共同的责任:了解少数族裔的语言与历史
Deven Kamlani '25
学习少数族裔的语言与历史是我们每个人的责任。少数族裔在保护他们的文化方面
经历了千辛万苦。在全球化背景下,许多少数族裔被迫融入主导文化,必须学会使用像普通
话与英语这样的共同语言。譬如,香港新一代的年轻人为了增加他们的经济机会而逐渐减
少使用广东话。如果这种情况继续下去,香港可能会逐渐失去有特色的文化与历史。另一
个例子是印度的少数族裔语言。自从印度政府开始提倡印地语成为一种通用语言后,好几
百万少数族裔为了提高社会地位,选择放弃了他们的母语。除非人人都开始重视少数族裔
的文化、历史与语言,这个问题会越来越严重。
学习少数族裔的语言与历史也有益于个人发展。在一个“大熔炉”的世界里,学习少
数族裔的文化不但可以增加信心与创造力,还更容易地结交朋友,吸引来自不同文化背景
的人。这个过程固然充满挑战,但也是值得的。另外,了解少数族裔的历史,尤其是他们经
常遇到不平等条约的经历,可以有助于世界走上更平等的未来道路。因此,把时间投入在学
习少数族裔的历史上可以起到非常重要的作用。
总之,通过学习少数族裔的语言与历史,我们可以共同努力,实现一个平等与理解的
世界。
Les fils de nos vies
Faith Li '27
Un matin ordinaire, ça arrive. On se lève pour se préparer pour la journée. Comme on fait toujours. Pourtant, les manches du pull deviennent trop serrées. On trouve un trou dans le tricot. L’ entrejambe d'un jean devient trop serré. On ne peut plus redresser nos orteils dans nos baskets préférées. On est devenu trop grand pour ses vêtements. Il y a peut-être un sentiment d'agacement initial. Ou de surprise. Nervosité. Ou peut-être une combinaison d'émotions négatives. Mais cette appréhension se transforme rapidement en anticipation; c'est une occasion pour acheter de nouveaux vêtements. D'améliorer notre style, de s'épanouir et d'étaler nos ailes.
On a hâte d'aller acheter de nouveaux vêtements. Un monde de possibilités nous attend. Il y a des millions de magasins à visiter. Et dans chaque magasin, des millions de vêtements, de tous les matériaux variés ; le cuir, la fourrure, le nylon, la laine. Les possibilités sont véritablement infinies. En fait, les possibilités sont immenses. C'est dans ces moments-là qu'on subit les transformations clés dans nos vies. Peut-être qu'on a maintenant une excuse pour acheter le chapeau qu'on veut depuis un moment. Ces moments la mènent à la découverte et au changement. On change notre style quand on grandit, car on développe notre style et nos intérêts. Alors, comme un serpent, on mue. On perd notre peau, nos vieux vêtements, et on en met de nouveaux.
En même temps, c'est un changement triste. On dit au revoir aux couleurs de notre jeunesse : les roses pastel, les couleurs de l’herbe, du ciel, et du soleil. Ces couleurs saisissantes sont remplacées par le professionnalisme des noirs, des bleus, et des gris sombres. Les fils de nos vêtements marquent le fil de notre vie. Les vêtements représentent des souvenirs et des sentiments. Les coutures sur nos pantalons sont un symbole de l'amour maternel. Un nuage de peinture blanc reste sur le ciel bleu de notre jupe. Ça date de quand on a aidé notre amie à peindre sa chambre. Nos vêtements racontent l'histoire de nos vies. Certaines de ces personnes dans nos vies sont devenues des étrangères. D'autres deviendront bientôt des étrangers. Notre évolution constante nous rappelle que le temps ne fait qu'avancer. On ne peut pas revenir en arrière. Petit à petit, on s'éloigne de notre jeunesse.
Wie Frauenkrimis die Entwicklung des Feminismus in Deutschland repräsentieren
Gidget Rosen '24
1 Geschichte der Untergattung des Frauenkrimis:
Toril Moi, eine amerikanische Professorin, die Englisch und Philosophie an der Duke Universität unterrichtet, sagt: „Literature is the archive of a culture“ (Moi, 261). Moi drückt hier aus, dass Literatur immer die Wirklichkeit widerspiegelt, und selbst wenn dies nicht der Fall zu sein scheint, ist die Struktur von Romanen immer tief mit den Erzählungen der Zeit verwoben, in der sie geschrieben wurden. Man kann dieser Idee einfach weiter folgen durch die Zeitperioden.
