Warum wird der Koran immer unvollständig zitiert?

Warum wird der Koran immer unvollständig zitiert?

138 islamische Gelehrte haben seinerzeit auf die Papstvorlesung in Regensburg geantwortet. Sie hatten sich Sure 29.47 als Leitwort gegeben: "Mit den Schriftbesitzern (Juden, Christen, Perser) streitet nur auf die anständigste Weise." Es geht aber in der gleichen Sure sofort weiter: "Nur die Frevler unter ihnen seien ausgenommen." Aber direkt im folgenden Vers 48 heißt es: "...nur die Ungläubigen verwerfen unsere Zeichen" (d,h. die Aussagen des Koran und die vorbildliche Auslegung des Koran durch das Leben Mohammeds). Und Vers 50 sagt: "....nur die Frevler verwerfen unsere Zeichen". Und zum Schluss heißt es in Sure 29.69: "Wer aber ist ungerechter als der, welcher Lügen von Allah erdichtet oder die Wahrheit, die ihm zuteil geworden ist, verleugnet?"

In der Abschlusserklärung des katholisch - islamischen Forums im Vatikan (TP vom 11.11.08) wird aus der Sure 19 "Maria" (Surenname) Vers 97 zitiert: "Denen welche glauben und das Gute tun wird der Allerbarmer Liebe erweisen." Dies ist kein Satz mit "oder", sondern mit und. Ob also Allah den Christen und Nichtmuslimen Gutes erweisen wird, hängt daher von der Frage ab, ob Christen, etc. Gläubige sind. Da die Vertreter der Kirche in der Darlegung ihrer Sicht Gottes im Dialog ohne es wörtlich zu sagen den Koran nicht als für sie gültige Offenbarung anerkennen, ist es fraglich, ob die Liebe im Koran auch ihnen gilt. Interessant ist aber, was vorher in den Versen 86 bis 94 steht: "An jenem Tag wollen wir die Frommen ehrenvoll wie Gesandte großer Fürsten versammeln, die Frevler aber in die Hölle treiben, wie eine Herde Vieh zum Wasser getrieben wird und keiner wird Vermittlung finden, außer wer mit dem Allbarmherzigen ein Bündnis geschlossen hat. Sie sagen (die Christen): "Der Allbarmherzige hat einen Sohn gezeugt". Damit äußern sie aber eine Gottlosigkeit und nur wenig fehlte, dass nicht die Himmel zerrissen und die Erde sich spaltete und die Berge zusammenstürzten, weil sie dem Allerbarmer einen Sohn zuschreiben, dem es sich doch nicht ziemt (zu heilig ist), Kinder zu haben. Keiner in den Himmeln und auf der Erde darf sich dem Allbarmherzigen anders nahen, als nur sein Diener sein zu wollen." Diese Aussagen sind doch für Christen sehr besorgniserregend.

Auch wird in der Erklärung ein Halbsatz aus Vers 2.166 zitiert: "...die aber, die glauben, lieben Allah noch mehr." Komplett geht der Vers so: "Und dennoch gibt es Menschen, die neben Allah Götzen annehmen und sie lieben, wie man nur Allah lieben soll, doch die Liebe der Gläubigen zu Allah ist inniger. Oh möchten doch die Frevler es einsehen, ehe die Strafe sie ereilt, dass Allah allein alle Macht hat. Er ist der streng Bestrafende." Für mein Verständnis sagt dieser Vers nichts anderes, als das die Muslime Allah mehr lieben, als die Götzendiener zu Mekka und die Christen mit ihrer Trinität. Alle diese Verse haben gemeinsam, das sie das Christentum kritisieren und faktisch als besten Weg zur Hölle bezeichnen. Wer wirklich an die Inhalte des Koran glaubt und den Dialog von muslimischer Seite führen will, muss entweder diese und zahlreiche andere Verse in Koran und Hadith ignorieren - dann ist nicht der Islam friedlich, sondern nur der ihn so anwendende Muslim - oder er hat eine Absicht, nämlich die Christen zu beschwichtigen, damit diese wegen der scheinbaren Ähnlichkeit von Islam und Christentum die Verkündigung des christlichen Glaubens an die Muslime unterlassen. Dies ist kein Vorwurf an den Vatikan. Der hofft mit diesem Dialog ein friedliches zusammenleben von Christen und Muslimen zu erreichen und die oft vom aussterben bedrohten christlichen Minderheiten in islamischen Ländern zu schützen. Ohne Abstriche am eigenen Glauben zu machen, wird hier eine diplomatische Sprache genutzt. Ziel ist im wahrsten Sinne des Wortes die Rettung der Leben der Minderheiten. Wir als kirchliche Basis sind aber nicht von unserer Pflicht befreit, nach unseren Möglichkeiten uns mit dem Thema zu befassen und uns fit zu machen dafür, den Muslimen de frohe Botschaft zu verkündigen. Dafür müssen wir auch wissen was im Koran und einigen Hadithen (deutsche Auswahl von Al Buhari bei www.reclam.de ) steht.

Zu Punkt 9 der Erklärung fällt mir auf, dass diese einen Haken hat. Die Pluralität der Kulturen ist weder im Paradies noch nach der Vertreibung aus dem Paradies gegeben. Sie tritt erst als Folge des Turmbaus zu Babel auf. Verschiedene Kulturen mögen sehr interessant sein, ursprünglich war aber die Menschheit eine von Gott geschaffene Einheit, die im Himmel wieder gegeben sein wird.

Sehr problematisch ist Sure 9. Sie ist nach Ansicht einiger Gelehrter die letzte Sure, die geoffenbart wurde und unterscheidet sich von allen anderen Suren dadurch, das sie nicht mit "Im Namen Allahs des Allbarmherzigen" beginnt. Hat Allah damit seine Barmherzigkeit aufgehoben? Zahlreiche Verse von Sure 9 predigen Krieg und Gewalt. So sollen die Schriftbesitzer nach Vers 9.29 bekämpft werden, bis sie ihren Tribut in demütiger Unterwerfung entrichten. Wenn das Prinzip gilt, das jüngere Offenbarung frühere Offenbarung aufhebt, weil das ab jetzt von Allah so gewollt ist, kann man nach der Lektüre von Sure 9 einen Großteil der friedlichen Aussagen des Korans streichen. Dann wird im Koran viel Papier gedruckt, das absolut keine Bedeutung mehr hat, außer, dass man daraus schöne Zitate machen kann, wenn man den Inhalt aus dem Zusammenhang reist. (Versangaben des Koran nach der Übersetzung von Ludwig Ullmann und Bearbeitung von L.W. Winter). Eine Möglichkeit gäbe es aber im Dialog. Führende Muslime aus Mekka, Medina, Kairo, Teheran und Damaskus müssen erklären, das die Religionsfreiheit der Tribut ist, den Christen, etc. nach Sure 9.29 zahlen sollen. Die gab es damals nämlich auch im christlichen Bereich meist nicht. Mit dieser Interpretation wäre der Djihad mit erreichen der Religionsfreiheit beendet und alleine die guten Werke der Religionen könnten dann in den Wettstreit um die Herzen treten, der dann aber überall auch erlaubt sein müsste.