Motiv im Todesfall Storb:
Täter brauchte Geld
Laerer war mit 10 000 Mark verschuldet
uwa – Laer / Nottuln / Münster (Eig. Ber.). Der wegen des Verdachts auf Totschlag verhaftete Betriebsschlosser aus Laer hat offenbar seine Finanzen aufbessern wollen. Deshalb musste am Freitag vor einer Woche der 23jährige Autoverkäufer Thomas Storb aus Nottuln-Schapdetten sterben. Davon gehen jedenfalls Staatsanwalt Rolf Juschka und der Leiter der Mordkommission, Harry Heithorn, aus, die gestern in Münster den vermutlichen Ablauf der Bluttat schilderten.
Mit vorgehaltenem Kleinkalibergewehr wollte demnach der mit 10 000 Mark verschuldete Laerer den Verkäufer zwingen, den Kaufvertrag und eine Quittung über 21 000 Mark für einen BMW 316 zu unterschreiben und den Wagen nebst Abmeldebestätigung und Fahrzeugbrief herauszugeben. Den Händler wollte er dann irgendwo außerhalb der Stadt absetzen in der Annahme, dass dieser ihm die Nötigung nie werde beweisen können.
Die Einlassungen des Laerers wurden von der Polizei gestern so geschildert: Mit Storb hat er sich für etwa 8.30 Uhr auf dem einsam gelegenen Haus Alst verabredet. Doch Storb erscheint mit einem BMW 524. Dennoch will der Larerer die Papiere, um sich den 316er später in Nottuln aushändigen zu lassen. Mit dem zuvor griffbereit versteckten Gewehr bedroht er den Händler und feuert einen Warnschuß ab. In eine Hütte getrieben, unterschreibt Storb die Papiere.
Der Laerer sperrt ihn ein, beide unterhalten sich noch fast eine halbe Stunde lang. Storb bittet den 22jährigen, von seinem Vorhaben abzulassen. Doch dieser hebt plötzlich das Gewehr und schießt ihn in den Kopf. "Ich weiß nicht warum", sagt er später den Kripobeamten. Mit zwei gezielten Schüssen in den Kopf tötet er sein vergeblich im Stall Schutz suchendes und um Hilfe schreiendes Opfer. Zeugen der Schreie kann er von deren Harmlosigkeit überzeugen.
Er packt Storbs Leiche in dessen Wagen und fährt ihn zum späteren Fundort. Nachmittags feiert er mit den Eltern seiner Verlobten deren Silberhochzeit, niemand merkt ihm etwas an. Die Polizei geht davon aus, dass er die Leiche da schon auf Alst verstümmelt hat, um Spuren zu verwischen. Er selbst gibt an, so Harry Heithorn, dies erst am Samstag Nachmittag getan zu haben.
Die Polizei hält die jüngste Darstellung des Tathergangs für sehr wahrscheinlich. "Mit jeder Version hat uns der Täter ein Stückchen mehr von der Wahrheit erzählt", sagte Harry Heithorn gestern. Es gebe zwar noch ungeklärte Details, vieles stimme jedoch mit den Erkenntnissen aus den Ermittlungen überein. Staatsanwaltschaft Juschka kündigte eine psychiatrische Untersuchung des Beschuldigten an.
(Quelle: Westfälische Nachrichten, Dienstag, 15. November 1988)