Die Entwicklung des Frauenromans bzw. Frauenkrimis ist in Deutschland relativ schnell vor sich gegangen, aber im Verhältnis zu der angelsächsischen Literatur langsamer (Partsch, 155). Dieser Unterschied in der Entwicklungsgeschwindigkeit könnte auf die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs zurückgeführt werden; die allgemeine Einstellung in Deutschland war sich des nationalen Bildes, das sie unmittelbar schaffen würden, sehr bewusst. Die Autorinnen während dieser Zeit hatten Angst, oder flüchteten sich in „Innerlichkeit,“ aber manche Leute wie Ingeborg Bachmann, eine Italienische und Österreichische Autorin, sagen, dass dieses Gefühl von Innerlichkeit hat fast nichts mit den Nazis zu tun hat, sondern mit dem Leben während des Regimes der faschistischen Behörden. (Endres 17-8) Die wichtigsten Punkte sind, dass die Literatur während dieses Zeitpunkts immer viel mit den aktuellen Entwicklungen in Deutschland zu tun hat und, dass sie einander sehr beeinflusst haben.
2 Die Krimis als aktuelle Nachrichten?
In den späten 1980er Jahren wurden westdeutsche Kriminalromane mit weiblichen Protagonistinnen immer beliebter, da zwei bahnbrechende Krimisammlungen entstanden, die
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ausschließlich weiblichen Autoren gewidmet waren (Partsch, 156). Dieser Trend fiel mit einer Wiederbelebung des Interesses am Feminismus und Gender Studien in der deutschen Kultur zusammen, insbesondere zu einer Zeit, als das Studium der Literatur im Allgemeinen und der Frauenliteratur im Besonderen zurückging.
Die zeitgenössische Frauenliteratur, einschließlich der Kriminalromane, setzt sich mit den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen der Gegenwart auseinander, die viele und vor allem Frauen betreffen (Baer und Merley Hill, 1). Dieses Schreiben kann dazu beitragen, Geschlechternormen und -erwartungen zu widerlegen und zu einem differenzierteren Verständnis der Rolle des geschlechtlichen Subjekts in der heutigen Gesellschaft führen. Darüber hinaus kann das Schreiben von Frauen einen Raum bieten, in dem die Paradoxien der Versprechen des Neoliberalismus sichtbar werden, in dem wir uns Veränderungen vorstellen können und, der uns hilft zu verstehen, wie der soziale Status, einschließlich Geschlecht, Sexualität, Rasse, ethnische Zugehörigkeit und Staatsbürgerschaft, das Leben des Einzelnen immer noch beeinflusst (Baer und Merley Hill, 8).
Kriminalromane können auch das aktuelle politische und soziale Umfeld oder die aktuellen Nachrichten oder die Realität widerspiegeln. So wird die Darstellung „muslimischer“ Frauen in Kriminalromanen häufig durch ihre Rolle als Ehefrauen, Mütter, Töchter und Schwägerinnen, sowie durch die damit einhergehende Haus- und Reproduktionsarbeit bestimmt (Selfe, 231). Diese Frauen werden häufig in „realistischen“, alltäglichen Situationen, das heißt in problematischen oder belastenden Diskursen, dargestellt (Selfe, 231). Häufig wird eine sozioökonomische Hierarchie zwischen muslimischen Frauen und ihren „Kollaborateurinnen aus
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dem globalen 'Westen'“ hergestellt. Das zeigt sich in dem Kriminalromanen, die in unserem Kurs gelesen wurden und auf die ich nun eingehen werde.
3 Bücher als Beispiele
Als Nächstes werde ich auf drei der vielen Kriminalromane, die wir in diesem Kurs untersucht haben, eingehen, die mit dieser Idee des Wiederspiegelns in den aktuellen Nachrichten zusammenhängen, vor allem, wenn es um modernen Feminismus geht.
Ich habe mich entschieden, Tote essen keinen Döner (2012), Die zweite Welt (2019), und Mexikoring (2018) besonders zu besprechen, weil sie die Idee des Feminismus auf drei verschiedene Arten zeigen, und zwar auf eine Weise, die mit Traditionen bricht. Das zeigt nicht nur, dass Feminismus eine weit verbreitete Bewegung ist, die viele Formen annehmen kann, sondern auch, dass die Rolle der Frau in der Gesellschaft durch eine feministische Brille von einer anderen Perspektive dargestellt werden kann.
