette endet jeweils mit der Feststellung: „Das ist es, was alle Gott nennen.“ Seine große Gelehrsamkeit fand ihren Niederschlag in der Vielzahl seiner philosophischen und theologischen Werke, besonders in seinem Hauptwerk, der „Summa theologiae“, die eine systematische Zusammenstellung der theologischen Fragestellung ist. Jedes Jahr 4.000 Seiten, so hat man ausgerechnet, hat Thomas von Aquin geschrieben. Das war nur möglich, indem er bis zu vier Sekretäre gleichzeitig beschäftigte. Bis zum frühen Morgen diktierte Thomas und merkte offenbar kaum, dass der Docht der Kerze, die er in der Hand hielt, ihm die Finger versengte. Er schlief kaum und trieb an seinem Körper Raubbau. Groß wie seine Geisteskraft aber war auch seine Frömmigkeit. Zeugnis davon geben die von ihm verfassten liturgischen Texte über das Leiden des Erlösers und das Geheimnis der Eucharistie wie auch die Verehrung der Gottesmutter. Auf der Reise zum Konzil von Lyon starb Thomas am 7. März 1274 im Zisterzienserkloster von Fossanova. Papst Johannes XXII. sprach ihn am 18. Juli 1323 heilig. Papst Pius V. erhob ihn am 11. April 1567 zum Kirchenlehrer. Papst Leo XIII. ernannte ihn am 4. August 1880 zum Patron aller katholischen Universitäten und Schulen. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wird das umfangreiche lateinische Œuvre des Thomas wissenschaftlich herausgegeben. Seit nunmehr fast einhundert Jahren machen es sich die Dominikaner zur Aufgabe, diese theologische Summe auf Deutsch zu übersetzen und mit einem ausführlichen Kommentar zu versehen. Die auf knapp 40 Bände ausgerichtete „Deutsche Thomas-Ausgabe“ (DThA) ist noch nicht abgeschlossen.
BRANO 19
Geh, liebes Licht, in diesem Dämmer vor mir her! Führ Du mich ’raus
aus dieser dunklen Nacht. Ich bin hier fremd. Führ mich nachhaus’!
Führ meinen Fuß, und führ ihn Schritt für Schritt.
Das ferne Ziel muss ich nicht sehn. Doch Du, geh mit mir mit!
Ich war nicht immer so. Nie hab ich je gebettelt, dass Du mich führst und lehrst.
Ich liebte eigne Wege. Wollte selber sehn. Doch jetzt: geh Du voran! Geh vor mir her!
Ich liebte grelles Licht. Ich hatte Furcht, oft war mir bang.
Doch stärker war mein Stolz. Vergiss es. Denk nicht mehr daran!
So lang hab ich von Deiner Kraft gelebt. Da wird Dein Geist gewiss auch vor mir wehn,
wenn ich nach Moor und Sumpf und abgrundfinstrer Nacht den Morgenstern kann sehn
und Engel mich anschauen und lächeln, hell von jenem schönen Schimmer,
den ich so sehr geliebt – und eine Zeitlang doch vergaß, beinah’ für immer.
Derweil warst Du – Du selbst! – dem engem schroffen Pfad gerade vor mir her gefolgt: mein Retter Du! Jetzt führ mich heim, nachhause wie ein Kind! Zurück zu meinem Gott,
um endlich auszuruhn nach allem Erdenstreit
im leisen Licht lebendiger Unendlichkeit.
BRANO 20
Die Taufe ist die Grundlage des ganzen christlichen Lebens und das “Eingangstor” zu allen anderen Sakramenten: sie ist das erste Sakrament, durch das der Mensch in die christliche Gemeinschaft aufgenommen und mit Christus verbunden wird. Bei der Taufe wird dem Täufling Wasser über den Kopf gegossen; dazu spricht der Taufspender die Worte: “N. (= Vorname des Täuflings), ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.” Nach katholischem Verständnis bewirkt die Taufe ein unauslöschliches Merkmal der Zugehörigkeit zu Christus, die Kindschaft (Gnade) Gottes, Vergebung aller der Taufe vorausgegangenen Sünden, besonders der Erbsünde, und den Erlass aller Sündenstrafen. Jedes Kind soll einen Taufpaten oder eine Taufpatin erhalten. Wer das Patenamt übernimmt, muss selber katholischer Christ sein, muss gefirmt und mindestens 16 Jahre alt sein. Herzlich lädt die Kirche auch erwachsene Menschen, die noch nicht getauft sind, ein, den katholischen Glauben und das Leben als Christin/Christ näher kennen zu lernen. Die Vorbereitung von Erwachsenen auf die Aufnahme in die Kirche nennt man Katechumenat. Er ist ein längerer Vorbereitungsweg, dessen Höhepunkt Taufe, Firmung und die erste Heilige Kommunion sind, die in einer gemeinsamen Feier gespendet werden (in der Regel zu Ostern).
