geboren 1956 in Scharnstein, Oberösterreich. Studium der Germanistik, Geschichte und Publizistik in Salzburg. Rege literarische Tätigkeit von Romanprosa über Theaterstücke bis hin zu Libretti und Kindermusicals. Lebt heute als freier Schriftsteller und Regisseur auf Schloss Lind wo er das ANDERE heimatmuseum/schloss lind – gedenkstätte für das KZ-mauthausen-außenlager kuratiert.
Seine Ausführungen über seinen Wohn- und Arbeitsort beginnt er mit den beiden für sich stehenden Sätzen
ich lebe in einem konzentrationslager.
ich lebe in einem schloss inmitten unverbauter landschaft.
Dieser Gegensatz, diese Spannung, die Schloss Lind als von Aramis aufgebauter und nunmehr von Staudinger kuratierter Ort in sich birgt, kommt darin stark zum Tragen. Der ehemals „trotzige Eigenbrötler", wie er im Artikel über ihn als „Steirer des Tages“ beschrieben wird, hätte er sich zum „friendly Alien" gewandelt. Auch in unserem Interview betont Staudinger die Bedeutung des Dialogs über das Sichtbarmachen und Anecken hinaus. Über die Avantgarde im militärischen Sinne sinnierend betont er ihre Wichtigkeit, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass Erinnerungs- und Verarbeitungsprozesse mit diesem „aufreißen der Wunden“ keinesfalls als abgeschlossen betrachtet werden könnten.
So sehe Staudinger seine Kreativität als „Einladung an die Region und ihre Menschen, sich selbst ein Gefühl für Identität zu schaffen“. Ein Rahmen also, sich mit seiner Region auseinanderzusetzen und zugleich Kultur von außen zu rezipieren. Ein Rahmen aber auch, der es schwierig macht, Identität und Selbstverständnis auf angenehme und unkritische Idylleninszenierung zu reduzieren. Diese Einladung zur vermittelten Selbstreflexion, diese Auseinandersetzung mit der lokalen, greifbaren Geschichte ist für Staudinger zentral. „Alles andere wäre bloß ein Implantat, eine postkoloniale Idee.“[1]
[1] Kleine Zeitung, Steirer des Tages vom 05.05.2016:
Text: A. Büchel