Vororte

Vor der deutschen Besetzung der Kiautschoubucht 1897 existierten auf dem Gebiet der späteren Stadt Tsingtau mehrere chinesische Dörfer. Aus "hygienischen" Gründen ließ man fast alle Dörfer im Umkreis der geplanten deutschen Siedlung planieren, denn in den engen Gassen und feuchten Häusern grassierten viele Seuchen. An der späteren Auguste-Viktoria-Bucht lag 1897 noch das alte Dorf Tsingtau, am Nordufer der Halbinsel das Dort Tapautau (siehe Abb.). Beide wurden 1899 abgerissen und die Erde, auf dem die Dörfer standen, abgetragen. Im Folgejahr wurden die weiterentfernten Dörfer Xiaobaodao und Mengjiakou, 1901 dann Obertsingtau und Haipo, bis 1905 auch Xiaoniwa und Saozhutan von den deutschen Besatzern aufgekauft und abgerissen.Das europäischen Zentrum Tsingtaus und die direkt ans Zentrum angrenzende chinesische Händlersiedlung Tapautau ist durch einen 200 Meter breiter Graben sorgfältig voneinander getrennt. Und auch sonst wird in Tsingtau eher eine Apartheit, als Multikulturalität gelebt. Die neu errichteten Siedlungen für chinesische Arbeiter und Tagelöhner liegen mindestens über einen Kilometer weit vom europäische Zentrum entfernt. Die Siedlungen waren notwendig geworden, da nach der deutschen Besatzung viele chinesische Arbeiter von den im Vergleich zu Restchina hohen Löhne angezogen wurden. Folgende Siedlungen wurden nach deutschen stadtplanerischen und "hygienischen" Maßstäben (Durchflutung durch Licht und Wind, keine feucht-schattigen Nordwände der Häuser, keine Kellerwohnungen, Abwasser-Grabensystem) errichtet: Taidong Zhen für über 10.000 Personen (3,5 km nordöstlich), Xiao Niwa und Taixi Zhen (1 km westlich vom Zentrum).

Literatur: Warner, Torsten (1996): Die Planung und Entwicklung der deutschen Stadtgründung Qingdao (Tsingtau) in China. Der Umgang mit dem Fremden. Dissertation TU Harburg.