September 2017
Ig-Nobelpreis für Zürcher Forscher
Didgeridoo-Spielen hilft gegen krankhaftes Schnarchen. Für diese Erkenntnis aus dem Jahr 2005 erhält Milo Puhan von der Uni Zürich mit Kollegen einen der diesjährigen Ig-Nobelpreise. Diese küren Forschung, die zuerst zum Lachen, dann zum Nachdenken anregt. Der Name dieser «Satire-Nobelpreise» ist ein Wortspiel mit dem englischen Begriff «ignoble», also «unwürdig».
Starkes Schnarchen und Schnarchen mit Atemaussetzern (Obstruktive Schlafapnoe) ist oft sowohl für den Betroffenen als auch für den Partner sehr belastend. Atemmasken können helfen, werden aber oft nicht gern getragen. Jetzt schlagen Schweizer Forscher eine alternative Behandlungsmethode mit Spaßfaktor vor: Didgeridoo-Spielen.
Einige Wochen vor den «echten» Nobelpreisen werden an der Harvard University in den USA die Ig-Nobelpreise verliehen - für kuriose Forschung, die trotzdem ernsthafte Erkenntnisse bringt.
Einer der Preise ging an Milo Puhan von der Universität Zürich und Kollegen.
In einer Studie aus dem Jahr 2005 konnten Forschende unter der Leitung von Puhan und Otto Brändli von der Zürcher Höhenklinik Wald nachweisen, dass regelmäßiges Didgeridoo-Spielen gegen krankhaftes Schnarchen hilft. Die Idee und den Antrieb für die Studie lieferte Didgeridoo-Lehrer Alex Suarez, der sein eigenes Schnarchen und Schlafapnoe-Syndrom durch regelmäßiges Spielen des Instruments mildern konnte.
Nachdem Alex Suarez noch weitere Patienten mit positiven Erfahrung fand, und dadurch zur Durchführung einer Studie ermunterte, wurde aus Neugier und mit einigem Mut diese Studie gemacht. Die Neugier und das Risiko wurde letztlich durch den Erfolg honoriert.
Für die Studie, die 2005 im Fachblatt BMJ (Medical Journal) erschien, wurden 25 Patienten mit leichtem Schlafapnoe-Syndrom und störendem Schnarchen zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe spielte vier Monate lang regelmäßig Didgeridoo, die Kontrollgruppe nicht. Nach den vier Monaten fühlten sich die Didgeridoo-Spieler tagsüber weniger müde als die Kontrollgruppe, und auch die nächtlichen Atemstillstände hatten sich bei ihnen reduziert. Der Erfolg resultiert aus dem Training der Atemswegs-Muskeln der oberen Atemwege die den lebenswichtigen Luftkanal offen halten, der bei Schlafapnoe-Patienten schwächer ausgebildet ist.
In einer Folgestudie konnte Puhan und Kollegen feststellen, das der positive Effekt mit dem Muskeltraining im direkten Zusammenhang steht.
Je intensiver die Didgeridoo-Spieler übten, desto besser wurde ihre Atmung im Schlaf. Durch Aufnahmen mit sogenannten 3D-Magnetresonanztomografien konnte nachgewiesen werden, dass die Fettpolster in der oberen Schlundwand kleiner wurden.
Eine der Herausforderungen bei der Behandlung der Schlafstörung ist die oft schlechte Compliance, also die Bereitschaft, eine Therapie durchzuhalten. Deshalb ist es wichtig, neue Behandlungsformen zu finden, die nicht nur effektiv sind, sondern auch so, dass Betroffene motiviert dabei blieben. Didgeridoo zu spielen, scheine diese Motivation zu erfüllen. Das regelmäßige Spielen mit dem Didgeridoo stellt somit eine alternative Maßnahme gegen Schnarchen und Schlafapnoe dar, die zudem auch noch Spaß macht.
So waren die Studienteilnehmer im Rahmen der Studie hochmotiviert und übten durchschnittlich fast sechs Tage die Woche – was weitaus mehr war, als für die Studie erforderlich war, so die Wissenschaftler.
Die diesjährige Verleihung der Ig-Nobelpreise fand zum 27. Mal statt.