„Du hast ihn jedenfalls ganz schön erwischt.“
„Ja“, sagt Micha. „Ich bin auch erschrocken. Ich wollte das eigentlich gar nicht. Das kommt vom Thaiboxen.“
„Du gehst ins Thaiboxen?“, frag ich ungläubig. Thaiboxen ist kein Hobby, das ich Micha zugetraut hätte. Er sieht eher wie jemand aus, der in seiner Freizeit Vogeleier sammelt oder bunte Taschen aus alten Stoffresten näht oder solche Sachen.
„Ja“, sagt Micha und lächelt.
„Wieso weiss ich das nicht?“
„Keine Ahnung“, sagt Micha. „Weil ich’s dir nicht erzählt hab wahrscheinlich.“
„Ja, aber wieso erzählst du sowas nicht? Da kann man doch stolz drauf sein, Junge. Leute, ich geh ins Thaiboxen, also kommt nicht auf die Idee, euch mit mir anzulegen, okay?“
„Ich mach das doch nicht, um anzugeben. Ich will einfach bereit sein.“
„Bereit sein?“, sag ich. „Für was?“
„Für sowas wie heute Abend.“
„Du machst Thaiboxen, damit du bereit bist, wenn zwei fünfzigjährige Alkis dich angreifen? Wie oft kommt sowas vor in deinem Leben?“
„Leider viel zu oft.“
„Du wirst leider viel zu oft von fünfzigjährigen Alkis angegriffen?“, frag ich und lache, „erzähl mir mehr. Ich hab gar nicht gewusst, dass du so ein aufregendes Leben führst.“
„Du hast echt keine Ahnung“, sagt Micha und klingt bisschen wütend.
(Eva Rottmann, Fucking fucking schön, S. 41 f.)
Micha arbeitet als Barkeeper im „Galaxy“, wo er auch Teddy, den Türsteher, kennengelernt hat. Seit einiger Zeit kommen zwei ältere Herren ins Galaxy. Als diese beginnen, Micha wegen seiner Homosexualität zu beleidigen und anzugreifen, muss sich dieser wehren. Es war nicht das erste Mal, dass Micha aufgrund seiner Sexualität Gewalt erleben musste. Am Ende des anstrengenden Abends kommt es zu einem Kuss zwischen Micha und Teddy. Und Micha bekommt mit, wie Teddy ihrem Chef erzählt, dass er von Micha gegen seinen Willen geküsst worden sei.
Mithilfe der folgenden Aufgaben kannst du mehr über Michas Erfahrungen und das Erlebnis mit Teddy lernen:
Diskriminierung & Hass
Teddys Perspektive
Der erste Kuss