BRANO 21
Das Sakrament der Firmung gehört (ähnlich wie ein Zwilling) ganz eng zum Sakrament der Taufe. In der Firmung wird die Taufe vollendet und bekräftigt. Die Firmung vermittelt gleichzeitig in besonderer Weise den Heiligen Geist, der am Pfingstfest den Aposteln geschenkt wurde. Er ermutigt, stärkt und beauftragt zu einem bewussten Leben als Christ in der Nachfolge Jesu. Das Sakrament der Firmung wird in der Regel durch den Bischof oder einen seiner Weihbischöfe gespendet. Das äußere Zeichen der Firmung ist die Handauflegung, bei der der Bischof die Stirn des Firmlings in der Form eines Kreuzes mit Öl salbt. Dazu spricht der Bischof: "N. (Vorname des Firmlings), sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist." Der Gefirmte nimmt diese Gabe mit dem Wort "Amen" an. Das Mindestalter für die Firmung liegt in Deutschland bei 12 Jahren. In vielen Gemeinden ist dieses Alter jedoch immer weiter nach oben verschoben worden; gefirmt werden dort Jugendliche mit 14, manchmal sogar erst mit 16 oder 17 Jahren. In den Gemeinden des Erzbistums Paderborn findet die Firmung in der Regel alle zwei Jahre statt. Jugendliche, die gefirmt werden möchten, melden sich in der Kirchengemeinde ihres Wohnortes. Dort erfahren sie, wann die nächste Firmung ist und in welcher Form die Firmvorbereitung geschieht.
BRANO 22
Jesus hat vor seinem Leiden und Sterben mit seinen Jüngern ein letztes Mahl gehalten. Er hat dabei Brot und Wein genommen und es seinen Jüngern mit den Worten gereicht: „Dies ist mein Leib, dies ist mein Blut.“ Dann hat er hinzugefügt: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“. Die hohe Bedeutung dieses Vorgangs wird dadurch hervorgehoben, dass im Neuen Testament vier Mal darüber berichtet wird. Wenn die Kirche Eucharistie feiert, hält sie nicht nur ein Gedächtnismahl, sondern Christus bleibt in ihr handelnd gegenwärtig. Das von der Kirche unter Danksagung (griechisch „eucharistia“) zum Gedächtnis des Herrn begangene Mahl ist die wichtigste Versammlung des Volkes Gottes. Die Mahl- oder Eucharistiefeier ist immer mit einem Wortgottesdienst verbunden. Wenn Katholiken in diesem Gottesdienst das Abendmahl empfangen, sagen sie „Ich gehe zur Kommunion.“ Der am meisten verbreitete Name für die Eucharistie ist die Bezeichnung Messe oder Heilige Messe. Die erste volle Mitfeier der Eucharistie, die erste Heilige Kommunion, ist nach Taufe und Firmung der dritte und letzte Schnitt der Eingliederung in Christus und seine Kirche. Bei der Eingliederung Erwachsener in die Kirche ist diese Reihenfolge noch erkennbar; bei den Kindern, die als Babys getauft worden sind, findet hierzulande die Erstkommunion bereits vor der Firmung statt. Im Allgemeinen gehen Kinder bei uns in der dritten Klasse, also mit ca. neun Jahren zur Erstkommunion. In kleinen Gruppen bereiten sich die Mädchen und Jungen in ihren Gemeinden gemeinsam mit einem Gruppenleiter oder einer Gruppenleiterin auf den Tag der Erstkommunion vor. Am Weißen Sonntag (oder einem anderen Sonntag der Osterzeit) werden die Kinder dann in die Mahlgemeinschaft mit Jesus Christus und der Gemeinde aufgenommen. Nach dem Hochgebet ist Christus nach dem Glauben der katholischen, aber auch der orthodoxen Kirche in Brot und Wein real präsent. Darum wird mit grosser Aufmerksamkeit darauf geachtet, dass die nach der Kommunion übrig gebliebenen Hostien sorgfältig aufbewahrt und die liturgischen Gefässe gereinigt werden. Die geweihten Hostien finden Platz im sogenannten Tabernakel. Diese Hostien werden beispielsweise bei Krankenbesuchen mitgenommen, um Gläubigen die Kommunion zu ermöglichen. In Zeiten des Priestermangels werden die Hostien in Kommunionfeiern eingesetzt: Nach dem Wortgottesdienst können die Gläubigen so die Heilige Kommunion empfangen, auch wenn keine Eucharistiefeier gehalten wird.