3.1 Tote essen keinen Döner von Osman Engin
Zum einen handelt es sich um das Buch Tote essen keinen Döner von Osman Engin, eine
Kriminalroman in Form einer politischen Satire. Es geht um eine große türkische Familie in Deutschland, die die allgemeine Einstellung der Deutschen gegenüber ehemaligen Gastarbeitern aufzeigt. In diesem Buch wird die Rolle der Frau in der Familie nicht unbedingt aus einem feministischen Blickwinkel betrachtet, dennoch wird die Mutter als wichtige Figur im Haushalt dargestellt, nicht nur um alles in Ordnung zu halten, sondern auch im rechtlichen Sinne. Sie wird als sehr mächtig dargestellt, obwohl die relativ traditionelle Familienstruktur in dem Haus eine
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Frau normalerweise als weniger wichtig oder mit weniger Verantwortung nach außen hin ansehen müsste. Ein Beispiel dafür ist, dass, wenn die Familie einen Hund adoptieren will, die Mutter die Dokumente unterschreiben muss, damit sie den Hund offiziell bekommen können (Engin, 166). Die Tochter hat auch ein Diplom für Hundehalter erhalten. Später stellt der Familienvater Don seiner Frau während der Ermittlungen ständig Fragen. Während der eigentliche Dialog aufgrund des satirischen Charakters des Textes sich nicht ernsthaft oder repräsentativ für eine feministische Sichtweise der Rolle der Frau eignet, zeigt das Gesamtbild dennoch einen Sinn für Feminismus: die Anerkennung des Vaters, dass die Frau die Organisation des Haushalts kontrolliert, und damit einhergehend große Verantwortung und Vertrauen. Er erkennt sogar an, dass sie ihm hilft, vom Sofa aufzustehen (Seite 164), was zeigt, dass er sich auf sie verlässt. Dieses Vertrauen unterstreicht also die Macht, die sie im Haushalt hat, auch wenn die Familie auf den ersten Blick antifeministisch erscheint. Betrachtet man darüber hinaus die polarisierte und abweisende Gesellschaft, in der sie leben, als Teil der Satire, so ist es tiefgründig, dass der Mann sogar über die Abhängigkeit von seiner Frau spricht.
Obwohl dieser Roman den Feminismus nicht auf die typische Art und Weise darstellt, wie man ihn sich vorstellt, ist es ebenso wichtig zu analysieren, wie der Feminismus in verschiedenen Kontexten unterschiedlich dargestellt wird. Es ist auch wichtig zu erkennen, dass sich der Roman hauptsächlich auf die Wahrnehmung derjenigen konzentriert, die nicht ethnisch deutsch sind und in Deutschland leben, und wie sich die Kluft zwischen den unterschiedlichen Gruppen in der deutschen Gesellschaft manifestiert. Durch den Fokus auf diese Ungleichheiten kann man die Andeutungen des Feminismus deutlicher durchschimmern sehen.
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3.2 Die zweite Welt von Christine Lehmann
Das zweite Buch, über das ich schreiben werde, heißt Die Zweite Welt von Christine Lehmann. Dieses Buch unterscheidet sich von dem vorhergehenden, da es den Feminismus des einundzwanzigsten Jahrhunderts zum zentralen Thema hat und ist, was die Autorin sich wünscht, dem Leser am meisten in Erinnerung bleibt. Auf der Innenseite des Umschlags, vor der Titelseite, befindet sich ein Vorwort, das die wichtigsten Punkte zusammenfasst, die die Autorin in Bezug auf die Beachtung des Feminismus im Roman hervorheben möchte. Die Handlung dreht sich also um Feminismus, die Rolle der Frau und die Darstellung der Frau in einer fiktiven modernen Dystopie.
Da der Feminismus ein zentrales Thema in diesem Roman ist, werden die Gefühle der Gesellschaft gegenüber dem Feminismus durch Radiosendungen zu Beginn des Romans deutlich gemacht, wie z. B. durch den folgenden Auszug aus einer Sendung auf:
'Sexualität' bedeutet für den Feminismus, was Arbeit für den Marxismus ist: nämlich das, was am meisten Anteil an der eigenen Identität hat und einem doch am häufigsten genommen wird. Die Form, wie sich Sexualität äußert, strukturiert die Gesellschaft in zwei Geschlechter: Frauen und Männer. Eine Teilung, die der Gesamtheit gesellschaftlicher Beziehungen zugrunde liegt. Wie die organisierte Ausbeutung der Arbeit einiger zum Wohl anderer die Arbeiterklasse definiert, so definiert die organisierte Ausbeutung der Sexualität der einen zum Nutzen der anderen das Geschlecht der Frau. (Lehmann, 15)
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Diese Sendung ist besonders wichtig, um dem Leser zu helfen, die politische Umwelt bzw. den Feminismus vor dem Hintergrund des Romans zu verstehen, denn sie vergleicht ihn mit dem Marxismus und zeigt so, was die Menschen über den Marxismus denken. Die Passage reduziert diese beiden großen, komplexen Denkweisen auf einzelne Worte. Die starke Vereinfachung deutet auf eine negative Einstellung gegenüber. Die solcher Vergleich im Zusammenhang mit Feminismus und Sexualität sowie die Anerkennung einer Geschlechterbinarität, die in dieser Radiosendung anscheinend als schwarz und weiß und nicht als fließend betrachtet wird, zeigt das altmodische, nicht ausgrenzende Denken, das nach wie vor im Vordergrund steht.
