Reisen

In meinen Ferien war bin ich ein bisschen reisen, um noch mehr von Bolivien zu sehen. Ich möchte auf jeden Fall Bilder dazu hochladen, aber mir ist gerade aufgefallen, dass mein windows Computer ein persönliches Problem mit meinem Huawei Handy hat... Also erzähle ich jetzt etwas über meine Reise nach Santa Cruz, Einträge über Potosi und den Salar de Uyuni kommen dann nach, sobald ich das endlich mal mit den Bildern geklärt habe. Lo siento!


Santa Cruz de la Sierra

Hier findet ihr Santa Cruz in Google maps

Santa Cruz de la Sierra ist eine wirklich große Stadt in der tropischen Ebene, östlich der Anden. Der Aufbau der Stadt ist sehr interessant, sie besteht aus mehreren Ringen. In dieser Form hat sich die Stadt über viele Jahre hinweg vergrößert, ihr könnt euch das gerne auf google maps mal ansehen! Die Taxis bezahlt man pro Ring, den man durchfährt. Santa Cruz liegt um einige Kilometer tiefer als Sucre und Sopachuy. Man merkt das auch eindeutig am Klima. In Santa Cruz soll es normalerweise immer sehr heiß sein, aber als wir dort waren hat es hauptsächlich geregnet oder es war bewölkt. Trotzdem musste ich mich jeden Abend duschen. Ich habe so unbeschreiblich geschwitzt! Also diese Schwüle in dieser Stadt fand ich wirklich kaum zum aushalten, ich habe mich über jeden noch so kleinen Windstroß gefreut… Auch die Vegetation ist sehr unterschiedlich. Man merkt, dass man im tropischen Gebiet ist, es gibt viel mehr Pflanzen und Palmen, die Region ist nicht so hügelig und bergig sonder flach und der Boden ist nicht so steinig wie in dem „Bundesland“ in dem ich bin.

Was ich auch voller Stolz sagen kann, ist das mir deutlich der Unterschied in ihrer Aussprache auffällt. Sie haben einen ganz anderen Akzent!


Mein Kollege Thorn und ich sind also 4 Tage nach Santa Cruz gefahren, um die Voluntarios, die dort arbeiten mal zu besuchen. Wir haben uns beide relativ viel von der Stadt erhofft, weil sie einfach echt groß ist und man alles findet was man braucht. Ich persönlich war nicht allzu begeistert letzten Endes… Ich finde die Stadt sehr schmutzig und auch gefährlich. Der Fluss den wir hier in Sopachuy haben ist auch um einiges schöner!

Okay genug gelästert, dadurch, dass das Wetter so schlecht war haben wir wahrscheinlich auch nicht so viel von der Stadt gesehen…


Nun ja, jetzt zum interessanten Teil. Zumindest für meine Verwandtschaft mütterlicherseits… Der ein oder andere erinnert sich bestimmt noch daran, dass mein Cousin Ludwig 2014 einen Austauschschüler aus Bolivien bei sich aufgenommen hat. Vor vier Jahren haben wir uns also kennengelernt und uns gut verstanden. Als Kinder haben wir gesagt, dass wir uns nochmal besuchen müssen. Und Santiago kommt eben aus Santa Cruz! Ich habe ihn mal angeschrieben und voller Freude erzählt "Hallo weißt du noch damals… ich bin jetzt in Bolivien, wenn du Lust hast können wir uns ja mal treffen!" Und er meinte dazu nur, "was wirklich? Ich bin in Deutschland und studiere in Stuttgart!" Also ihn habe ich dann nicht getroffen, aber dafür seine Eltern und seine beiden Schwestern kennengelernt! Valeria war auch für ein paar Monate in Deutschland und ist so viel erwachsener, als ich sie kennengelernt habe. Seine sechs jährige Schweter ist, wie alle ihre Geschwister jetzt auch auf einer deutschen Schule. Alle Unterrichtsfächer werden in Deutsch unterrichtet!

Ich meinte ja gerade, dass ich Santa Cruz nicht als so schöne Stadt empfunden habe. Santiagos Familie wohnt auf der anderen Seite der Brücke, 10 Minuten vom Stadt Zentrum entfernt, in der provincia de Andrés Ibáñez.

