Seelsorge

Allgemeine Logotherapie

Die Einstellung zur Erkrankung soll gewandelt werden. Furcht vor Zwangsvorstellungen und verkrampftes Ankämpfen steigern den Zwang. Not tut Distanzierung, Gelassenheit und Humor. Die schicksalhafte, unbeeinflussbare Charakterdisposition ist zu akzeptieren und wir mögen uns damit aussöhnen. Verantwortlich sind wir nicht für unsere zwangsneurotischen "Einfälle", wohl jedoch für unser Verhalten gegenüber diesen. Unangenehm wird's erst, wenn man sich auf sie übertrieben einlässt oder versucht sie zu hartnäckig zu bekämpfen.


Spezielle Logotherapie

"Ich muss es (nochmal) machen, obwohl es gut gemacht ist / nicht notwendig ist, keinen Sinn macht - wegen gefühltem unerledigten Rest. Das normale Evidenzgefühl geht ab "Und so ist es." "Es passt." Es besteht Intoleranz gegenüber irrationalem Rest. Er kann nicht abgeblendet werden.

Es wird versucht den irrationaler Rest durch immer wieder neue Denkansätze zu eliminieren - das geht aber nicht zu 100% - er kann nur verringert werden. Ein Rest Unsicherheit bleibt.

Auf Seite des Erkennens: Störung des Evidenzgefühls

Auf Seite des Entscheidens: Störung der Instinktsicherheit

Mit besonderer/Über- Bewusstheit der Verantwortung und besonderer/Über-Gewissenhaftigkeit wird versucht diese zu kompensieren.

Angestrebt werden ein absolut sicheres Erkennen und absolut moralisches Entscheiden.

Übermäßige Bewusstheit und verschärfte Selbstbeobachtung sind an sich schon störend für den Lebensfluss.

Die Weltanschauung des 100%igen gilt es zu korrigieren. Es besteht eine Intoleranz nicht nur gegenüber einem irrationalen Rest im Denken und sondern auch gegenüber einer Spannung zwischen Sein und Sollen.

Wie ein verhinderter Faust - tragisch in seiner Menschlichkeit, traurig in seiner Krankhaftigkeit.

Das Streben nach absoluter Sicherheit wird in einem Teilbereich versucht zu verwirklichen - um den Preis der Natürlichkeit. Irgendwie ist das alles unmenschlich und es ist die Realität verachtend.

Verkrampft wird versucht ein absolutes Sicherheitsgefühl bzgl. des Erkennens und Entscheidens zu erreichen - anstatt ein einigermaßen sicheres Dasein geschehen zu lassen.

Absolute Sicherheit ist unmöglich, absolutes Sicherheitsgefühl erst recht.

Der zwangsneurotische Skrupulant möchte nur das Gefühl eines - aber dafür absolut - guten Gewissens haben.

Es geht um die Spannung zwischen Freiheit und Gebundenheit.

„Das Allervernünftigste ist, nicht allzu vernünftig sein zu wollen.“

„Irgendwie ist es wohl gewissenlos, so oder so zu handeln; am gewissenlosesten wäre es aber – überhaupt nicht zu handeln.“


Dies sind Notizen, gemacht beim Lesen von dem Kapitel "B.2. Zur Psychologie der Zwangsneurose" in "Ärztliche Seelsorge" von Viktor E. Frankl

Für mehr Literaturhinweise, oben auf Literatur klicken