Glassworks

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Um die Wende vom 17. ins 18. Jahrhundert ist in Trier St. Medard eine Glashütte nachzuweisen. Sie kann durch Einträge im Kirchenbuch der Pfarrei St. Medard von 1701 bis 1713 1 und in den Trierer Ratsprotokollen 2 nachgewiesen werden. Diese Glashütte hat in der Nähe des St. Medarder Brunnens gelegen.3 Andere Glashütten sind in der Umgebung von Trier um diese Zeit nicht bekannt. Lediglich 100 Jahre zuvor hatte es in Malborn bei Hermeskeil eine Hütte gegeben, die aber nur kurzen Bestand hatte. Sie war auf eine „Schwarzwälder Gründung“, wie die bei Bitche in Lothringen, zurückzuführen.4 Erst 1769 wurde in Hosthum, nahe der Luxemburger Grenze eine Glashütte gegründet.5 Die dort tätigen qualifizierten Facharbeiter wie Glasbläser, Schleifer und Glasmacher kamen zumeist aus Frankreich. Gleiches trifft für die Glashütte in St. Medard zu, denn in dem Kirchenbuch werden für die Glashütte in St. Medard überwiegend französisch klingende Familiennamen für die Fachkräfte genannt. In Lothringen, in der Grafschaft Leiningen-Dagsburg und der Grafschaft Bitsch (Bitche) gab es schon vor 1700 bedeutende Glashütten, die auf Schwarzwälder Glasmacher zurückzuführen sind. In einer, der dort bedeutendsten Hütte St. Quirin, finden wir 1739 den Familiennamen MEINE (MENY). Dieser Name kommt auch 1687 in Söllingen bei Pfinztal im Kreis Karlsruhe auf einer Glashütte vor.6 Die Familie des Carl MENY ist auch im Kirchenbuch von St. Medard auf der Glashütte erwähnt. In den Lothringer Hütten finden wir auch den Namen MUNZINGER alias MASSART wie in St. Medard! 



1 Stadtarchiv Trier, Kirchenbuch von St. Medard, Familienbuch Dechant Wurringen

2  Trier City Archives, Council Minutes

3  "The glassworks of St. Medard" in: Trierische Landeszeitung of 06.01.1959

4  See note three

5  Werner Laies "The glassworks at Holsthum" in: Kurtrierisches Jahrbuch 1974

6  See note 3

7  Sponsorships in the appendix

Original:

Nachweislich der Kirchenbücher von St. Medard hat die Glashütte dort nur im Zeitraum von 1701 – 1713 bestanden. 1702 und 1704 wird die Hütte in den Trierer Ratsprotokollen

erwähnt. Ein Mitbesitzer der Glashütte, Ratsherr und Wollenweberamtsmeister Martin COMINOT und Consorten, stellen Anträge an die Kurfürstliche Verwaltung. Diese Anträge werden vom Kurfürsten an den Rat der Stadt Trier weiter geleitet und dort besprochen.


Im Ratsprotokoll wird von den „propretarii“ (den Besitzern) gesprochen, aber auch von Consorten. Demnach muss COMINOT Mitgesellschafter gehabt haben. Der Antrag von

Martin COMINOT und Konsorten aus dem Jahr 1702 zielt darauf ab, dass die in der Trierer Hütte hergestellten Glaswaren, unter Ausschluss aller anderen Fabrikate, nur

durch die Gesellschafter im Erzstift zu vertreiben seien. Der Rat der Stadt Trier solle die Hütte besichtigen. 1704 folgte erneut ein Antrag der Eigentümer durch den Ratsherrn

Cominot und Consorten. Cominot war vermutlich der Haupteigentümer der St. Medarder Glashütte. Mehrfach war er Taufpate bei den Kindern seiner Glasarbeiter.7

1  Stadtarchiv Trier, Kirchenbuch von St. Medard, Familienbuch Dechant Wurringen

2  Stadtarchiv Trier, Ratsprotokolle

3  „Die Glashütte von St. Medard“ in: Trierische Landeszeitung vom 06.01.1959

4  Siehe Anmerkung drei

5  Werner Laies „Die Glashütte bei Holsthum“ in: Kurtrierisches Jahrbuch 1974

6  Siehe Anmerkung 3

7  Patenschaften im Anhang


Laut einem Ratsprotokoll von 1709 wird über eine Beschwerde „dahiesiger Glaßner“ verhandelt, weil „Fremde und Hiesige allerhand Trinkgläser in den Strassen feil bieten“. Die Beschwerde wird abgewiesen „da der Handel nicht eingeschränkt sei“. „Es handele sich

um freyes Commercium“.8


In einer Steuerliste (Schatzungsliste = Kurfürstliche Steuer)

vom 26.05.1702 wird die Glashütte zu St. Medard aufgeführt und die dortigen Bewohner

genannt:



Die Genannten brauchten keine Landessteuer zu bezahlen9.