  1. Das war ein absoluter Kulturschock! Da fährt man einmal 10 Minuten aus dem dreckigen Zentrum heraus und plötzlich muss man durch ein polizeibewachtes Tor in ein viertel wo alle Häuser weiß sind und die Alee durch die man fährt super gepflegt ist, mit hübscher Bepflanzung. Mir war klar, dass Bolivianer, die es sich leisten können ihre Kinder nach Europa reisen zu lassen nicht zu der Unterschicht gehören müssen. Aber ganz ehrlich, ich habe noch nicht in mal in Deutschland so ein großes und schönes Haus gesehen! Das hat mich echt überrascht wie unterschiedlich Bolivien doch ist! Santiagos Familie hat uns direkt eingeladen und uns super lieb und freundlich mitgenommen. Wir haben zusammen typische Gerichte aus Santa Cruz gegessen und mit Valeria waren wir zusammen im Zoo. Ich habe mich sehr gefreut sie alle mal kennen zu lernen, sie sind eine richtig nette Familie!

Potosí

Hier findet ihr Potosi auf google maps

Die Reise nach Potosi war für mich etwas sehr besonderes und ich habe viel dabei gelernt. Meine Eindrücke waren aber leider nicht nur positiv... Potosi ist eine Stadt die ich persönlich nicht sehr hübsch fand, aber kulturell und historisch gesehen super interessant!

Potosi ist die einzige Stadt weltweit, in der man legal auf der Straße Dynamit kaufen kann. Die Straßen sind sehr eng und schmal. Ursprünglich war die Gegend nicht für Bewohner konzipiert. Die Straßen waren nur dafür da, dass Lamas in riesigen Herden Silber abtransportieren konnten. Als die Spanier Bolivien eroberten, haben sie Mitte 16. Jahrhundert den cerro rico, den reichen Berg (die Inkas sagten hübscher Berg zu ihm) entdeckt, mit seinen unbeschreiblich vielen Bodenschätzen. Hauptsächlich Silber und Zink. Die Minen im cerro rico sind auf der ganzen Welt bekannt. Ungefähr 45.000 Tonnen (Tonnen!) reines Silbers wurde aus dem Berg befördert. Mit dem Geld wurde über viele Jahre hinweg nicht nur ganz Bolivien, sondern auch Spanien komplett finanziert!


Ich habe mir die Mine selber angeschaut.




Aussicht auf die Stadt Potosi vom cerro rico aus...





...ich in irgendeinem Schacht in der Mine

Die Tour ging in etwa drei Stunden, in denen wir mehrere Kilometer zurückgelegt haben. Auf meine Frage am Ende wie viel Prozent der Minen, Gänge und Schächte, die es insgesamt gibt wir gesehen haben, hieß es nur, noch nicht mal ein Prozent. Von außen sieht der Berg wirklich nicht so imposant und groß aus.

Die meisten der Führungen, die sie in die Minen machen, werden von ehemalige mineros, also den Bergarbeitern geleitet. Das gibt dem ganzen ein anderes Bild, sie erzählen Dinge aus ihrer Perspektive (nicht immer ganz pro-spanisch...). In Helm mit Licht, Schutzkleidung mit hohen sSiefeln und Atemmaske saß ich dann da und war wirklich aufgeregt. Ich habe ein bisschen Platzangst und also mal ganz ehrlich, das ist immer noch gefählich da unten! Ich erzähl euch warum.

Unsere Tour war an einem Sonntag. Sonntags gibt es wenig, bis gar keine Sprengungen. Jup, bis heute arbeiten sie dort unten noch, bis heute sind in diesem Berg Bodenschätze zu finden. Mittlerweile suchen sie hauptsächlich nach Erz für Zinkgewinning. Das geht dann in die Handyproduktion.

Um in die Mine zu gelangen, öffnet man eine Tür und klettert eine Leiter herunter. Dafür dass dieser Berg seit Jahren so bekannt für die Minen ist hatte ich mir den Eingang größer vorgestellt. Ich hatte Angst. Das sind keine gepflasterten Wege dort unten wo du mit deinem Sicherungsseil und Karabinerhaken entlanggehst, wie in einem Kletterpark. Manche Wege sind steinig und nass, manche Räume groß und staubig, manche Gänge stickig und man muss auf dem Boden voran robben, manche Aufstiege eng und hoch. Man gewöhnt sich mit der Zeit an die Verhältnisse dort. In den Wänden und Decken sieht man die Erz aber auch Silberarern. Hmm weitere Eindrücke… dunkel! Hier unten sagt man zu jeder Stunde Guten Abend, einfach weil es so finster ist. Wir haben, als wir unten waren einmal alle unsere Lampen ausgemacht. Man spürt nur wie weit die Tunnel wohl noch weiter in den Berg führen müssen, aber man sieht gar nichts, absolute Dunkelheit! Ich weiß nicht, wie viele schwer arbeitende Menschen an dieser Finsternis gestorben sind.

