Per Pedes

2018

Unterwegs auf Strecken die für Fahrzeuge Tabu sind

Seit Jahren nehme mir vor deutlich mehr in meiner eigenen Region unterwegs zu sein. Ausreden wie fehlende Zeit, unpassendes Wetter, keine Lust und dem so vielen mehr...lauter faule Ausreden. Vorgenommen hab ich mir erst einmal die bekannten Ziele der Region hier im bay. Wald. Vor ein paar Wochen den Lusen und heute der Rachel, laut Wikipedia ist der Große Rachel ist mit 1452 m ü. NHN nach dem Großen Arber die zweithöchste Erhebung im Bayerischen Wald bzw. Böhmerwald und der höchste Berg im Nationalpark Bayerischer Wald. Zusammen mit dem 900 m nordwestlich gelegenen Kleinen Rachel bildet er den Berg Rachel. Etliche Wege gibt es um das Gebiet des Rachel, den 10Km langen Rundweg Auerhahn hab ich mir für heute ausgesucht. Etwa vier Stunden dürfen hierzu eingeplant werden.

Start ist der Parkplatz Gfäll (Anfahrt über Spiegelau, in den Sommermonaten mit dem Igelbus, außerhalb der Fahrzeiten des Igelbuses lässt sich Gfäll auch direkt mit dem eigenen Fahrzeug anfahren) von dort aus führt der Weg gut ausgeschildert (mit einem Auerhahn) als erstes einen kräftig ansteigenden gut ausgebauten Weg bergauf über Lieslbrunn weiter zum Waldschmidthaus, welches um diese Jahreszeit, Anfang November geschlossen ist. Ab hier beginnt die interessantere Wegführung hinauf zu dem aus Gneis bestehenden Gipfel. Zuvor lässt sich jedoch noch ein kurzer Abstecher zu Ausblick “Rachelsee” nehmen. Nach dem geniessen des Rundumblick, vom Gipfel aus, über den bayerischen und tschechischen Nationalpark geht es über einen ebenso interessanten Weg wie bergan auf der anderen Seite wieder bergab. Noch zweimal lässt sich von unterwegs aus der Blick auf den Rachelsee auskosten. Einer davon direkt von der am Weg liegenden Rachelkapelle aus.

Während der praktisch gesamte obere Teil des ursprünglich mit Fichten bewachsen Gebietes fast vollständig vom Borkenkäfer vernichtet wurde und nun Platz da ist für einen neuen wilden Wald, besteht die etwas tiefer gelegene Region fast vollständig aus einem gesunden Mischwald mit vielen Laubbäumen. Noch einmal Zeit sollte man sich Zeit nehmen für eine kleine Rast am von allerlei Sagen umwobenen Rachelsee, verwunschene Seelen sollen hier in dem 13m tiefen dunklen Gewässern zu Hause sein und denen erscheinen die sie in ihrer Ruhe stören….ich war ganz leise dort...will ja nix riskieren. Geologisch gesehen ist der Rachelsee auf 1071M ü.NN der höchst gelegene See des bay Waldes, außerdem das einzige natürliche stehende Gewässer und ein Überbleibsel aus der Zeit der letzten Gletscher.

Der weitere Verlauf des Weges ist unspektakulär und einfach zu laufen bis hin zu Ende.


Borkenkäfer Rachel
Waldschmidthaus
Rachel Gipfelkreuz

die interessanten Teile des Weges

Rachelsee Rachelkapelle
Rachelsee

Der Rachelsee

mit der etwas oberhalb liegenden Rachelkapelle. Die ursprünglich erste Kapelle errichtete hier im Jahre 1885 der damalige Forstmeister Leithäuser nachdem bei einem Erkundungsritt im dichten Nebel plötzlich sein Pferd scheute und keinen Schritt mehr weiter ging. Als er Abstieg und sich umsah bemerkte es das sie ganz knapp an der Seewand standen und in die Tiefe zu stürzen drohten.

