Dummheit

(aus Alois Reutterer: „Die globale Verdummung – Zum Untergang verurteilt?“ Springer, WienNewYork 2005)

Wir alle sind in mancher Beziehung dumm und handeln hin und wieder dumm. Daher muss jeder, der über dieses Phänomen spricht, paradoxerweise voraussetzen, sozusagen über den Dingen (auf einer Metaebene) zu stehen, also nicht dumm, sondern klug zu sein, obwohl genau diese Anmaßung als Zeichen für Dummheit gilt, wie schon Musil (1937) feststellte. Wer also über die Dummheit spricht, erhebt sich über sie. Dumm sind die anderen. Es ist wie bei jedem Massenphänomen: Keiner zählt sich selbst zur (manipulierbaren dummen) Masse. Allerdings stellt sich die Frage: Wer ist der Dümmere? Jener der sich für klug hält, oder der, welcher sich seiner Dummheit bewusst ist? Als „dumm“ bezeichnen wir aber nicht nur einen Menschen, sondern auch eine Handlung oder ein Überzeugungssystem, z.B. eines das wir für abergläubisch halten.

Die Beschäftigung mit der menschlichen Dummheit ist irgendwie auch deprimierend, weil man zwangsweise erkennen muss, wie unglaublich dumm Menschen sein und sich verhalten können. Man wird (nach Grossgebauer 2001) mit den furchtbarsten Fehlverhalten des einzelnen Menschen und denen der gesamten Menschheit von den Anfängen der Menschheit bis in die heutige Zeit konfrontiert. Die Dummheit entpuppt sich als eine heimliche und zugleich unheimliche Weltmacht. Dummes Verhalten setzt nicht unbedingt persönliche Dummheit im Sinne von Intelligenzmangel voraus. Eine angeborene Disposition dafür gibt es nur sehr beschränkt. Die wahren Ursachen für dummes Verhalten liegen weniger in einem Mangel an Denkvermögen als vielmehr im emotional-triebhaften Bereich. Und meist wird Dummheit im Zuge einer generellen Verdummung (oder derber ausgedrückt: „Verblödung“) durch verschiedene Institutionen oft erst künstlich erzeugt. Obwohl uns dummes Verhalten auf so gut wie allen Gebieten menschlichen Meinens, Entscheidens und Tuns begegnet, gibt es doch etliche Bereiche, wo dies besonders erschreckende Formen annimmt oder gar bedrohlich für die Existenz der Menschheit ist (obwohl mancher beim Erkennen des wahren Ausmaßes der Dummheit des Menschengeschlechts zum Schluss gelangen könnte, dass es um eine so dumme Gattung eigentlich ohnedies nicht schade sei). Wenn man nicht so pessimistisch-fatalistisch urteilt, sondern das Ganze mit etwas Humor nimmt und auch einsieht, dass dumm zu sein oder dumm zu handeln 1. relativ ist (es kommt auf den Standpunkt an, ob man eine Handlung als dumm beurteilt) und 2. mitunter auch Vorteile hat, kann man sich die Frage stellen, ob es Sinn macht, Dummheit zu bekämpfen und wenn ja, wie sie bekämpft werden kann und wie die schlimmsten Auswirkungen dummen Verhaltens eingedämmt werden könnten. Wir sollten versuchen, in aller Bescheidenheit unsere Unzulänglichkeit zu sehen, unsere „emotionale Abhängigkeit und affektive Unberechenbarkeit“ (Gerspach 1988), unsere eigene Dummheit zu begreifen.

Was ist „Dummheit“?

In dieser Form ist die Frage inkorrekt, denn es gibt kein „Wesen“ der Dummheit an sich, das wir etwa im Sinne von Platon in einer Art intuitiver „Wesensschau“ „erkennen“ könnten. Hier wird nämlich nach der Definition eines Ausdrucks gefragt. Jede Definition aber beruht auf einer Konvention. Die Frage muss also lauten: „Was versteht man gemeinhin unter dem Ausdruck „Dummheit“?“ oder „Was wollen wir unter „Dummheit“ verstehen?“ Und da zeigt sich schnell, dass der Begriff keineswegs eindeutig definiert und auch schwer definierbar ist, das heißt eingrenzbar und damit fassbar, weil es sehr verschiedene Auffassungen und Formen von Dummheit gibt. Das Wort „Dummheit“ ist ein „Gießkannenwort“ – und übrigens ein Gorgonenhaupt: Sobald man einen Kopf abschlägt, wächst anderswo ein neuer nach.

