Landesbienenzucht

Die Entwicklung der Landesbienenzucht ... anzeigen

Seit Jahrzehnten wird in Deutschland die Carnica-Biene (Apis mellifera Carnica) gehalten, hochgeschätzt wegen ihrer überaus großen Sanftmut, der guten Honigerträge und einer insgesamt gut lenkbaren Schwarmlust. Selbstverständlich wollen wir an dieser Stelle auch die Buckfast-Biene benennen, die vom Benediktiner Mönch Bruder Adam gezüchtet wurde (Br. Adam Kehrle, * 3. August 1898 in Oberschwaben/ Mittelbiberach als Karl Kehrle; † 1. September 1996 in Buckfast Abbey, Devon).

Signifikante Unterschiede zwischen der Carnica- und Buckfast-Biene sind aufgrund der guten Zuchtarbeit der letzten 50 Jahre nicht mehr erkennbar. Züchterisch ausgelesene Buckfast- und Carnica-Bienen sind sich ebenbürtig. Trotz aller Vorzüge dieser in der Landesbienenzucht etablierten Bienenrassen gibt es immer wieder Imker, die andere Wege begehen möchten. Oftmals mit wenig oder keiner züchterischen Erfahrung sind sie „Auf der Suche“ nach noch besseren oder anderen Bienen.

Das Interesse am Anderen ist nichts Neues, denn auch die Carnica- und Buckfast-Biene waren früher bei uns auch noch keine flächendeckend etablierten Bienenrassen. Aber aufgrund der sehr unzufrieden stellenden Eigenschaften der damals verbreiteten Dunklen Biene (Apis mellifera mellifera) haben unsere Großväter und Urgroßväter fast einhundert Jahre mit unterschiedlichen Bienenrassen herumexperimentieren müssen.

Die Dunkle Landbiene von damals haben nur noch die älteren Mitbürger unter uns in Erinnerung, als sie die Bienenstände nur in hohem Sicherheitsabstand passieren konnten. Im Vergleich zu den anderen europäischen Bienenrassen war die Dunkle Biene wenig friedfertig und ein Rassengemisch – auch bedingt durch die Anpaarungen mit den Drohnen der Dunklen Biene – kann zu noch extremeren Verhaltenseigenschaften führen.

Alles in Allem war es eine logische Folge, dass nach dem Dritten Reich die Bereitschaft zur Weitererhaltung der Dunklen Biene aufgegeben wurde. Auch in den noch übriggebliebenen ursprünglichen Verbreitungsgebieten ist die Dunkle Biene inzwischen weitgehend verschwunden/ rückläufig, bzw. wird durch staatliche Förderprogramme oder ideologischer Motivation noch erhalten.

Ältere ImkerInnen hingegen wissen allerdings auch noch, welcher Aufwand geleistet werden musste, um über eine gezielte Verdrängungszucht der stechlustigen Dunklen Landbiene entgegenzuwirken.

Dank ihrer großen Überlegenheit hat sich heute die Carnica- und Buckfastbiene in ganz Deutschland durchgesetzt. Durch die Einrichtung von Beleg- und Besamungsstellen wurden wichtige Meilensteine der Landesbienenzucht gelegt. Sie bilden neben der unermüdlichen Zuchtarbeit auch heute noch das Rückgrat der Landesbienenzucht. Die Züchter tragen die große Verantwortung, die Zucht der Honigbiene sinnvoll und naturnah zu lenken.


Die Winterfestigkeit bleibt ein wichtiges Auslesekriterium ...

Die Lebensdauer einer schlecht ernährten oder durch Umweltgifte geschädigten Biene bleibt während des Sommers - aufgrund der verstärkten Bruttätigkeit des Bienenvolkes - oftmals im Verborgenen. Bei der Überwinterung ist aber eine Schwächung durch Krankheiten oder äußere Einflüsse schnell ersichtlich.

Wenn schwächliche und krankheitsanfällige Bienenvölker permanent aufgepäppelt werden, führt das auf Dauer zwangsläufig zu einer Verschlechterung der Vitalitätseigenschaften unsere Honigbiene. Die Zunahme von Winterverlusten wäre dann eine logische Folge.

Ein Züchter muss heute zu jeder Jahreszeit in der Lage sein, die Volksstärke seiner Zuchtvölker zu bewerten sowie Anzeichen auf Krankheiten zu erkennen. Die Winterfestigkeit gilt nach wie vor als ein besonders aussagefähiger Vitalitätsindikator eines Bienenvolkes. Dieser sollte bei jedem Zuchtvolk bewertet werden. Eine hohe Winterfestigkeit ist nicht nur entscheidend für das Überleben und der Sicherung der Vitalitätseigenschaften eines Bienenvolkes sondern auch ein Grant für die Blütenbestäubung im kommenden Frühjahr.

Die Winterfestigkeit eines Bienenvolkes lässt sich relativ leicht ermitteln. Zur Berechnung wird die im Frühjahr (bevor die ersten größeren Brutsätze schlüpfen) ermittelte Bienenzahl durch die Volksstärke im Herbst geteilt. Bei einer normalen Überwinterung liegt der Wert bei 0,9. Werte unter 0,7 deuten auf eine schlechte Winterfestigkeit hin. Manchmal nehmen Völker über den Winter auch an Volksstärke zu. Anbei eine Aufstellung zur Klassifizierung der Winterfestigkeit:

  • 4 = gut größer 0,9

  • 3 = befriedigend 0,8 - 0,9

  • 2 = mäßig 0,7 - 0,8

  • 1 = schlecht kleiner 0,7

Ein weiteres einfaches Kriterium zur Bewertung der Winterfestigkeit und der Frühjahrsentwicklung ist die Gegenüberstellung der Honigerträge in der Frühtracht. Unseren Erkenntnissen nach, entwickeln sich winterfeste Carnica-Bienenvölker im Frühjahr zügiger und bringen bessere Erträge in der Frühtracht ein.