BRANO 23
Die katholische Kirche versteht die Ehe als ein Sakrament, also als ein Zeichen, in dem Gott den sich Trauenden seine Liebe und Hilfe für das gemeinsame Leben zusagt. Zudem gilt die Ehe als Abbild des Bundes zwischen Christus und der Kirche: Wie Christus und die Kirche eins sind, so gilt die Ehe als unauflösbare Gemeinschaft. Das Ehesakrament spenden sich Frau und Mann selbst. Dies geschieht in einer Kirche und vor einem Priester. Für das gültige Zustandekommen einer Ehe stellt die Kirche Bedingungen wie zum Beispiel den aufrichtigen Ehewillen der Partner und die Bereitschaft für Nachkommen. Nur wenn die Bedingungen erfüllt sind, gilt eine Ehe zwischen Christen als grundsätzlich unauflöslich.
BRANO 24
Was ist die Beichte?
Die Beichte ist das von Jesus Christus eingesetzte Sakrament, um die nach der Taufe begangenen Sünden nachzulassen.
Wann wurde das Sakrament der Beichte von Jesus Christus eingesetzt?
Das Sakrament der Beichte wurde von Jesus Christus eingesetzt, als er den Aposteln (und in ihnen ihren Nachfolgern) sagte: "Empfangt den Heiligen Geist ! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert." (Joh 20, 22-23)
Wer ist der Spender der Beichte?
Spender der Beichte ist der vom Bischof ermächtigte Priester.
Wie viele und welche Dinge sind erfordert, um eine gute Beichte abzulegen?
Um eine gute Beichte abzulegen, sind fünf Dinge erforderlich:
1. Gewissenserforschung; 2. Reue über die Sünden; 3. Guter Vorsatz; 4. Sündenbekenntnis; 5. Buße
Wie macht man die Gewissenserforschung?
Die Gewissenserforschung geschieht dadurch, dass man sich nach vorherigem andächtigem Gebet (besonders zum Heiligen Geist) die Sünden seit der letzten gültig abgelegten Beichte in Erinnerung ruft, die man in Gedanken, Worten und Werken, durch Unterlassung gegen die Gebote Gottes, gegen die Vorschriften der Kirche und gegen die Pflichten des eigenen Standes begangen hat.
Was ist die Reue?
Die Reue ist jenes Missfallen an den begangenen Sünden und jene Abscheu vor ihnen, die bewirken, dass wir uns vornehmen, nicht mehr zu sündigen. Es gibt zwei Arten von Reue: die vollkommene Reue oder Liebesreue und die unvollkommene oder Furchtreue.
Was ist der gute Vorsatz?
Der gute Vorsatz ist der entschlossene Wille, niemals mehr zu sündigen und die Gelegenheit dazu zu meiden.
Was ist das Sündenbekenntnis?
Das Sündenbekenntnis ist die dem Priester gegenüber gemachte Offenbarung der Sünden, um von ihnen losgesprochen zu werden. Wir sind verpflichtet, uns aller noch nicht oder schlecht gebeichteten Todsünden anzuklagen. Es empfiehlt sich jedoch, auch die lässlichen Sünden zu beichten.
Was ist die Genugtuung oder die sakramentale Buße?
Die Genugtuung oder die sakramentale Buße ist das vom Beichtvater zur Strafe, zur Zurechtweisung und zur Sühnung der durch die Sünde verdienten zeitlichen Strafe den Sündern auferlegte gute Werk.