Besser und korrekter als von „der Dummheit“ als Substantiv zu sprechen – als ob es sich um eine Wesenheit handelte – wäre, von „dummen“ Aussagen, Umständen, Handlungen oder Ideengebäuden zu reden. Dieser Einsicht und Feststellung zum Trotz wollen wir der Kürze halber auch hier von „der Dummheit“ sprechen.

Etymologisch geht das Wort „dumm“ auf das verlorene Verb „dimban“ zurück, mit dem Bedeutungskreis „dumpf, ohne Geschmack und Würze, taub, schwachköpfig, stumm“. Dies hängt auch zusammen mit dem gotischen Wort „dums“ und dem althochdeutschen Ausdruck „tumb“.

Wenn wir also das Wort „Dummheit“ nicht so einfach und direkt definieren können, so gilt es, Kriterien für seine Anwendung zu suchen, die möglichst allgemeine Akzeptanz finden. Gürster (1967) meint freilich, dass wir die Dummheit selbst nie in den geistigen Blick bekommen können, „nicht zuletzt darum, weil das Arsenal ihrer Verkleidungen und Masken unübersehbar ist und weil sie zuweilen sogar im Kostüm der Klugheit auftreten kann“.

Es gibt zahlreiche Ursachen, warum wir dumm handeln. Wir handeln dumm, weil

  1. der im Verlauf der Hominisation entstandene angeborene Teil unserer Intelligenz nicht ausreicht, wir einen angeborenen Intelligenz„mangel“ haben, d.h. verschiedene – zum Teil auch geschlechtsgebundene – Begabungen nicht in dem Maße ausreichend vorhanden sind, um uns zweckmäßig und situationsangemessen handeln zu lassen. (Freilich erhebt sich die Frage nach einem Maßstab für menschliche Intelligenz. Wo liegen die Grenzen einer optimalen oder maximalen Intelligenz?) unsere Intelligenz (v.a. die Fantasie) in unserer Kindheit und Jugend in Erziehung und Ausbildung zu wenig oder falsch gefördert wurde
  2. wir durch Erziehung und geheime Miterzieher (Freunde, weltanschauliche Institutionen und Medien, Traditionen) indoktriniert und künstlich verblödet werden
  3. es in den Schulen an Aufklärung und wissenschaftlicher Ausbildung mangelt und auch die Medien ihrer Bildungsaufgabe nicht gerecht werden
  4. wir nicht imstande sind, sehr komplexe Zusammenhänge zu erfassen und langfristige Folgen unseres Handelns vorauszusehen
  5. wir zu wenig Fantasie haben, um uns die Folgen dummen Tuns auszumalen
  6. unsere Emotionen und Motivationen uns entgegen besserem Wissen längerfristig gesehen unangemessen, eben dumm, handeln lassen
  7. wir unbewusst verschiedensten kognitiven Täuschungen unterliegen, die häufig zu dummen Fehlentscheidungen führen
  8. wir (vor allem bei diffizilen philosophischen Problemen) der „Verhexung des Verstandes durch die Mittel der Sprache“ (Wittgenstein) unterliegen und dadurch „falsch“ denken – mit oft haarsträubenden Resultaten, etwa in der Annahme „geistiger Wesenheiten“.

Allgemein können wir festhalten:

