Apfelblütenbestäubung
Biene auf Mädchenauge
Biene auf Herbstaster
Rosenblüte mit Biene
Was hat die Zuchtauslese mit der Bestäubungsleistung zu tun?
Honigbienen sind aufgrund ihrer hohen Anzahl an Sammelbienen, sowie der Blütenstetigkeit (bleiben einer Trachtquelle/ Pflanzenart treu) bei der Bestäubungsleistung den Hummeln und Wildbienen/ Solitärbienen bei weitem überlegen. Dies haben zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten hinreichend belegt. Bereits im zeitigen Frühjahr, wo sich bspw. Hummelköniginnen mit der Nestgründung beschäftigen, stellen Honigbienenvölker bereits eine große Anzahl an Sammelbienen. Bei einer ausreichenden Bienendichte garantieren die genannten Eigenschaften, dass zu jeder Jahreszeit die Bestäubung der Blütenpflanzen, denn jede Pflanze braucht zur Befruchtung Pollen der eigenen Art.
Aber wie sieht es mit der Bestäubungsleistung von Bienenvölkern untereinander aus? Gibt es diesbezüglich Unterschiede?
Die Anzahl der Bienen in einem Bienenvolk ist jahreszeitabhängig und beträgt im Winter 5000 bis 15000, im Sommer 25000 bis 45000 Tiere (ermittelt durch Populationsschätzungen). Die teils in der Literatur angegebenen Volksstärken (unmanipuliert) von 50000 - 80000 Bienen sind weit hergeholt und entsprechen keiner der bekannten Erhebungen.
Die Bestäubungsleistung gibt Auskunft, wie viele Blüten von einem Bienenvolk in einer bestimmten Zeit beflogen und dabei bestäubt werden. Wir wissen heute, dass die Bestäubungsleistung stark von der Anzahl der Sammlerinnen eines Bienenvolkes abhängt. Etwa 50 % dieser Bienen sind Sammlerinnen. Bei schwächeren deutlich weniger und bei stärkeren Völkern können bis zu 60 % der Bienen Sammelaufgaben wahrnehmen. Die übrigen, jüngeren Arbeiterinnen verrichten Aufgaben im Bienenstock. Auf das einzelne Bienenvolk bezogen, können starke Bienenvölker beim Nektar- oder Pollensammeln mehr Bienen einsetzen und besitzen logischerweise dadurch auch mehr Bestäubungspotential als schwächere Bienenvölker.
Beachte: Die Ausprägung des Pollensammeltriebs ist nicht über alle Bienenrassen hinweg gleich. Beispielsweise ist die Italienische Biene (Apis mellifera ligustica) kein Pollenhamster. Bei dieser werden Pollenüberschüsse nur selten vorgefunden. Durch die Vielzahl der Blüten die beim Nektarsammeln beflogen werden, bleibt die Bestäubungsleistung trotzdem hoch. Dagegen ist die Carnica-Biene (Apis mellifera carnica) eine überaus gute Pollensammlerin.
Honigleistung geht einher mit der Bestäubungsleistung
Es ist eindeutig belegt, dass mehr Flugbienen auch ein "Mehr" an Blüten-Bestäubung ergibt. Eine Steigerung der Anzahl an Sammelbienen um das Doppelte bringt aber auch fast über das Dreifache an Honigertrag ein. Die Stärke eines Bienenvolkes macht also den Unterschied! Zwar spielt der Honigertrag für viele in der Freizeitimkerei nur eine untergeordnete Rolle, aber als Belohnung für die Haltung von starken, gesunden und vitalen Völker ist das neben der damit verbundenen Freude auch noch ein angenehmer Nebeneffekt.
Wenn aber aufgrund des Wetters nur bedingt Sammelflüge möglich sind (kaum Flugtage) oder aufgrund der landwirtschaftlichen Veränderungen keine geeigneten Trachtverhältnisse im Flugradius zur Verfügung stehen, wäre zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit eines Bienenvolkes ein weiterer Beurteilungsparameter sinnvoll.
Bereits in der Vergangenheit konnten wir einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Honigleistung und der Brutanlage eines Bienenvolkes erkennen. Inzwischen haben wir in der Leistungsprüfung über mehrere Prüfjahre hinweg einen hohen positiven Korrelationskoeffizient zwischen der Honigleistung und der Brutanlage errechnen können. Das bedeutet, dass ausgedehnte, geschlossene Brutflächen zugleich hohe Honigerträge erwarten lassen und umgekehrt eine hohe Honigleistung in der Regel geschlossene, große Brutflächen voraussetzt. Dieser Zusammenhang ermöglicht uns, vom Brutverhalten eines Bienenvolkes auf dessen Leistungsfähigkeit zu schließen.
Von besonderer Bedeutung werden die Ergebnisse der Brutnestbeurteilung dann, wenn die Honigerträge in Fehljahren oder durch schlechte Trachtverhältnisse nahezu ausfallen bzw. wenn die Honigertragsunterschiede nur sehr gering sind.
Nicht nur aus ökonomischer sondern auch aus ökologischer Sicht ist es außerordentlich wichtig, dass viele Bienen eines Bienenvolkes zum Sammeln ausfliegen. Deswegen bleibt die Leistungsfähigkeit und Volksstärke nach wie vor ein zentraler Punkt bei der Zuchtauslese. Dies kommt der Allgemeinheit durch eine Verbesserung bzw. der Sicherung der Blütenbestäubung zugute.