Als Fasanenvolieren-Prozess bezeichnete die Presse das Strafverfahren vor dem Landgericht Münster.
Der Prozess wurde von Montag, dem 21. August 1989 bis Mittwoch, dem 14. September 1989 vor der 2. Großen Strafkammer des Landgerichts Münster – Schwurgericht – durchgeführt.
Angeklagt war ein zur Tatzeit 22 Jahre alter ungelernter Arbeiter aus Laer, der am Freitag, den 4. November 1988 den 23jährigen Autoverkäufer Thomas Storb in einen Hinterhalt auf die Wasserburg Haus Alst in der Bauerschaft Alst bei Horstmar lockte und ermordete.
Das Verfahren endete mit einem Schuldspruch gegen den Angeklagten: Der Angeklagte erhielt eine lebenslange Haftstrafe.
Der Mörder wurde nach 14,5 Jahren in eine Anstalt des offenen Vollzuges verlegt. Nach 17 Jahren wurde er unter Gewährung von Weihnachtsamnestie vorzeitig aus der Haft entlassen.
- Freitag, 25. August 1989
- Jedes kleine Detail wird unter die Lupe genommen
- Verfahren um Tod des Nottulners entwickelt sich zum Indizienprozeß
- -whi-/cas-Münster (Eig. Ber.). Von "rötlichen Anhaftungen" spricht der Zeuge, ein Kripo-Beamter. Der Vorsitzende Richter übersetzt es gleich, benutzt das Wort "Blutspuren". Von "daumennagelgroßen, roten mit Luft gefüllten Sekretspuren an einem Baum" ist die Rede. Aus dem Verfahren um einen enthaupteten Autoverkäufer aus Nottuln vor dem Schwurgericht in Münster ist ein Indizienprozeß geworden. Kaum ein Detail, das nicht von Gericht oder Verteidigung unter die Lupe genommen wird. Vor dem Haftrichter hatte der Angeklagte im November vorigen Jahres zwar ein Geständnis unterzeichnet. Doch in dem Prozeß, der am Montag - wie berichtet - begonnen hat, schwieg sich der 23jährige Schlosser aus Laer auch gestern aus. mehr...
- (Quelle: Westfälische Nachrichten)
- Freitag, 25. August 1989
- Fasanenvolierenprozeß: Mutmaßlicher Täter zitterte "wie Espenlaub"
- Hat Zeugin Mordschuß gehört?
- RA. Nottuln - "Ich brachte gerade die Äpfel in den Keller, als ich einen Schuß hörte! Anschließend dann laute Hilferufe." Ohne dies zunächst zu ahnen, sind zwei Bewohnerinnen des Hauses Alst in Laer wahrscheinlich Zeugen des Mordes an einem Nottulner Autohändler geworden. Gestern sagten die Frauen vor dem münsterschen Schwurgericht aus. mehr...
- Dienstag, 22. August 1989
- "[...] Die Zuhörer im Schwurgerichtssaal des Landgerichts sehen sich betreten an. Sitzt in der Anklagebank ein Mensch ohne Gefühl und Reue? 'Er hat aus Habgier einen Menschen getötet', sagt der Staatsanwalt. Schlosser Markus K. aus Laer hatte im November 1988 den BMW-Verkäufer Thomas Storb (23) aus Nottuln mit vorgehaltenem Gewehr entführt, in eine Fasanenvoliere gesperrt, erschossen, den Kopf abgetrennt und vergraben. [...] Ein Kripo-Beamter als Zeuge: 'Markus erfand bei unseren Verhören immer neue Märchen, rückte nur mit der Wahrheit raus, wenn wir ihm Widersprüche nachweisen konnten.' [...]"