  • Dummheit ist ein Phänomen, das uns überall in der menschlichen Umwelt in vielfältigster Form begegnet. Daher ist der Ausdruck selbst auch kaum definierbar. Besser als von „der“ Dummheit zu sprechen, sollte eigentlich von „dummen“ Aussagen, Umständen, Handlungen oder allenfalls Ideengebäuden die Rede sein.
  • Meist wird „Dummheit“ negative definiert als das Gegenteil von Intelligenz, als mangelnde Fähigkeit zur Problemlösung, als Denkschwäche. Aber auch Fantasielosigkeit ist ein wesentliches Merkmal des dummen Menschen.
  • Handlungen nennen wir „dumm“, wenn ein Verhalten der Situation unangemessen ist und ungewollt einen Schaden herbeiführt.
  • Dumm sein ist relativ. Es lassen sich folgende Unterschiede feststellen: Zeitlich und situationsabhängige individuelle Dummheit, interindividuelle (was mir dumm erscheint, muss es für den andern nicht sein), gesellschaftliche (unterschiedliche Bewertung von Handlungen als dumm oder nicht dumm in verschiedenen Gesellschaften) und historische Dummheit (was früher als gescheit und richtig galt, erscheint uns heute äußerst dumm).
  • So wie es die verschiedensten Formen von Intelligenz gibt, gibt es auch eine große Zahl von Arten der Dummheit: Konzept der multiplen Dummheit. Wir sind in verschiedener Hinsicht (partiell) dumm.
  • So wie es Begabungsunterschiede der Geschlechter gibt, existieren auch geschlechtsspezifische Formen dummen Verhaltens. Während der IQ von Frauen eher um einen Mittelwert angesiedelt ist, gibt es häufiger sehr intelligente, aber auch sehr dumme Männer.
  • Auch an sich kluge Menschen können sehr dumm handeln, zum einen aufgrund fehlgeleiteten Denkens (kognitive Täuschungen, Bestätigungstendenz, Wahrnehmungstäuschungen, Gedächtnistäuschungen, logische Fehler beim Schließen, Unfähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erfassen, Neigung zu Verschwörungstheorien, Verhexung des Verstandes durch die Sprache).
  • Der andere Grund sind unsere Gefühle, die unser Denken und Handeln stärker als man glaubt, beeinflussen (Affekte, besonders Angst und Panik, Kränkungen unserer Geisteshaltung).
  • Zahlreiche unserer Verhaltensweisen sind nicht „dumm an sich“, sondern im Verlauf unserer Evolution entstanden und ursprünglich durchaus sinnvoll. Sie sind aber unserer Massengesellschaft von heute nicht mehr adäquat.
  • Auch viele im Verlauf der Geschichte entstandene Traditionen führen heute zu eigenartig dummen Handlungen.
  • Viele Menschen unterliegen (meist durch mangelnde wissenschaftliche Ausbildung) geistigen Verirrungen, die den Blick verstellen und sie dumm handeln lassen (Vorurteile, Leichtgläubigkeit, Aberglaube und Fanatismus).

Bei der Vielzahl möglicher Formen und Ursachen von Dummheit wäre es vermessen, zu glauben, dass Dummheit und dummes Handeln des Menschen jemals ausgerottet werden könnten.

„Reiche der Dummheit“

Dummheit tritt uns vor allem in zweierlei Formen entgegen: Menschen konstruieren die dümmsten Ideengebäude und in allen Lebensbereichen werden die unglaublichsten Dummheiten begangen. Schuld daran ist weniger die allgemeine Beschränktheit des menschlichen Verstandes

und die angeborene Dummheit des einzelnen, als vielmehr die im Lauf des Lebens erworbene Dummheit.

