ET, Alf, Aliens & Co

Die Frage nach außerirdischem Leben

von Alois Reutterer

Leben auf dem Mars?

1997 wurde in der Antarktis ein Meteorit gefunden, der vermutlich einen vor Millionen Jahren vom Mars weggeschleuderten Gesteinsbrocken darstellt. Bestimmte Strukturen, die von bakterienartigen Organismen stammen könnten, belebten die Idee, es könnte auf unserem Nachbarplaneten Mars Leben existieren, wenn auch nur sehr primitives. Doch weder die in den siebziger Jahren dort gelandeten Viking-Sonden, noch die fahrbaren Marsroboter konnten irgendwelche Lebensspuren finden. Auch wenn es auf Mars – wie ehemalige Flussläufe beweisen – vor hunderten Millionen Jahren große Wassermengen gegeben haben und daher auch die Temperatur deutlich höher als heute gewesen sein muss, ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass hier auch Lebewesen existiert haben. Die äußeren Planeten und ihre Monde kommen aufgrund der großen Entfernung von der Sonne (ein „Gelber Zwerg“ unter den Sternen) und deshalb extrem niederen Temperaturen als Lebensträger noch weniger in Frage. Wenn es also in unserem Planetensystem mit höchster Wahrscheinlichkeit außer auf dem blauen Planeten Erde nirgendwo Leben gibt, so wäre doch denkbar, dass in unserer Galaxis (Milchstraße) mit ihren 200 Milliarden Sonnen (= Sterne) auch solche mit Planeten, auf denen sich Leben entwickelt hat, existieren. Auch könnten in anderen Galaxien zahlreiche Sonnen solche Planeten besitzen.

Wie wahrscheinlich ist Leben?

1961 fand im Observatorium von Green Bank eine Tagung statt, auf der diskutiert wurde, wie häufig in unserer Milchstraße belebte Planeten und vor allem solche mit intelligenten Lebewesen vorkommen könnten. Bei einer Berechnung der Wahrscheinlichkeit von ETI (extraterrestrische Intelligenz) sind eine Reihe von Faktoren zu berücksichtigen. Wir müssten wissen

  • wie viele Sterne pro Jahr in unserer Galaxis entstehen,
  • wieviel davon eine für die Evolution von Leben geeignete Umwelt aufweisen,
  • mit welcher Wahrscheinlichkeit auf einem solchen Planeten auch tatsächlich Leben entsteht,
  • mit welcher Wahrscheinlichkeit sich dieses Leben bis zu einer intelligenten Stufe entwickelt,
  • die Wahrscheinlichkeit, dass dieses intelligente Leben Wissenschaft und Technik in unserem Sinne und die Fähigkeit zur Kommunikation über interstellare Entfernungen hinweg hätten und
  • die Zeit, die eine solche Kultur tatsächlich aufwenden wird, um eine Verständigung zu suchen.

Eine weitere schwer abzuschätzende Unwägbarkeit ist die Frage wie lange eine hochtechnisierte Kultur im Schnitt überhaupt existiert. Denn möglicherweise sind zahlreiche Hochkulturen bereits wieder verschwunden, aus welchen Gründen auch immer, z.B. durch einen atomaren oder biologisch-chemischen Krieg, einen ökologischen Holocaust, durch genetische Degeneration, durch den Ausbruch eines Supervulkans oder auch eine kosmische Katastrophe, z.B. durch einen Meteoritentreffer. Solche Treffer haben ja auch auf der Erde mehrfach gigantische Katastrophen ausgelöst und die Evolution in eine neue Richtung gelenkt. Ein solches Ereignis hat vermutlich die Saurier ausgelöscht und damit die Bahn frei gemacht für die Entwicklung der Säugetiere und damit des Menschen. Ohne diese Katastrophe gäbe es uns nicht.

Warum heute die Exobiologen (die Wissenschaftler, die sich mit der Frage außerirdischen Lebens beschäftigen) bezüglich der Existenz außerirdischen Lebens eher optimistisch sind, hat eine Reihe von Gründen:

  • In den letzten Jahren wurden eine ganze Reihe von Sternen gefunden, die „dunkle Begleiter“, also Planeten besitzen. Warum sollten darunter nicht auch einige erdähnliche sein, die Leben hervorgebracht haben?
  • In interstellaren Gaswolken wurden zahlreiche Moleküle entdeckt, die auch für die Entstehung von Leben wichtig sind.
  • Bei Simulationsexperimenten, wo die Verhältnisse der Urerde vor 4 Milliarden Jahren nachgeahmt wurden, sind eine Reihe von organischen Stoffen entstanden, wie sie auch für die Entstehung von ersten einfachen Organismen notwendig sind.
  • Die Materie hat offensichtlich in sich die Tendenz zur Selbstorganisation, d.h. sie besitzt die „Fähigkeit“, sich zu immer komplizierteren Strukturen und damit auch zu belebten Systemen zu entwickeln: Elementarteilchen – Atome – Mikromoleküle – Makromoleküle – Zellen – Vielzeller.