Im Kirchenbuch der Pfarrei

St. Medard finden sich folgende Angaben, zu Namen, die zu der Glashütte gehören:




Taufe am 01.06.1701:

Maria, Tochter des Glasmachers von der Glashütte (domo vitriario). Der

Familienname fehlt [Eltern sind Laurentius FROESCH und Sybilla NN].

Paten sind: Ratsherr (Wollenweberamtsmeister) Martin CAMINOT,

Mitbesitzer der Glashütte und Maria la NEMES, die Ehefrau des Meisters

auf der Glashütte. (Ihr Ehemann ist 1702 als Mons(ieur) Karl NESME

erwähnt.


Translation:

Baptism on 01.06.1701 

Maria, daughter of the glassmaker of the glassworks (domo vitriario). The

surname is missing [parents are Laurentius FROESCH and Sybilla NN].

Godparents are: Councillor (Wollenweberamtsmeister) Martin CAMINOT,

co-owner of the glassworks and Maria la NEMES, the wife of the master

at the glassworks. (Her husband is mentioned in 1702 as Mons(ieur) Karl NESME.



Baptism on 01.06.1701 

Maria, daughter of the glassmaker of the glassworks (domo vitriario). The

surname is missing [parents are Laurentius FROESCH and Sybilla NN].

Godparents are: Councillor (Wollenweberamtsmeister) Martin CAMINOT,

co-owner of the glassworks and Maria la NEMES, the wife of the master

at the glassworks. (Her husband is mentioned in 1702 as Mons(ieur) Karl NESME

mentioned.

Taufe 16.09.1706: Taufe eines Kindes des Ehepaares Thiery (genannt THYRYEN) Paten: der vorgenannte Martin COMINOT und Catharina du MENY


Taufe 04.08.1707: Anna Elisabeth, Tochter des Glasmachers Jacob MARINGER und Catharina NN; Paten: Karl de MENY, Glasmacher und Elisabeth LONQUICH, beide aus St. Medard


Taufe 13.08.1708L Melchior, S.v. Franz FERRARE; Paten: (Anna) Catharina de MENY und MUNZINGER, alias MASSART Melchior


Taufe 16.02.1713: Anna Catharina, Tochter des Glasmachers Jacob MARINGER und Catharina NN; Paten: Johann CATEVILLE und Anna Catharina, Ehefrau des Herrn (Karl) de MENY, alle aus der Glashütte


Translation:

Baptism 16.09.1706: Baptism of a child of the married couple Thiery (called THYRYEN) Godparents: the aforementioned Martin COMINOT and Catharina du MENY


Baptism 04.08.1707: Anna Elisabeth, daughter of the glassmaker Jacob MARINGER and Catharina NN; godparents: Karl de MENY, glassmaker and Elisabeth LONQUICH, both from St. Medard


Baptism 13.08.1708L Melchior, S.v. Franz FERRARE; godparents: (Anna) Catharina de MENY and MUNZINGER, alias MASSART Melchior


Christening 16.02.1713: Anna Catharina, daughter of the glassmaker Jacob MARINGER and Catharina NN; godparents: Johann CATEVILLE and Anna Catharina, wife

of Mr (Karl) de MENY, all from the glassworks.


Nach diesem letzten Eintrag in das St. Medarder Kirchenbuch, der mit der Glashütte in Verbindung zu bringen ist, scheint die Produktion der Glasfabrik eingestellt worden zu sein. Auch in den schon erwähnten Archivalien taucht die Glashütte nicht mehr auf. Für die ziemlich kurze Existenz der Glashütte in St. Medard sind wohl mehrere Gründe zu vermuten. Einmal wird es an den notwendigen Fachkräften gefehlt haben, aber auch das Heranschaffen des notwendigen Fabrikationsmaterials hatte Schwierigkeiten und Verteuerungen verursacht. Die Hütte, die viel Heizholz verbrauchte, lag nicht nahe bei Waldungen. Das Holz musste nach St. Medard geflößt werden. Andererseits hatte der Kurfürst dem Merziger Holzhändler Gusenburger aufgrund des Stapelrechts am 6. Mai 1705 untersagt, Klafterholz, das die Saar heruntergeflößt wurde, an die Glashütte zu verkaufen.10 Eine obrigkeitliche Unterstützung genoss die Glashütte demnach nicht. 