Die Erforschung des allgemeinen politischen Kontexts des Romans ist, wie wir an den beiden sehr unterschiedlichen Beispielen in den beiden Kriminalromanen gesehen haben, von entscheidender Bedeutung für das Verständnis sowohl der verschiedenen Erscheinungsformen des Feminismus, als auch für die Art und Weise, wie Kriminalromane das politische Denken der realen Welt widerspiegeln können.
In der heutigen Realität sehen Männer Frauen oft als Bedrohung ihrer Machtpositionen an, sei es am Arbeitsplatz, zu Hause oder im täglichen Leben. In Die zweite Welt empfinden Männer dies eindeutig auch so. In dieser Gesellschaft haben die Frauen deutlich an Macht gewonnen.
Das zentrale Verbrechen des Romans handelt von jemanden, der alle Frauen angreifen will. Daraus lassen sich zwei wichtige Schlüsse über die Haltung der Gesellschaft gegenüber
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Frauen ziehen. Erstens zeigt dies erneut, dass Frauen in der Gesellschaft eine zentrale Rolle spielen und die Bedrohung, die Männer durch Frauen empfinden, so stark ist, dass sie bereit sind, einen Angriff auf sie zu planen. Zweitens zeigen die Angriffe, dass die Frauen in gewisser Weise so respektiert werden, dass sie in der Gesellschaft ein solches Maß an Macht und Ansehen haben, dass sie für die Männer so bedrohlich sind, dass sie sie zu Fall bringen wollen. Irgendwie wurden ihnen die Möglichkeiten gegeben, sie in diese Positionen zu bringen.
Doch diese Angriffe empowern die Frauen auch. Lisa Nerz sagt an einer Stelle, dass „wenn die maskulinisieren konnten, dann [kann man] doch auch feminisieren” (Lehmann, 175). Beispiele dafür finden sich in Gesprächen zwischen Männern und Frauen im gesamten Roman. Wenn Lisa Nerz mit Volker Levin spricht, spricht sie in einer selbstbewussten, aggressiven Art und Weise, um ihre Dominanz im Gespräch zu behaupten und sicherzustellen, sodass sie auf einer relativ gleichberechtigten Ebene sprechen, oder damit Volker Levin Angst vor ihr bekommt. Das Gespräch beginnt damit, dass sie sich mit den Worten vorstellt: „Lisa Nerz, Feindin aller Männer, die Frauen hassen.“ (Lehmann, 104)
Die Darstellung in diesem Frauenkrimi heißt also dazu, Frauen als stärker als Männer zu charakterisieren, die nicht nur in der Lage sind, Angriffe auf sie zu überleben, die nur durch ihre weibliche Identität provoziert werden, sondern auch Gespräche mit Männern zu dominieren.
3.3 Mexikoring von Simone Buchholz
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Mexikoring ist auch ein Frauenkrimi, der über eine andere Richtung von Feminismus spricht. In diesem Roman ist die Hauptfigur eine Frau und die prominenteste Nebenfigur ist auch eine Frau. Diese weiblichen Hauptfiguren, Chastity Riley und Aliza Anteli, werden beide in diesem Roman nicht wie typische Frauen dargestellt.
In den meisten Formen der Literatur, die mit Frauen zu tun haben, wird eine weibliche Figur oft mit der familiären Struktur assoziiert, insbesondere wenn dies im wirklichen Leben die Norm für Frauen war. Vor allem vor dem 21. Jahrhundert, als die Frauenromane immer beliebter wurden, waren diese Spiegelungen des wirklichen Lebens ein wichtiger Bestandteil des Genres der Frauenkrimis.
Chastity Riley ist ein Gegenbeispiel für diese gesellschaftlichen Normen. Chastity Riley hat keine eigene Familie oder Blutsverwandte, während die meisten Frauen in anderen Romanen als Teil einer Familie charakterisiert werden oder sich um eine Familie kümmern. Dass Chastity Riley auf diese Weise dargestellt wird, spiegelt die historische Zeit wider, in der dieser Roman geschrieben wurde, in der Frauen in Deutschland eher selten traditionell weibliche Rollen in der Gesellschaft einnehmen, wie z. B. ein selbstbestimmtes Leben, in dem ihr Leben nicht mehr von ihrer Familie, und insbesondere von männlichen Familienmitgliedern, bestimmt wird.
