Eindrücke aus Sopachuy

Dieser Blogeintrag wird glaube ich sehr chaotisch, Entschuldigung dafür. Aber ich hoffe durch diese gemischten Themen bekommt ihr einen besseren Eindruck.

Ich habe jetzt einiges auf meinem Blog geändert ich hoffe es verwirrt euch nicht... Auf der Startseite ist nach wie vor eine Einleitung wer ich bin, falls es jemand vergisst, außerdem meine email-Adresse. Möchte mal wieder daran erinnern, dass ihr mir immer schreiben könnt, wenn ihr zu etwas gerne mehr wissen wollt oder wenn ihr mir eure Gedanken zu einem meiner tiefgründigeren Artikeln mitteilen wollt!

Unter dem Punkt „Interessantes“ in der Navigation teile ich ein paar Organisationen, Projekte oder andere Links, die ich spannend finde.

„Organisationen“ bleibt so wie es war, wer genau mich hier unterstützt und auf dem „Blog“ kommen dann das aktuellste über mich. Wenn es auf einer der Seiten etwas neues gibt, werde ich es im Blog erwähnen.

Damit fange ich jetzt mal an:

1. Auf meinem Blog unter Sopachuy gibt es jetzt endlich die versprochenen Bilder!

2. Dann hat meine Freundin mir ein Video gezeigt und ich musste soo lachen! Ich habe einfach so viele Situationen wiedererkannt! Also an alle meine ehemaligen Lehrer, falls ihr meinen Blog überhaupt lest, ich habe noch nie mehr Verständnis für euch gehabt! Vor allem in meinen Klassen hier in Bolivien, wo melden einfach ein zu stilles Mittel der Mitteilung ist. ‚Herr Schmiiieeed…‘ Genauso wie sie zu mir immer ‚Profeeee‘ sagen (Profesora=Lehrerin). Wenn man hier mit einer Aufgabe fertig ist, kommt man zum Lehrer, damit dieser sich es ansieht und eventuell etwas verbessert. Also stehen manchmal 20 Kinder auf und zeigen dir den Hund, den sie abmalen sollten, als wir Tiere auf englisch gelernt haben. Oder ‚Profeee, der und der hat gerade das und das über den und den gesagt und der und der hat den und den gerade gehauen und so weiter. Und ich dann immer so ‚äh ja das geht aber wirklich nicht du…‘ (Und denke mir so Hilfe, was sagt man da denn!? Und jetzt das ganze auf Spanisch??). Sie fragen auch immer wie viel Platz wir dafür brauchen werden und mit welcher Farbe sie das denn abschreiben sollen.

(Bei mir sollen sie alle englischen Wörter rot schreiben. Einmal hatte ich keinen roten Tafelstift, aber um zu verdeutlichen, wie sie es abschreiben sollen, habe ich in blau unter die Spalte ROT mit Pfeil auf die englischen Wörtern geschrieben. In manchen Heften stand dann also ROT mit blauem Pfeil. Da musste ich wirklich sehr lachen!)

3. Auf der Seite Interessantes habe ich eine Filmempfehlung hinterlegt, wen es interessiert, kann sich das ja mal ansehen.

Von der letzten Schulwoche lässt sich nicht sehr viel berichten. Da meine Schule 102 Jahre alt wurde und außerdem Tag der Schüler (sowie Tag der Doktoren, Fotografen, Liebe und Freundschaft) haben wir hauptsächlich Spiele gespielt, es gab einen Marathon durchs Dorf und einen Tag haben wir mit allen an die 400 Schülern am Fluss gepicknickt!

Ich hoffe bald mehr Namen zu kennen! Irgendwie wissen alle Schüler jetzt meinen Namen, gerade habe ich einen kleinen Zettel auf dem steht „te amo Jana“ (Ich liebe dich Jana) in meinem Mäppchen gefunden, aber leider keine Ahnung von wem der ist… Ich kenne aber nur ein paar Namen, und die auch nur von der Art von Kindern, die man einfach oft rufen muss…

Sie sind aber alle so lieb und nett! Manche haben mir sogar schon was gebastelt! Immer wenn sie einen sehen, rufen sie ‚Hola Profe!‘ oder ‚Buen dia Anita!‘ (die Verniedlichungsform von meinem bolivianischen Namen). Immer wenn ich in die nächste Klasse gehe, werde ich erst mal umarmt und von allen Seiten geknuddelt, das freut mich total!

Dieser nächste Eindruck war für mich sehr wichtig, das hat mich längere Zeit bewegt. Als wir die Farben gelernt haben haben die Kinder mir gesagt: ‚piel fehlt noch! Die Farbe piel was heißt das auf englisch?‘ Sie wiederholen alle Wörter als Klasse, nachdem ich sie ausspreche. Es war schon sehr merkwürdig in die ganzen bolivianischen Kindergesichter zu sehen, während sie alle ganz begeistert "skincolour" (hautfarbe) riefen (wie hoffentlich bekannt, ist das eine sehr unpräzise und europäische Beschreibung). Da habe ich ernsthaft angefangen über den Einfluss von Erziehung nachzudenken. Und was es für mich als deutsche Englischlehrerin bedeutet. Ich glaube als Lehrer kann man bei jungen Menschen so viel Gutes bewirken, aber auch so viel kaputt machen. Das ist man sich oft gar nicht bewusst!