So kann man folgern, dass Leben ein universelles Phänomen im Kosmos ist, dass es sich überall, wo nur einigermaßen die Voraussetzungen stimmen, auch tatsächlich entwickelt hat. Über die Art außerirdischen Lebens lässt sich nur spekulieren. Doch scheint zweierlei sicher: Erstens, dass es im Kosmos nur Lebensformen gibt, die (wie wir) aus Kohlenstoffverbindungen aufgebaut sind. Kohlenstoff ist für die Bildung großer Moleküle, wie sie für das Leben typisch und erforderlich sind, am besten geeignet und außerdem überall ausreichend vorhanden. Andere Elemente (z.B. Silizium) kommen als Grundelement des Lebens aus verschiedenen Gründen nicht in Frage. Zweitens ist sicher, dass trotz mancher evolutiver Zwangsläufigkeiten (z.B. die Bildung eines Kopfes mit Gehirn und wichtigen Sinnesorganen am Vorderende von beweglichen Tieren), diese fremden Lebensformen völlig verschieden von denen sind, die wir von der Erde kennen. Wenn es außerirdische intelligente Wesen gibt, so sehen sie bestimmt nicht menschenähnlich aus, wie dies von Ufoforschern („Ufologen“) angenommen und in Science fiction-Filmen häufig dargestellt wird. Trotz der Indizien für eine weite Verbreitung von Leben im Universum sind wir beim Abschätzen der Wahrscheinlichkeiten seiner Existenz doch weitgehend auf Spekulationen angewiesen. Primitives Leben mag es möglicherweise recht häufig geben, aber davon werden wir nie etwas erfahren, weil die Distanzen im Weltall so gigantisch sind, dass es für alle Zeiten (auch bei noch so fortgeschrittener Technik) praktisch ausgeschlossen ist, fremde Sonnensysteme zu besuchen. Jahrtausende bis Jahrmillionen wären für interstellare Raumreisen erforderlich. Und man wüsste auch gar nicht wohin man fliegen, wo man nach erdähnlichen, lebenstragenden Planeten suchen sollte.

Aliens und UFOS

Wenn wir den zahlreichen seit dem zweiten Weltkrieg (besonders in den fünfziger Jahren) gemeldeten UFO-Sichtungen Glauben schenken wollten, so wären in der letzten Zeit zahlreiche Außerirdische auf der Erde gelandet. Nach Meinung mancher Autoren (z.B. Erich von Däniken) ist der Mensch durch eine Genmanipulation an Affen von ETIs „erschaffen“ worden. Auch zahlreiche Baudenkmäler wie die Pyramiden oder die Statuen der Osterinseln hätten, so wird uns von Vertretern der Präastronautik versichert, nur mit außerirdischer Hilfe errichtet werden können. Die Linien auf der Hochebene von Nazka sollen „Landebahnen“ für außerirdische Raumschiffe sein. Alles Behauptungen, die längst widerlegt worden sind.

Natürlich gibt es UFOS (Unidentifizierte fliegende Objekte) gibt, glaube ich auch, nur sind diese keine außerirdischen Raumschiffe. Eine Untersuchung der Cenap („Centrales Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene“) in Deutschland ergab, dass in der Hälfte aller Fälle kleine Party-Heißluftballons für Raumschiffe gehalten werden. 30 Prozent sind Sterne und Planeten. Ferner werden Meteoriten, verglühender Raummüll von Satelliten und Raketen, Scheinwerfer, Wolken, Flugzeuglichter, Stratosphärenballons, ja sogar Insektenschwärme als UFOs gemeldet. Häufig werden als „Beweise“ für UFO-Sichtungen Fotos vorgelegt. Meist sind die Gegenstände darauf etwa als hochgeworfene Plastikmodelle, Radkappen, Teile eines Gasbrenners oder Lampenschirme zu identifizieren. Nicht selten handelt es sich um Fotomontagen. „Kontaktler“, die Außerirdischen persönlich begegnet oder gar von ihnen entführt und medizinisch untersucht, ja sogar vergewaltigt worden sein wollen, schildern die Außerirdischen stets menschenähnlich, jedoch mit großen Köpfen, was ihre geistige Überlegenheit zeigen soll. Aber gerade dies, dass sie uns gleichen sollen, ist höchst verdächtig.