Wie lautet die Lossprechungsformel des Priesters bei der Beichte?
"Gott, der barmherzige Vater hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen."
Welchen Sinn haben die Bußandachten?
Die Bußandachten sollen den Gläubigen helfen, ihr Gewissen besser zu erforschen und haben den Sinn, auf das Beichtsakrament vorzubereiten. Wenn sie, wie mancherorts der Fall, dazu führen, dass die Menschen nicht mehr beichten, haben sie ihren eigentlichen Sinn verfehlt.
BRANO 25
Was ist die Krankensalbung?
Die Krankensalbung ist ein wahres und eigentliches, von Christus eingesetztes Sakrament.
Was steht im Neuen Testament über die Krankensalbung?
"Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben." (Jak 5, 14-15)
Wer darf das Sakrament der Krankensalbung spenden?
Das Sakrament der Krankensalbung kann nur von Bischöfen und Priestern gültig gespendet werden.
Welches ist die Materie der Krankensalbung?
Die Materie der Krankensalbung ist das vom Bischof in der Chrisammesse am Gründonnerstag geweihte Krankenöl. Im Notfall darf jeder Priester das Öl weihen.
Welches ist die Form der Krankensalbung?
Die Worte bei der Spendung dieses Sakramentes lauten: "Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes. Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich. In seiner Gnade richte er dich auf."
Was bewirkt die Krankensalbung?
Die Krankensalbung bewirkt eine Stärkung, Beruhigung und Ermutigung im Leiden bzw. eine Heilung, wenn diese im Willen Gottes liegt. Sollte jemand nicht mehr in der Lage sein zu beichten, werden ihm durch die Krankensalbung die Sünden vergeben. Des weiteren bewirkt die Krankensalbung die Vereinigung mit dem Leiden Christi und ist Teilhabe an seinem Kreuzweg und damit an seinem Erlösungswerk. Die Krankensalbung bereitet den Sterbenden auf die letzte Reise vor und macht den Menschen endgültig dem Tod und schließlich der Auferstehung Christi gleichförmig.
Wer ist der Empfänger der Krankensalbung?
Grundsätzlich kann jeder ernsthaft erkrankte, verletzte oder vor einer schweren Operation stehende Katholik die Krankensalbung empfangen. Orthodoxe Christen sind ebenfalls berechtigt, die Krankensalbung zu empfangen, wenn sie keinen orthodoxen Bischof oder Priester erreichen können. Ausschließlich in Lebensgefahr dürfte auch ein evangelischer Christ die Krankensalbung empfangen, sofern er von sich aus darum bittet und den katholischen Glauben bezüglich dieses Sakramentes bekundet.
Kann ein Toter die Krankensalbung empfangen?
Grundsätzlich können Tote keine Sakramente empfangen, auch nicht die Krankensalbung. Da aber oft der genaue Zeitpunkt des Todes (vollkommene Trennung von Leib und Seele) nicht feststellbar ist, ist im Zweifelsfall dieses Sakrament zu spenden. Man spricht dann von einer bedingungsweisen Spendung der Krankensalbung. Es ist davon auszugehen, dass sich nach Eintritt des Herz- oder Gehirntodes die Seele nicht schlagartig, sondern langsam vom Körper trennt. So lange der Körper noch warm ist, kann davon ausgegangen werden, dass die Seele noch nicht völlig getrennt ist. In diesem Zeitraum kann auch die Krankensalbung gespendet werden.
Ist es ratsam, in Todesgefahr oder nach Eintritt des Todes einen Priester anzufordern?
Ja, es ist in jedem Fall sinnvoll dies zu tun. Denn der Priester kann neben der Spendung der Krankensalbung, oder wenigstens der bedingungsweisen Spendung, den vollkommenen Ablass in der Sterbestunde erteilen. Dieser lautet folgendermaßen: "Auf Grund der mir vom Apostolischen Stuhl verliehenen Vollmacht gewähre ich dir vollkommenen Ablass und Vergebung aller Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen."
BRANO 26
ÜBER DIE SAKRAMENTE IM ALLGEMEINEN
Wie hat Jesus Christus die Sakramente eingesetzt?
Alle Sakramente des Neuen Bundes wurden gemäß seinem freien Willen und dem göttlichen Ratschluss von Jesus Christus unmittelbar und persönlich eingesetzt.