Ein anderes Beispiel für eine weibliche Figur in Mexikoring ist Aliza Anteli. Während ihre Familie eine große Rolle in ihrem Leben und dem Roman spielt, ermordet sie ihren Bruder. Aliza ist ein Beispiel für eine Frau, die sich nicht auf ihre Familie verlässt, oder darauf, dass sie – und das gilt auch für die Frauen insgesamt – unabhängig von ihrer Familie leben kann. Sie
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erwähnt sogar, da sie, “Mein Bruder bedroht mich, seit ich auf der Welt bin” (Buchholz, 229) sagt. Das Satzt zeigt, dass sie nie das Gefühl hatte, sich auf die Menschen in ihrer engeren Familie verlassen zu können. Da sie dies laut ausspricht, wird ihre Unabhängigkeit und ihr mangelndes Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Familie deutlich. In der darauf folgenden Textpassage unterstreicht sie ihre Unabhängigkeit, indem sie erklärt, dass sie nicht nur beschlossen hat, sich von ihrem Bruder zu trennen, obwohl er ihr Blutsverwandter ist, sondern dass sie auch stark genug ist, eigene Freunde zu finden, die für sie wie eine Wahlfamilie sein könnten. Dass sich Aliza gegen ihre biologische Familie, aber gleichzeitig für die neue gewählte Familie entscheidet zeigt in gewisser Weise ein Maß an Unabhängigkeit, das Frauen in der ferneren Vergangenheit nicht hatten; und dass die Autorin Simone Buchholz Aliza auf diese Weise porträtiert, spiegelt wider, wie diese neue Unabhängigkeit für Frauen üblich geworden ist.
4 Schlussfolgerungen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Kriminalromane, insbesondere Frauenkrimis, auf verschiedene Weisen mit den Themen von Feminismus überschneiden können. Im Feminismus geht es um die gesellschaftliche Veränderung der Geschlechterverhältnisse, und Kriminalromane zeigen oft die ungleichen Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen auf. Schriftstellerinnen und ihre Werke geben auch einer Pluralität von Erfahrungen eine Stimme, die gehört werden wollen, insbesondere im Krimi-Genre, das in der Vergangenheit vor allem von Männern dominiert wurde.
Anschließend lässt sich sagen, dass die Beziehung zwischen Feminismus und Kriminalromanen komplex und vielschichtig ist. Frauenkrimis spiegeln das aktuelle politische
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und soziale Umfeld wider und überschneiden sich auf verschiedene Weise mit dem Feminismus, u. a. indem sie die Machtdynamik zwischen Männern und Frauen aufzeigen und einer Pluralität von Erfahrungen eine Stimme geben. Die (literaturwissenschaftliche) Auseinandersetzung mit dem Schreiben von Frauen, einschließlich von Kriminalromanen, ist in der heutigen Zeit, die durch neoliberalen Kapitalismus und die Proklamation des Postfeminismus geprägt ist, besonders wichtig. Diese weiblichen Texte setzen sich auf wichtige und nuancierte Weise mit den seismischen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen der Gegenwart auseinander, die vor allem Frauen betreffen.
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Bibliographie:
Baer, Hester and Merley Hill. German Women’s Writing in the Twenty-First Century. Rock Stacks, 2015.
Buchholz, Simone. Mexikoring. Suhrkamp Verlag, 2018.
Butler, Judith. Undoing Gender. Routledge, 2004.
Endres, Kathleen. Neue Literatur der Frauen. Edited by Heinz Puknus. Suhrkamp, 2000.
Engin, Osman. Tote essen keinen Döner. Kiepenheuer & Witsch, 2012.
Lehmann, Christine. Die Zweite Welt. Beltz & Gelberg, 2019.
Moi, Toril. “I am not a Woman Writer.” Gender & History, vol. 3, no. 3, 1991, pp. 192-202.
Partsch, Susanna. “From Irony to Encounter: Elfriede Jelinek’s Theatrical Writing in the Light of Feminist Philosophy.” Monatshefte, vol. 98, no. 4, 2006, pp. 501-516. JSTOR, https://www-jstor-org.revproxy.brown.edu/stable/20479558?sid=primo&seq=1.
Selfe, Lorna. Representations of Muslim Women in German Popular Culture, 1990-2015. Palgrave Macmillan, 2017.