Eine Untersuchung des österreichischen Psychologen Alexander G. Keul ergab, dass der Anteil psychisch gestörter Individuen unter den UFO-Zeugen (und vieler ihrer unkritischen „Erforscher“) außergewöhnlich hoch ist.

Insgesamt muss die UFO-Hysterie unserer Zeit als Rückfall in den Irrationalismus angesehen werden und für so manchen ist der Glaube an die Anwesenheit außerirdischer, uns weit überlegener Wesen zu einer Art Ersatzreligion geworden. Die UFO-Gläubigen haben sich organisiert und „Glaubensgemeinschaften“ gebildet. Nach Hoimar von Ditfurth schafft der UFO-Kult Trost, weil er die Menschen glauben macht, im Kosmos nicht allein zu sein. Der Mensch lebt nicht nur von Vernunft allein, er sucht Grenzerfahrungen, Transzendenz, neue Formen religiösen Empfindens, Momente des Ergriffenseins, intensives Glück, ja Ekstase. Er will die Fesseln seines irdischen Daseins abstreifen und mit höheren Mächten „auf du und du stehen“. Vor allem die sogenannten „Grenzwissenschaften“ haben sich auf das Thema UFO gestürzt. Da verschmelzen die Geheimnisse der problematischen Untertassen mit der Bedeutung von Stonhenge oder dem Verbleib des sagenhaften Kontinents Atlantis. Die mit primitiven Mitteln von Witzbolden hergestellten Kornkreise werden als Spuren gelandeter UFOs und als geheimnisvolle Botschaften aus dem All gedeutet. Die Vorstellung, dass fremde Astronauten in vorgeschichtlicher Zeit unseren Planeten mitgestaltet haben und noch heute das Tun des Menschen beeinflussen, befriedigt die mystische Sehnsucht, durch außerirdische „Schutzengel“ vor Katastrophen bewahrt zu werden, birgt aber auch die Gefahr, die Hände in den Schoß zu legen und die Verantwortung für diese Erde außerirdischen Mächten zu überlassen, die schon alles richten werden und die uns sagen, wo es lang geht.

In einer Epoche, in der Magie durch Technik ersetzt wird, in welcher „der Himmel von Gott befreit“ ist (C.G. Jung), sucht der Mensch nach neuen Göttern. Ihnen trauen UFO-Gläubige zu, uns von den Sünden der Menschheit (z.B. der Umweltzerstörung) zu befreien oder gar vor dem Untergang (z.B. dem atomaren Selbstmord oder dem ökologischen Holocaust) zu bewahren – oder wenigstens die UFO-Gläubigen (den „heiligen Rest“) auf eine interplanetarische Arche und auf einen fernen Planeten zu retten. So erscheint die Ufologie religionsgeschichtlich als eine neue Form der Erlösungsreligion: Sie soll uns helfen, besser mit den Umwälzungen und den Bedrohungen fertig zu werden, die uns moderne Menschen verunsichern. Die Ufologie ist so Zeichen und Ausdruck eines tiefen Unbehagens der Menschen an ihrer Lebensweise.

Trotz allem: Auch wenn ein Großteil der UFO-Sichtungen natürlich und ohne Annahme außerirdischer Raumschiffen erklärt werden kann (von Fehlinterpretation bis zu Schwindel und Betrug), so bleibt doch ein Rest von fünf Prozent, der unerklärt bleibt, zum Teil einfach deshalb, weil die Zeugenangaben unbrauchbar und in keiner Weise überprüfbar sind. Sollten aber Außerirdische wirklich die Erde besuchen, so ergeben sich zwei Möglichkeiten – entweder bemühen sie sich, unbemerkt zu bleiben, oder nicht. Im ersteren Fall müssen wir erklären, warum dann so viele UFOs beobachtet werden. Eine Rasse, die interstellaren Raumflug beherrscht, müsste eigentlich besser verstehen, sich zu verstecken. Es bleibt also nur die Vermutung, dass die fremden Wesen nichts unternehmen, um sich zu verbergen. Dann aber stehen wir vor dem Problem, dass für eine echte UFO-Beobachtung kein einziger echter Beweis vorliegt. Robert T. Rood und James S. Trefil schließen daher in Ihrem Buch „Sind wir allein im Universum?“ dass für keine der Alternativen irgend etwas spricht. Was immer UFOs über irgendwelche Erscheinungen oder die menschliche Psyche aussagen mögen, über Außerirdische verraten sie gar nichts. Selbst viele Ufologen sind daher von einer realistischen Deutung abgekommen und sprechen davon, dass die „Besucher“ aus „anderen Dimensionen“ oder Parallelwelten“ kämen.

