Unbenannte Mitteilung
Post date: 22.05.2011 14:21:17
RadioaktivitätStrahlende Fische Montag, 28.03.2011, 17:41 · von FOCUS-Online-Autorin Petra Apfel
dpa Südlich von Fukushima dürfen die Fischer noch uneingeschrängt ihren Fang anbieten, wie hier in Ohara in der Provinz Chiba
Die hohe Radioaktivität im Wasser vor Fukushima macht Meerestiere von dort derzeit ungenießbar. Experten bauen jedoch auf die Regenerationsfähigkeit des Pazifiks.
Strahlenforscher und Meeresbiologen beobachten die stark erhöhte Radioaktivität im Meerwasser vor den havarierten Reaktoren von Fukushima aufmerksam und mit Sorge. Offenbar sind große Mengen des zur Kühlung verwendeten Wassers wieder ins Meer zurückgeflossen, angereichert mit radioaktiven Substanzen aus den angeschlagenen Meilern. Die um bis aufs 2000-fache erhöhten Strahlung im Meer stammt offenbar vor allem von Jod mit seiner relativ kurzen Halbwertszeit. Die davon ausgehende Belastung verflüchtigt sich innerhalb weniger Wochen.
Algen und Muscheln sammeln radioaktive Partikel an
Michael Welling vom Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei schätzt die Situation nahe Fukushima dennoch so ein, dass „Fischerei, Algen- und Muschelernte auf Jahre hinaus verboten bleiben.“ Dabei sieht er die Fische sogar als das kleinere Problem. Aber: „Gerade die stoffwechselaktiven Algen bauen radioaktive Substanzen leicht in ihren Organismus ein. Auch in Muscheln sammeln sich Schadstoffe an.“ Für sie werden dann auf den Meeresgrund absinkende Elemente relevant, etwa das langlebige Cäsium. Wenn die strahlende Substanz in die Nahrungskette gelangt, können Speisefische zum potenziellen gesundheitlichen Risiko für Menschen werden. Langfristig erhöhen radioaktive Stoffe das Tumorrisiko der Fische und verändern deren Erbgut. Das sind die gleichen Strahlenschäden, die auch Menschen erleiden.
Für japanische Konsumenten, die jedes Jahr neun Millionen Tonnen Fisch essen, wird die Strahlenmessung von Fischen aus heimischen Fanggründen von zentraler Wichtigkeit werden. Die Lebensmittelindustrie muss in Zukunft eventuell noch mehr Fisch importieren. Japan bezieht heute bereits mehr als die Hälfte seines Bedarfs aus dem Ausland.
Kaum Fischfang im Katastrophengebiet
Im Moment spielt radioaktiv belasteter Fisch aber schon deshalb keine Rolle, weil Erdbeben und Tsunami die Fischerei im Norden Japans zum Erliegen gebracht haben. Und die großen Fangflotten sind so weit draußen auf dem Meer unterwegs, dass sie bisher nichts von der Radioaktivität im Wasser mitbekommen. Die zuletzt veröffentlichten Messungen des japanischen Forschungsministeriums zeigten bereits 30 Kilometer vor der Küste des Unglücksreaktors keinerlei erhöhte Strahlenwerte für Jod-131 und Cäsium-137.
„Die Wassermassen des Pazifiks werden die radioaktiven Stoffe weiter verdünnen und verteilen“, sagt Michael Welling. „Von daher sind sie für den Fischfang längst nicht so gefährlich wie für die Landwirtschaft.“ So sei schon 1987, ein Jahr nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl, in der lebhaften Nordsee keine Radioaktivität mehr messbar gewesen. In der Ostsee, wo zum Beispiel Ebbe und Flut keine Rolle spielen, ist dagegen heute noch eine leichte Cäsium-Belastung vorhanden. „Das könnte auch für das dem Festland zugewandte Japanische Meer der Fall sein“, mutmaßt der Fischerei-Experte.
Kein belasteter Fisch für Deutschland
Wer sich derzeit in Deutschland Sorgen macht, ob er noch unbedenklich Sushi essen kann, hat ein Luxusproblem. Erstens gehört die japanische Spezialität nicht zu den Grundnahrungsmitteln. Außerdem kommen die Zutaten zu den Reisröllchen aus aller Welt, aber fast nie aus Japan. Experten wie Michael Welling werden daher nicht müde zu betonen, dass für Europa keine akute und vermutlich auch keine langfristige Gefahr von radioaktiv belasteten Lebensmitteln aus Japan ausgeht – auch nicht von Fisch, Meeresfrüchten und Algen. „Im vergangenen Jahr hat Deutschland von insgesamt 900 000 Tonnen Fisch und Meeresfrüchten gerade einmal 60 Tonnen aus Japan importiert. Das wird in diesem Jahr sicher noch viel weniger “, sagt Michael Welling vom Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei. „Diese Lebensmittel brauchen schon in Japan ein Zertifikat für die Ausfuhr. Und sie werden hier beim Zoll derzeit auch noch genau kontrolliert.“
Selbst für den Alaska-Seelachs, dem deutschen Hauptimport aus dem Pazifik, sieht Michael Welling kaum die Gefahr einer riskanten Strahlenbelastung. „Der Fisch wird im Beringmeer gefangen, immerhin 2500 Kilometer nordöstlich von Japan.“
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Die Mess-Stationen sind dort allerdings in Bereitschaft, um radioaktive Spuren aufzufangen, sobald das Meerwasser sie herbeiträgt. „Die Strömung bewegt sich aber viel langsamer als Luft. Es wird also noch ein paar Wochen dauern, bis möglicherweise belastetes Wasser von der Küste vor Fukushima dort ankommt“, sagt Michael Welling.
