Psychotherapie
Wenn ihr gegen Zwangsstörungen bemerkenswerte Erfahrungen mit Therapeuten gemacht habt, teilt uns das bitte mit, damit wir auch dahingehend noch mehr Erfahrungen sammeln und gegebenenfalls weiterleiten können. Wir sind auch daran interessiert, dass sich Therapeuten selbst mit uns austauschen - also gerne mit uns in Kontakt treten.
Psychotherapie ist ganz wesentlich für die Behandlung von Zwangsstörungen und erweist sich in vielen Fällen als wirksam, somit ist es dringend zu empfehlen, nicht zu lange zu warten, diese anzugehen. Leider gelingt es dennoch häufig nicht, sich von der Symptomatik ganz und nachhaltig zu befreien und chronische Verläufe sind nicht selten. Wenn dem so ist, dann sollte die Erkrankung auch kontinuierlich therapiert bzw., noch besser, Rückfällen von vornherein entgegengewirkt werden. Sich einen störenden Zwang wieder abzugewöhnen ist schon mal eine wichtige Erfahrung – das immer wieder mit neuen Themen/Inhalten, auch alleine, (fast) ganz eigenverantwortlich zu schaffen, ist mitunter recht kompliziert.
Bewusstes kontinuierliches Konfrontieren
Die Effektivität der Verhaltenstherapie zur Besserung der Symptomatik von Zwangsstörungen wird zumeist angeführt. Angewendet wird insbesondere Konfrontation mit Reaktionsmanagement (auch als „Exposition mit Reaktionsverhinderung“ bezeichnet). Das heißt, wenn es einem selbst sinnvoll erscheint und es den eigenen Werten entspricht, Ritualisiertes sein lassen oder Vermiedenes wieder angehen – zunächst in therapeutischer Begleitung, schließlich zunehmend selbständiger und eigenverantwortlicher. Eine Weiterentwicklung der „klassischen“ Verhaltenstherapie ist die kognitive Verhaltenstherapie, welche sich vermehrt mit Werten, Einstellungen und Überzeugungen der Patienten beschäftigt. Die Akzeptanz und Commitment-Therapie (ACT) ist geprägt von einer wertfreien Selbstannahme (insbesondere aller auftauchenden Gedanken und Gefühle) und dem Commitment – also sich selbst versprechen und dranbleiben den eigenen sinnvoll erscheinenden Werten entsprechenden zu handeln, trotz der womöglich auftretenden störenden unangenehmen Gefühle und Gedanken.
Grundlegende Achtsamkeit
Bei der personzentrierten (auch klientenzentrierten oder Gesprächs-) Psychotherapie – einem humanistischen Ansatz – wirkt eine bedingungslose Wertschätzung, wirkliches gegenseitiges Verständnis und sich möglichst offen zu begegnen heilsam. Von so einer Haltung „angesteckt“ möge der Hilfesuchende lernen, auch mit sich selbst so umzugehen. Auf Selbstachtung gedeihen störende Zwänge schlecht und darauf aufbauend lässt es sich leichter lernen, sich von eingefahrenen Gewohnheiten zu lösen und neugierig mit Freude Veränderung zuzulassen. Dabei wird auch die Einstellung vertreten, dass - zunächst paradox erscheinend - Veränderung zum gesünderen Sein eher passiert, wenn das, wie ich jetzt bin, voll und ganz akzeptiert wird. Das heißt, es könnte sein, dass ich letzten Endes weniger Zwänge ausführe, wenn ich mir erlaube, sie momentan in gewissem Ausmaß eben zu brauchen.
Wenn wir davon geplagt sind, etwas ständig tun (oder denken) zu müssen, von dem wir eigentlich wissen, dass wir es nicht tun wollen und auch nicht für sinnvoll halten – da kann es schon hilfreich sein, zu ergründen welche Dynamik dahintersteckt und sich seiner selbst noch bewusster zu werden. Und dies mag mit der Hilfe eines Tiefenpsychologen oder Psychoanalytikers eher gelingen. Hypnosepsychotherapie könnte eine Möglichkeit sein, mit weniger "verkopftem" angestrengtem Nachdenken, sich Verborgenes bewusster zu machen. Beim Metakognitiven Training werden Denkverzerrungen (wie Perfektionismus oder Gedanken-Handlungs-Fusion) aufgezeigt und überdacht.
Existentielle Psychodynamik wird von dem Psychoanalytiker und Gruppentherapiewissenschaftler Irvin D. Yalom im Buch "Liebe, Hoffnung, Psychotherapie" recht eindrücklich beschrieben. Dabei geht es darum, dass der Mensch mit Ultimate Concerns konfrontiert ist, mit denen sich eine Auseinandersetzung lohnen könnte:
Tod Spannung zwischen der Bewusstheit von der Unausweichlichkeit des Todes und dem Wunsch weiter zu existieren
Freiheit Abwesenheit von äußeren Strukturen und damit völlige Verantwortung für meine eigene Welt
Isolation Letzten Endes bin ich dann doch auf mich allein gestellt
Sinnlosigkeit Jede/r muss selbst seinen eigenen Sinn im Leben finden
Bei Sinnen gemeinsam unterwegs
Auch in der Logotherapie wird davon ausgegangen, dass der Wille zum Sinn die vorrangige Motivationskraft des Menschen ist. So spricht Viktor Frankl auch von der "Trotzmacht des Geistes", wenn wir uns nicht alles von uns selbst "gefallen lassen" - wenn wir erkennen, wir sind stärker als unsere Ängste. Wobei wohl "Das Allervernünftigste ist, nicht allzu vernünftig sein zu wollen."