Lauschangebirge

Etwa drei Stunden brauchte der Wanderer über die Walderseehöhen, das Prinz-Heinrich-Gebirge (330 m) und den Kaiserstuhl (400 m) vom Tsingtau ins Lauschangebirge. Lauschan, chinesisch für "schwer zu besteigender Berg". Ausflüge waren sehr beliebt, oft wurde aber im kahlen Gebirge deutsche Wald vermisst, aber auch oft vorkommende Moskitoschwärme taten der Ausflugsbegeisterung wenig Abbruch. Unterwegs kam der Wanderer an vielen chinesischen Dörfern sowie taoistischen und buddhistischen Klöstern vorbei. Hans Weick (1908) beschreibt seine Eindrücke (zynisch) wie folgt:

"An den landschaftlich schönsten Punkten haben sich chinesische Klöster, taoistische und buddhistische, festgesetzt. Diesen Klöstern gehört auch der meiste Grund und Boden des Gebirges. Die Mönche in diesen Klöstern tragen keinen Zopf, sondern tragen die Haare nach alter chinesischer Sitte in einem Knäuel auf dem Kopfe zusammengerafft, und dann sind es Taoisten, oder sie haben den ganzen Kopf geschoren, dann sind es Buddhisten. Sonst unterscheiden sie sich weder untereinander noch von dem anderen Volke, weder durch besondere Gelehrsamkeit noch durch besondere Frömmigkeit. Sie dürfen nicht verheiratet sein, so schreibt es die alte Regel vor. Aber dies verleiht in China keine besondere Heiligkeit. Die Mönche beschäftigen sich mit der Bestellung ihrer Acker, soweit sie diese nicht verpachtet haben. Im übrigen füllt beschauliche Ruhe den längsten Teil ihres Tages aus, und bei einem Rundgang durchs Kloster kann man leicht in der kühlen Tempelhalle ein paar der Mönche beim geliebten Brettspiel finden, auch gar nicht bloß zu den Siestazeiten, und der süßliche Geruch des Opiumrauches dringt aus mehr als einer der kleinen Wohnkammern. Neuerdings zieht das Gouvernement die Klöster und ihre Insassen zur Aufforstung des Lauschan mit heran."

Die deutschen Besatzer "bändigten" das Gebirge und bauten durch das Prinzental eine Serpentinenstraße hoch bis zum Gipfel des Lauting. Mit 1130 Metern ist er der höchste Berg. Diese Serpentinenstraße namen üblicherweise die Wanderer, überquerten den Lauschanbach über die Cäcilienbrücke (benannt nach einer deutschen Prinzessin) bis sie auf 450 Metern Rast im Mecklenburghaus (s. Bilder) machen. Etwa tausend Gäste taten das pro Jahr. Das Haus war 1903 als Erholungsheim für die Marine und als Wandererunterkunft von der Stiftung der Kolonialgesellschaft errichtet worden. Benannt wurde es nach dem Herzog von Mecklenburg, dem damaligen deutschen Präsidenten jener Gesellschaft. Das Mecklenburghaus wurde 1987 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Weiter geht der Weg hoch zum Lauting-Gipfel. Dort befand sich die "Irenebaude" (s. Abb rechts). Der Hauptmann von Falkenhayn (späterer Kriegsminister) ließ zusammen mit dem Kaufmann Ernst Kroebel die Baude (später durch einen Sturm zerstört und in Granitbauweise wiedererrichtet) aus eigenen Mitteln errichten. Ebenfalls beliebt waren Wanderungen zum Taoistenkloster "Waldfrieden" (蔚竹庵: Weizhuan, übersetzt Bambushüttentempel; aktuelle Fotos hier) am Ostabhang des Lauschans.