Ich wohne ja im Moment in dem Dorf Sopachuy (ach wirklich Jana…). Zu Sopachuy gehören aber noch einige Felder und Häuser Kilometer weiter weg! Die Kinder die dort wohnen, müssen aber auch zur Schule. Deshalb gibt es hier ein Haus, das von zwei Schwestern geleitet wird, in dem die Kinder übernachten können und Essen bekommen, sowie eine Art Hausaufgaben-Betreuung haben. Die Eltern können, wenn sie kein Geld bezahlen wollen, auch mit Gemüse oder Arbeitshilfe bezahlen. Wie wir direkt noch am selben Tag festgestellt haben, arbeitet hier ein anderer freiwilliger aus Deutschland. Wie man das so schnell merkt? Naja Dorf-Atmosphäre… man sticht erstens sofort heraus, außerdem verstehen die kleinen Kinder nicht so ganz, dass man nicht zwingend verwand sein muss, nur weil man aus Deutschland kommt. Ich war erstmal verwirrt, als sie mich gefragt haben ob mein Bruder im comedor arbeitet… Der Freiwillige dort ist aber auch total nett und unternimmt jetzt viel mit uns.

Jetzt mal ein bisschen was was ich im Moment schwierig finde. Das muss auch einfach gesagt sein! Das wäre hauptsächlich die Sprache. Die Kinder finden es zum Teil ungemein lustig mir zu erzählen, dass Leute aus Sopachuy Mäuse essen und Käfer Suppe. Sie wissen, dass ich immer nachfrage, wenn ich was nicht verstehe (und das passiert öfters mal) und weil sie so gekichert haben, konnte ich ihnen das nicht so ganz glauben. Aber mal ehrlich, kann man sich das als Touristin, die ich nun mal bin, leisten zu sagen," iiihh das ist ja eklig"? Am Ende essen sie das tatsächlich so und du hast dann so unhöflich reagiert.

Manche Kinder geben sich aber auch echt Mühe dir alles zu erklären und zu veranschaulichen! Dadurch lernt man einfach am besten. Ich muss mich immer, wenn ich jetzt Frosch auf spanisch sage, daran erinnern wie ein Mädchen mir bildlich dargestellt hat, was denn ein rana sei, hahaha!

Was am schwierigsten ist, ist wenn die Kleinen zu dir kommen und dir erzählen wollen, wer gerade mal wieder wen ärgert oder wer jetzt wem was weggenommen hat und man hundertmal nachfragt, aber es einfach nicht versteht. Dann fühle ich mich immer so schlecht, weil ich mich verpflichtet fühle eine gerechte Entscheidung zu treffen, aber nicht mal ganz das Problem begriffen habe… Das ist für mich viel schlimmer, als auf spanisch zu erklären, warum es im englischen nur hell-grün gibt aber keinen eigenen extra Namen…

Was mich generell aber mal interessieren würde, sind die Schulen in größeren Städten wie beispielsweise Sucre. Dort haben sie zum Beispiel Schuluniformen. Ich könnte mir vorstellen, dass der Unterricht sich sehr von dem auf dem Land unterscheidet.

Ich habe ja schon erwähnt, wie offen und freundlich die Leute hier sind und wie lieb sie einen aufnehmen. Alina kennt auf dem Krankenhaus einige Doktoren, die mehr oder weniger in unserem Alter sind. Die Doktoren sehen hier irgendwie alle echt jung aus. Mit ihnen waren wir schon oft spartieren oder haben uns abends getroffen. Sie sagen einem immer Bescheid, wenn sie was unternehmen wollen und freuen sich super wenn wir mitkommen. Letztens waren wir abends bei einem Doktor und seiner Frau eingeladen und haben bis nachts mit den Ärzten zusammen gesungen, Karaoke und diverse bolivianische bekannte Lieder, das hat so Spaß gemacht! Irgendwann haben wir aber wieder Hunger bekommen, weil es schon echt spät war und haben das am Rande erwähnt, weil wir eigentlich auch nach Hause wollten. Für uns völlig unerwartet, hat die Frau, bei der wir eingeladen waren nach Mitternacht einfach für uns Pommes frittiert! Ich kann echt nicht beschreiben wie ich mich manchmal in solchen Situationen fühle: Satt auf jeden Fall, aber auch überfordert, weil ich nicht wusste wie man am besten mit ihrer selbstverständlichen Höflichkeit umgeht und glücklich, dass sie nicht mehr von uns erwartet hat als ein danke und dass es uns schmeckt!

