Das Kleine-Welt-Phänomen
als Gesellschaftsspiel

Das Kleine-Welt-Phänomen als Gesellschaftsspiel

VERÖFFENTLICHT 25. SEPTEMBER 2021

Wikipedia sagt: Das Kleine-Welt-Phänomen (englisch small-world experiment) ist ein von Stanley Milgram 1967 geprägter sozialpsychologischer Begriff, der innerhalb der sozialen Vernetzung in der modernen Gesellschaft den hohen Grad abkürzender Wege durch persönliche Beziehungen bezeichnet. Der Hypothese nach ist jeder Mensch (sozialer Akteur) auf der Welt mit jedem anderen über eine überraschend kurze Kette von Bekanntschaftsbeziehungen verbunden. Das ist möglich, obwohl die „Dichte“ des sozialen Netzwerks „aller“ Akteure – gemessen als das Verhältnis der realen zu den rechnerisch möglichen Kontakten „der Kontaktpersonen“ eines jedweden Akteurs – nahe null ist.

Das Phänomen wird oft auch als Six Degrees of Separation bezeichnet.[1] Die zugrundeliegende Idee wurde in einer bereits 1929 veröffentlichten Kurzgeschichte des Ungarn Frigyes Karinthy vorgestellt – dort allerdings über fünf Stufen.


Das Kleine Welt Phänomen eignet sich als Gesellschaftsspiel, vorausgesetzt, man nimmt es nicht zu ernst. Welche Eigenschaften man für ein soziales Netzwerk voraussetzt, was als Kontakt oder Bekanntschaftsbeziehung gewertet werden soll - und was nicht als solche anerkannt wird, sollte man vor Spielbeginn vereinbaren.

Die exponentielle Ausbreitung sozialer Kontakte folgt ähnlichen Regeln wie die Ausbreitung von Viren. Wer Abstand hält, trägt wenig bei. Und es gibt Super-Spreader, die aus beruflichen oder privaten Gründen viele Tausend mehr oder weniger enge Kontakte pro Jahr zu ihrem sozialen Netzwerk hinzufügen. Seit die Welt über soziale Medien vernetzt ist, hat sich die Wahrscheinlichkeit vervielfacht, dass jeder über nicht mehr als sechs Stufen mit jedem anderen Weltbürger verknüpft ist.

Damit das Spiel nicht ausufert, schlage ich vor, das grundsätzlich nur persönliche Kontakte gezählt werden. Zusätzlich könnte vereinbart werden dass über einen längeren Zeitraum anhaltende Briefwechsel und schließlich auch Beziehungen über soziale Netzwerke anerkannt werden, wenn dort ein inhaltlich substantieller Meinungsaustausch von Person zu Person stattgefunden hat.

Persönliche Kontakte sollten auch nur dann anerkannt werden, wenn davon auszugehen ist, dass der Kontakt gegenseitig wahrgenommen wurde, die Beteiligten also wussten, mit wem sie es zu tun haben – und es sich nicht um ein zufälliges Zusammentreffen am gleichen Ort zur gleichen Zeit handelte, von dem die Beteiligten gar keine Notiz genommen haben.

Zugleich sollten auch nicht zu hohe Anforderungen gestellt werden. Eine gegenseitige Begrüßung sollte ausreichen, eine engere Bekanntschaft muss nicht gefordert werden

Wenn das Spiel unter Super-Spreadern gespielt wird, sollten die Anforderungen verschärft werden. In diesem Fall sollten nur diejenigen Beziehungen mitgezählt werden, bei denen eine engere Bekanntschaft vorliegt, wo es also entweder zu mehreren Begegnungen oder einer Teilnahme an einem längeren Gespräch gekommen ist.

Das Spiel kann nur eine begrenzte Teilmenge der möglichen Bekanntschaftsketten betrachten, denn von den meisten Menschen kennen wir die soziale Vernetzung einfach nicht. Da es sich bei historisch oder aktuell bekannten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in der Regel um Super-Spreader handelt, bietet es sich an, zu prüfen, über wie viele Stufen jeder Teilnehmer am Spiel diese „kennt“. Wir haben schon einigen Spaß mit diesem Spiel gehabt.