Während unserer Tour sind wir einem arbeitenden minero begegnet. Wir durften ihm ein wenig zuschauen und Fragen stellen. Ich muss ehrlich sagen, mir ist keine einzige Sache eingefallen… mich interessieren diese Geschichten total, vor allem wenn sie so greifbar nah sind, aber dann gegenüber von einem Mann zu stehen, einer dessen Lebenserwartung wegen dieser Arbeit um 10 Jahre gesunken ist, dieser Mann, der weiß das er wahrscheinlich stirbt, wenn sein Licht kaputt geht, hat mich eingeschüchtert. Er ist offensichtlich einer der guten Fälle, hieß es. Er hat eine Familie mit Kindern und Freunde und redet gerne mit den Touris. Es gibt aber auch mineros die absolut kein Privatleben haben. Sie arbeiten stundenlang und gehen dann nach Hause. Sie reden mit niemandem, sie haben niemanden…


Irgendwo habe ich gehört, die mineros sind über der Erde ehrliche Christen, unter der Erde beten sie den Teufel an. In der Mine sind an einigen stellen Statuen. Die sind meistens rot, haben Hörner und heißen tios. Diese Bezeichnung kommt quasi von den christlichen Spaniern. Sie sagten zu ihrem Gott dios. In Quechua soll es aber kein d geben (das stimmt meiner Meinung nach nicht wirklich! Es gibt Wörter in Quechua die mit d anfangen), also haben die Quechuas tios gesagt und diese Bezeichung für diese Gottheit verwendet. Auch wenn diese tios Statuen wirklich teuflisch aussehen, erbitten die mineros nur gute und positive Dinge von ihm. Wenn sie an so einem Ort vorbeikommen, schütten sie 96 prozentigen Alkohol auf die Augen der Figur und erhoffen sich dabei, dass sie das Silber finden und sehen, auf die Arme, damit sie stark sind und gut arbeiten können, auf sein Glied, der für ihre Männlichkeit steht, und auf die Beine, in der Hoffnung, dass die Beine, die sie herein gebracht haben auch wieder herausbringen. Sie lassen ihm auch oft Bier dort oder bestreuen ihn mit coca blättern. Manche stecken ihm auch Zigaretten zwischen die Lippen. Es ist wirklich ein merkwürdiges Gefühl, neben dieser Gestalt zu stehen, manche sind wirklich menschengroß...

Coca

Coca ist eine Pflanze die man hier in Bolivien überall kennt. Wenn man sich abends mit jemandem verabredet, ist das coca kauen bei den Männern so etwas wie ein Bierchen in Deutschland. In Deutschland ist diese pflanze absolut verboten, weil man daraus Cocain gewinnen kann. Die Gewinnung ist aber nicht einfach und man braucht Kiloweise coca für ein bisschen Cocain. Sie hat auf jeden Fall viele Wirkungen. Wenn ich krank bin heißt es trink erstmal einen Cocatee. In meinem Dorf sieht man oft Frauen, die sich die Blätter mit Spucke an die Schläfen geklebt haben, das hilft zur Stress Bewältigung. Gegen Höhenkrankheit kann man hier sogenannte sarochipills kaufen, mit coca Extrakt helfen sie super! So gut wie alle Bus- oder Taxifahrer haben eine große Backe in der sie coca kauen. Man sagt kauen aber das sollte man eigentlich nicht machen. Man entfernt mit den zähnen den Stängel und klemmt die Blätter in die Backe. Den Saft, den man dann mit der Spucke schluckt, hat dann die folgende Wirkung. Mit so einer coca Backe kommt man für einige Stunden ohne essen aus und verspürt auch keine Müdigkeit. Außerdem wird das Schmerzempfinden geschwächt. Ideal also auch für die mineros. Wenn sie sich in der Mine verletzen, nehmen sie dieses coca-Spucke-Pampe und vermischen es mit 96 % Alkohol, den man hier genauso in den Läden kaufen kann, wie Dynamit und den eigentlich alle mineros dabei haben (das wirkt auf seine weise auch hemmend) und drücken das auf die Wunde!

Ihr seht, diese Pflanze hat echt Superpowers!

Potosi lebt heute nur noch vom Tourismus, und der Tourismus lebt vom cerro rico, der die Stadt und das Land seit 500 Jahren mit Bodenschätzen versorgt. Wie lange das noch so weiter geht weiß keiner…