Was ich wirklich toll finde, ist das Musik hier so wichtig ist, abgesehen von der Nationalhymne kennen die meisten Bolivianer bestimmt alle noch 10 bekannte Lieder. Musik hat mich schon immer sehr bewegt, aber hier finde ich es so toll, wie fast alle Menschen davon begeistert werden und motiviert sind zusammen Musik zu machen.

Wie schon mal erwähnt meinte die Frau von unserem Mentor, Ansprechpartner, sympathischen Nachbar und bekanntem Gesicht des Dorfes, dass ihre Tür immer offen ist für uns. Sie besitzen hier ein kleines Restaurant und machen super leckeres Essen (ist natürlich immer praktisch eine offene Tür zum Essen zu haben). Auf jeden Fall waren Katrin und ich letztens dort, um unsere Katze wieder abzuholen, die am Wochenende dort war, weil wir nach Sucre gefahren sind. Wir wollten nicht unhöflich sein und dreist nach ihrem Haustier fragen (wie sich herausstellte, gehört sie sowieso dem Nachbar, aber bei ihr wohnen einige Hunde und Katzen, niemand weiß woher sie sind, aber die haben es gut mit den Essensresten). Naja, wir kommen da also an und unterhalten uns einfach ein wenig. Ende vom Lied war dann, dass wir dann mit vollem Bauch, Tüte mit unseren Resten und Essen für die anderen beiden Freiwilligen und unserer Katze nach Hause gestiefelt sind. Obwohl das Restaurant zu hatte, haben wir plötzlich Hühnchen und Pommes hingestellt bekommen und sie hat uns noch irgendetwas mit Mais probieren lassen, weil sie es gerade gekocht hat. Wir haben die ganze Zeit auf deutsch überlegt, wie wir uns dafür bedanken können, weil Geld würde sie nicht nehmen. Letzten Endes haben wir sie gefragt, ob sie uns nicht mal zum Abendessen besuchen wollen. Sie wollte nicht. Sie meinte es freut sie mehr, wenn wir kommen. Als ich so darüber nachgedacht habe, ist das vielleicht wirklich ein größerer Kulturunterschied, als man denkt. Ich möchte mich unbedingt revanchieren, weil es mir unhöflich erscheint, immer etwas von Leuten anzunehmen, aber selber nie etwas für sie zu machen. Aber ich glaube, sie freut sich mehr darüber wenn wir wiederkommen, weil sie dann weiß, dass es uns bei ihr gefällt. Wenn wir sie zum Essen einladen, scheint es vielleicht so, als schmeckt es uns bei ihr nicht und wir wollen ihr unser Essen zeigen. Natürlich ist das nur eine Hypothese, finde ich aber trotzdem interessant so etwas zu beobachten, auch bei mir selber, obwohl es wirklich schwer ist diese Kleinigkeiten zu bemerken und dann angemessen, für die Bolivianer und für sich selber, danach zu handeln.

So, was für uns aktuell auch ganz wichtig ist, sind die Ungeziefer. Also ich weiß ja, aufräumen und putzen soll ja ganz wichtig sein, aber ich dachte bis jetzt immer, dass hätte ich ganz gut drauf. Nun ja, als dann letztens eine gigantische Kakerlake unter dem Bett hervorkam, haben wir erstmal einen stundenlangen Hausputz veranstaltet. Dazu kommt, dass wir eine Ameisenstraße einmal quer durch unsere Küche haben. Bis jetzt haben sie noch keine unserer Lebensmittel gefunden, sie wollen einfach nur da durch. Nachts hört man manchmal irgendwelche Geräusche in den Wänden. Es hört sich ein bisschen wie Regen an, aber keine Ahnung was genau das wieder für Tiere sind. Das will man vielleicht gar nicht wissen...

Ich wette bis jetzt denken alle hier "ooch wie süß sie haben eine babykatze!" Und ja, sie ist süß aber im Moment bringt sie diverse Probleme mit sich… so wie es aussieht haben wir nämlich Flöhe. Die Sache ist aber, dass die Flöhe in Deutschland irgendwie anders sind. Die hier auf jeden Fall kommen mit Sicherheit von der Katze und verstecken sich dann in Klamotten oder in der Bettwäsche und stechen nachts in die Haut. Wir Mädels schauen immer ganz panisch durch unsere Haare, aber da sind bis jetzt noch keine. Mittlerweile verstehe ich, warum hier die Leute kaum Haustiere haben, es ist ja schon eine Ausnahme als Mensch geimpft und entwurmt zu sein… Naja wie gesagt ist die Katze ja echt niedlich und wir wissen nicht genau, ob das jetzt von ihr kommt oder nicht. Da Thorn bis jetzt aus unerfindlichen Gründen verschont geblieben ist, meinte er bei unserer Wohngemeinschafts-Abstimmung dazu, ob wir die Katze weiterhin behalten sollten als einziger: "solange es mich nicht juckt, juckts mich nicht". Sieht also so aus, als nehmen wir demnächst die Mäuse wieder in Kauf.