Am Rachel zur Winterszeit

Über das Blockmeer

Herbstlich mit blauem Himmel

so zeigte sich der ganze Tag während der Wanderung auf den geologisch gesehen besonders wertvollen Granti-Schutthaufen im bay. Wald. Die Rede ist vom Lusen-Gipfel. Dort oben auf 1373 Metern Höhe ist alles mit Grantblöcken übersät, der Sage nach ein Werk des Teufels, der unter dem “Stoanhaufa” einen Goldschatz begraben hat. In Wirklichkeit bestand der ganze Gipfel des Lusen vor langer langer Zeit aus einem einzigen Granitfelsen der in den vielen Jahren seines bestehens sich nicht gegen die Erosion aus Wasser, Frost und Eis zur wehr setzen konnte und letzten Endes als Blockmeer endete, was ihm heute eines der Gütesiegel Bayerns schönste Geotope tragen lässt.

Gestartet bin ich am Parkplatz Fredenbrücke unterhalb der Martinsklause. Leicht ansteigend folgt man hier als erstes den schmalen Weg durch den Wald entlang des Baches Ohe bis zum See. Dieser See hier, genannt Martinsklause diente in früheren Zeiten als Stausee mit dessen Schwellwasser die Ohe für die Holztrift genutzt werden konnte. Den Weg weiter durch den Wald folgend geht es bald deutlich steiler bergan durch eine Schlucht, genannt "Teufelsloch" hier fliest ein unterirdischer Bach der an manchen Tagen eine angenehm kühlende Briese sorgt. Mittlerweile ist der einfach zu laufende Waldweg übergegangen in einen aus mit etlichen Stufen in unterschiedlichster Höhe aus Felsbrocken und Wurzeln der Bäume bestehenden Weg. Ist dies geschafft folgt man trocken Fußes etliche Meter auf Bohlenwege über das Feuchtgebiet das hier oben liegt. An dessem Ende gelangt man, vorbei an der Glasarche zu einem gut ausgebauten geschotterten Weg bevor der letzte Anstieg zum Gipfel erfolgt. Nicht nur um frische Luft zu tanken empfiehlt es sich während des letzten Aufstiegs ein kleine Pause einzulegen, sondern um hier im Bereich oberhalb der Bäume die grandiose Aussicht über den Nationalpark des bay. Waldes zu genießen.

Nach der obligatorischen Gipfel Pause folgt man den Weg rechts nach unten (hinten den Lusen herab kommt man nach etwa 500 an die Grenze nach Tschechien) in Richtung Lusenschutzhaus und weiter über den Winterwanderweg zum Lusenparkplatz. In meinem Fall von hier aus über die Glasarche und die Martinsklause zurück zum Ausgangspunkt wo die KTM auf die Heimfahrt wartet.

...Alternativ und im Mai 2020 selbst getestet bietet sich vom Lusenparklatz aus der Rückweg über den Waldhäuser-Riegel an, angenehm sanft bergab führt hier ein Waldweg zur Martinsklause und von dort an den bekannten Weg zu Ausgangspunk Fredenbrücke.


Kleine Ohe bayerischer Wald

Die Ohe unterhalb der Martinsklause

Martinsklause bayerischer Wald

an der Martinsklause

Bohlenweg am Lusen
Lusen Gipfel Blick Richtung Tschechien
Blockmeer Lusen Gipfel

so sieht es aus, das Blockmeer am Lusen Gipfel

Glasarche Lusen

Die von deutschen Glasmachern aus 480 Glasscheiben hergestellte 5 Meter lange Arche ruht auf einer Hand aus Eichenholz die im benachbarten Tschechien hergestellt wurde. Seid 2008 liegt die Arche dort vor Anker und vermittelt als Kunstwerk das Zusammen Mensch und Natur. Sie lädt ein zum Innehalten, regt an zum Nachdenken und ruft auf zu Frieden und Toleranz.