  1. Zur Dummheit kann man erzogen werden, etwa indem Vorurteile von Generation zu Generation weiter gereicht oder neue geschaffen werden: Vorurteile machen dumm. Dummheit ist lernbar.
  2. Eine wesentliche Rolle im Prozess der Verdummung spielen nicht zuletzt die Medien. Statt Aufklärung – etwa im Bereich der Esoterik und der Pseudowissenschaften – wird Volksverblödung betrieben. So macht Fernsehen häufig dumm, obwohl es auch gescheit machen könnte.
  3. Die kollektive Verdummung geht Hand in Hand mit einem fortschreitenden Sprachverfall: Unreflektierte Floskeln, kaum verstandene Anglizismen, sowie verharmlosende Euphemismen und Schlagwörter – v.a. in Politik und Wirtschaft – vernebeln die Sprache und damit das Denken.
  4. Eine Dummheit der besonderen Art finden wir im moralischen Bereich: Zahlreiche überkommene moralische Normen sind heute einfach nicht mehr zeitgemäß, richten sogar Schaden an und sind deshalb als ausgesprochen dumm zu bezeichnen. Man denke nur an die widernatürliche Sexualmoral der katholischen Kirche und insbesondere das vatikanische Pillenverbot im Zeitalter der totalen Übervölkerung der Erde. Ob eine zeitgemäße Moral, die menschengerecht, sachgerecht und auch praktikabel ist, gegen die kurzsichtige Dummheit der meisten Menschen global durchgesetzt werden kann, ist allerdings mehr als fraglich.
  5. Ein Ergebnis der kollektiven Verdummung ist der typische hinterweltlerische Spießbürger: engstirnig und vorurteilsbeladen. Soldatische oder Beamtenkarriere erscheinen ihm besonders erstrebenswert.
  6. Die Machtgeilheit der Dummen lässt auch für die Politik nichts Gutes erwarten. Wirklich intelligente und fantasievolle Menschen begegnen wir in der hohen Politik selten. Höchstleistungen dummen Verhaltens produziert die Hinterwelt, wo Ideologien oder Fanatismus im Spiel sind.
  7. Aggressive Gefühle – mitunter von gewaltstrotzenden Fernsehfilmen geschürt – können in primitiv-dumme Gewaltakte ausarten. Im Krieg kann Dummheit zum Massenmörder werden. Unser evolutives Erbe verhindert offenbar, Konflikte rational zu lösen. Die eigentliche Ursache für Kriege ist nicht die Aggression des einzelnen, sondern liegt meist in irgendwelchen Dummheiten, z.B. in läppischen ideologischen (nicht selten religiösen) Streitigkeiten. Schon deshalb müssen wir das Problem der menschlichen Dummheit ernst nehmen: Wenn du den Frieden willst, bekämpfe die Dummheit.
  8. Der Mensch verursacht in seinem Unverstand globale ökologische Probleme. Selbst wenn er die komplexen Zusammenhänge erkennt, tut er häufig aus egoistisch-emotionalen Gründen das Falsche. Vielleicht sind wir wirklich zu dumm zum Überleben.
  9. Mit ihrer mangelhaften geistigen Fähigkeiten hängt auch die Unfähigkeit der meisten Menschen zusammen, gewisse Illusionen als solche durchschauen zu können. So glauben viele an einen vorgegebenen absoluten Sinn des menschlichen Lebens, an freie Willensentscheidungen oder eine Seelensubstanz. Sich eine ständig sich wiederholende Reinkarnation oder ein ewiges Leben in voller Konsequenz nicht vorstellen zu können, auch darin besteht eine gewisse Beschränktheit des Denkens der Mehrheit der Menschen.
  10. Durch hirnlähmende Indoktrination können ganze Völker ideologisch verdummt und unmündig gemacht werden. Dies zeigen nicht nur die Regime der Kommunisten und Nazis, sondern auch religiöse Machtsysteme. Häufig endet diese Verdummung in Fanatismus, der alles eher als harmlos ist, man denke nur an den Terror islamischer Fundamentalisten.
  11. Sieht man sich die verschiedenen Religionen an, kann man sich nur wundern, wieviel Unsinn Menschen zu glauben imstande und auch bereit sind. Wie wir heute wissen, gibt es eine biologische Verankerung der Religiosität im menschlichen Gehirn, weshalb uns das Faszinosum des Transzendenten und Esoterischen wohl auch in Zukunft erhalten bleiben wird. Die Theologie maßt sich an, über etwas Unwissbares – das Metaphysische – etwas wissen zu können. Die christliche Theologie erweist sich in ihrer Widersprüchlichkeit als abstruses Ideensystem par excellence. Hexen- und Teufelswahn sind besondere Blüten theologischer Spitzfindigkeiten und menschlicher Dummheit. Aber auch der Buddhismus ist letztlich nicht intelligenter als andere irrationale Sinngebungssysteme.
  12. Da die Antworten auf Lebensfragen von immer mehr Menschen zunehmend als unbefriedigend empfunden werden, schießen Ersatzreligionen in Form unsinnigsten und dümmsten Aberglaubens ins Kraut – der aber immer schon auch mit religiösem Glauben verquickt war.
  13. Auch der Esoterikmarkt wird von abergläubischen Vorstellungen und Praktiken überschwemmt. Wahrsagen, Heilsteine, kosmische und Pyramidenenergie, Channeling und andere Schlagworte spuken in den Köpfen der naturwissenschaftlich unbedarften Halbgebildeten herum.
  14. Zahlreiche Pseudowissenschaften sind ins Reich der Esoterik einzuordnen. Pseudowissenschaften erheben den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, den sie aber nicht einlösen können. Kreationismus, Parapsychologie, Astrologie, Radiästhesie oder Feng shui sind Beispiele für Pseudowissenschaften.
  15. In der „Paramedizin gibt es eine Unmenge von pseudomedizinischen „Theorien“ und Verfahren, die als unwissenschaftlich und unbrauchbar eingestuft werden müssen, z.B. die Homöopathie. Sie haben praktisch nur Placebowirkung.
  16. Ufologie und Präastronautik sind ein weiterer zu den Pseudowissenschaften zählender Bereich, garniert mit oft haarsträubenden „Theorien“, die häufig geradezu religiöse Dimensionen annehmen.
  17. Selbst in den Wissenschaften finden wir jede Menge Dummheit. Hauptschuld an dummen Vorstellungen bei Wissenschaftlern sind eine mangelhafte oder überhaupt fehlende naturwissenschaftliche und psychologische Ausbildung.
  18. Was die „Königin der Wissenschaften“, die Philosophie, anlangt – auch sie strotzt geradezu vor Dummheit. Wurden hier doch in Verlauf ihrer zweitausendjährigen Geschichte die verrücktesten Ideen gesponnen. Im Bestreben, die „tiefsten Wahrheiten“ zu ergründen, ersannen ungezählte Berufsdenker den größtmöglichen und dümmsten Unsinn. Es ist insbesondere ihr Sprachjargon, der sie mitunter zu den abstrusen Denkgebäuden verführt hat.