Wie viele Sakramente gibt es?
Es gibt 7 Sakramente, sie heißen: Taufe, Firmung, Eucharistie, Beichte, Krankensalbung, Priesterweihe, Ehe.
Welche Gnade teilen die Sakramente mit?
Die Sakramente teilen die heiligmachende und die helfende Gnade mit.
Was ist Gnade?
Gnade ist jede innere, übernatürliche Gabe, die uns Gott schenkt, damit wir die ewige Seligkeit erlangen. Um sie zu erhalten, müssen wir darum beten und die Sakramente empfangen.
Was ist die heiligmachende Gnade?
Die heiligmachende Gnade wird uns in der Taufe geschenkt. Sie ist heiliges, übernatürliches göttliches Leben. Sie macht uns zu Kindern Gottes und Erben des Himmels. Sie befähigt uns, heilig zu werden. Ohne sie kann man nicht in den Himmel kommen. Die heiligmachende Gnade wird durch die lässliche Sünde geschwächt, sie geht ganz verloren durch die Todsünde, wir erhalten sie wieder durch eine gute heilige Beichte.
Was ist die helfende Gnade?
Die helfende Gnade ist nicht zum Heil notwendig, aber sie hilft uns vor allem durch den Empfang der übrigen Sakramente, das göttliche Leben in uns zu bewahren und wachsen zu lassen. Sie bewegt außerdem unseren Willen, dass wir das Gute tun und das Böse meiden.
Was ist zur Spendung eines Sakramentes erforderlich?
Zur Spendung eines Sakramentes sind drei Dinge erforderlich: erstens die Materie (z.B. das Wasser bei der Taufe), zweitens die Form (z.B. bei der Taufe die Worte: "Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.") und der Spender, der die Absicht haben muss, das zu tun, was die Kirche tut.
Wer ist der Spender der Sakramente?
Der eigentliche Spender ist Jesus Christus, in dessen Sendung und mit der von ihm übertragenen Weihevollmacht nur die Bischöfe, Priester und Diakone sakramentale Handlungen vornehmen können. Im Notfall kann jeder Mensch, der die rechte Absicht hat, die Taufe spenden. Das Sakrament der Ehe spenden sich die Eheleute gegenseitig.
Wann werden die Sakramente gültig gespendet?
Zur gültigen Spendung ist erforderlich, dass der Spender das Sakrament in der rechten Weise vollzieht und dass er die Absicht hat, das zu tun, was die Kirche tut. Wichtig: Die Gültigkeit und Wirksamkeit der Sakramente ist nicht abhängig von der Rechtgläubigkeit und vom Gnadenstand des Spenders.
Welche Voraussetzungen muss der Empfänger eines Sakramentes erfüllen?
Sakramente können nur von lebenden Menschen empfangen werden bzw. im Sterben, so lange die Seele noch mit dem Körper verbunden ist. Zum gültigen Empfang des Sakramentes ist die richtige Absicht des Empfängers erforderlich; zum würdigen und fruchtbaren Empfang darüber hinaus die sittliche Verfassung: bei Taufe und Beichte sind dies Glaube und Reue, bei den übrigen Sakramenten muss die heiligmachende Gnade vorhanden sein, der "Stand der Gnade", der in der Regel durch vorherige Beichte erreicht wird.
BRANO 27
Selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden die Erde besitzen.
Selig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
Selig sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden.
Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott anschauen.
Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.
Selig sind, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen, denn ihrer ist das Himmelreich
BRANO 28
DIE 7 WERKE DER GEISTIGEN BARMHERZIGKEIT
1. Die Zweifelnden beraten. Der Zweifler ist wie ein Kranker, der auf Heilung hofft. Er tut alles um zu genesen. Darum ist Ratgeben eine Pflicht. Verweigere diese Hilfe nicht! Leiste sie liebevoll.
2. Die Unwissenden belehren. Viele betrachten die Werke geistiger Barmherzigkeit als weniger verpflichtend wie die der leiblichen. Die Unwissenden wissen viele unnütze Dinge und übersehen die wichtigsten, die Wissenschaft vom Ewigen. «Die Unwissenheit ist eine Art 8. Sakrament. Viele werden gerettet ob ihrer mangelnden Einsicht» (F.v Sales). Dies gilt kaum für die Faulen und Gleichgültigen, die sich mit selbstzufriedener Unwissenheit entschuldigen. Wer dem Dienst der Belehrung nachkommt, handelt auf geistigem Gebiet entsprechend dem materiellen, -Dürstende tränken.
