Per Pedes

2019

Unterwegs im Učka

Die Vela Draga Schlucht, im Hintergrund der Vojak

Die Vela Draga Schlucht, im Hintergrund der Vojak.

In der nordöstlichen Ecke Istriens, oberhalb der Riviera von Opatija befindet sich das Gebirgsmassiv Učka mitsamt des 160km² großen gleichnamigen Naturparks. Als höchster Gipfel bietet der Vojak mit seinen 1401m dort einen herrlichen Ausblick über die Inseln Cres, Losinj, Krk über Rijeka in der Nationalpark Risnjak und natürlich nach Istrien.

An der westlichen Seite des Učka, ein ganzes Stück tiefer, liegt der eindrucksvolle 3500m lange Canyon der Vela Draga Schlucht. Der höchste Punkt des Canyons befindet sich auf 600 m Seehöhe, während der tiefste beim Feld von Boljun auf nur 153 m Seehöhe liegt. Einige 50 bis 90m hohe, spitz in den Himmel aufragende Kalksteinformationen ließ die Erosion in beeindruckender Weise für uns Besucher hier zurück.


In den knapp zwei Wochen des, ‘goldener Oktober’ genannten Reise durch Slowenien, Kroatien und Österreich nutzten wir die Gelegenheit dieses Gebiet näher kennenzulernen.

Zur Vela Draga, als Ausgangspunkt bietet sich der kleine Parkplatz direkt an der D500 an. Von dort aus folgt man den gut sichtbaren Wegweisern zum Lehrpfad “Vela Draga”. Sämtliche Informationstafeln sind in vier Sprachen verfasst und erklären die geologischen Phänomen der Entstehung des Massivs Učka und des seit 1963 unter Naturschutz stehenden Canyons. Im Jahr 1998 kam die Vela Draga auch als geomorphologisches Naturdenkmal unter staatlichem Schutz. Aufgeteilt ist der Pfad in zwei Teile, der erste endet nach ca 20min an der Kante des Einstiegs in die Schlucht. Von hieran ist trittsicherheit gefragt. Steil und teils auf losem Geröll geht es hinab, vorbei an Kalksteinsäulen die sich an manchen Stellen über kleine “Brücken” an der Felswand abzustützen scheinen, bis zum Grund an der sich eine stillgelegte Bahnlinie befindet.

Für dem der eine Taschenlampe bei sich trägt bietet sich hier die Erkundung einer der Bahntunnels an...welcher von den Beiden der kürzere ist darf jeder selbst herausfinden.

Das sich Naturschutz und Sport unter einen Hut bringen lassen zeigt sich hier ganz eindrucksvoll, etliche ausgewiesene Sportkletterrouten verlaufen hier im weißen Kalk empor.

Soweit der erste Teil.

Inklusive Rückweg würde ich hier etwa zwei Stunden einkalkulieren.


Weiter Richtung Vojak

zurück am Auto folgen wir der D500 über den Poklon Pass bis zum Parkplatz (920m ü.n.N) an dem sich eine Infostelle der Parkverwaltung Učka befindet. Von hier aus folgen wir den gut markierten, meist in Serpentinen angelegten Weg durch den dichten Wald. Bedingt durch unseren späten Start nach vier Uhr Nachmittags zaubert die bereits tief stehende Sonne ein tolles Licht durch die Blätter des Waldes. Immer wieder gibt die Vegetation den einen oder anderen spärlichen Blick in Richtung Kvarner Bucht frei. An heißen Sommertagen ganz nützlich kann sich die Quelle erweisen die sich direkt am Weg befindet um seinen Wasservorrat zu ergänzen. Heute, Anfang Oktober bläst allerdings die kalte Bura an der ostseite des Berges herauf und wir schlagen unsere Krägen weit nach oben und die Mützen über die Ohren nach unten.

Während des Aufstieg überquert am übrigens drei mal die, für die Öffentlichkeit gesperrte Straße auf den Vojak.


Blick Richtung Opatija, Rijeka bis zum Risnjak.

Blick Richtung Opatija, Rijeka bis zum Risnjak.

So etwa im oberen drittel des Weges zweigt nach rechts der Waldlehrpfad ab den wir auf dem Rückweg unter die Füße nehmen. Oben in unmittelbarer Nähe des Gipfels befindet sich eine, vermutlich militärische, Radar Überwachungsstation. Direkt am praktisch höchstem Punkt auf 1400m steht der 1911 vom österreichischen Touristen Club zur Zeit der K.u.K. Monarchie errichtete runde Turm der mittlerweile als Tourist-Shop und Aussichtsplattform dient.

