Secrets of the Ne'arin ...

... lautet der Titel einer Trilogie, deren erster Band - "Totenreich" - demnächst im JustTales-Verlag, Bremen erscheint.

Wer hier angesichts des Reihentitels das Genre "Fantasy" vermutet, liegt nur sehr am Rande richtig, denn das Genre der Trilogie ist vielleicht am besten mit "Mystery Abenteuer" umschrieben und "Mystery" ist mit "Fantasy" zumindest weitläufig verwandt. Wer aber Drachen, Dämonen, Hexen und Zauberer, Zwerge, Orks, unbekannte Kreaturen, Magie, andere Welten oder gar Aliens vermutet, liegt völlig falsch. (Beinahe) nichts davon ist in "Totenreich" enthalten. Auch wenn es dem Leser hoffentlich mehrfach den Atem verschlägt angesichts der fantastischen Erlebnisse der Protagonisten, spielt das Ganze dennoch in dieser, unseren Welt und berührt diverse uralte Mythen der Menschheit.

Auch die "Ne'arin", deren Name zugegebenermaßen mehr nach J.R.R. Tolkien klingt als nach einer irdischen Truppe, sind beziehungsweise waren real. Dass ihre Existenz nicht sooo allgemein bekannt ist, liegt darin, dass sie in historischen Aufzeichnungen nicht sonderlich prominent Erwähnung fanden. Dennoch ist ihre Existenz belegt und wissenschaftlich ausgiebig erforscht. Wer genau waren denn nun diese ominösen Ne'arin?

Das Wort "Ne'arin" ist altägyptisch (eigentlich semitisch; es war im Altägyptischen ein Fremdwort - Fremdworte hatten also wohl auch schon damals einen interessanteren Klang als Worte der eigenen Sprache ...) und bedeutet in etwa "Junge Männer", allerdings mit einer militärischen Konnotation. Für diejenigen unter euch, die mit Ägyptologie ein wenig vertraut sind: Gelegentlich wird der Name auch Na'runa ausgesprochen; das dazugehörige Lemma lautet "narn". Und die entsprechende Hieroglyphe sah beispielsweise so aus:

Dass die Ne'arin es nicht zu einem Bekanntheitsgrad wie andere altägyptische Bevölkerungsgruppen gebracht haben, liegt wie gesagt daran, dass sie nur anlässlich eines einzigen Ereignisses (wenn auch in verschiedenen Quellen, an Tempelwänden in Abydos, Karnak oder Abu Simbel) überhaupt jemals erwähnt wurden. Aber im Laufe dieses einen Ereignisses spielten sie die wahrscheinlich wichtigste Rolle für eine der interessantesten Epochen des Alten Ägyptens. Ohne ihre erfolgreiche Aktion wäre Ramses II. bei weitem nicht so alt geworden und die Geschichte des Neuen Reichs (und damit vermutlich die Weltgeschichte) wäre mit einiger Sicherheit völlig anders verlaufen. Konkret geht es um die Schlacht bei Kadesch, in der die Ägypter unter Ramses II. gegen die Hethiter unter ihrem Großkönig Muwattalli II. kämpften. Der in seinem Streitwagen kämpfende Pharao war von feindlichen Truppen umringt, die das Lager der Ägypter völlig überraschend umzingelt hatten. In dieser für Ramses höchst prekären Situation erschien scheinbar aus dem Nichts plötzlich eine Truppe der benannten Ne'arin und haute ihren Pharao erfolgreich aus der Bredouille heraus. Ramses musste sich zurückziehen, gab die Schlacht in den ägyptischen Aufzeichnungen allerdings als Sieg aus (auch an der politischen Aufarbeitung von Fehlschlägen hat sich offensichtlich in den letzten 3.000 Jahren nicht allzu viel geändert ...).

Man muss nicht, man kann aber aus dieser Kette der Ereignisse den Schluss ziehen, dass die Ne'arin wohl eine Art Elitetruppe des Pharaos war; immerhin ist in der Hieroglyphe die Krone Ober- und Unterägyptens enthalten, was auf eine starke Verbindung zum Königshaus hindeutet. Wenn eine Elite aber nie namentlich erwähnt wird (außer in dem einen Fall, wo ihr Wirken quasi die gesamte ägyptische Armee zum Zeugen hatte), dann könnte man daraus weiterhin den Schluss ziehen, dass die Arbeit der Ne'arin damals eher nicht als eine öffentliche Angelegenheit angesehen wurde. Wenn aber Geheimhaltung das oberste Prinzip war, ging es wohl auch um Geheimnisse. Womöglich waren die Ne'arin nicht nur Soldaten, sondern auch in der Informationsbeschaffung oder Spionageabwehr für den Pharao tätig, was ein durchaus plausibler Grund dafür sein könnte, die Decke des Schweigens über diese Truppe zu legen. Und wenn man schon eine absolute vertrauenswürdige und loyale Truppen hat und selbst das ein oder andere Geheimnis hütet, dann liegt es darüber hinaus nahe, diese Truppe mit der Sicherung dieser Geheimnisse zu beauftragen.

Solche Überlegungen waren es, die Angela (Fleischer) und mich dazu bewogen haben, just diese Ne'arin als verbindenden Rahmen in die Trilogie zu holen. Dieser Kunstgriff erlaubte es uns, diverse ägyptische (und in Band 2 andere) Mythen auf eine Weise zu verarbeiten, die einen neuen Blickwinkel darauf ermöglicht: den Blickwinkel des "Eingeweihten" (der allerdings mit dem ihm anvertrauten Geheimwissen naturgemäß nicht allzu gerne hausieren geht) ...

Na, schon neugierig? Ein paar Wochen müsst ihr euch schon noch gedulden ...