8 Siehe Anmerkung 2 und 3 

9 Stadtarchiv Trier, Signatur L 10, Steuerlisten 1702, Amt Pfalzel, Gemeinde St. Matthias – St. Medard. G 2 

10 Siehe Anmerkung 3 

Translation:

After this last entry in the St. Medard church book, which is to be connected with the glassworks, the production of the glass factory seems to have ceased. The glassworks also no longer appears in the archival records already mentioned.

There are probably several reasons for the rather short existence of the glassworks in St. Medard. On the one hand, there was a lack of the necessary skilled workers, but also  the procurement of the necessary production material caused difficulties and increased costs. The hut, which used a lot of firewood, was not close to the forest.  The wood had to be floated to St. Medard. On the other hand, the elector had granted the Merzig timber merchant Gusenburger on the basis of the stacking right on 6 May 1705, from selling timber that had been floated down the Saar River to the glassworks.10 The glassworks therefore did not enjoy any support from the authorities.

8  See note 2 and 3

9  Trier Municipal Archives, shelfmark L 10, tax lists 1702, Amt Pfalzel, parish of St. Matthias - St. Medard. G 2

10 See note 3


Ergänzungen durch Karl G. Oehms: 

Ob die Glashütte mit den Verwandten der Ehefrau des Martin CAMINOT in Verbindung zu bringen ist, bleibt offen. Caminot war verheiratet mit der Witwe des Krämers Johann Pütz. Diese Eheleute lassen von 1668 bis 1682 sieben Kinder in St. Gangolf taufen. Die Ehefrau Johanna Werner (geb. 04.03.1649 in St. Gangolf) war eine Tochter von Dominik Werner (auch Varain oder Waring), ein Kaufmann, der aus Apuril in Lothringen stammt und als Sohn des Humbert WARIN und der Nicole GILLOT nachzuweisen ist. Beeindruckend ist die Menge der Patenschaften, bei denen die Patenschaften der Johanna Werner vor ihrer zweiten Eheschließung nicht berücksichtigt sind. 

Translation:

Additions by Karl G. Oehms:

Whether the glassworks can be connected with the relatives of the wife of Martin CAMINOT remains open.

Caminot was married to the widow of the grocer Johann Pütz.

This couple had seven children baptised in St. Gangolf from 1668 to 1682. The wife Johanna Werner (born 04.03.1649 in St. Gangolf) was a daughter of Dominik Werner (also Varain or Waring), a merchant who came from Apuril in Lorraine and was the son of Humbert WARIN and Nicole GILLOT.

Impressive is the amount of sponsorships.  Sponsorships of Johanna Werner before her second marriage are not included.


CAMINOT Martin [1], Zunftmeister der Leinenweber/Wollenweber, Einnehmer

* Como oder Menasia

∞ 06.02.1684 St. Gangolf

WERNER Johanna [2], Trier, T.v.WARING, WERNER Dominik, Kaufmann, und FUCHS, FUX Maria, Trier

* Trier ~ 04.03.1649 St. Gangolf

 1. Anna Catharina [3] ~ 10.05.1685 St. Gangolf

P.: Caspar Zeth, vertreten von/durch Anton Prüssel und Anna Catharina Umbscheiden

∞ 06.01.1709 St. Gangolf BIANCO Anton Laurentius, Kaufmann aus Köln

(Wurringen vermerkt die Trauung irrtümlich für den 1.1.1700; Dispens super bannis)

 2. Christina Maria [4] ~ 26.03.1689 St. Gangolf

P.: Ambrosius Carove und Christina Maria Cetto


CAMINOT Martin [1], guild master of the linen weavers/wool weavers, collector.