3. Die Sünder zurechtweisen. Zurechtweisen heisst nicht kritisieren, blossstellen, verachten, Vorwürfe machen, anklagen, verdammen...
Aufs-Rechte-weisen besagt: unterrichten, aufmerksam machen, zum Überlegen bringen. Es bedeutet nicht, an den Pranger stellen, sondern warnen; nicht vor den Kläger führen, sondern in Sicherheit bringen. Sündigen heisst fallen. Sünder zurechtweisen bedeutet, liebevoll dem Fall zuvorkommen oder zur Hilfe eilen, um aufzurichten. Die Sünde hassen — den Sünder lieben. Die Sünde verwerfen — den Sünder zurechtweisen.
4. Die Trauernden trösten. Alles bisher Gesagte ist traurig und verlangt Trost. Hier geht es um anderes, denn Traurigkeit ist möglich ohne zu leiden an Hunger, Durst, Kleidern, Obdachlosigkeit, Krankheit, Gefangenschaft, Zweifel, Unwissenheit... Die Betrübnisse und Leiden sind schwierig zu entdecken und zu befrieden. Es gibt keine allgemeine Regel, Trauernde zu trösten (ein Blick, ein Händedruck, ein Seufzer, eine Träne, ein mitfühlendes Wort...). Der HI, Franziskus war in schmerzlichster Situation fähig, andere zu trösten. Blind, krank, nach schlafloser Nacht stimmte er den Sonnengesang an zum Trost aller Unglücklichen.
5. Erlittenes Unrecht verzeihen (Beleidigungen). Während seines Lebens verzieh Jesus nie aus Berechnung, aus Schwäche oder aus Feigheit. ER verzieh aus Liebe, womit ER ein neues Gesetz in Kraft setzte. Das Gebot, selbst die Feinde zu lieben, überfordert uns übermenschlich. Kein Mensch vermag aus sich allein, solchem Gesetz zu gehorchen. Ohne die Hilfe der Gnade des Heilandes ist es unmöglich, zu vergeben. Man muss sich mit IHM vereinen. ER allein vermag und versteht zu verzeihen. Das Gesetz christlicher Vergeltung könnte das alttestamentliche Auge um Auge ersetzen: Herz um Herz, D.h. unser Herz für Jesu Herz.
6. Die Lästigen geduldig ertragen. Wir ziehen den Angriff eines Löwen dem einer Legion Ameisen vor. Zu grossen Prüfungen sind wir bereit, rebellieren aber gegen kleine Belästigungen. Wir haben keine Geduld, kleine Peinen zu ertragen. Jesus ist der Dulder. Sein Leiden wurde nur im Hinblick auf die Erlösung von den Sünden angenommen. Unser Dulden muss sich folgerichtig mit dem Seinigen vereinen, vom Ertragen in liebevolles Annehmen verwandeln: kleine Kreuze freudig annehmen, Jesus die Belästigungen aufopfern, sie geduldig ertragen aus Liebe zum grössten Dulder.
7. Für die Lebenden und Verstorbenen zu Gott beten. Der Blutkreislauf der guten Werke würde bald in einen Giftkreislauf entarten, wenn er nicht stets mit dem Sauerstoff des Gebets angereichert würde. Jedes Gebet, auch das persönliche wird universell, sobald es GOTT erreicht. Es unterstützt den Atem des mystischen Leibes, zu dem alle Gotteskinder gehören. Das Gebet muss bestimmt sein für alle Lebenden und Verstorbenen, die an den sieben leiblichen und den geistigen Werken keinen Anteil mehr haben; denn am letzten und erhabensten Werk nehmen sie teil, die Armen Seelen.
