Tagträumer

Und wenn es mir hier nicht gefällt, dann träum ich mich in meine Welt

Das ursprüngliche Foto hat mich sehr inspiriert: Ein Mensch, wie man ihn so in jeder Großstadt finden kann. Ein Bettler? Ein Künstler? Wo kommt er her? Wo will er hin? Ich habe versucht, seine Träume zu erraten.

Prozess

So ein Foto schaue ich mir lange an. Ich sitze davor und mir fallen alle möglichen Sachen dazu ein. Die erste Idee war "Alice im Wunderland". Der Bettler steht vor einem goldenen Tor und bewacht das Wunder. Alice (in dem Falle meine jüngste Tochter, die vor langer Zeit zu Weihnachten mal ein Puppenhaus bekam und da hinein guckte) schaut erstaunt in die "kleine" Welt - und die "kleine" Welt schaut erstaunt zurück.

Das Bild sieht deshalb so merkwürdig aus, weil ich mitten im Composing-Prozess ganz plötzlich eine viel bessere Idee hatte - eben die Tagträumer-Idee. Das führte zum sofortigen Abbuch der Arbeiten an diesem Bild hier. Aber ich wollte einfach nur mal zeigen, wie das bei mir läuft. Man stelle sich noch das richtige Licht, die richtigen Schatten und ganz viele andere Kleinigkeiten vor - und voilà, es wäre bestimmt auch ein nettes Werk geworden

Bestandteile

Dann saß ich nun da mit meiner neuen Idee. Aus Feuer und Flamme wurde schnell Ohgottohgottohgott. Da hatte ich mir echt was vorgenommen. Sieht doch erst mal cool aus. Man nimmt einen Apfel, drückt ihn dem Typen in die Hand, schreibt was Neues auf sein Bettelschild. Man nimmt 'ne Frau, die zu dem passt und irgendeine Traumlandschaft, wo der Mann vielleicht gern wäre - in dem Fall einen schönen Hotelpool. Und aus dem Ganzen macht man dann ein neues Bild. Ja, ne. Is klar!

Aber das Bild sollte die Spiegelung im Schaufenster sein. Das bedeutete: Alle Scheiben aus dem Originalschaufenster raus. Und dann jede einzelne Fläche so nachbasteln, dass es aussieht, als wäre eine Scheibe drin, in der sich etwas spiegelt. Huiuiui!

Und wenn sich etwas in einem doppeltverglasten Schaufenster spiegelt, dann muss die Spiegelung doppelt sein - so ein bisschen, als wäre man leicht betrunken. Und natürlich sollte der Typ den Rucksack, der im "wahren Leben" neben ihm steht, in seinem Traum auf dem Rücken haben, als wäre er einfach von hier losgelaufen, in seinen Traum hinein.

Am Schluss musste dann auch noch Staub und so was her, damit das Schaufenster irgendwie echt aussieht.

Fotos: freeimages.com

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