* Como or Menasia

∞ 06.02.1684 St. Gangolf

WERNER Johanna [2], Trier, T.v.WARING, WERNER Dominik, merchant, and FUCHS, FUX Maria, Trier

* Trier ~ 04.03.1649 St. Gangolf

 1. Anna Catharina [3] ~ 10.05.1685 St. Gangolf

P.: Caspar Zeth, represented by/through Anton Prüssel and Anna Catharina Umbscheiden

∞ 06.01.1709 St. Gangolf BIANCO Anton Laurentius, merchant from Cologne

(Wurringen records the marriage erroneously for 1.1.1700; Dispens super bannis)

 2. Christina Maria [4] ~ 26.03.1689 St. Gangolf

P.: Ambrosius Carove and Christina Maria Cetto


Abkürzungen: St. Gangolf = GAN; St. Laurentius = LAU, St Medard = MED; St. Paulus = PAU; St. Gervasius = GEV; St. Walburga = WAL 


Die Forschungsergebnisse werden gestärkt durch den Geburtsbrief der Stadt Trier11 für Herrn Martin Comminot, Bürger und Handelsmann zu Trier, den nach Tod des Herrn Heinrich Daußenberg12, Wollenwebermeister, die Wollenweber zum Amtsmeister gewählt haben: 


The research results are strengthened by the birth certificate of the city of Trier11 for

Martin Comminot, burgher and merchant of Trier, who, after the death of Heinrich Daußenberg12, master wool weaver, was elected by the wool weavers to be their bailiff.


I. für Martin Comminot 

1 Martin Comminot 

2 † Johann Maria Cominot 

3 † Elisabeth Guaita 13 

4 † Stephan Cominot 

5 † Catharina Tonur (?) 

6 † Martin Guaita 7 † Catharina Guaita Urkunden: Como 18.09.1684; Menasia 17.05.1685 II. für dessen Gattin 1 Johannetta Werner 2 † Dominicus Werner, Bürger und Krämer zu Trier 3 † Maria Fuchsin 4 † Humbert Warin und 5 † Nicolle Gillot, Eheleute zu Apuril in Lothringen 6 † Nicolaus Fuchs, Bürger und des Geistlichen Gerichs Ladschüler zu Trier 7 † Margareta Hoffmann’in Zeugen: Nicolaus Rodt, im 87. Jahr; Matthias Leiwen, 80 Jahre alt, beide Bürger zu Trier. Urkunde: Apuril 10.11.1689; Trier, 21.05.1696 

1 Stadtarchiv Trier, Kirchenbuch von St. Medard, Familienbuch Dechant Wurringen

2  Trier City Archives, Council Minutes

3  "The glassworks of St. Medard" in: Trierische Landeszeitung of 06.01.1959

4  See note three

5  Werner Laies "The glassworks at Holsthum" in: Kurtrierisches Jahrbuch 1974

6  See note 3

7  Sponsorships in the appendix


11 Siehe MILZ II Nr. 50

12 Heinrich Dautzenberg, verheiratet vor 1671 mit Eva Jamar; Kinder in St. Laurentius 1670 – 24.12.1684;

Ratsherr, 1680 Consul, Wollenweberamtsmeister

13 Vergleiche Eduard Lichter „Welsche Einwanderer“:

Guaita, sp. geadelt, gehören mütterlicherseits auch in die Fam. von Nell u. von Brentano.

Guaita Innocentius, *1602 Val Menaggio am Comersee.

Guaita Bernardin aus Como, 1666 Bürger u. Händler in Koblenz, 1690 Mitratsverwandter, S. 120 f.

Guaita Anton Maria, Fürstlich-Löwensteinisch-Wertheimer Rat, S. 122.

Guaita Matthias, 1683 Händler in Frankfurt a. M., S. 120.

Guaita Cornelius Maria Paul von, Maire in Aachen, S. 121.


Translation:

11 See MILZ II No. 50

12 Heinrich Dautzenberg, married before 1671 to Eva Jamar; children in St. Laurentius 1670 - 24.12.1684;

councillor, 1680 consul, master of wool weavers' office

13 Compare Eduard Lichter "Welsche Einwanderer":

Guaita, sp. ennobled, also belong on the mother's side to the von Nell & von Brentano family.

Guaita Innocentius, *1602 Val Menaggio on Lake Como.

Guaita Bernardin from Como, 1666 citizen and merchant in Koblenz, 1690 fellow councillor, p. 120 f.

Guaita Anton Maria, Fürstlich-Löwensteinisch-Wertheimer Rat, p. 122.

Guaita Matthias, 1683 merchant in Frankfurt a. M., p. 120.

Guaita Cornelius Maria Paul von, Maire in Aachen, p. 121.