Träger und Beförderungsmittel

Der Text stammt aus dem Band: Richard Bergemann (1912): "Wegweiser durch den Lauschan", herausgegeben auf Veranlassung des „Bergverein Tsingtau“, Zweigverein des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Wörter in eckigen Klammern sind durch aktuelle Schreibweise ersetzte Begriffe oder Anmerkungen.

Kulilöhne [Kulis waren chinesische Lastenträger]

Der Lohn ist im Sommer und Winter verschieben. Infolge des stärkeren Besuches während der warmen Jahreszeit sind die Kulis dann sehr anspruchsvoll und wegen der Feldarbeiten häufig auch knapp. Unter 25— 30 cts Tagelohn ist niemand zu haben, während im Winter 25 cts genügen. Die Kulis beim Ausspann, die schon eine Genossenschaft zu bilden scheinen und fremde Kulis, die von andern Dörfern kommen, garnicht an die Reisenden heranlassen, sind bereits unverschämt geworben. Sie möchten am liebsten nichts weiter tun als zwischen Ausspann und Mecklenburghaus leichtes Handgepäck tragen. Für diesen Gang sind 5 cts festgesetzt und durchaus angemessen. Man hüte sich, auch im Interesse der anderen Reisenden, mehr zu geben, selbst wenn die Träger noch so viel Lärm machen. Zur Irenebaube bekomme ich persönlich fast nie mehr welche, ich muss deshalb stets erst zum Mecklenburghaus gehen und den Leuten sagen, dass ich nur dorthin will. Es ist aber schon wiederholt vorgekommen. dass sie mich auch dann noch im Mecklenburghaus ohne Bezahlung im Stich gelassen haben. Einfacher ist es, unterwegs Kulis zu dingen [anzustellen], besonders die Grasschneider, die zwar scheu sind, aber erheblich besser tragen und gehen als Kulis aus der Gegend des Mecklenburghauses und dazu mit weniger zufrieden sind. Vor [Touren] schärfe man den Leuten ein, sich Essen mitzunehmen. Das tun sie sonst nie. Sie rechnen nämlich damit, dass ihnen dann immer in den Tempeln, wo zudem sehr hohe Preise gefordert werben, etwas gekauft wird, um ihren ewigen Klagen über Hunger zu entgehen. Oder man kommt in die Lage, ihnen von den eigenen Vorräten, die sie sehr hoch schätzen, etwas abzugeben. Viele der oft mit den Fremden gehenden Kulis machen sich zudem kein Gewissen daraus, die ihnen anvertrauten Getränke heimlich auszutrinken und nachher zu behaupten, die Korken wären aus den Flaschen herausgegangen. Mit solchen Burschen sollten möglichst wenig Umstände gemacht werben. Eins kommt noch hinzu. Die Lauschankulis sind nur in verschwindender Zahl Lauschankenner. Sobald der Wanderer von der althergebrachten Route abweicht, kennen sie sich nicht mehr aus. Deswegen ist es häufig ratsam, besonders wenn man im Mecklenburghaus wohnt, mit Hilfe der dort gut deutsch sprechenden Boys den Trägern Bescheid sagen zu lassen, wohin die Reise gehen soll.

Beförderungsmittel.

Abgesehen von den in den Ausspannungen vorhandenen Tragstühlen hält auch der jetztige Wirtschafter der Baude, Hsü tsai mau in Teng yau solche zur Verfügung der [Touristen]. Er stellt für jeden Stuhl 4 Kulis und rechnet folgende Trägerlöhne:

1) Teng yau – Irenebaude $ 1,60 Rückweg $ 0,80

2) Irenebaube – Mecklenburghaus $ 0,40 Rückweg $ 0,40

3) Teng yau – Mecklenburghaus

über Li-tschia-po (Westpass) $ 1,60 Rückweg $ 0,80

4) Teng yau – Meeresfrieden $ 0,50 Rückweg $ 0,50

5) Teng yau - Tai tsching kung $ 2,00 Rückweg $ 1,50

6) Teng yau - Lauting $ 1,60 Rückweg $ 1,60

7) Teng yau - Mattenstock $ 1,40 Rückweg $ 0,60

Die Stühle sind in Teng yau erhältlich, Vorausbestellungen werden sich empfehlen. Die Firmen Arthur W. Heinzel und Richardt berechnen für einen Tragstuhl mit 4 Kulis für den ganzen Tag $ 2,50, sonst für eine [Tour] von der Ausspannung zum Mecklenburghaus $ 0.60.

[Des Weiteren werden Preise für Wagen, Reitpferde, Dampferausflüge, Sampanslöhne und Fahrzeugtarife im Heftchen angegeben, die hier nicht näher aufgeführt werden]