Wo sind sie?

Wenn auch nie außerirdische Raumschiffe auf der Erde gelandet sind, so würden selbst ernst zu nehmende Wissenschaftler nicht die Behauptung wagen, wir Erdenbewohner seien die einzigen intelligenzbegabten Wesen im Universum. Wie schon angedeutet, können wir über die Zahl von ETIs nur spekulieren. Reinhard Schlögl vom Max-Planck-Institut für Biophysik in Frankfurt schätzt, dass auf mindestens einer Million Planeten in der Milchstraße „höhere Lebensformen“ vorkommen könnten. Dagegen meint der Evolutionsbiologe Heinrich Erben, wir seien wohl doch allein, weil der Mensch seine Existenz einer kaum fassbaren Kette von Zufällen verdankt.

Nehmen wir dennoch an, es gäbe andere Zivilisationen mit einer geschätzten Lebensdauer von 600 000 Jahren, so würden, rechnet der Wissenschaftsautor Isaac Asimov, nur wenige Höchstkulturen gleichzeitig existieren: „Auf 270 Planeten unserer Galaxis gäbe es eine Schrift, auf nur 20 Planeten würde moderne Wissenschaft betrieben, auf 10 Planeten hätte die industrielle Revolution den technischen Fortschritt bereits in die Endphase katapultiert, und auf 2 Planeten würde die Schwelle zur Atombombe erreicht oder überschritten – aber die intelligenten Lebensformen stünden auch unmittelbar vor ihrer Selbstvernichtung.“ Intelligente Lebewesen verhalten sich vielleicht zu aggressiv, um lange genug zu überleben; ehe sie imstande sind, den Weltraum zu erobern, haben sie bereits ihre Biosphäre zerstört oder sich gegenseitig umgebracht. Höchstwahrscheinlich sind die Entfernungen im All viel zu gewaltig, als dass man sie mit Raumfahrzeugen je überwinden könnte.

Und überhaupt: Wer sagt, dass alle intelligenten Wesen auch so etwas wie Wissenschaft und Technik hervorbringen müssen? Es lassen sich Kulturen denken, die ganz andere Interessen – z.B. künstlerische – haben. Der österreichische Wissenschaftsphilosoph Wolfgang Stegmüller vermutet darüber hinaus, das „Unternehmen Wissenschaft“ sei etwas so spezifisch Menschliches, dass keinesfalls zu erwarten sei, es gäbe noch irgendwo im Weltall Wissenschaft und Technik.

Der amerikanische Wissenschaftsphilosoph Nicholas Rescher meint dagegen, dass eine extraterrestrische Zivilisation sehr wohl Wissenschaft entwickeln könnte, allerdings eine, die mit der unseren nicht vergleichbar wäre, weil sie mit einem ganz anderen Begriffssystem und anderen Erklärungsmechanismen arbeiten würde, so dass es auch schwierig oder unmöglich wäre, mit ihren Vertretern intellektuell Kontakt aufzunehmen. Hans D. Baumann schreibt in seinem Buch „Unsere fernen Nachbarn“: „Man könnte sich vorstellen, dass sich Kraken dereinst auf den Weg zur Intelligenz begeben; aber wie anders sähe ihr Weltbild aus als das unsere, obwohl wir auf demselben Planeten leben!“

Rood und Trefil argumentieren anders: Jede Zivilisation, welche die überall gültigen Naturgesetze anwendet, um ihre Umwelt zu verändern, muss notwendigerweise eine Wissenschaft entwickeln, die der unseren, wenn schon nicht in der Form, so doch im Inhalt ähnlich ist. Daraus ergibt sich: Wenn wir die Fähigkeit besitzen, in den Weltraum zu expandieren, wird jede andere fortgeschrittene Zivilisation dazu ebenfalls in der Lage sein.

Und wenn interstellare (geschweige denn intergalaktische) Raumreisen in vertretbaren Zeiträumen technisch nicht verwirklicht werden können, so müsste immerhin jede Rasse mit fortgeschrittener Technologie imstande sein, interstellare Kommunikationssysteme zu bauen.