- (Quelle: Bild)
- Dienstag, 22. August 1989
- "[...] Vieles blieb noch unklar beim gestrigen ersten Verhandlungstag im Prozeß um die Tötung des 23jährigen Autoverkäufers aus Nottuln [...]. Den Angaben zufolge, die der mutmaßliche Täter bei der Polizei gemacht hatte, soll es noch eine 'lange Diskussion' zwischen ihm und dem in die Voliere Eingesperrten gegeben haben. [...] Um den Mann aus den Käfig in den Kofferraum zu locken, habe er sogar das Magazin des Gewehres, gladen mit Holspitzmunition ('die reißt größere Löcher'), demonstrativ auf das Volierendach gelegt. [...] Der Angeklagte [...] soll der Polizei weiter erklärt haben, daß er sehr jähzornig sein könne. Einmal habe er in Wut einen Arbeitskollegen mit einem Hammer beworfen."
- (Quelle: Münstersche Zeitung)
- Freitag, 18. August 1989
- "[...] Ein schreckliches Verbrechen erschütterte im November letzten Jahres die Menschen im Münsterland: Schlosser Markus K. (23) aus Laer hatte den BMW-Händler Thomas Storb (23) aus Nottuln [...] in eine Vogel-Voliere gesperrt und erschossen. Dann trennte er seinem Opfer den Kopf ab ... Von Montag an steht der 1,80 Meter große Schlosser wegen Mordes vor dem Schwurgericht in Münster. [...] Der Schlosser, wegen Waffendiebstahls vorbestraft: 'Nachdem er tot war, trennte ich den Kopf ab [...].' Die Brüder des Toten hatten Licht in das Verbrechen gebracht:
- '4. November, 6.45 Uhr: Telefon für Thomas. Es geht um einen Vertragsabschluß. Um 7.00 Uhr fährt er freudestrahlend aus dem Haus, weil der Abschluß sicher ist.'
- '13.00 Uhr: Thomas ist nicht beim Mittagessen. Mutter macht sich Sorgen.' [...]
- '18:30 Uhr Polizei wird benachrichtigt.'
- Der Vater und drei Brüder ermitteln den letzten Kunden - einen Herren K. Sie suchen alle Männer dieses Namens auf, finden auch den richtigen. Sie finden auch ihren toten Bruder [...]"
- (Quelle: Bild)
- Dienstag, 15. November 1988
- Motiv im Todesfall Storb:
- Täter brauchte Geld
- Laerer war mit 10 000 Mark verschuldet
- uwa – Laer / Nottuln / Münster (Eig. Ber.). Der wegen des Verdachts auf Totschlag verhaftete Betriebsschlosser aus Laer hat offenbar seine Finanzen aufbessern wollen. Deshalb musste am Freitag vor einer Woche der 23jährige Autoverkäufer Thomas Storb aus Nottuln-Schapdetten sterben. Davon gehen jedenfalls Staatsanwalt Rolf Juschka und der Leiter der Mordkommission, Harry Heithorn, aus, die gestern in Münster den vermutlichen Ablauf der Bluttat schilderten. mehr...
- (Quelle: Westfälische Nachrichten)
- Donnerstag, 10. November 1988
- Obduktion: Verkäufer erschossen und enthauptet
- Verhafteter gab bereits zwei unterschiedliche Geständnisse ab
- Von Werner Hinse
- Steinfurt (Eig. Ber.). Nun scheint alles doch wieder ganz anders zu sein: Der 23jährige Autoverkäufer aus Nottuln-Schapdetten ist am Freitag voriger Woche durch drei Kopfschüsse getötet - und anschließend enthauptet worden. Das steht nach Angaben des münsterschen Staatsanwalts Rolf Juschka fest. Verdächtigt wird ein 22jähriger Betriebschlosser aus Laer, der - wie berichtet - am Dienstag wegen Totschlags verhaftet worden ist. Doch der junge Mann macht der Mordkommission die Arbeit nicht leicht. Deren Leiter Harry Heithorn gestern in Steinfurt: "Bei den Verhören kam immer wieder ein Stückchen Wahrheit ans Licht." mehr...