Religion

Evangelische ChristuskircheMarkantestes religiöses Bauwerk ist zweifelsohne die protzige Christuskirche. Im wilhelminischen Stil mit großen Felsquadern aus der Region erinnert sie mehr an eine mittelalterliche Burg oder das Posener Schloss, als an ein filigranes Gotteshaus in Asien. Einst wurde sie zentral am Gouvernementsplatz unweit der Stadtverwaltung in einem Park gebaut, heute - das Zentrum der Stadt Tsingtau hat sich etwas verlagert - wirkt ihr Kirchturm neben den Wolkenkratzern des modernen Qingdao etwas verloren. Aber auf ihrer Kirchturmuhr ist bis heute der niedersächsische Uhrenhersteller zu lesen: Firma J.F.Weule aus Bockenem am Harz.

Foto: Lukas Czarnecki, 2009

Katholische KathedraleDie katholische St.-Michaels-Kathedrale wurde erst weit nach dem Ende der deutschen Besatzungszeit in den 1930er Jahren errichtet. Jahrzehntelang gab es Diskussionen zwischen Stadtverwaltung, Stadtplanern und der katholischen Mission bezüglich eines geeigneten Standorts. Ursprünglich sollte die neue Kirche in einer Sichtachse mit Gouvernementsplatz und der protestantischen Christuskirche stehen. Den zuständigen Klerikern lag der Bauplatz aber zu weit westlich, zu nah am Händlerviertel und am Bahnhof, außerdem unrepräsentativ in einer Talsenke. Ein neuer Standort wurde alsbald gefunden, auf einer Anhöhe, aber ohne Sichtachse zu anderen prominenten Bauwerken. Bevor mit dem Bau begonnen werden konnte, brach aber der Erste Weltkrieg aus. Erst nach dem Ende der japanischen Besatzungszeit, nach der einige wenige hundert Deutsche nach Tsingtau zurückkehrten, wurde die katholische Kathedrale schließlich geweiht.

Fotos: Lukas Czarnecki, 2009

Taoismus

Als die deutschen Marinesoldaten 1897 die Halbinsel vor der Kiautschoubucht besetzten, fanden sie neben einem kleinen chinesischen Dorf namens Tsingtau einen taoistischen Tempel vor, den Kai-Yuen-Tempel an der Auguste-Viktoria-Bucht (siehe Abb. links). Im späteren Pachtgebiet befanden sich viele taoistische Tempel und Klöster, so z.B. auch das Kloster Waldfrieden im Laoshangebirge. Besonders wichtig ist in der taoistischen Religion aber der Berg Mt. Taishan unweit des nordwestlichen Ufer der Kiautschoubucht. Mt. Taishan (1545 m) ist einer der fünf heiligen Berge des Taoismus (siehe Abb. rechts). Die chinesischen Kaiser hatten ihn auf einer mächtigen Treppe zu besteigen (aber nur sechs taten es dann auch). Noch heute tuen es ihnen über sechs Millionen Touristen aus aller Welt jährlich gleich und erklimmen die 6293 Stufen auf der neun Kilometer langen Treppe bis zum Gipfel (oder benutzen neuerdings die Bergbahn), auf dem sich der Tempel des Jadekaisers befindet.

Taoistische Tempel in Qingdao

Fotos unten: Lukas Czarnecki, 2009

Missionare

In und um Tsingtau waren hauptsächlich drei christliche Missionen aktiv: Die katholische Steyler Mission, die evangelische Berliner Mission sowie die Weimarer Mission. Oft waren Missionare schon lange vor der deutschen Besetzung 1897 in Nordchina aktiv. Sie bauten oft Armenhäuser und Krankenhäuser. In Dörfer rund um Tsingtau bauten die Missionen Weisenhäuser und Schulen. Als das geschah aber immer mit dem Zweck der Gläubigenwerbung im Hinterkopf, oft wurde die chinesische Kulturgeschichte dabei ignoriert. Trotz dem Engagements waren die Missionen deshalb bei der chinesischen Bevölkerung nicht sehr beliebt und wurden oft als "Eindringlinge" wahrgenommen.