Das Projekt SETI (Search for extraterrestrial intelligences)

Auf der Erde werden erst seit einigen Jahrzehnten Funksignale erzeugt, die sich daher noch nicht sehr weit in den Raum ausgebreitet haben können. Auch wurden mittels Radioteleskopen digital verschlüsselte symbolische „Bilder“ ins All gesendet, in der Hoffnung, dass diese Signale in etlichen Jahren oder Jahrhunderten irgendwo empfangen und womöglich beantwortet werden. Es könnte theoretisch jedoch sein, dass andere Zivilisationen schon früher ein Suchprogramm gestartet haben, das wir jetzt empfangen können. Und so wird umgekehrt nach außerirdischen Signalen nichtnatürlichen Ursprungs gefahndet – bisher (und vielleicht für immer) vergeblich. Ist das Suchprojekt dennoch sein Geld wert? Nun, als forschendes Neugierwesen möchte der Mensch eben gerne wissen, ob er allein ist oder ob er „Brüder im All“ (Heinz Haber) hat. Asimov fragt sich, was wäre, wenn überhaupt keine extraterrestrischen Intelligenzen existierten? Oder zwar existierten, aber so weit entfernt sind, dass wir ihre Signale nicht empfangen können? Oder zwar existierten, aber gar keine Signale aussenden? Oder zwar existieren, ihre Signale aber in einer Art und Weise aussenden, dass wir sie nicht empfangen können? Oder zwar existierten, wir aber ihre Signale nicht verstehen können?

Haben wir dann wirklich viel Geld verschwendet? Vielleicht nicht, zumindest wenn man bedenkt, wieviel Geld für die Rüstung ausgegeben wird. Die Rüstungsanstrengungen stärken nur Hass und Angst und vergrößern ständig die Gefahr einer weltweiten Vernichtung der Menschheit – die Suche nach außerirdischen Intelligenzen dagegen könnte eine gewisse einigende Wirkung haben.

Sollte aber eines Tages tatsächlich ein technisch erzeugtes ETI-Signal aufgefangen (und entschlüsselt) werden, so wäre dies natürlich eine Sensation ersten Ranges und hätte ganz sicher tiefgreifende Veränderungen unseres Denkens zur Folge. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass wir nie wissen werden, ob wir „Brüder im All“ haben, so tröstlich (oder erschreckend?) dies auch sein mag. Wir werden nie erfahren, ob wir einsam in Raum und Zeit auf einem winzigen Planeten eines Gelben Zwergs (unserer Sonne) das Zentrum einer mittelmäßigen Galaxis umkreisen. Doch braucht uns dieser Gedanke nicht zu erschrecken. Das Weltall ist nicht jener lebensfeindliche Raum, für den es lange gehalten wurde. Ditfurth: „Er ist unser Weltraum. Er hat uns hervorgebracht und erhält uns am Leben. Wir sind seine Geschöpfe.“ Wir bestehen aus Sternenstaub, aus Elementen die bei der Kernfusion in Sternen entstanden sind und die am „Lebensende“ des Sterns bei einer Supernova-Explosion ins All geschleudert wurden. Aus diesem Stoff haben sich neue Sterne und damit auch unsere Sonne mit ihren Planeten gebildet. Wir sind „Kinder des Weltalls“. Aber gerade die unermessliche Größe des Kosmos, dessen Gestalt, Anfang und Ende unser Vorstellungsvermögen weit überschreitet, sollte Anlaß zu Bescheidenheit sein. Und es sind die Wissenschaftler, die dieses All und die Möglichkeit von Leben in ihm erforschen, die mit fortschreitender Erkenntnis immer bescheidener werden, im Gegensatz zu den alles besser wissenden Vertretern von Pseudowissenschaften wie der Ufologie. Wir sind nach Trefil nicht der Mittelpunkt des Universums oder spielen sonstwie eine herausragende Rolle im Ablauf des kosmischen Geschehens, vielleicht aber sind wir doch etwas Besonderes – und das wollen viele Zeitgenossen nicht gerne wahrhaben: ein äußerst unwahrscheinliches Produkt des Zufalls!

Literatur:

Asimov, Isaac: Außerirdische Zivilisationen. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1981

Baumann, Hans D.: Unsere fernen Nachbarn. Wie sich die Erdbewohner die Außerirdischen vorstellen. Rasch und Röhrig, Hamburg 1990

Ditfurth, Hoimar von: Kinder des Weltalls. Der Roman unserer Existenz. Knaur TB 319, München 1973

Luczak, Hania: UFOS – Warum es sie gibt. Raumfahrt in die Innen-Welt. In GEO 4/1992

Rood, Robert T. – Trefil, James S.: Sind wir allein im Universum. Birkhäuser, Basel 1982