„Kampf der Dummheit?“

Die Frage, ob es überhaupt Sinn macht, die Dummheit bekämpfen zu wollen, kann auf dreierlei Art beantwortet werden:

  1. Dumm zu sein hat auch zahlreiche Vorteile. Daher sollte die Dummheit nicht bekämpft, sondern vielmehr ausgenutzt werden.
  2. Die Dummheit zu bekämpfen bringt nichts, gegen sie ist kein Kraut gewachsen.
  3. Die Dummheit zu bekämpfen ist eine für die Menschheit überlebenswichtige Notwendigkeit, da sie uns zum Verhängnis zu werden droht.

Da sie aber wohl nicht gänzlich abgeschafft werden kann, sollten wir eher versuchen, sie zu überlisten als sie systematisch zu bekämpfen, meint Boxsel.

Andere meinen, wenn wir eine bessere Welt wollen, müssen wir die Dummheit bekämpfen. Der Kampf gegen die Dummheit (dumme Ideensysteme und dumme Handlungen) müsse an allen nur denkbaren Fronten geführt werden, wofür sich folgende Möglichkeiten anbieten:

  • Dummheitsprophylaxe in der Familie;
  • wissenschaftliche Aufklärung an den Schulen, Universitäten und Volksbildungseinrichtungen;
  • Aufklärung statt Verdummung durch die Medien.

An internationalen Maßnahmen gegen die Dummheit der Menschheit werden vorgeschlagen:

  • bessere (v.a. naturwissenschaftliche und psychologische) Ausbildung;
  • weltweite Aufklärung über Aberglaube und Ideologien;
  • Konfliktforschung und Friedenserziehung;
  • internationale Dummheitsforschung;
  • internationaler Gerichtshof der Vernunft.

Trotz aller Bemühungen wird die Dummheit auch weiterhin ein treuer Begleiter des Menschen durch die Geschichte bleiben.

Da sie uns aber zugrunde zu richten droht, ist es überlebensnotwendig, sie wo immer möglich bloßzustellen. Nur was man kennt, kann in seiner Bedeutung angemessen eingeschätzt und eventuell bekämpft

werden, wo und wenn dies sinnvoll erscheint. Sinnvoll aber ist dies deshalb, weil damit auch viel Leid erspart werden kann, denn dumm zu handeln, zieht häufig auch negative Folgen nach sich. Dummheit nicht zu bekämpfen oder gar zu fördern, weil die Dummheit der vielen einigen auch Vorteile bringt, ist ein egoistisches Motiv und aus

ethischer Sicht abzulehnen. Wir müssen immer wieder versuchen, die eigene Dummheit ein wenig besser zu durchschauen, denn es ist ja schier unglaublich, was wir alles gegen jede Vernunft zu denken und tun bereit und in der Lage sind. Als ultima ratio hilft hier nur der Humor, der uns erlaubt, die Dinge nicht immer so ernst zu nehmen, etwas über ihnen zu stehen und über unsere eigene Dummheit und diese törichte Menschenwelt zu lachen.