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Radioaktives Wasser ist ins Meer geflossen
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Leser-Kommentare (10)
12.04.11, 20:08
von Raina
eigentlich derart verniedlichende Artikel? Wenn man bedenkt, dass das manche Leser zum weiteren Verzehr von Fisch anregen könnte, ist das fast schon Körperverletzung. Antwort schreiben
weitere Kommentare
30.03.11, 13:24
von Terraner
Diese "Experten" können den "regenerierten" (oder war das ein Schreibfehler und es sollte "degenerierten" heißen )Fisch gerne selbst essen. Meinetwegen soviel wie in ihre Expertenmägen reinpasst. Guten Appetit wünsche ich. Antwort schreiben
28.03.11, 19:11
Verdünnungseffekt statt "Regenerationsfähigkeit
von Helmuth5
Leider geht es hier nicht um die Regenerationsfähigkeit, sondern den Verdünnungseffekt des Ozeans. Die Menge des radioaktiven Material und dessen Halbwertszeit bleiben auch im Ozean unverändert ... Antwort schreiben
28.03.11, 18:49
von unplugged
Seit Wochen wird der Welt und Japan selbst das wahre Ausmass der Katastrophe verschwiegen. Ein Unternehmen denkt an seinen Gewinn und verschweigt die Wahrheiten wo es nur geht. Spätestens nach dem Unfall hätte der japanische Staat eingreifen müssen und Tepco und staatliche Kontrolle stellen müssen. Im Ernstfall, wie diesem, zeigt sich einmal mehr, das der Privatisierungswahn der jeweiligen Bevölkerung nur Unheil einbringt. Antwort schreiben
28.03.11, 18:32 1 Antwort
von Jekyl
Milliardenschäden an der Infrastruktur, Umweltschäden in ungeahnter Höhe. Ich schätze, dass die Gegend im Umkreis von 30 km um das Atomkraftwerk längerfristig evakuiert wird, d.h. mehrere Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte. Wichtige Fischgründe fallen auf Jahre aus. Das radioaktive Jod ist zwar in wenigen Wochen abgebaut, aber Strontium und Plutonium eben nicht. In meinen Augen ist der GAU schon längst eingetreten. Die verantwortlichen Politiker und Atomkraftwerke bestätigen auch nur das, was bekannt wird, eine reine Salamitaktik. Auch wenn bei uns ein solcher GAU passieren würde, den Politikern würde ich am wenigsten vertrauen. Antwort schreiben
- Strontium und Plutonium,
- von Franky1000 | 28.03.2011, 20:28
- ist momentan aber eben nicht im Meer. Sie reden hier von dem noch nicht stattgefundenen Supergau, und Plutonium ist nur in Reaktor 3 vorhanden.
- von Franky1000 | 28.03.2011, 20:28
- Alle Antworten (1)
28.03.11, 18:20
In Japan weniger Fisch auf den Tisch?
von Frank B.
Wenn die Japaner schon unter verstrahlten Mitmenschen Ansteckungsgefahr befürchten, dürfte das erst recht für die heimischen Fischbestände gelten. In der Folge werden also die Fischbestände im südlicheren Pazifik noch rücksichtsloser überfischt als bisher. Antwort schreiben
28.03.11, 18:06
von Rob
Ich kann mir den Eindruck nicht erwähren: Alle Experten, welche sich zu Wort melden oder gefragt werden und deren Meinung veröffentlicht wird, versuchen die Ausmaße zu verniedlichen. Ich glaube Tschernobyl dürfte ein vielfaches glimpflicher ausgegangen sein als der jetzige atomare Unfall. Antwort schreiben
28.03.11, 18:03
von Gronotte
Ich mache mir keine Sorgen. Habe selber einen Geigerzähler und messe meistens, bevor ich esse. Nicht aus Angst, sondern aus Neugierde. Das Einzige, wo ich bislang eine erhöhte Radioaktivität (ca. 30 Prozent über Normal) feststellen konnte, ist unsere Kunststoff-tischdecke vom Baumarkt. Antwort schreiben
28.03.11, 17:58
von Verstehnix
Nach menschlichem Ermessen wird also keine Gefahr von Lebensmitteln ausgehen. Ah ja, nach menschlichem Ermessen ging auch keine Gefahr von Erdbeben oder Tsunamis für japanische Atomkraftwerke aus. Wie beruhigend sind also solche Artikel? Mir ist viel zu viel unerklärlich, was da veröffentlicht oder eben nicht veröffentlicht wird, als das ich solchen Versicherungen Glauben schenke. Antwort schreiben
28.03.11, 17:55
Regenerationsfähigkeit des Pazifiks?
von Markus
Da regeneriert sich nichts, der Mist wird nur irgendwann so verdünnt sein, das man lokal wieder geringe Werte hat. Jedes radioaktive Teilchen wird seiner Halbwertszeit entsprechend lange im Meer schwimmen. Antwort schreiben
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