BRANO 29
DIE 7 WERKE DER LEIBLICHEN BARMHERZIGKEIT
1. Die Hungrigen speisen. Im Christentum ist das geistige Leben nicht losgelöst vom materiellen. Rechtfertigung durch den Glauben allein ist Irrlehre. Um das Heil zu erlangen, gerügt der Glaube allein nicht. Auch die Tat gehört dazu. Die Werke sind in den Erlösungsplan mit einbezogen. Unter den verdienstlichen Werken ist Hungrige speisen vordringlich. Alle Christen sollten bedenken, dass jeder Hungrige Christus ist. ER selbst ist der Hungrige, und wer dem geringsten seiner Brüder das Brot verweigert, verweigert es Jesus. Dem, der IHM das irdische Brot gibt, reicht der Erlöser das Übernatürliche Brot.
2. Die Durstigen tränken. Das erste Gebot der Gastfreundschaft gebietet das Darreichen von Wasser—für die Kehle und für die staubigen Füsse. Der Durst ist eine der schrecklichsten Qualen. Bei der Kreuzigungsmarter stiess der Heiland aus: «Mich dürstet! — Beim Brunnen von Samaria versprach der Herr Wasser, das nie mehr durstig macht. Das von Jesus versprochene Wasser ist die Gnade, das Leben der Seele, so wie das Wasser der Samaritanerin das Leben für den Leib bedeutete. Das Wasser der Gnade wird nicht besitzen, wer dem andern den Trank für das natürliche Leben verweigert.
3. Die Nackten bekleiden. Wer das glorreiche Gewand der Seligkeit empfangen will, muss die Armen bekleiden mit dem Gewand der Barmherzigkeit. Das Werk der leiblichen Barmherzigkeit ist also die Voraussetzung für den geistigen Aufstieg der Seele. Die Lilien des Feldes, von GOTT gewandet, sind schöner gekleidet als Salomon (Mt 6,28). Der hI. Bernhardin v. Siena nannte jene Zwiebeln, die sich zuviele Kleider hielten und die Armen vergassen. Jeder Mensch kann etwas weiterschenken und dadurch seinesgleichen kleiden. In diesem Abbild kleidet er eigentlich den Schöpfer der Lilien selbst.
4. Die Fremden beherbergen. Im Mittelalter hatte jeder Christ die Pflicht, wenigstens für eine Nacht einen Pilger zu beherbergen. In jedem obdachlosen Menschen müssen wir Christus sehen, den Pilger.
5. Die Kranken besuchen. Dies heisst nicht nur, ihnen Gesellschaft leisten, sondern sich mit der eigenen Gesundheit zur Verfügung stellen: Krankendienste verrichten, die der Kranke allein nicht vermag. Hat er behinderte Füsse, stelle man die eigenen zur Verfügung. Hat er schwache Augen, lese man vor oder schreibe auf sein Diktat. Jedes kranke Organ soll Ergänzung finden durch unser gesundes, denn Kranke sind die Ärmsten unter den Armen. Der Reiche spürt Gewissensbisse, wenn er den Blick vom Armen wendet, der Gesunde hat kaum Bedenken, wenn er dem Kranken nicht hilft.
6. Die Gefangenen besuchen. Es scheint paradox, ist aber wahr: Die von der menschlichen Gerechtigkeit Verurteilten werden zu Richtern der göttlichen Gerechtigkeit gegenüber allen, die das 6. Werk der leiblichen Barmherzigkeit ausser acht lassen. Es ist nicht nur das undankbarste, sondern auch das heikelste. Über die Brücke der Gefangenenseelsorger lassen sich Kleider, Speisen, tröstliche Bücher u.a. den Häftlingen zur Verfügung stellen. Wehe dem Christen, der die Gefangenen mit Rachegefühlen oder Verachtung behandelt! Er würde Jesus beleidigen.
7. Die Toten begraben. Jesus hat beteuert, in den Hungrigen, Durstigen, Nackten, Obdachlosen, Kranken und Gefangenen zu sein. Nie hat ER gesagt, ER lebe in den Toten. Aber in ihnen birgt sich sein Sieg, die Auferstehung. Die Toten wollen ehrfürchtig bestattet sein, nicht wegen ihrer verblichenen Leiblichkeit, sondern wegen ihrer kommenden Herrlichkeit. Dieses Geheimnis der Auferstehung konnte keine Mythologie und kein Philosoph erfinden. Mariens Aufnahme in den Himmel wurde zum Siegel dieses christlichen Geheimnisses — wenn der verherrlichte Leib sich mit der geretteten Seele vereinigt.