Wir genießen hier oben an der Wind abgewandten westseite die letzten wärmenden Sonnenstrahlen bevor wir uns zügig auf den Rückweg machen um möglichst vor Einbruch der Dunkelheit beim Auto eintreffen, was uns allerdings nicht gelingt und die bereits in der Vela Draga Schlucht zum Einsatz gekommene Taschenlampe weitere wertvolle Dienste leistet.


Blickrichtung Süden, vom Aussichtsturm aus.

Im weiteren Verlauf der Reise ‘goldener Oktober’ zog es uns auf die Inseln Cres und Losinj. Nach zwei Nächten im Stadtzentrum von Cres, von wo aus wir den Orten Valun und Lubenice einen Besuch abstatten folgten wir der Inselstraße weiter in Richtung Süden über die Drehbrücke von Osor bis Mali Losinj. Drei Tage Ruhe und ausspannen stand auf der Agenda, was uns nicht davon abhielt den ganzen Tag unterwegs und auf den Füßen zu sein! Über einen dieser Tage könnt im weiteren Verlauf etwa erfahren.

Unterwegs auf dem Höhenzug des Osorscica

Neben herrlichen weitläufigen Ausblicken über das Meer, die umliegenden Inseln bis hinüber zum Festland hat der Weg auf und über den 588 Meter hohen Televrin einiges zu bieten. So säumen etwa Salbei und Thymian links und rechts die felsigen Pfade im Osoršćica.

Aufstieg, im Hintergrund die Landzunge Richtung Punta Kriza.

Wie es sich nach einem ruhigen Start in Tag so gehört beginnen wir den Anstieg pünktlich um 11:00 Uhr in der Ortschaft Pestine (44°39'46.9"N 14°23'10.6"E) wo sich direkt der Einstieg zum Aufstieg Sv. Nikola, einer kleinen Kirche auf dem gleichnamigen Gipfel (558m) befindet. Stetig und nicht ganz ohne zieht sich der Pfad meist serpentinenartig durch den mediterranen Bergwald nach oben. Ganz interessant ist der, je nach Höhenlage wechselnde Bewuchs zwischen Kräuter, Nadel- und Laubbäumen.

Oben angekommen (inkl. Fotostopp etwa 1,5 bis 2 Stunden) heißt es erst einmal Ausblick genießen und etwas Zeit für einen Snack nehmen ehe es weiter, auf dem Höhenweg in Richtung des Televrin geht.

Nach dem bereits der Aufstieg tolle Ausblicke bot wird es hier oben praktisch noch getopt. Langgezogen liegt der Blick über die Insel Losinj in Richtung Süden unter einem während nach Westen die Insel Unjie im blauen Meer unter dem blauen Himmel in sattem grün heraussticht.


Kirche Sveti Nikola

Insel Unjie im blauen Meer unter dem blauen Himmel in sattem grün

Zahlreiche Wacholdersträucher säumen den Weg während man den Osorscica-Kamm vom Televrina (588 m), zum Kalek (451 m) und zum Krizica (343 m) überschreitet. Nicht unerwähnt bleiben soll eine hier ein kurze Stahlseilgesichete Stelle die etwas Aufmerksamkeit verlangt. Im weiteren Verlauf bietet sich ein Besuch mit Einkehr in der bewirtschafteten Hütte Planinarsci Dom Sv. Gaudent an, aus zeitlichen Gründen lassen wir diesen Stopp ‘links’ liegen und folgen im Abstieg einen etwas spärlich bzw weniger benutzten Weg in Richtung Osor.

Grundsätzlich muss man sagen sind alles Wege hier sehr gut gekennzeichnet und markiert. Zur Sicherheit empfiehlt sich natürlich immer eine Karte, ein GPS oder wie in unserem Fall die empfehlenswerte Smartphon-App OsmAnd in der nach meiner bisherigen Erfahrung praktisch jeder Weg verzeichnet ist.

Unseren morgendlichen Plan von Osor aus per Anhalter oder Bus zurück zum Ausgangspunkt zu fahren verwerfen wir kurzerhand und suchen uns per App einen Weg über die seit Mitte des letzten Jahrhunderts verlassene Siedlung Veli Trzic (44°40'58.0"N 14°22'40.6"E).

An den typischen kroatischen Steinmauern entlang unter teils kräftigen Bewuchs, der wie ein Tunnel wirkt führt der letzte Teil des Weges bis zum Ausgangspunkt in Pestine wo wir noch vor Einbruch der Dunkelheit um halb sieben nach 14 Kilometer bei unserem Auto ankommen.


Osor Insel Cres

Eines der alten Anwesen in Veli Trzic deren Ursprung bis ins 11 Jahrhundert zurück reichen soll.